#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 20.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.11.2024 um 10.30 UTC
Wechselhaft, ab Sonntag aber wieder deutlich milder.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.11.2024
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag liegt Deutschland zunächst noch
im Randbereich eines Langwellentroges, der aber bereits am Vormittag rasch
ostwärts abzieht. Ihm folgt von Westen ein Höhenrücken nach, in dessen
Einflussbereich wir zunehmend gelangen. Er stützt am Boden ein Hochdruckgebiet
mit Schwerpunkt über Südosteuropa, von dem aus ein Keil über Deutschland hinweg
Richtung Skandinavien gerichtet ist. Dabei ist zunächst noch die Kaltluft mit
Werten zwischen minus 3 und minus 7 Grad in 850 hPa vorherrschend. Mit dem
abziehenden Trog kommt es zunächst im Küstenumfeld und im Osten/Südosten noch
vereinzelt zu Niederschlägen, die im Bergland als Schnee fallen.
Bereits am Abend und in der Nacht zum Sonntag greift von Westen die Warmfront
eines Orkantiefs (Kerndruck unter 940 hPa) mit Kern nordwestlich der Britischen
Inseln von Westen auf Deutschland über und erreicht in der Früh bereits die
östlichen Landesteile. Damit wird ein deutlich milderer Witterungsabschnitt
eingeleitet und die Temperatur in 850 hPa steigt auf bis zu plus 8 Grad an.
Damit kommen auch vor allem im Norden und der Mitte Niederschläge auf und da die
Temperatur zuvor im Osten und Süden nochmal in den Frostbereich absinkt, fallen
diese dort teils als Schnee, teils ist auch gefrierender Regen nicht
ausgeschlossen. Auch der Druckgradient nimmt deutlich zu, vor allem an den
Küsten und im Bergland muss mit Sturmböen, teils auch schweren Sturmböen
gerechnet werden.
Am Sonntag hat uns die Achse des Höhenrückens bereits ostwärts überquert. Wir
verbleiben aber am Rande des Orkantiefs mit Kern bei den Hebriden in einer
südwestlichen Strömung, sodass die Zufuhr der sehr milden Luft bestehen bleibt.
Die Windsituation bleibt unverändert. Niederschläge fallen zunächst vor allem
noch im Nordosten und Osten, dort ist anfangs noch die feste oder zumindest die
Mischphase möglich. Sonst bleibt es überwiegend trocken, denn die nachfolgende
schwache Kaltfront verbleibt noch leicht wellend über der Nordsee.
Am Montag gelangen wir zunehmend auf die Vorderseite eines dem Rücken
nachfolgenden Langwellentroges. Dadurch bekommt die wellende Kaltfront ein wenig
Schub und greift am Nachmittag von Nordwesten und Westen mit Regen auf uns über.
Sie erreicht bis Dienstagfrüh auch den Osten und Südosten des Landes und drängt
die sehr milde Luft ostwärts ab.
Am Dienstag erfolgt schließlich die Passage des sich abflachenden Troges. Da die
eingeflossene gealterte Polarluft (T850 hPa um 0 Grad) rasch unter schwachen
Hochdruckeinfluss gelangt, ist die Schauertätigkeit aber gedämpft.
Am Mittwoch zieht der Trog ostwärts ab, ihm folgt ein weiterer Randtrog, der im
Tagesverlauf über den Norden und Osten hinwegschwenkt. Somit bleibt es im Norden
wechselhaft. Richtung Süden hält sich hingegen noch schwacher Hochdruckeinfluss
und es bleibt überwiegend trocken.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis Dienstag für Mitteleuropa als sehr gut
bezeichnet werden. Erst am Mittwoch gibt es größere Unterschiede zu den
Vorläufen. Nach den gestrigen Läufen sollte sich ab Mittwoch landesweit
Hochdruckeinfluss durchsetzen, der heutige 00 UTC Lauf lässt hingegen erneut ein
Tief bzw. den oben beschriebenen Randtrog von Nordwesten übergreifen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen globalen Modellen zeigt bis Dienstag keine
signifikanten Unterschiede für den Vorhersageraum. Am Mittwoch hingegen nehmen
die Unterschiede zu. Während EZMW mit dem Tief/Trog kaum Niederschläge
übergreifen und Richtung Süden hohen Luftdruck dominieren lässt, greift nach
ICON und GFS ein wellendes Frontensystem auf uns über. Dabei kann es vor allem
im Norden und in der Mitte auch kräftiger regnen, bevor die Front in der Nacht
zum Donnerstag auch den Süden erreicht.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für ausgewählte Stationen in Deutschland zeigen bis
einschließlich Dienstag sowohl bei der Temperatur in 850 hPa als auch beim
Geopotential 500 hPa einen sehr geringen Spread, sodass die Vorhersage als
sicher bezeichnet werden kann. Dabei zeigt sich der deutliche Temperaturanstieg
beginnend am Samstag mit einem Höhepunkt zum Montag hin und nachfolgend mit
Passage der Kaltfront wieder der Temperaturrückgang. Ab Mittwoch nimmt der
Spread zu. Während aber die Mehrheit der Member einen weiteren kontinuierlichen
Rückgang der Temperatur zeigt, was für die weitere Frontpassage wie bei ICON und
GFS sprechen würde, zeigt der Hauptlauf wieder einen Anstieg der Temperatur.
Auch die wiederholten Niederschlagsignale seitens der Ensemblemember stützen die
GFS und ICON Lösung, nach dem EZMW-Modell würde es weitgehend trocken bleiben.
Die Clusterung des EZMW-Modells zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster. Signifikante Unterschiede für Mitteleuropa sind aber nicht auszumachen.
Für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch 00 UTC gibt es zwei Cluster. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich in Cluster zwei mit weiteren 25 Membern. Cluster 1
wird durch 26 Member vertreten und zeigt noch eine weitere Variante, in der der
von Westen herankommende Trog deutlich langsamer ostwärts vorankommt und
deutlich weiter nach Süden reicht.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nahezu an allen Tagen sind an den Küsten und im Bergland Sturmböen Bft 8 bis 9
aus Südwest wahrscheinlich. In exponierten Höhenlagen auch schwere Sturmböen Bft
- Auf dem Brocken muss ab Sonntag auch mit Orkanböen (Bft 11 bis 12) aus
Südwest gerechnet werden. Ab Mittwoch lässt der Wind allgemein wieder nach.
Am Samstag gibt es im Bergland, im Osten und Südosten teils auch bis in tiefe
Lagen etwas Schneefall, markante Mengen werden aber nicht erwartet. Dort ist in
der Nacht zum Sonntag und Sonntagfrüh stellenweise auch gefrierender Regen mit
Glatteisbildung nicht ausgeschlossen.
Sonst sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger