#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 14.11.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.11.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunächst Hochdruckrandlage mit der üblichen Grenzschichtproblematik, mit
Annäherung der Frontalzone in der Nacht zum und am Samstag im Norden zunehmend
windig mit stürmischen Böen im Nordseeumfeld.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … erstreckt sich eine Hochdruckzone vom Ostatlantik über die
Britischen Inseln bis nach Frankreich bzw. Südwestdeutschland. Gestützt wird
diese durch ein Höhenhoch mit Schwerpunkt (in 500 hPa) nahe Irland, das wiederum
von einem Höhentrog über Nord- und Osteuropa flankiert wird, woraus sich eine
leicht antizyklonal konturierte nordnordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet ergibt mit recht markanter mitteltroposphärischer WLA.
Darin eingebettet, hat das Frontensystem eines Sturmtiefs im Bereich der
Bäreninsel unter fortschreitendem, inzwischen aber abgeschlossenem
Okklusionsprozess von Nordwesten her weite Teile des Vorhersagegebietes
überquert und löst sich aktuell angesichts des antizyklonalen Umfeldes über
Süddeutschland allmählich auf. Präfrontal lockerte die hochnebelartige Bewölkung
vor allem in Südbaden und im Alpenvorland bei vorübergehend besserer
Durchmischung im Lee der Alpen noch einmal großflächig auf, so dass es dort für
ein paar Sonnenstunden reichte. Ansonsten blieb es innerhalb der feuchten
Grundschicht, die unmittelbar vor Eintreffen bzw. mit Frontpassage auf über 850
hPa gehoben wurde, meist bedeckt und trüb mit entsprechend schlechten Sichten
durch aufliegende Bewölkung in den Mittelgebirgen. Die präfrontale Hebung
reichte sogar für verbreiteten Nieselregen vor allem in den mittleren
Landesteilen, im Luv einiger Mittelgebirge (Frankenwald, Fichtelgebirge,
Westerzgebirge) fielen sogar respektable 1 bis 5 l/qm in 6 bis 10 Stunden.
Postfrontal folgt feuchte und zunehmend milde Meeresluft, so dass die
Temperaturen im Westen und Nordwesten inzwischen vielerorts die 10 Grad erreicht
bzw. überschritten haben. An der Ostflanke des Höhenhochs, das sich unter
leichter Abschwächung bis Freitagfrüh mit seinem Schwerpunkt etwa nach
Südwestengland verlagert, konnte sich über dem Norden des Vorhersagegebietes in
etwa 900 hPa eine Absinkinversion etablieren (T850 hPa dort zwischen 5 und 8
Grad), während sich diese in der Mitte und im Süden bei etwa 850 bis 800 hPa
(T850 hPa zwischen -3 und 0 Grad) befindet.
Im Laufe der Nacht kommt es bei Island zu einem neuen Trogvorstoß, im Zuge
dessen entwickelt sich nördlich von Island aus einer Frontalwelle ein
abgeschlossenes Tiefdruckgebiet, dessen Warmfront bis Freitagfrüh bereits weite
Teile Süd- und Mittelskandinaviens überquert hat. Entsprechend wird die oben
erwähnte Hochdruckzone etwas nach Süden gedrückt und schwächt sich ein wenig ab,
weitet sich aber gleichzeitig über den Westen und Süden Deutschlands
ostsüdostwärts aus. Der nach Passage der Okklusion noch recht veritable Gradient
über dem Norden und Nordosten fächert somit weiter auf und auch die dem
Skandenföhn geschuldete Wolkenlücke im Ostseeumfeld hat sich mit Winddrehung auf
Westnordwest inzwischen wieder geschlossen.
Somit verläuft die Nacht fast landesweit bedeckt und trüb. Lediglich im
äußersten Südwesten und Süden gibt es mal ein paar Wolkenlücken, am ehesten
anfangs noch in einigen Alpentälern. Dort sowie in den süddeutschen
Mittelgebirgen gibt es leichten Frost und gebietsweise auch Glätte durch den
nach wie vor auftretenden, allerdings weiter an Intensität verlierenden
Nieselregen. Ansonsten bleibt es frostfrei und im Nordwesten mit Minima nur
wenig unter 10 Grad auch relativ mild.
Freitag … verlagert sich der Schwerpunkt des sich weiter abschwächenden und
abflachenden Höhenhochs allmählich nach Frankreich, der von ihm ausgehende
Rücken schwenkt von Nordwesten her ins Vorhersagegebiet. Der Höhentrog bei
Island kommt Richtung Nordmeer voran und drückt auf dessen Vorderseite die
Frontalzone über der Norwegischen See nach Süden, das korrespondierende
Bodentief kann sich ostnordöstlich von Island auf einen Kerndruck von unter 970
hPa vertiefen. Während dessen Warmfront bis zum Abend auch das Baltikum
überquert hat, erreicht die Kaltfront dann die nördliche Nordsee. Die
Hochdruckzone im Bodenfeld wird somit etwas nach Süden gedrückt und nimmt eine
zonale Ausrichtung an, erstreckt sich abends vom Ärmelkanal bis zum nördlichen
Balkan und bleibt nach wie vor robust mit entsprechend geringen
Luftdruckgegensätzen auch im Vorhersagegebiet. Lediglich an deren Nordflanke
beginnt sich der Gradient im Tagesverlauf im äußersten Norden Deutschlands mit
Annäherung der Frontalzone allmählich zu verschärfen und im Bereich der
Deutschen Bucht frischt der auf Westsüdwest drehende Wind auf, bleibt aber bis
zum Abend noch unterhalb der Warnschwellen.
Somit dominiert prognosetechnisch die Grenzschichtproblematik. Die
Absinkinversion befindet sich über Norddeutschland nach wie vor bei etwa 900
hPa, im Süden wird sie allmählich auf unter 800 bis nahe 850 hPa gedrückt.
Darunter dürfte sich vielerorts hochnebelartige Bewölkung halten, aus der es
hier und da auch etwas nieselt, vor allem im Norden und Nordosten, wo der
spezifische Feuchte bzw. PWAT nahe des Warmsektors etwas höher ist, aber auch im
Südosten, vor allem im Luv der ostbayerischen Mittelgebirge, wo die feuchte
Grundschicht höher reicht. Chancen auf Wolkenlücken bestehen dagegen am ehesten
noch am Alpenrand bzw. im äußersten Südwesten, vielleicht auch im Lee einiger
Mittelgebirge. Ansonsten dürfte sich die Sonne lediglich in der Südhälfte
oberhalb der Absinkinversion, also auf den höchsten Schwarzwaldgipfeln und
natürlich in den Alpen zeigen.
Während es im Westen und Norden mit 8 bis 12 Grad erneut recht mild wird, bleibt
es angesichts der mächtigeren Grundschicht und der kühleren Vorgeschichte im
Süden und Südosten mit 5 bis 9 Grad frischer, in mittleren Höhenlagen, knapp
unterhalb der Inversion liegen die Maxima teilweise nur zwischen 1 und 4 Grad.
In der Nacht zum Samstag verlagert der Höhentrog sein Drehzentrum über dem
Nordmeer allmählich südostwärts Richtung Haltenbank. An dessen Südflanke greift
die Frontalzone nun auch auf die Nordsee und Südskandinavien über.
Das korrespondierende Sturmtief vertieft sich noch auf nahe 965 hPa und kommt
ebenfalls langsam südostwärts voran. Dessen Kaltfront erreicht ausgangs der
Nacht in etwa die mittlere Nordsee.
Das ehemalige Höhenhoch über Frankreich und dem Alpenraum wird somit weiter
abgebaut und vor allem über dem Norden Deutschlands stellt sich mit Annäherung
der Frontalzone eine recht kräftige westliche Höhenströmung ein. Im Bodenfeld
wird die Hochdruckzone nach Süden bzw. Südosten abgedrängt, bleibt aber für die
Mitte und den Süden des Vorhersagegebietes noch wetterbestimmend. Somit dürfte
die Nacht dort überwiegend bedeckt und trüb verlaufen, eventuell reicht der sich
allmählich verschärfende Gradient aber aus, vor allem im Lee der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge größere Lücken in die Hochnebeldecke zu reißen, auch in
den Alpentälern bleibt es teilweise aufgelockert bis gering bewölkt.
Erstaunlicherweise simuliert MOSMIX aber sogar im Alpenvorland vielerorts
leichten Frost, was wohl der zu „optimistischen“ Wolkenprognose des IFS
geschuldet ist, das ICON-MOS ist diesbezüglich um einiges defensiver aufgestellt
und auch die hochauflösenden Modelle (SuperHD, I-D2) simulieren selbst im
Alpenvorland so gut wie keine Wolkenlücken. Summa summarum sollte sich leichter
Frost somit lediglich auf die Alpentäler und vielöleicht auf einige
Mittelgebirgslagen beschränken.
Im Nordwesten und Norden ist Frost sowieso kein Thema. Dort zieht mi8t
Annäherung der Kaltfront mehrschichtige Bewölkung auf, im Nordseeumfeld kann es
später auch etwas regnen. Der Gradient verschärft sich im Laufe der Nacht
deutlich, entsprechend gibt es vor allem im Nordseeumfeld und an exponierten
Abschnitten der Ostseeküste steife Böen aus Südwest, über der offenen See und
auf Helgoland, eventuell auch auf den nordfriesischen Inseln reicht es ausgangs
der Nacht für stürmische Böen.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … und in der Nacht zum Sonntag ist den Ausführungen in der
Frühübersicht nichts Substanzielles mehr hinzuzufügen.
Die Kaltfront erreicht tagsüber „planmäßig“ den Nordwesten Deutschlands und
kommt in der Nacht zum Sonntag mit schauerartigen, aber nicht warnrelevanten
Regenfällen zögernd südwärts, etwa bis zum Nordrand der Mittelgebirge, voran.
An den Küsten und in den Gipfellagen einiger Mittelgebirge bleibt bzw. wird es
stürmisch und somit kommt nach wochenlanger Ruhe endlich mal mehr Bewegung ins
Wettergeschehen. Lediglich im Süden verläuft die Nacht noch ruhig mit der
Grenzschichtproblematik im Fokus.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Hochnebelproblematik und die damit einhergehenden unterschiedlichen
Tmin-Prognosen vor allem in der Nacht zum Samstag in Süddeutschland wurden im
Text angesprochen.
Ansonsten fahren die Modelle aber einen einheitlichen Kurs, auch, wenn der
aktuelle Lauf des ICON-EU bzgl. der Kaltfront in der Nacht zum Sonntag noch
geringfügig progressiver aufgestellt ist als die 12 UTC-Läufe des GFS und GEM.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff