S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.11.2024 um 10.30 UTC

Anfangs unbeständig mit zeit- und gebietsweisen Niederschlägen, in der zweiten
Wochenhälfte wieder Übergang zu ruhigem Hochdruckwetter. Langsam weiter
zurückgehende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 16.11.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Dienstag befindet sich nach
wie vor ein kräftiges Hoch (im Zentrum über 1040hPa) über Großbritannien und ein
weiteres Hoch über Osteuropa. Beide Hochs sind mit einer Art Brücke über
Mitteleuropa miteinander verbunden. In der Höhe hingegen befindet sich ein
Kaltlufttropfen mit seinem Zentrum über dem Westen Deutschlands und ein weiterer
Kaltlufttropfen über Bulgarien. Weiter westlich über dem Ostatlantik erstreckt
sich ein Rücken bis weit nach Norden. Der für Deutschland relevante KLT zieht im
Tagesverlauf nach Südfrankreich. Ausgehend von einem kleinen Kurzwellentrog über
Schweden tropft allerdings ein weiterer Kaltlufttropfen ab und erreicht am Abend
die westliche Ostsee. Dieser KLT wird allerdings von GFS und ICON deutlich
schwächer simuliert, um schon einmal etwas vorzugreifen. So oder so gestaltet
sich das Wetter aufgrund dieser KLT unbeständiger als zuvor mit gebietsweisen
Niederschlägen. Bei 850hPa-Temperaturen knapp unter 0 Grad liegen die
nachmittäglichen Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad.

Am Mittwoch zieht der KLT südwestwärts über die Nordwesthälfte Deutschlands
hinweg nach Westfrankreich. Über dem Ostatlantik wirkt weiterhin der Rücken
blockierend. Im Bodendruckfeld verlagert sich das Hoch von Großbritannien nach
Westen, die Brückensituation über Mitteleuropa bleibt aber bestehen. Der Tag
wird durch viele kompakte Wolken dominiert, wieviel Niederschlag diese im Gepäck
haben, hängt allerdings von der noch unsicheren Intensität des erwähnten KLT ab.

Am Donnerstag zieht der Kaltlufttropfen weiter zur Iberischen Halbinsel und
bildet zunehmend auch im Bodendruckfeld ein schwaches Tief aus. Über
Mitteleuropa steigt hingegen das Geopotential wieder an, da sich der Rücken über
dem Atlantik nördlich des Höhentiefs zonal bis nach Mitteleuropa ausweitet. Im
Bodendruckfeld hat die Hochdruckbrücke weiterhin Bestand. Demnach erleben wir
voraussichtlich eine Rückkehr zum ruhigen Hochdruckwetter mit der typischen
Grenzschichtproblematik, sprich viel Nebel und Hochnebel in den Niederungen und
Sonnenschein oberhalb der Inversion.

Am Freitag beginnt die Hochdruckbrücke allmählich zu schwächeln. Das hängt auch
mit einem mit arktischer Kaltluft gefüllten Trog zusammen, der von Island
ausgehend südostwärts über dem Europäischen Nordmeer vorstößt. Auch im
Bodendruckfeld ist eine umfangreiche Tiefdruckzone zu erkennen, die mit ihrem
Zentrum über der Norwegischen See liegt, sich aber auch bis nach Skandinavien
erstreckt. Dies ändert aber noch nichts am ruhigen Hochdruckwetter über
Deutschland, wobei das Temperaturniveau auch aufgrund der negativen
Strahlungsbilanz von Tag zu Tag leicht absinkt.

Am Samstag kommt der Trog weiter südostwärts voran, wobei die arktische Kaltluft
Deutschland noch nicht erreicht. Obwohl auch über Deutschland der Luftdruck
durch diese Vorgänge sinkt und der hohe Luftdruck allmählich nach Süden
abgedrängt wird, bleibt uns das ruhige Hochdruckwetter noch erhalten, wenngleich
auf dem Norden schon eine erste schwache Kaltfront mit etwas Regen übergreifen
könnte.

In der erweiterten Mittelfrist tut sich der Trog mit dem Übergreifen auf
Mitteleuropa weiterhin schwer, was daran liegt, dass er eine zunehmend positive
Achsenneigung annimmt, wodurch Deutschland auf der Trogvorderseite bliebt.
Dadurch nehmen allerdings die Hebungsvorgänge zu, sodass das Wetter wieder
unbeständiger mit zeitweiligen Niederschlägen werden könnte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bereits zu Beginn der Mittelfrist bringt der Kaltlufttropfen ordentlich
Unsicherheit in die Wetterprognose. Im heutigen 00UTC-Lauf zieht der KLT viel
rascher südostwärts ab, während er beim gestrigen 12UTC-Lauf erst am Abend und
in der Nacht zum Mittwoch westwärts rausziehen sollte. Außerdem ist auffällig,
dass im gestrigen 12UTC-Lauf sich auch am Boden ein Tief entwickelt hat, sodass
es sich hier gar nicht mehr um einen KLT, sondern um ein hochreichendes Tief
gehandelt hat, während es im heutigen 00UTC-Lauf wieder ein klassischer KLT ist.
Im gestrigen 00UTC wurde erst der zweite KLT richtig intensiv und hat sich im
Verlauf zu einem hochreichen Tief umgewandelt, wodurch die Niederschläge
deutlich intensiver waren als das in den heutigen Simulationen der Fall ist. Im
12UTC-Lauf kommt der zweite KLT erst 12 Stunden später nach Deutschland rein.
Lange Rede, kurzer Sinn – die KLT können zum Beginn der Mittelfrist noch für die
eine oder andere Überraschung sorgen und die Prognose ist noch recht unsicher.
Auch der Übergang zu ruhigem Hochdruckwetter am Donnerstag ist noch nicht
sicher, da im gestrigen 12UTC-Lauf der KLT noch über Westdeutschland herumeiern
sollte und auch im 00UTC-Lauf wurde das Wetter im Süden unbeständiger simuliert.
Die Prognoseunsicherheiten im Geopotentialfeld setzen sich auch im weiteren
Verlauf fort und betreffen auch den Trog in der erweiterten Mittelfrist, der
anders als im heutigen 00UTC-Lauf im gestrigen 00UTC-Lauf noch auf Deutschland
übergreifen sollte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch der Vergleich mit den anderen Globalmodellen zeigt, dass die KLT
Unsicherheiten in die Prognose bringen. Der erste KLT, der bereits am Montag
Deutschland erfassen soll und am Dienstag über Deutschland südwestwärts
hinwegzieht, wird insgesamt von den heutigen ICON-, IFS- und GFS-Läufen
ähnlicher simuliert als es die schlechte Konsistenz der letzten IFS-Läufe
vermuten lässt. Das ändert sich dann aber mit dem zweiten KLT, der laut IFS von
Dienstagabend bis Mittwochmittag über die Nordwesthälfte Deutschlands
hinwegziehen soll. Bei ICON und GFS ist dieser nur in Ansätzen erkennbar und hat
keinen wirklichen Einfluss auf unser Wetter. In den letztgenannten Modellen soll
es anders als bei ICON bereits am Mittwoch weitgehend trocken sein. Donnerstag
und Freitag wird von allen Modellen wieder der Übergang zu ruhigem
Hochdruckwetter simuliert. Vom möglichen Trogvorstoß zum Ende der Mittelfrist
bzw. in der erweiterten Mittelfrist will GFS gar nix wissen bzw. der Vorstoß
findet weit östlich von uns über Osteuropa und Russland statt.

FAZIT:
Auch wenn signifikante Wettererscheinungen ausbleiben, wird es zumindest in der
ersten Hälfte der kommenden Woche unbeständiger als bisher im November, wobei
die Details von den noch recht unterschiedlich simulierten KLT abhängen. Wie es
in der erweiterten Mittelfrist weitergeht, ist noch völlig offen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Auch die Rauchfahnen für Offenbach zeigen die Unsicherheiten mit den möglichen
KLT recht eindrucksvoll. Bereits ab Montag fächern die Rauchfahnen beim
500hPa-Geopotential und ab Mittwoch auch bei der 850hPa-Temperatur auf. Am
Donnerstag liegt die Bandbreite bei den simulierten Temperaturen zwischen -6 und
+10 Grad! Der Hauptlauf liegt eher im oberen Drittel (+6 Grad). Bei den
Niederschlägen zeigt sich, dass es v.a. am Montag und Dienstag unbeständig sein
soll und dann erst wieder ab Sonntag, während im Zeitraum dazwischen keine oder
nur geringfügige Niederschläge erwartet werden.

Die Clusteranalysen zeigen für den Zeitraum t120h-168h drei Cluster, wobei sich
Haupt- und Kontrolllauf im größten Cluster 1 (24 Member) befinden. Ähnlich wie
bei Cluster 3 (13 Member) setzt sich das Blocking-Regime zunächst fort und geht
am Samstag in eine positive NAO über, was mit dem Trogvorstoß über dem
Europäischen Nordmeer zusammenhängt. Cluster 2 (14 Member) geht zwar zum Regime
„Atlantic Ridge“ über, ist dem Cluster 1 aber eigentlich recht ähnlich.

In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden 5 Cluster angeboten und
sowohl der Übergang zu einer negativen NAO als auch positive NAO und Atlantic
Ridge sind im Angebot, was verdeutlicht, dass die weitere Wetterentwicklung ab
dem kommenden Wochenende noch völlig offen ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Das Wetter wird zwar durch die diversen KLT wieder unbeständiger, signifikante
Wettererscheinungen sind aber weiterhin nicht zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel