#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 14.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.11.2024 um 10.30 UTC
Nasskalt. Dienstag/Mittwoch Gefahr einer Sturmlage. Danach zumindest im Bergland
zunehmend winterlich.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.11.2024
Am Sonntag gelangt Deutschland unter einen breiten Trog, der sich, ausgehend von
einem Zentraltief über Nordskandinavien, nach Süden ausweitet. Hieraus ergibt
sich eine zyklonale westliche Strömung. Ein darin eingelagertes schleifendes
Frontensystem lässt von Norden her bis auf die Mitte und in der Nacht zum Montag
über die Mittelgebirgsschwelle hinweg Niederschläge übergreifen, ohne dass
jedoch Warnschwellen erreicht werden. Zudem frischt der Wind auf; Sturmböen sind
auf exponierte Lagen an der See und auf höhere Berggipfel beschränkt. Am Montag
verlagert sich das in der zyklonalen Westströmung liegende breite
Niederschlagsband über die Mittelgebirgsschwelle hinweg südwärts, von der
Nordsee her setzt Schauerwetter ein, gefolgt von schwachem Zwischenhocheinfluss
in der Nacht zum Dienstag.
Resultierend aus einem Vorstoß arktischer Polarluft aus dem Raum Ostgrönland
erfolgt währenddessen über dem nahen Ostatlantik eine markante Austrogung. In
entwicklungsgünstige Lage zu diesem Trog gelangt ein zunächst schwaches Tief
über dem Ärmelkanal, dass sich vorerst wenig intensiviert. Mit der Warmfront
dieses Tiefs setzt von Nordwesten und Westen her erneut Regen ein, der rasch
auch die Mitte Deutschlands erfasst. Der Südosten und der Osten wird von diesen
Niederschlägen noch verschont, bedingt durch die trogvorderseitige südwestliche
Strömung bleibt es zunächst noch mild, an den Alpen kommt leichter Föhn auf. In
der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Tief unter Intensivierung hin zu einem
Sturmtief in das Seegebiet nordwestlich der Emsmündung. Im Nordwesten und Westen
kann dann der Wind in Böen bereits Sturmstärke erreichen. Mit der rasch ostwärts
übergreifenden Kaltfront des Sturmtiefs bricht der Föhn an den Alpen alsbald in
sich zusammen.
Am Mittwoch wird das Sturmtief in Richtung Südschweden gesteuert, wodurch
wahrscheinlich Böen bis Sturmstärke auf den Norden und Teile der Mitte
beschränkt bleiben. Der dann sich bis ins westliche Mittelmeer ausweitende Trog
induziert südlich der Alpen eine weitere Zyklogenese. Durch das sich dort
entwickelnde Tief wird der Gradient über dem Süden Deutschlands
auseinandergezogen, so dass allenfalls noch auf exponierten Berggipfeln mit
Sturmböen zu rechnen ist. Im Süden sind, resultierend aus dieser Zyklogenese,
länger andauernde Niederschläge zu erwarten. In den Staulagen der Alpen können
die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. In der rückseitig
einfließenden arktischen Polarluft sind weitere Schauer zu erwarten, die
oberhalb 600 und ausgangs der Nacht im westlichen Bergland in Lagen über 400 m
in Schnee übergehen.
Am Donnerstag stellt sich im Bereich des breiten, auf Mitteleuropa
übergreifenden Troges kühles und windiges Schauerwetter ein. Oberhalb 400 bis
600 m fallen die Niederschläge meist als Schnee, wobei sich im Bergland eine
Schneedecke ausbilden kann. In höheren Berglagen und an der See sind Sturmböen
möglich. In der Nacht zum Freitag ist verbreitet leichter Frost zu erwarten;
zudem besteht Glättegefahr.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich zwar der
wetterbestimmende Trog mit seiner Hauptachse etwas nach Osten, ohne jedoch
seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen zu verlieren. Gegenüber Donnerstag
ergibt sich keine nennenswerte Änderung.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen relativ konsistent. Das sich danach entwickelnde Sturmtief hatten
die gestrigen Modellläufe noch nicht bzw. in deutlich abgeschwächter Form im
Programm. Nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf wären Sturmböen auf die nordseenahen
Bereiche beschränkt.
Ab Donnerstag ergibt sich (hinsichtlich der Auswirkungen) wieder ein weitgehend
ähnliches Bild, wobei dann die Hauptachse des Troges nach dem aktuellsten
Modelllauf etwas weiter östlich liegt als am Vortag noch zu erwarten war.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag zeigen alle verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht finden.
Diese ergeben sich ab Dienstag mit dem oben beschriebenen Sturmtief. Hier ist
UK10 das einzige Modell, dass dieses Tief nicht im Programm hat. Alle anderen
Modelle simulieren ein Sturmtief, sehr wahrscheinlich mit einem Kerndruck
unterhalb von 970 hPa. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist noch unsicher und
variiert vom Norden Deutschlands (GFS) bis über die dänischen Inseln hinweg in
Richtung Südschweden (EZMW) oder eine Zwischenlösung (ICON + kanadisches
Modell).
Ab Donnerstag ergibt sich nach allen Modellen die oben beschriebene Troglage.
GFS und ICON steuern in die weit südlich liegende Frontalzone ein weiteres Tief
ein. Nach GFS kann dieses Tief im Süden Deutschlands zu kräftigen Schneefällen
führen, EZMW lässt eine vergleichbare Entwicklung später, d.h. ab der Nacht zum
Samstag, in Richtung Mittelitalien/Adria ablaufen. GFS erwartet am Wochenende
eine markante Luftmassengrenze über dem Alpenraum mit weiteren Schneefällen,
nach EZMW stößt die Kaltluft weiter nach Süden vor. Eine Milderung wäre demnach
vorerst nicht in Sicht.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt die oben beschriebe Entwicklung in Form der oben
beschriebenen Troglage. Der Spread ist insgesamt gering, bis einschließlich
Sonntag kommender Woche setzt die übergroße Mehrzahl der Lösungen auf die oben
beschriebene Version. Hatten bei weiter zurückliegenden Modellläufen noch bis zu
einem Drittel der Member auf eine baldige erneute Milderung gesetzt, ist dies
beim aktuellsten Lauf nur noch bei Einzellösungen der Fall.
Bemerkenswert ist, dass das vom deterministischen Lauf angebotene Schneetief
auch bei einigen EPS-Membern zu finden ist. Dieses Szenario gilt es, weiterhin
zu monitoren.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung und zeigt auch
hinsichtlich des oben beschriebenen Sturmtiefs klare Signale. Der Spread ist wie
beim EPS des GFS über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg relativ gering.
Auch beim Clustering gemäß Großwetterlagen wird der Übergang zu einer Lage Trog
Mitteleuropa treffend herausgearbeitet. Hinsichtlich des Sturmtiefs wird vom EPS
eine relativ weit nördliche Lage (südliche Nordsee/Ostsee) favorisiert. Die
Folge wäre, dass (schwere) Sturmböen dann eher auf die nordwestlichen und
nördlichen Landesteile beschränkt sind. Einige Member zeigen eine weiter südlich
liegende Zugbahn (ähnlich GFS), aber dann eine schwächere Entwicklung. Für ein
über den Süden Deutschlands hinweg ziehendes Schneetief gemäß GFS lassen sich
keine Indizien finden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Sonntag und Montag sind in einigen höheren Berglagen sowie zum Teil auch an
der Küste Sturmböen Bft 8/9 möglich. Ansonsten sind keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten.
In Verbindung mit dem oben beschriebenen Sturmtief setzen am Dienstag von Westen
bis in die Mitte hinein, generell aber im Bergland sowie an der See mit hoher
Wahrscheinlichkeit Sturmböen ein, im Westen und in der Mitte in besteht in
freien Lagen die Gefahr schwerer Sturmböen um 100 km/h, im nördlichen Bergland
sind orkanartige Böen nicht auszuschließen.
Auch am Mittwoch muss noch verbreitet mit stürmischen Böen gerechnet werden, im
Norden, aber vor allem auch in der Mitte gibt es noch Böen bis Sturmstärke (Bft
8/9). Im Bergland sind wahrscheinlich weiterhin schwere Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln orkanartige Böen zu erwarten. Zudem setzt an den Alpen in
Staulagen Dauerregen ein.
Ab Donnerstag beginnt im Bergland bis in mittlere Lagen ein eher winterlicher
Witterungsabschnitt.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann