SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.11.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Typische Spätherbstphänomene mit Nebel und Frost und Wind an der Küste. Ab
Sonntag Umstellung der Großwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … erstreckt sich eine ausgeprägte Hochdruckzone über dem südlichen
Mitteleuropa. In der Höhe wird diese von einem Höhenkeil, der sich vom
Mittelmeerraum über Deutschland hinweg bis nach Nordosteuropa ausdehnt,
gestützt. Angetrieben von kräftiger Warmluftadvektion im nordosteuropäischen
Raum schwenkt dieser Keil im Laufe der kommenden Nacht weiter ostwärts.
Deutschland liegt zu großen Teilen im Bereich dieser Hochdruckzone, sodass
ruhiges Spätherbstwetter dominiert. Maßgeblich ist hierbei, dass sich unterhalb
der Inversionsgrenzen mit Höhe oftmals um 850 hPa eine Hochnebeldecke
ausgebreitet hat, die heute Nacht insbesondere in höheren Lagen für widrige
Sichtverhältnisse sorgt. Auch im Tiefland bildet sich insbesondere in den
Randbereichen des Hochnebelgebietes im Süden stellenweise dichterer Bodennebel.
Nahe der Alpen bleibt es dagegen klar, sodass vor allem dort die Temperaturen in
den negativen Bereich sinken und recht verbreitet leichter Luftfrost mit bis zu
-4°C auftritt. Unter der Hochnebeldecke bleibt es in der Regel frostfrei.
Der Norden Deutschlands befindet sich bereits am nördlichen Rand des Bodenhochs
und gerät im Laufe der Nacht zunehmend unter leicht zyklonalen Einfluss. Dieser
entstammt einem ausgeprägten Tiefdruckkomplex über dem Nordmeer mit Zentrum
östlich von Island. Dies macht sich durch Zunahme des Bodendruckgradienten mit
Annäherung des Tiefs bemerkbar. Infolgedessen frischt der Wind entlang der Küste
spürbar auf und erreicht vor allem an der Nordsee in Böen Stärke 7, an der
Ostsee ist die Böenwahrscheinlichkeit aufgrund landabwärtiger
Richtungskomponente deutlich geringer.

Samstag … wandert das Bodenhoch weiter nach Osten ab und trennt sich endgültig
vom blockierenden Atlantikhoch, aus dem es ursprünglich hervorging. Damit ist
der Weg frei für einen massiven arktischen Kaltluftvorstoß, der nun beginnt
einzusetzen. Dabei verlagert sich das steuernde Zentraltief zunächst vom
Nordmeer in Richtung Nordskandinavien. Die zugehörige Kaltfront erreicht im
Tagesverlauf die Küstengebiete. Sie nimmt zunehmend Okklusionscharakter an.
Entlang der Kaltfront kommt es dabei zu ersten, teils schauerartig durchsetzten
Regenfällen mit Mengen von etwa 5 bis 10 l/m² in zwölf Stunden. In der Mitte und
im Süden sind zunächst noch Reste der Hochdruckbrücke wetterwirksam. Die
bestehende Hochnebeldecke wird sich dabei wohl vor allem im Süden noch etwas
weiter auflockern, während es nach Norden zu zunächst nur vereinzelt zu ersten
Wolkenlücken kommen. Mit weiterer Annäherung des Tiefs macht sich nun auch in
den nördlichen Mittelgebirgen die Gradientzunahme bemerkbar. Insbesondere auf
dem Brocken ist mit ersten Sturmböen Bft 8-9 zu rechnen.
An der Küste treten vor allem im Vorfeld der Kaltfront erste stürmische Böen
auf. Diese bewegen sich meist im Bereich von Bft 7-8, einzelne Sturmböen Bft 9
sind nur sehr gering wahrscheinlich.
In der Nacht zum Sonntag zieht die Kaltfront weiter landeinwärts und kommt bis
etwa Höhe einer Linie von der Eifel bis in den Berliner Raum voran. In deren
Zuge fallen innerhalb weniger Stunden um 5 l/m², in begünstigten Staulagen der
betroffenen Mittelgebirge auch um 10 l/m² Regen. Wind spielt dabei im Binnenland
keine große Rolle, nur in Kammlagen macht sich die Auffrischung bemerkbar mit
Böen Bft 7, vereinzelt auch Bft 8. An der Nordsee dreht der Wind dagegen
rückseitig der Front auf nordwestliche Richtung. Durch die nun auflandige
Richtung nimmt die Böenhäufigkeit deutlich zu und es kommt vermehrt zu Sturmböen
Bft 8, exponiert Bft 9. Auch an der Ostsee treten häufiger Böen Bft 7, exponiert
Bft 8 auf, hier aus eher westlichen Richtungen.
Einzig der Süden ist bei dieser Entwicklung noch außen vor und verbleibt in
gradientschwacher Umgebung. Neben einzelnen Nebelfeldern muss hier bei Aufklaren
vor allem in Südostbayern nochmals mit leichtem Frost gerechnet werden.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … stellt sich die Großwetterlage endgültig nachhaltig auf zyklonale
Witterung um. Im Detail lassen sich die zu erwartenden Wettererscheinungen der
Frühübersicht entnehmen. Im Großen und Ganzen setzt sich rückseitig der
Kaltfront, die bis zu den Alpen vorankommt, maritime Polarluft durch, die den
ersten nennenswerten Kaltlufteinbruch in Mitteleuropa darstellt. T850 sinkt auf
deutlich unter 0°C. Es kommt zu sehr unbeständigem Schauerwetter, wobei die
Niederschläge in den höheren Lagen der Mittelgebirge zunehmend in Schneefall
übergehen. An der Nordsee sind einzelne Graupelgewitter nicht ausgeschlossen.
Dazu bleibt es vor allem in der nördlichen Landeshälfte zunächst weiter stark
windig bzw. stürmisch.

Modellvergleich und -einschätzung

Aus den Erfahrungen der vergangenen Nächte heraus muss sich zeigen, ob
angesichts der ausgeprägten Hochnebeldecke Frost wirklich so verbreitet
auftritt, wie die Modelle inkl. MOS es suggerieren. Wahrscheinlich bleibt es
deutlich milder als veranschlagt. Bezüglich der Umstellung am Sonntag gibt es
keine nennenswerten Änderungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
M.Sc. Felix Dietzsch