#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 15.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.11.2024 um 10.30 UTC
Während der ersten Wochenhälfte Entwicklung eines relevanten Sturmtiefs
wahrscheinlich (genaue Intensität, zeitlicher Ablauf und Zugbahn aber noch mit
deutlichen Unsicherheiten). Anschließend frühwinterliche, teils windige
Schauerlage.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.11.2024
Montag … überdeckt ein umfangreicher, zweiteiliger Langwellentrog mit
markanter Höhenkaltluft große Teile Nordeuropas. Eine Achse verläuft dabei in
Richtung Osteuropa, der zunehmend interessant werdende zweite Teil zum
Nordatlantik. Letzterer schwenkt nachfolgend unter Intensivierung in Richtung
Süden und unterstützt dabei die Entwicklung eines Bodentiefs südlich von Island.
Dieses (Sturm-) Tief zieht in weiterer Folge unter weiterer Vertiefung
südostwärts und erreicht ausgangs der Nacht zum Dienstag die südwestliche
Nordsee mit einem Kerndruck von etwas unter 985 hPa. Damit gelang Deutschland
zunächst in den Bereich der vorderseitigen Warmluftadvektion. Die schwachen
Schauer werden im Tagesverlauf besonders in der Nordhälfte von skaligem Regen
abgelöst, im Süden ist es überwiegend trocken. Auch in der Nacht fällt zeit- und
gebietsweise etwas Regen, außerdem kommt es im Westen bereits zu ersten Wind-
und stürmischen Böen aus Südwest. Im Bergischen Land und im Sauerland kann es
bis in den Dienstag hinein längere Zeit regnen, dabei sind nach IFS markante
Warnschellen erreichbar. Die Sonne zeigt sich tagsüber am ehesten noch im
äußersten Süden, die Temperaturen sind im mittleren bis höheren einstelligen
Bereich.
Dienstag … zieht das Sturmtief unter weiterer Vertiefung (970 hPa) langsam zur
Deutschen Bucht, in der Nacht zum Mittwoch nach Dänemark und Südschweden. Damit
weitet sich sein Sturmfeld auf große Teile des Nordens und der Mitte, später
auch in Richtung Süden aus. Im Flachland kommt es zu stürmischen Böen oder
vereinzelten Sturmböen, auf den höheren Bergen zu schweren Sturmböen. In der
Nacht sind mit Kaltfront und Bodentrog in Küstennähe schwere Sturmböen
wahrscheinlich. Aber auch abseits davon muss mit weiteren stürmischen Böen,
örtlich mit Sturmböen gerechnet werden. Mit der Advektion kälterer Meeresluft
sinkt die Schneefallgrenze in der Nacht auf etwa 500 m, teils kann auch in etwas
tieferen Lagen Schnee dabei sein. Allerdings sei bereits an dieser Stelle
erwähnt, dass es noch größere Timing-Unterschiede gib. Während GFS zeitlich sehr
progressiv voran geht, hängt IFS deutlich zurück. ICON nimmt eine
Zwischenposition ein.
Mittwoch … positioniert sich das Sturmtief über Südschweden, damit bleibt
Deutschland weiterhin in seinem Wind- und Sturmfeld. Gebietsweise kommt es daher
zu weiteren warnwürdigen Böen, die am Nachmittag langsam etwas abnehmen. Der
Schwerpunkt dürfte weiterhin an den Küsten sein mit teils (schweren) Sturmböen.
In der nun im Bereich des Langwellentroges nach Mitteleuropa strömenden
Höhenkaltluft nimmt der Niederschlag schauerartigen Charakter an. Schnee fällt
dabei bei T850 von etwa -6 Grad gegen 400 m herab. In der weiterhin gut
durchmischten Luftmasse sind Höchstwerte im unteren und mittleren einstelligen
Bereich zu erwarten. In der Nacht bleibt es im Norden weiterhin windig bis
stürmisch. Die Spanne der Tiefstwerte reicht von 4 Grad an der See bis -5 Grad
im Bergland. Schauerartige Schneefälle kann es dabei bis 300 m herab geben.
Donnerstag und Freitag … stehen im Zeichen frühwinterlichen Schauerwetters mit
Schneeflocken bis 400 m herab. Verantwortlich dafür ist der sich nun über
Mitteleuropa etablierende Langwellentrog. Im Bodenfeld dominiert ein
umfangreiches, mehrkerniges Tief über Nordeuropa. Dabei bleibt es besonders an
der Küste sowie in höheren Lagen windig bis stürmisch, sonst treten bevorzugt in
Schauernähe Windböen auf. Die Tageshöchstwerte reichen von -1 bis 6 Grad, in der
Nacht muss gebietsweise – bevorzugt im Süden in höheren Lagen – mit leichtem
Frost gerechnet werden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Generell ist die Konsistenz der letzten IFS-Läufe als gut zu bezeichnen. Die
Entwicklung des Sturmtiefs wird von allen Läufen gezeigt, wenngleich es noch
Unterschiede in der zeitlichen Entwicklung und der Stärke gibt.
Die genaue Zugbahn ist ebenfalls noch nicht in „trockenen Tüchern“. Nachdem IFS
12Z von Donnerstag eine nördlichere Variante ins Spiel brachte, schwenkt der
heutige Lauf wieder auf jenen vor 24 Stunden ein. Die nachfolgende
Kaltluftadvektion und der Trogeinfluss sind dagegen gut abgesichert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das erwähnte Sturmtief wird zwar wahrscheinlich eintreten, bei der genauen
Zugbahn und beim Kerndruck gibt es aber doch noch Varianzen. Im zeitlichen
Ablauf ist GFS progressiv, ICON und IFS relativ ähnlich und zeigen den Kern
Dienstagmittag über der südlichen Nordsee. Allerdings weist ICON einen deutlich
tieferen Kerndruck auf (fast 960 hPa), während IFS zu diesem Zeitpunkt 978 hPa
aufweist. Jedoch zeigt IFS anschließend eine markante Vertiefung und rechnet das
Sturmtief in der Nacht zum Mittwoch mit 962 hPa über Schleswig-Holstein, ICON
mit ähnlicher Stärke über Dänemark. Bei GFS ist dieses schon zur Ostsee
abgezogen. Hier liegen also schon noch prognostische Differenzen vor. Den
nachfolgenden Trogeinfluss mit der Advektion von Meeresluft arktischen Ursprungs
rechnen alle Modelle. Dabei wirkt bei ICON und IFS noch länger der Einfluss des
Sturmtiefs über Südskandinavien nach.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Orte stützen die deterministischen
Aussagen im Wesentlichen. Zu Wochenbeginn würde T850 hPa nochmal auf 3 bis 7
Grad ansteigen, bevor ein Abfall auf etwa -5 Grad erfolgt. Auf diesem Niveau,
bei generell tiefem Geopotential, verharren die meisten Member bis zum kommenden
Freitag. Am nächsten Wochenende würde nach dem aktuellen deterministischen
Hauptlauf die Strömung zonalisieren und später leicht auf Südwest drehen.
Dementsprechend kommt es zu einem starken positiven Ausbruch von T850 hPa bei
steigendem Potential. Diese Lösung ist aber die wärmste Variante und der
allgemeine Spread ist groß. Die kräftigsten Niederschläge werden mit
Kaltfrontdurchgang zum Dienstag und Mittwoch gezeigt, anschließend gibt es ein
Rauschen mit stärkeren, staubedingten Signalen am Alpenrand.
CLUSTER:
+120 bis +168h: Es liegt ein Cluster vor, das den markanten Trogeinfluss über
Mitteleuropa zeigt. Über dem Nordatlantik baut sich gleichzeitig eine starke
positive Geopotentialanomalie auf.
+192 bis 240h: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf zwei. Der Hauptlauf ist in
C1 zu finden mit 31 Mitgliedern. Am Samstag überwiegt dabei noch eindeutig der
Trogeinfluss, der bei C2 noch weiter nach Südeuropa ausgreift. Während C1
anschließend eine Zonalisierung der Höhenströmung über Mitteleuropa zeigt, setzt
C2 weiter auf den Einfluss des Langwellentroges, der auch am Montag besteht. Für
das kommende Wochenende ist daher noch vieles möglich.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Ab Montagabend allmählich stürmische Böen im Bergland, ab der Nacht zum Dienstag
im Nordwesten auch in tieferen Lagen. Am Dienstag abseits des äußersten
Südostens stürmische Böen, im Bergland und an der See Sturmböen (Lage noch
unsicher). In der Nacht zum Mittwoch Schwerpunkt der Sturmböen im Norden, sonst
einzelne stürmische Böen. Am Mittwoch weitere stürmische Böen, genaue Lage
allerdings noch unklar.
Nach ECMWF-EPS am Dienstag zunächst geringe, später ansteigende
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen im Nordwesten und Westen, dann auch
erste Signale für Sturmböen. In der Nacht und am Mittwoch geringe Signale für
Sturmböen im Norden.
REGEN:
Von Montagnachmittag bis Dienstagabend im Bergischen Land und Sauerland länger
anhaltender Regen, dabei mehr als 30 l/qm in 24 Stunden möglich (Variante IFS).
Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF det./prob., MOSMix, aber auch ICON beachten.
VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri