S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.11.2024 um 10.30 UTC

Anfangs recht kalt, unbeständig und windig, zum Wochenende Milderung mit
Niederschlägen, zunächst als Schnee, später Regen mit Tauwettergefahr. Dabei
stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.11.2024

Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, hat sich die Großwetterlage
auf einen frühwinterlichen Modus umgestellt. Nach IFS sind große Teile Europas
von einem Langwellentrog erfasst, der mit reichlich Höhenkaltluft (um -36°C über
Deutschland) aufwartet. Dieser Langwellentrog hat zwei markante Achsen: Die
erste erstreckt sich östlich unseres Landes bis zum Balkan, die zweite nähert
sich vom Nordatlantik den Britischen Inseln. Dazwischen hat sich eine recht weit
südliche westnordwestliche Höhenströmung eingestellt. Bodennah dominiert immer
noch Tief Quiteria die Wetterkarten, das sich über dem Baltikum eingefunden hat
und 850-hPa-Temperaturen zwischen -5 und -9°C nach Deutschland gelenkt hat.
Gleichzeitig zieht ein neues Tief über Südfrankreich bis nach Norditalien. Es
wird vor allem im Alpenraum etwas Schnee bringen. In der Nordhälfte gibt es noch
Schneeschauer im Bereich Quiterias, dort weht auch der Wind noch recht frisch um
West. Dazwischen ist es oftmals ruhig, aufgelockert und recht kalt. Vor allem
dort kann es in der Nacht zum Freitag dann oft auch mäßigen Frost geben.
Am Freitag schwenkt bereits die zweite Trogachse zu uns. Mit ihr schwenkt auch
ein kleines Tief in die Deutsche Bucht, das vor allem im Nordwesten Regen- und
Schneeschauer bringt, zudem wird es windig, vor allem an der Küste stürmisch.
Dieses Tief schwenkt in der Nacht als Bodentrog über Deutschland hinweg und
bringt auch den südlichen Landesteilen eine deutliche Windauffrischung und
Niederschläge, die vor allem im Bergland und bei stärkeren Schauern als Schnee
fallen.
Am Samstag schwenkt ein neue Trogachse von Grönland her Richtung Britische
Inseln, so dass sich auf dem nahen Atlantik eine neue Zyklognese ereignet, die
in einem monumentalen Tief nordwestlich Irlands resultiert. Dies führt zu
massiver Warmluftadvektion über Mitteleuropa, so dass dort zunächst die
Höhenkaltluft verdrängt wird und sich ein Höhenrücken entwickelt. Der Wind dreht
auf südliche Richtungen und frischt im Westen im Tagesverlauf auf. Richtung
Nordwesten ziehen im Tagesverlauf kräftige Regenfälle auf, die sich in der Nacht
rasch auf den Nordosten ausdehnen. Anfangs kann es dort noch kräftig schneien.
Am Sonntag zieht das kräftige Tief in den Norden Schottlands. Immer stärkerer
Gradient erfasst Deutschland und es weht kräftiger und in Böen teils stürmischer
Südwestwind. Deutliche Milderung setzt sich überall durch. Weitere Regenfälle
erfassen den Westen und Norden, in der Nacht zum Montag dann mit dem Durchzug
der Kaltfront des Tiefs auch wieder den Süden und Osten.
Am Montag schwenkt die oben erwähnte Trogachse, die sich zu einem selbständigen
Langwellentrog entwickelt hat, Richtung Mitteleuropa. Dieses mal ist aber keine
ausgeprägte Kaltluft im Spiel, vielmehr setzen sich atlantische Luftmassen
polaren Ursprungs durch und in 850 hPa geht die Temperatur nur auf Werte um 0°C
zurück. Dabei kommt es noch gebietsweise zu Schauern.
Im weiteren Verlauf schwenkt am Dienstag der Langwellentrog durch und es gelangt
wieder etwas kältere Luft zu uns. Am Mittwoch zieht der Trog dann ab und von
West kommt es auf der Vorderseite des nächsten Atlantiktiefs zu einer erneuten
Milderung. Damit kommt es erneut zu Regenfällen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen lässt sich
bis zum Freitag als sehr hoch bezeichnen. Auch am Samstag zeichnen sich für
Deutschland noch keine großen Unterschiede ab, auch wenn schon zu sehen ist,
dass das Sturmtief bei den Vorgängerläufen etwas anders simuliert ist. Nach
diesen sollte es schneller ostwärts ziehen und nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf um
18 UTC schon den Westen Schottlands erreichen, während es nach dem heutigen
00-UTC-Lauf noch westlich Irlands liegt. Dies wirkt sich dann vor allem am
Sonntag aus, denn nach den gestrigen Modellläufen sollte die Kaltfront schon am
Sonntag weite Teile Deutschlands überqueren und sich dann schleifend über den
Süden Deutschlands legen, wo sie dann auch am Montag liegen bleiben sollte.
Dagegen erfasst uns nach dem jüngsten Lauf der Trog viel stärker und die
Kaltfront zieht vollkommen durch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die heute vorliegenden Modelle (IFS, ICON, GFS, UK10, GEM) zeigen bis zum
Freitag eine sehr konsistente Entwicklung. Zwei kleinere Unterschiede gibt es:
UKMO lässt am Donnerstag das von Westen heranziehende Tief auf einer etwas
weiter nördlichen Zugbahn ziehen. Dies hätte in den Alpen etwas stärkere
Schneefälle zur Folge. Am Freitag lässt GFS das kleine Tief eher Richtung Ostsee
schwenken, auch der über Deutschland hinwegziehende Randtrog ist kaum
ausgeprägt.
Danach entwickeln sich die Modelle auseinander. Unstrittig ist die Milderung am
Samstag. Der Kern des Sturmtiefs ist aber bei allen anderen Modellen am
Samstagabend weiter östlich zu finden als bei IFS: Über Irland bei ICON, über
der Keltischen See bei GFS und GEM und über Schottland bei UK10. Je nachdem, wie
schnell das Tief ostwärts zieht ergibt sich ein unterschiedliches Timing für den
Durchzug der Kaltfront. Dabei sind alle anderen Modelle schneller als IFS. Auch
zeigen allen anderen Modelle anschließend das Schleifen der Kaltfront über der
südlichen Mitte Deutschlands, bzw. über dem Südosten Deutschlands bei UK10.
Keines der genannten Modelle lässt dagegen den Trog übergreifen wie der
00-UTC-Lauf des IFS.
Aus diesem Grund muss der heutige deterministische Lauf des IFS als Ausreißer
betrachtet werden und wird für die Prognose ab Sonntag nicht verwendet. Vielmehr
kann der gestrige 12-UTC-Lauf verwendetet werden, der in guter Übereinstimmung
mit den externen deterministischen Modellen ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Samstag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-Ensemble auf drei Cluster. Diese unterscheiden sich zum Montag erheblich:
Bei C1 (22 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) schwenkt wie oben beschrieben
der Langwellentrog langsam zu uns, liegt aber mit seiner Achse um 00 UTC noch
über der Biskaya. Bei C2 (18 Mitglieder) ist die Achse dagegen schon in die
westliche Ostsee geschwenkt, so dass sich über Deutschland eine stramme Westlage
eingestellt hat. Auch das Bodentief liegt dann schon über der Ostsee. Dies
entspricht den anderen deterministischen Modellen. Bei C3 (11 Mitglieder) liegt
der Langwellentrog noch weiter westlich über den Britischen Inseln, greift aber
weniger weit nach Süden aus, so dass auch nach diesem Cluster die Kaltfront wohl
nicht ganz durchschwenken dürfte, aber auch recht spät zu uns kommt. In der
erweiterten Mittelfrist zeigen drei von vier Clustern und die Mehrheit der Läufe
(32:19) wieder den Aufbau einer Blocking-Situation im Bereich der Britischen
Inseln oder Skandinavien und damit wieder eine Hochdrucklage für uns. Demnach
könnte es durchaus mäßig kalt in den Advent gehen.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen bis zum Freitag
tiefes Geopotential und bis zum Samstag tiefe Temperaturen (um -7°C in 850 hPa).
Danach geht es bei noch geringer Streuung mit beiden Kurven deutlich
nach oben. Anschließend nimmt die Streuung deutlich zu und die Mehrheit der
Kurven geht wieder zurück. Allerdings sollen sowohl Temperatur als auch
Potential bei weitem nicht mehr so weit zurückgehen. Beim Potential soll es
sogar nach einer kurzen Delle weiter nach oben gehen, was die bei den Clustern
der erweiterten Mittelfrist beschriebenen Hochdrucklagen widerspiegelt.
Niederschlagssignale sind während des gesamten Zeitraumes und in allen Regionen
vorhanden, ein deutliches Maximum zeichnet sich aber nächsten Sonntag ab.

Fazit: Nach nasskalter Witterungsperiode zum Wochenende deutlicher
Temperaturanstieg und dabei recht viel Niederschlag, anfangs im Norden als
Schnee. Zum Montag in der Mitte Grenzwetterlage mit reichlich Niederschlag nicht
unwahrscheinlich. Anschließend wieder zunehmend kälter und zunehmender
Hochdruckeinfluss wahrscheinlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI: Der EFI liefert am Freitag ein schwaches Sturmsignal für das Alpenvorland,
am Samstag und Sonntag dann ein etwas stärkeres Signal für den Norden und Westen
Deutschlands sowie für den Mittelgebirgsraum. Am Samstag und Sonntag gibt es
auch ein deutliches Regensignal für den Norden Deutschlands.

Sturm: Am Donnerstag und Freitag zeigt das IFS-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten
für Sturmböen an der See. Auf exponierten Bergen ist ebenso Sturm zu erwarten.
Ab Samstagabend, in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag sowie auch am Montag
ist die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen/Sturmböen in der gesamten
Nordwesthälfte erhöht. An der Nordsee gibt es hohe Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen. Auf exponierten Bergen muss dann mit schweren Sturmböen bzw.
orkanartigen Böen gerechnet werden.

Dauerregen/Tauwetter: Dauerregen-Signale erscheinen beim ICON-EPS am Donnerstag
und Freitag in der Deutschen Bucht, aber über Wasser. Darüber hinaus reicht es
im Mittelfristzeitraum wohl nicht für Dauerregen. Allerdings könnten bei noch
vorhandener Schneedecke im nordwestlichen Mittelgebirgsraum (Rothaargebirge,
Harz) ab der Nacht zum Sonntag Tauwetterkriterien erreicht werden. Auch der
Schwarzwald könnte hiervon betroffen sein.

Schnee: Das IFS-EPS zeigt in der Nacht zum Freitag ganz im Süden vom
Südschwarzwald bis zum Allgäu geringe Signale für Schneefall über 10 cm innert
12 Stunden. Am Samstagabend gibt es hierfür sehr schwache Signale im Sauerland
und in Schleswig-Holstein.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX (03 UTC), IFS, ab Sonntag IFS 17.11. 12 UTC, IFS-EPS. Begründung siehe
oben.

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann