S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.11.2024 um 10.30 UTC

Herbstlich trüb, mit spürbarem Wind und zunehmendem Niederschlag, im Bergland
möglicherweise Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 19.11.2024

Die Mittelfrist startet am Freitag mit einem Bodenhoch über der Mitte und dem
Süden Deutschlands (>1025 hPa), gestützt von einem Keil. Der ostwärts weiter
ziehende Trog in allen Höhen, nimmt auch die kalte Luft aus dem Südosten mit,
sodass in 850 hPa spätestens am Abend mehr als 0 Grad herrschen. Für den
Nachtfrost in der Südhälfte des Landes gibt es aber noch keine Entwarnung. In
der Nacht zum Samstag verlagert sich das Bodenhoch Richtung Süd- und
Südosteuropa und von Norden her nähert sich tiefer Luftdruck der Bundesrepublik.
In der Höhe liegt allerdings der Keil weiter über uns, sodass die Strömung einen
eher antizyklonalen Touch hat. Durch den sich aufbauenden Druckgradienten
frischt der Wind im Küstengebiet mäßig bis frisch auf. Auch auf den Bergen legt
der Wind etwas zu, erreicht aber maximal auf den Gipfeln stürmische Böen.

Am Samstag wird die Strömung zyklonal, die Keilachse schwenkt ostwärts weg und
von Norden her erreicht eine schwache Kaltfront Deutschland. Sie bringt neben
etwas kühlerer Luft (bis -2 Grad in 850 hPa im Norden) auch ein bisschen Regen.
Nach Süden hin dominiert noch der Hochdruckeinfluss und das Wetter ist ruhiger.
Lediglich im Bergland ist mit auffrischendem südlichem Wind ein Wetterumschwung
zu merken. Im Norden frischt der südliche Wind ebenfalls auf und erreicht an den
Küsten steife, an exponierten Abschnitten auch stürmische Böen. Durch den Wind
ist zwar die Durchmischung etwas besser, im Südosten ist dennoch erneut leichter
Frost, in Bodennähe vereinzelt auch mäßiger Frost wahrscheinlich. In Bodennähe
droht in der gesamten Südosthälfte leichter Frost.

Am Sonntag baut sich ausgehend vom Tiefdruckkomplex über Nordeuropa ein
schwacher Trog über Westeuropa auf. Ein erster Randtrog schwenkt im Tagesverlauf
ostwärts über uns hinweg. Mit westlicher bis südwestlicher Höhenströmung wird
die Luft zusehends feuchter und die Niederschlagsneigung steigt vor allem im
Norden und Westen. Der anhaltende Druckgradient sorgt weiterhin für spürbaren
südlichen Wind, der im höheren Bergland und an den Küsten für stürmische Böen,
vereinzelt auch Sturmböen sorgt.

Am Montag zieht ein Bodentief von Schottland nach Dänemark und Südskandinavien.
Der Druckgradient nimmt weiter zu, der Wind frischt überall spürbar auf. Auch
die Niederschläge nehmen zu. Im Tagesverlauf spaltet sich aus dem Trog über
Westeuropa ein Bodentief ab, das uns in den späten Abendstunden oder in der
Nacht zum Dienstag von Westen her erreicht. Damit fächert der Druckgradient
wieder etwas auf und der Wind lässt nach.

Auf dem Weg des Bodentiefs vom Westen/Südwesten Deutschlands in den Nordosten
regnet es am Dienstag rund um das Tief vorübergehend auch mal kräftiger. In den
späten Abendstunden erreicht das Tief Polen und das Baltikum und nimmt die
stärksten Niederschläge mit. Allerdings strömt aus Nordwesten nun deutlich
kältere Luft (polarer Ursprung) zu uns. In 850 hPa sinkt die Temperatur ab
Mittag verbreitet unter den Gefrierpunkt, teils bis auf -6 Grad. Damit fällt
auch die Schneefallgrenze und in den Lagen oberhalb von 700 m ist Schneefall
möglich.

Die Folgetage bleiben durchwachsen mit zeit- und gebietsweisen Niederschlägen
sowie spürbarem Südwestwind. Im Bergland ist Schneefall möglich.

Fazit: Das weitgehend ruhige Hochdruckwetter hat ein Ende. Tiefdruckgebiete
bringen wieder Niederschläge und zeitweise auffrischenden Wind. Sonne bleibt
aber weiterhin Mangelware.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist ist noch Konsistenz gegeben. Bereits ab Sonntag endet
diese. Der Trog über Westeuropa ist im aktuellen IFS-Lauf quasi verschwunden,
dafür schleift eine schmale Front den Norden Deutschlands und eine leichte
Abkühlung setzt ein. Aus dem Tiefdruckkomplex über Nordeuropa spaltet sich am
Montag ein Randtief ab, das am Dienstag von Westen her auf Deutschland
übergreifen und nordostwärts durchziehen soll. Zur Wochenmitte wird heute ein
Schwall polarer Luft aus Nordwesten simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich mit anderen Modellen liefert der aktuelle IFS-Lauf den schwächsten
Trog am Sonntag/Montag. Bezüglich des Tiefs am Dienstag gibt es keine Einigkeit
in den Modellen. GFS und ICON simulieren ein Höhentief über Westeuropa, IFS
einen Trog. Die Lage des Bodentiefs variiert um mehrere Hundert Kilometer.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse ist keine Überraschung: In 6 Clustern (Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 4) gibt es im ersten Zeitschritt (Freitag/Samstag) einen
Schwenk von Blocking oder Atlantischem Rücken zu NAO+. Die Unterschiede zwischen
den einzelnen Lösungen sind dabei in Deutschland gering.

Zeitschritt zwei (Sonntag bis Dienstag) ergibt 5 Cluster mit Wechsel von NAO+ zu
NAO-. Dabei gibt es größere Unsicherheiten in Bezug auf Trog oder
abgeschlossenes Höhentief über Westeuropa und den zeitlichen Übergriff auf
Deutschland. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 1 mit 16 Mitgliedern.
Cluster zwei hat 15 Mitglieder und ist ein wenig zyklonaler als Cluster eins.
Die Unterschiede sind aber insgesamt gering.

Die erweiterte Mittelfrist bietet 3 Cluster mit hauptsächlich NAO-.

Die Rauchfahnen fächern ab Samstag deutschlandweit auf. Dabei ist der aktuelle
Hauptlauf eher im oberen Drittel der Temperatur-Ensembles zu finden. Im Norden
ist ein Temperatursturz bereits am Samstag sichtbar, nach Süden hin fällt die
Temperatur erst am Dienstag. Das Geopotential ist überall rückläufig, mit dem
Hauptlauf mittig im Ensemblestrom, und der Niederschlag nimmt nach dem
Wochenende überall zu.

Auch bei den Ensembles des GFS ist der operationelle Lauf eher auf der wärmeren
Seite. Bei ICON hingegen liegt der Hauptlauf ab Montag im unteren
Ensembledrittel. Im Niederschlag zeichnet sich auch bei diesen Modellensembles
eine Zunahme ab. GFS simuliert im Ensemblemittel ab Wochenmitte leichten
Schneefall, sogar für Berlin.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Abgesehen vom auffrischenden Wind gibt es keine Signale für markantes oder
signifikantes Wetter. Selbst wenn es ab Mitte nächster Woche etwas Neuschnee
geben sollte, ist das für die zweite Novemberdekade nicht ungewöhnlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn