#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 13.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.11.2024 um 10.30 UTC
Anfangs im Südosten noch Frost, danach erst wieder ab der Wochenmitte frostig.
In den Hochlagen und an den Küsten windig, exponiert stürmisch, am
Dienstag/Mittwoch Gefahr eines Südweststurms.
Bei Regen lokale Gewitter nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 20.11.2024
Die Mittelfrist startet am Samstag mit vergleichsweise hohem Geopotential über
dem Mittelmeer, das zwar im Tagesverlauf sowie in der Nacht zu Sonntag von
Norden her abgebaut wird, aber dennoch für die Südhälfte wetterbestimmend
bleibt. In Verbindung mit Druckwerten über 1020 hPa und vergleichsweise milden
850er Werten zwischen 4 und 8°C ist es nach Nebelauflösung dort oft freundlich
oder wechselnd wolkig, vom Oberrhein bis nach Südostbayern auch länger sonnig.
Im Norden schwenkt dagegen ein flacher Langwellentrog heran und in der Nacht zum
Sonntag herein (der auch für den Abbau des Geopotentials verantwortlich ist). In
der dort recht zonal ausgeprägten niedertroposphärischen Strömung schleicht…
äh schleift eine Kaltfront, die im Norden für mehr Wolken, im Küstenumfeld auch
für geringfügigen Regen sorgt. Die 850er Temperaturen liegen nördlich der
Mittelgebirgsschwelle zwar nur um 0°C, dennoch sollen sich die Tageshöchstwerte
dort aufgrund der guten Durchmischung eher knapp über, in der Südhälfte dagegen
eher knapp unter 10°C bewegen. Der zumeist südwestliche Wind weht auf den
Gipfeln ebenso wie im gradientgeprägten Norden frisch mit starken Böen, wobei
diesbezüglich im Norden vor allem das auflandige Nordfriesland, eventuell sogar
mit einer stürmischen Bö Bft 8, in der „Vorhand“ ist. Im Südosten ist in der
Nacht leichter Forst bis -2°C im Bereich des Möglichen.
Am Sonntag wandert die flache Trogachse über dem Norden weiter nach Polen. Der
großräumige Trogkomplex über Nordeuropa und dem Nordatlantik wird durch in seine
Rückseite hineinlaufende Kaltluft regeneriert. Die zugehörige Trogachse erreicht
bis zum Montagmorgen Irland. Über Deutschland glättet die südwestliche
Höhenströmung durch, und auch niedertroposphärisch dreht diese mehr auf Südwest,
wobei auch über dem Süden eine Gradientverschärfung und eine entsprechende
(moderate) Windzunahme erkennbar ist. Das bedeutet für die Hochlagen der
Mittelgebirge ebenso wie für die Küsten Südwestböen Bft 7 bis 8, exponierte
Gipfel bekommen auch die Bft 9 bis 10. Der zunehmende Trogeinfluss sorgt, ebenso
wie etwas WLA, für Hebung und in der Folge für leichten Regen. Diesbezüglich –
und auch bezüglich der Druckverteilung – zeigen die Modelle noch deutliche
Unterschiede, aber es wird wohl den Nordwesten und den Norden treffen, wo
weiterhin die schwache Kaltfront unterwegs ist, in der auch ein kurzes Gewitter
nicht ausgeschlossen ist. Einige Modelle simulieren auch für einen Streifen vom
Südwesten bis ins Maineinzugsgebiet etwas Regen, wobei sich dieser dort vor
allem in der Nacht zum Montag deutlich intensivieren soll. Da die 850er
Temperaturen wieder im Steigen begriffen sind ist Schnee kein Thema, ebenso
wenig wie Frost, den die gut durchmischte Grundschicht nicht zulässt.
Stattdessen liegen die Minima meist zwischen 7 und 2°C – und die Maxima am Tage
um 10°C.
Am Montag schwenkt der Irlandtrog weiter nach Süden, der Druckfall auf seiner
Vorderseite führt zur Ausbildung eines flachen Tiefs, das ausgangs der Nacht
über dem Ärmelkanal und Nordfrankreich liegt, wodurch die Kaltfront in diesem
Bereich zu wellen beginnt. Entsprechend verstärken sich die Niederschläge,
allerdings sind die Modellunterschiede weiterhin recht groß und IFS ist unter
den deterministischen Modellen das einzige, das die Wellenbildung auf dem Schirm
hat. Von dieser Lösung wollen z. B. GFS oder auch UK10 nichts wissen, insofern
kleidet sich auch der Montag noch in ein wettervorhersagetechnisch eher
undurchsichtiges Gewand.
Am Dienstag und Mittwoch greift der Trog weiter nach Südosten aus. Das
Wellentief wandert unter deutlicher Intensivierung (Kerndruck unter 970 hPa am
Mittwochmorgen) zur Nordsee, was eine Südweststurmlage zur Folge hätte. Im
Vorfeld würde dann sehr milde Luft mit 850er Temperaturen um 5°C, im Südosten
sogar über 10°C herangeführt, bevor dann am Mittwoch die 850er Temperaturen dann
wieder durchweg unter 0°C absinken. Bei einem troggeprägten, insgesamt
wechselhaften Wettercharakter wird sich immer wieder mal die feste Phase in die
Niederschläge mischen, teils, in Schauern und Gewittern, als Graupel, aber eben
auch als Schnee, wobei eine seriöse Aussage über Mengen und Verteilung noch
nicht möglich ist.
Auch die erweiterte Mittelffrist scheint nach jetzigem Stand einen wechselhaften
und frühwinterlichen Charakter zu haben.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs verglichen mit seinen Vorläufen ist
leider nicht befriedigend. Große Unterschiede zeigen sich bei der
Verlagerungsrichtung und -geschwindigkeit der Tröge ebenso wie bei den Mustern
des Bodendruckfeldes. Dies gilt leider nicht erst im Verlauf, sondern schon für
den Beginn des Mittelfristzeitraumes.
Eine höhere Stabilität und Verlässlichkeit der Vorhersagen bleibt (hoffentlich)
zukünftigen Modellläufen vorbehalten
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ähnlich wie bei der Konsistenz des IFS ist auch die Konsistenz zwischen den
verschiedenen Modellen alles andere als stark ausgeprägt. Schon am Sonntag weist
z.B. das GFS über den Britischen Inseln eine völlig andere Trogstruktur auf als
ICON, wobei der dort bei GFS sehr markante und fast kurzwellige Trog über dem
östlichen Mitteleuropa zu einer antizyklonalen Isohypsenkrümmung führt, also
ebendort, wo ICON die Achse seines flachen Troges verdrahtet. Und die Liste der
Unterschiede lässt sich fortsetzen. Am Montagmittag soll das Skandinavientief
bei ICON über Nordschweden/Nordfinnland, bei GFS aber über Dänemark zu finden
sein. Und über Mitteleuropa steht dem scharfen GFS-Trog ein flacher ICON-Trog
gegenüber.
Letztendlich lässt sich aus der schwachen Konsistenz, innerhalb des IFS, aber
auch modellübergreifend, keine stabile Vorhersage für den Mittelfristzeitraum
ableiten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Den Übergang von der aktuell ruhigen Wetterlage hin zu einer zonalen Prägung
goutieren die IFS-Ensembles zu Beginn des Mittelfristzeitraumes mit drei
Clustern, die durchweg im Bereich der positiven NAO liegen.
Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden wechseln die dann nur noch zwei Cluster
unisono in die Negative NAO, was insofern zu erklären ist, als der Trogvorstoß
(der zwar in unterschiedlicher Stärke und Geschwindigkeit, aber immerhin
einheitlich simuliert wird) zur Ausbildung eines Rückens über dem Atlantik
führt.
Im weiteren Verlauf (+192 bis +240 Stunden) bleibt es bei drei Clustern dann
einheitlich bei der negativen NAO.
Die Rauchfahnen für Offenbach bestätigen den Temperaturrückgang in 850 hPa im
Mittelfristzeitraum (und den kontinuierlichen Rückgang des Geopotentials).
Auffällig: Der vorübergehende, aber deutliche Anstieg der 850er Temperaturen des
Hauptlaufs am Dienstag, die auf die vom Hauptlauf simulierte
Sturmtiefentwicklung zurückzuführen ist.
Die GFS-Rauchfahnen bestätigen weitgehend (sofern bei den Modellunterschieden
möglich) die Ergebnisse der IFS-Rauchfahnen, wobei am Dienstag der IFS-Peak nach
oben fehlt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt für Montag Signale für signifikant erhöhte Windgeschwindigkeiten –
das Sturmtief scheint insofern keine Einzellösung zu sein.
In der Nacht zum Sonntag zeigt COSMO-LEPS Wahrscheinlichkeiten von bis zu 100%
für Frost im Südosten.
Darüber hinaus liefert COSMO-LEPS am Samstag und Sonntag an den Küsten
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 50% für stürmische Böen Bft 8, auf den Bergen
liegen die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten am Sonntag bei bis zu 70%
(Brocken, Nacht zum Montag).
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, GFS, MOSMIX, IFS-ENS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas