S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.11.2024 um 10.30 UTC

Neue Woche, neue Witterung: Umstellung auf Trogeinfluss, Abnahme der
Luftmassentemperatur, zeitweise wechselhaft mit schauerartigen Regenfällen, im
höheren Bergland als Schnee.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 15.11.2024

Montag … greift ein relativ schmal konturierter und mit Kaltluft gefüllter
Höhentrog von der Nordsee her auf Norddeutschland über. In weiterer Folge weitet
sich dieser in meridionaler Richtung nach Süden hin aus und erreicht in der
Nacht zum Dienstag auch den Alpenraum. Eine wesentliche Translation nach Osten
oder Westen wird dabei zum einen durch einen mächtigen Höhenrücken über dem
nahen Ostatlantik, zum anderen durch ein schwächeres Gegenstück über Belarus
verhindert. Diese Wetterlage wird auch im Bodenniveau abgebildet, sodass
zwischen diesen beiden Hochdruckgebieten Meereskaltluft aus subpolaren Breiten
nach Mitteleuropa vorstoßen kann. Die 0-Grad-Isotherme in 850 hPa erreicht
bereits am Vormittag den Norden des Landes, in der Nacht auch den Alpenrand.
Außerdem ziehen vor Mittag von Nordwesten her schauerartige Regenfälle auf, die
in der Nacht auch die Alpen betreffen und dort länger anhaltend ausfallen. Die
Schneefallgrenze sinkt dabei auf etwa 1000 m ab, in den Nordalpen kann es bei
weiter abkühlender Luftmasse auch bis 900 m herab schneien. Die Mengen sind aber
wahrscheinlich nur im „gelben“ Bereich. Sonnenschein ist allgemein Mangelware,
im äußersten Süden bestehen außerhalb des Hochnebels aber noch die besten
Chancen dafür. Die Temperaturspanne reicht von 5 Grad im Hochnebel an der
unteren Donau bis etwa 10 Grad, am Niederrhein werden 12 Grad erreicht. Dabei
frischt der Wind etwas auf und dreht auf West bis Nordwest. An der Küste sind
starke bis stürmische Böen möglich. In der Nacht zum Dienstag bleibt es bei
recht guter Durchmischung überwiegend frostfrei im mittleren einstelligen
Temperaturbereich, im Bergland kann es allerdings negative Temperaturen geben.

Dienstag … hält sich der Höhentrog über Mitteleuropa und bildet zunehmend mit
Höhentiefs über Korsika und bei Moldau eine „Dreiecksbeziehung“ aus. Das am
stärksten ausgebildete Höhentief ist dabei jenes, das von Dänemark nach Benelux
zieht und sich dabei auch thermisch intensiviert. Am Boden wird diese
Entwicklung nachvollzogen mit einem vom Nordosten Deutschlands nach Westen
ziehenden Bodentief. Damit bleibt es weiterhin wechselhaft mit schauerartigen
Regenfällen, die bei unveränderter Luftmassencharakteristik oberhalb etwa 900
bis 1000 m als Schnee fallen können. Dabei bietet IFS eine deutlich feuchtere
Lösung an, während es ICON aufgrund des schneller nach Westen abziehenden
Höhentiefs wieder überwiegend trocken belässt. Bei IFS wird es erst im Laufe der
Nacht zum Mittwoch von Osten her trockener. Tagsüber bleibt es überwiegend bei
einstelligen Höchstwerten, in der Nacht zum Mittwoch ist im Bergland leichter
Frost wahrscheinlich. Der Wind dreht zunehmend wieder auf Ost und ist an den
Küsten weiterhin mäßig bis frisch mit starken Böen.

Mittwoch … zieht auch bei IFS das Höhentief über Nordostfrankreich in den
westlichen Mittelmeerraum ab. Der nun schwache Einfluss des Höhentroges bleibt
aber über Mitteleuropa bestehen. Dieser wird aber durch eine sich langsam nach
Süden ausweitende Hochdruckbrücke über dem südlichen Skandinavien konterkariert.
Bei ICON schiebt sich der atlantische Rücken deutlich schneller von den
Britischen Inseln zur Nordsee und stärkt daher das Bodenhoch im norddeutschen
Bereich deutlich. Außerdem orientiert sich das Höhentief mehr zur Iberischen
Halbinsel, sodass auch die über die Alpen ausgreifenden leichten Niederschläge
nach Süddeutschland hauptsächlich ein Thema von IFS sind. Dafür wartet ICON in
der Nacht zum Donnerstag mit einem kleinen Höhentief im Bereich der Oder auf. Im
Vergleich zum Vortag verringern sich die Höchstwerte um wenige Grad und an der
Nordsee kommt es zu weiteren starken Böen aus Ost. In der Nacht zum Donnerstag
weitet sich der Luftfrost etwas aus und betrifft auch Lagen im Flachland.

Donnerstag … kommt das von Polen nach Norddeutschland ziehende Höhentief auch
bei IFS zur Geltung, ICON positioniert dieses bis in die Nacht zum Freitag über
der Mitte Deutschlands. Auch bei T850 gibt es zwischen diesen beiden Modellen
einen Unterschied: Während diese bei ICON um den Nullpunkt schwankt, sinkt diese
bei IFS teilweise auf -6 Grad. Da und dort fällt geringer Regen, der je nach
eintretender Temperatur bevorzugt im Bergland als Schnee fällt. Die Abkühlung
setzt sich auch am Boden fort und der Wind an der Küste bleibt weiterhin mäßig
bis frisch. In der Nacht besteht regional erneut leichte Frost“gefahr“.

Freitag … bleibt IFS bei unveränderter T850 hPa bei um sich kreisende
Höhentiefs über Mitteleuropa. Damit ist weiterhin eine leicht wechselhafte
Witterung mit etwas Schnee in den höheren Lagen wahrscheinlich. An den
Temperaturverhältnissen und der Windentwicklung ändert sich nur wenig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Umstellung der Wetterlage wird bei IFS ziemlich konsistent gerechnet und ist
damit im Wesentlichen unstrittig. Daran hängt sich die sehr wahrscheinliche
Temperaturentwicklungen auf. Beim Niederschlag liegt der Teufel aber im Detail.
Je nach genauer Entwicklung und Lage der Höhentiefs sind regionale Unterschiede
wahrscheinlich, im höheren Bergland kann dies Auswirkungen auf eine
Neuschneeakkumulation haben. Der Trend ist klar, für Details müssen die Tage
erst in die Kurzfrist rutschen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auf die Unterschiede zwischen ICON und IFS wurde bereits im Haupttext
eingegangen. GFS sattelt auf die Lösung von ICON noch etwas drauf und rechnet
den Höhnrücken über den Britischen Inseln und der Nordsee nochmals stärker und
lässt eine Warmfront auf den Norden und später auch die Mitte übergreifen. UK10
verfolgt wie IFS eher den stärkeren Einfluss des Troges sowie der Höhentiefs.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte stützen im Wesentlichen die
deterministischen Aussagen. Am Montag erfolgt ein starker Abfall des
Geopotentials, das von den allermeisten Membern gezeigt wird. Anschließend
pendelt sich dieses bei leichtem Rauschen auf niedrigem Niveau ein. T850 folgt
diesem und verringert sich zu Wochenbeginn ebenfalls. Das relative Absinken der
Luftmassentemperatur beträgt etwa 6 bis 10 Grad, wobei die meisten Member ab
Dienstag in einem Wertebereich von -3 bis 0 Grad liegen. Nach unten sind die
Prognosen gut abgesichert, eine positive Abweichung ist bei einzelnen Läufen
noch möglich. Leichte Niederschlagssignale begleiten die Mittelfrist, zu
warnwürdigen Mengen kommt es aber weder in der festen (Bergland), noch in der
flüssigen Phase.

CLUSTER:
+120 … +168h: Es liegen drei Cluster vor, wobei alle dem Strömungsmuster
„Blocking“ zugeordnet sind. Der Hauptlauf befindet sich in C1 (26 Member), C2
beinhaltet 17 Lösungen, C3 nur acht. C1 ist dabei durch das Höhentief über
Mitteleuropa bestimmt, bei C2 wird dieses schneller zur Iberischen Halbinsel
verlagert (ICON-Lösung). Bei C3 ist dieses deutlich schwächer ausgeprägt.

+192 … +240h: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf fünf, wobei der erste
Zeitschritt übereinstimmend „Blocking“ zugeordnet ist. Danach variieren die
Strömungsmuster sehr stark. Außerdem gibt es kein dominantes Cluster, C1 hat nur
14 Mitglieder, C5 ganze sechs. Besonders zum Beginn der übernächsten Wochen
lässt sich aber der Trend zu einer Troglage in Mitte- und Osteuropa erkennen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Montag und Dienstag im Bereich Nordfriesische Inseln einzelne stürmische Böen
(Bft 8) aus Nord bis Nordost gering wahrscheinlich.

Alle anderen Warnparameter erreichen die markante Warnschwelle wahrscheinlich
nicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (det/prob), bei Berücksichtigung von ICON, MosMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri