#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 19.11.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.11.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Abziehender Sturm, nachts aber vor allem im Süden zunächst noch stürmisch mit
kräftigen Niederschlägen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … zieht ein Sturmtief über dem Nordosten Deutschland nach Polen ab.
Dass es sich doch nicht so stark entwickelte, wie teilweise im Vorfeld gedacht,
lag am recht weit zurückhängenden Trog und dessen Jet, der nicht optimal mit dem
Bodentief interagieren konnte. Der Kerndruck liegt aktuell bei etwas mehr als
980 hPa, die Böen erreichen an der Südflanke des Tiefs und Bft 8 bis 9,
vereinzelt bei Schauern Bft 10. Im höheren Bergland und auf Gipfeln der
Mittelgebirge werden oft 10 bis 12 Bft erreicht. Die Böen halten nachts zunächst
im präfrontalen Bereich vor der Kaltfront auch an.
Die ausgehend vom Tief nach Südwesten zurückhängende Kaltfront stößt von der
Mitte aus rasch weiter nach Südosten vor und überquert in der zweiten
Nachthälfte die Alpen. Das Ganze ist verbunden, dank kräftiger PVA, mit einem
breiten Regenband, in das an der Kaltfront auch eine Schauerlinie, vereinzelt
mit Gewittern eingelagert sein kann. Trotz starker Scherung ist das aktuell nur
in Bruchstücken zu sehen, das wird wohl auch in der Nacht ähnlich bleiben,
sodass die Bft 10 ganz runter wohl die Ausnahme bleiben dürfte. Sollte sich dich
eine markante Schauerlinie bilden, wäre die Bft 10, bei Oberwinden von 50 bis
60kt, häufiger möglich und es müsste über eine Aufstockung der Windwarnungen in
den entsprechenden Regionen nachgedacht werden.
Der Niederschlag geht mit Vorstoßen der Kaltluft und Temperaturrückgang in 850
hPa auf -4 bis -7°C teilweise bis ganz runter in Schnee über. Liegen bleiben
dürfte erst oberhalb 400 bis 600 m etwas, meist 1 bis 5 cm, vereinzelt in
Staulagen mehr. Nur an den Alpen schneit es stärker, dort gibt es vorübergehend
starken Stau und entsprechende Schneefälle. Gebietsweise sind 10 bis 20 cm
Neuschnee möglich, im Allgäu bis 30 cm.
Der Wind lässt im Laufe der Nacht, mit Passage der Kaltfront nach; in tiefen
Lagen unter die Warnschwellen. Im höheren Bergland bleibt es windig, teils
stürmisch in einigen Gipfellagen.
Im Norden schneit es an der Nordflanke zunächst zeitweise oder es tritt
Schneeregen auf, wobei auch eine dünne Schneedecke oder Matsch spätnachmittags
und abends möglich ist. Im Laufe der Nacht zieht der skalige Niederschlag nach
Osten ab und geht unter dem vorstoßenden Randtrog, der zum einem großen
Langwellentrog über Nordeuropa gehört, mit der Höhenkaltluft (-35°C in 500 hPa)
zunehmend in Schauer über, die auf den Norden und später bis in die Mitte
übergreifen. Vereinzelte Gewitter sind am ehesten im Nordseeumfeld möglich. Der
Wind spielte und spielt im Norden nicht die große Rolle. Am ehesten an den
Küsten, vor allem an der Ostsee ist im Laufe der Nacht die ein oder andere
steife, exponiert stürmische Böen nicht ausgeschlossen.
Bei Aufklaren, das klappt am ehesten im Nordwesten, und in den Mittelgebirgen
sinkt die Temperatur auf Werte um 0°C oder leicht darunter, sonst bleibt es
wegen der Bewölkung und Durchmischung meist frostfrei. Bei leichtem Frost wäre
auch Glätte durch gefrierende Nässe möglich.
Mittwoch … stößt auf der Rückseite des zum Finnischen Meerbusen abziehenden
Sturmtiefs durch kräftige Kaltluftadvektion der Höhentrog bis ins Mittelmeer und
zum Balkan vor. Die zum Sturm gehörige Trogachse liegt dann schon über dem
östlichen Mitteleuropa, was bei uns eine zyklonale nordwestliche Strömung zur
Folge hat, in der weitere kurzwellige Troganteile am Boden und in der Höhe nach
Südosten ablaufen und den Trog regenerieren.
Einer dieser Tröge lässt schon nachts wieder Schauer aufkommen, tagsüber folgen
weitere Tröge, die teils auch recht markant simuliert werden und Schauer oder,
wahrscheinlich vor allem in den Mittelgebirgen und dortigen Staulagen auch
längere schauerartige Niederschläge zur Folge haben. Schwerpunktmäßig von
Niedersachsen und NRW ausgreifend nach Südosten bis Franken und zum Bayerwald.
Darüber hinaus bleiben auch die Küsten und küstennahen Bereich anfällig für
Schauer. Die Sonne macht sich dabei rar.
Bessere Chancen auf Auflockerungen bestehen an den Küsten sowie im Süden und
Südwesten des Landes. Die Schneefallgrenze liegt tagsüber so bei 300 bis 400 m,
wobei es bei stärkeren Schauern nach wie vor auch bis ganz runter schneien kann.
Ebenso sind auch kurze Gewitter und Graupel mit von der Partie. Oberhalb von 600
m kann sich der Schnee auf 2 bis 7 cm akkumulieren und an die
10 cm kann man nicht ganz ausschließen (Harz, Rothaargebirge). Darunter wird es
bei kräftigen Schnee- oder Graupelschauern vorübergehend mal glatt.
Der Wind ist zwar nicht zu vernachlässigen, spielt aber keine so prominente
Rolle mehr wie am Dienstag. Vor allem über der Landesmitte und dem Süden muss
gebietsweise mit steifen, exponiert mit stürmischen Böen (Bft 7-8)
gerechnet werden. Auf höheren Berggipfeln bleibt es anhaltend stürmisch.
Die Höchstwerte liegen zwischen 2 und 7°C mit den höchsten Werten am Oberrhein.
Im Bergland oberhalb von 700 m herrscht meist Dauerfrost.
In der Nacht zum Donnerstag bleibt die West- bis Nordwestlage mit höhenkalter
Luft erhalten. Markante Randtröge sorgen für weitere Hebungsgebiete. So muss vor
allem in den Mittelgebirgen mit Schnee- und Graupelschauern gerechnet werden, im
Küstenbereich auch mal mit einem Regenschauer, vereinzelt kann es auch ein
Graupelgewitter geben.
Erneut muss im Bergland mit 2 bis 7 cm, exponiert auch mit etwas mehr Neuschnee
gerechnet werden. Auch in den tiefen Lagen kann es durch kräftigere Schnee- und
Graupelschauer oder überfrierender Nässe glatt werden. Es kühl auf +1 bis -4°C
ab, im Süden im Bergland teils bis um -5°C. An den Küsten bleibt es milder.
Der Wind frischt an der Ostsee vorübergehend auf mit steifen Windböen,
vereinzelt auch mit einer 8er Böe.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … hat uns der Langwellentrog fest im Griff. Die Frontalzone
verläuft über Frankreich, Süddeutschland und die Alpen nach Osten und wir liegen
auf deren kalter Seite im Bereich höhenkalter Luft. Durch schwachen
Zwischenhocheinfluss beruhigt sich das Wetter über der Mitte und dem Süden,
während nach Norden hin weitere Tröge Schauer auslösen.
Auf den Süden greift im Tagesverlauf eine Frontalwelle von Frankreich her
kommend über mit länger anhaltenden Niederschlägen, die teils bis in tiefe Lagen
als Schnee fallen. Auch markante Schneemengen sind nicht ausgeschlossen,
allerdings ist das Ereignis noch ziemlich unsicher. ICON lässt die Schneefälle
recht weit südlich, die anderen Modelle lassen die Niederschläge bis fast zum
Main ausgreifen.
Die Aussagen der Frühübersicht haben weitgehend Bestand, für mehr Details wird
hiermit darauf verwiesen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Prognosen sind recht sicher, die Entwicklung in groben Zügen klar. Gerade
die Schauer der kommenden Nächte sind aber in den Frühstunden immer wieder für
eine weiße Überraschung gut. Die Zugbahn der Frontalwelle von Donnerstag zum
Freitag ist noch ziemlich offen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner