#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 05.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.11.2024 um 10.30 UTC
Überwiegend herbstliches, das heißt teils neblig-trübes, teils sonniges, vor
allem aber störungsfreies Wetter. Gebietsweise leichter Nachtfrost.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 12.11.2024
In der Mittelfrist dominiert eine weitgehend störungsfreie Witterung ohne
markante Niederschläge oder Windereignisse. Es bleibt die herbstliche
Nebel-/Hochnebelproblematik (teils auch Nebelnässen/Sprühregen) und die damit
verbundenen Unsicherheiten bei der Temperaturprognose (je nach
Sonnenscheindauer). In nebelfreien Gebieten kann leichter Nachtfrost auftreten.
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag befindet sich Deutschland auf der
Westflanke eines Hochs mit Schwerpunkt über Polen, der Ostsee und dem Baltikum
in einer südlichen Strömung. Das Bodenhoch wird von einem Höhenhoch gestützt.
Die feuchte Grundschicht sorgt gebietsweise für zähen Nebel oder Hochnebel,
darüber im Bergland scheint meist die Sonne. Dort ist es bei 850
hPa-Temperaturen um 8 Grad mild. In tieferen Lagen und vor allem je nach
Sonnenanteilen bleibt es kühler, im Dauergrau recht kalt. Im Bergland und
sonstigen nebelfreien Gebieten gibt es leichten Nachtfrost.
Am Samstag verlagert sich das Bodenhoch unter Abschwächung weiter gen Osteuropa,
bei uns fällt der Luftdruck leicht. Es bleibt aber relativ gradientschwach. In
der Höhe schwächt sich der in Richtung Baltikum gerichtet Keil etwas ab bzw.
wird von einem Trog südlich von Island kommend angeknabbert/allmählich
überlaufen. Auf der Ostflanke des Keils über Osteuropa tropft ein Höhentief in
Richtung Balkan ab, hat aber voraussichtlich keinen prognoserelevanten Einfluss
auf unser Vorhersagegebiet. Deutschland befindet sich demnach unter der
Keilachse und damit herrscht weiterhin antizyklonal dominiertes Wetter mit
Nebel, Hochnebel und abseits davon Sonnenschein. Das Temperaturniveau ändert
sich dabei eigentlich nicht: im Bergland und bei längerem Sonnenschein mild, im
Dauergrau dagegen eher kalt und nachts gebietsweise leichter Frost.
Am Sonntag steigt der Luftdruck wieder leicht an: Der erwähnte Trog bei Island
verlagert sich in Richtung Nordskandinavien, rückseitig streckt sich ein Keil
vom Atlantik in Richtung Ostsee und das Höhenhoch verlagert sich allmählich in
Richtung Britische Inseln. Am Boden dehnt sich die Hochdruckzone vom Atlantik
nach Zentraleuropa und damit nach Deutschland. Insgesamt sind die
Luftdruckgegensätze gering. Das Höhentief im Bereich Balkan/Adria tangiert uns
nicht. Damit setzt sich in Deutschland das teils anhaltend neblig-trübe, teils
sonnige Wetter fort, die größten Sonnenanteil sind nach wie vor im Bergland zu
erwarten. Durch die Alterung der Luftmasse nimmt die Nebelneigung wahrscheinlich
weiter zu. Im Bergland leichter Nachtfrost, sonst aufgrund der erhöhten
Nebelneigung wahrscheinlich geringes Risiko für lokale Nachtfröste.
Am Montag verstärkt sich das Bodenhoch bei den Britischen Inseln noch etwas,
auch in der Höhe nimmt das Geopotenzial in Richtung Britische Inseln noch etwas
zu. Deutschland liegt damit auf der Ostflanke der Hochdruckzone in weiterhin
gradientschwachem Umfeld. Der Keil wird auf seiner Nordflanke allmählich von
einem Kurwellentrog in Richtung Skandinavien umlaufen, am Boden zieht ein
flaches Tief – allerdings unter leichter Verstärkung – von der Norwegischen See
in Richtung Skandinavien/nördliche Ostsee. Das dazugehörende Frontensystem kann
eventuell den äußersten Norden streifen (Wolkenfelder, ein paar Tropfen nicht
ganz ausgeschlossen), allerdings unter relativ hohem Luftdruck und wenig
wetterwirksam. Zum Dienstag dreht die Strömung damit (zumindest im Norden)
allmählich auf Nord. Im großen Rest des Landes ändert sich am herbstlichen, zu
Nebel neigenden Hochdruckwetter nichts.
Am Dienstag tropft der Höhentrog über dem östlichen Mitteleuropa gen Süd/Südwest
ab, zieht als Kaltlufttropfen an der Südflanke des Bodenhochs bei den Britischen
Inseln mit der Bodenströmung südwest-/westwärts und streift damit
voraussichtlich auch die östlichen und südöstlichen Landesteile. Von Nord bis
Nordost sickert damit auch zunehmend kältere Luft (850 hPa Temperaturen bei 0
bis -4 Grad) ein. Während im Norden und Nordwesten unter leichtem
Hochdruckeinfluss und mit Überströmung des skandinavischen Gebirges wohl etwas
trockenere Luft einsickert und Nebel/Hochnebel bessere Auflösungschancen haben
dürften, ziehen über den Südosten und Süden Wolkenfelder im Zusammenhang mit dem
Kaltlufttropfen. Zeitweise fällt dabei Regen oder auch Schnee. Die
Schneefallgrenze könnte sich bei etwa 600 bis 800 m einpendeln.
In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch deutet sich eine Westverlagerung des
Kaltlufttropfens auf der Südflanke des Hochs bei den Britischen Inseln an, das
sich ostwärts gen Norddeutschland und Südskandinavien ausweitet. Der
Kaltlufttropfen zieht voraussichtlich in Richtung Südfrankreich/Iberische
Halbinsel. Damit würden sich zum Ende der kommenden Woche insgesamt wieder der
Hochdruckeinfluss und erneut weitgehend störungsfreies Wetter durchsetzen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist weiterhin gut bis sehr gut.
Für unser Vorhersagegebiet dominiert Hochdruckeinfluss, wobei im Verlauf der
Mittelfrist das zunächst wetterbestimmende Hoch über Osteuropa von einem Hoch
mit Schwerpunkt im Bereich der Britischen Inseln abgelöst wird. Dieser Umbau
erfolgt über den Durchgang eines Kurzwellentroges bzw. Bodentiefs, das im
Vergleich zu den Vorläufen etwas weiter südlich simuliert wird, aber nach wie
vor über Nordeuropa und damit voraussichtlich ohne wesentliche Prognoserelevanz
für Deutschland. Auch das an der Ostflanke des Keils süd-/südwestwärts
abtropfende Höhentief wird in den neueren Modellläufen weiter westlich im
Bereich des Balkans simuliert, aber auch hier deutet sich zunächst keine
Prognoserelevanz für unseren Vorhersagebereich an.
Ein prognoserelevantes Abtropfen zeigt sich erst zum Ende der Mittelfrist bzw.
zum Übergang in die erweiterte Mittelfrist. Hier zeigen sich noch gewisse
Unterschiede in Timing und genauer Ausprägung, die Entwicklung als solche zeigt
sich aber in den letzte IFS-Modellläufen schon recht konsistent.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ein Blick auf andere Globalmodelle stützt weitgehend die IFS-Prognosen, GFS
simuliert über den gesamten Zeitraum sehr ähnlich und belässt Deutschland im
gesamten Mittelfristzeitraum unter Hochdruckeinfluss, einschließlich des Umbaus
zum neuen Hochschwerpunkt über den Britischen Inseln und der allmählichen
Umstellung auf eine nördliche Strömung zum Ende der Mittelfrist am Dienstag.
ICON schwenkt ab Beginn der kommenden Woche auf einen zunehmend zyklonaleren
Kurs, dabei liegt das neue Bodenhoch mit seinem Schwerpunkt etwas weiter
süd-/südwestlich und vom Nordmeer schwenkt ein Trog herein und eine
Tiefdruckzone etabliert sich über Nordeuropa, die mit ihrem Frontensystem auch
mindestens die Nordhälfte des Landes beeinflussen würde. In der erweiterten
Mittelfrist zeigt GFS eine antizyklonalere Variante und belässt den Trog über
Ost-/Südosteuropa ohne Abtropfen/Kaltlufttropfen und damit auch ohne Einfluss
auf Deutschland.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC
bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei Cluster mit 21, 15 und 15 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1. Für Mitteleuropa ergibt sich
keine Prognoserelevanz. Im Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC
(+120 bis +168 h) sind es fünf Cluster mit 17, 12, 8, 7 und 7 Membern, Haupt-
und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 2. Dabei gibt es unterschiedliche
Szenarien bezüglich des Geopotenzialmaximums und der umlaufenden zyklonalen
Strukturen. Zum einen wird der Kurzwellentrog an der Nordflanke des Keils
unterschiedlich positioniert, im Vergleich zum operationellen Lauf und Cluster 2
meist weiter nördlich und damit mit weniger Einfluss auf Deutschland. Zum
anderen wird dann aufgrund der nördlicheren Keilachse im Gegenzug das Höhentief
auf der Ostflanke weiter (nord-) westliche simuliert, welches dann durchaus von
Südosten/Süden her Wetterwirksamkeit auf Deutschland entfalten könnte. Insgesamt
wird es aber relativ schwach simuliert und am Boden dominiert durchweg
Hochdruckeinfluss. Für die erweiterte Mittelfrist ab Mittwoch 00 UTC (+192 bis
+240 h) sind sechs Cluster im Angebot. Dabei überwiegen antizyklonale Varianten,
teils aber eben auch einschließlich des Durchzugs eines Kaltlufttropfens (wie im
operationellen Lauf). Es gibt aber auch einige Member, die insgesamt zyklonaler
aufgestellt sind bis hin zu einer Variante mit Trog Mitteleuropa (Cluster 5 mit
6 Membern). Insgesamt ist aber eher antizyklonale und weitgehend störungsfreie
Witterung auch in der erweiterten Mittelfrist recht wahrscheinlich.
Das bestätigen eigentlich auch die Rauchfahnen. Bis einschließlich
Sonntag/Montag sind die Niederschlagssignale sehr gering und die Bündelung bei
Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa ist recht gut, es gibt nur
einzelne Ausreißer. Zum Dienstag nimmt der Spread deutlich zu und bleibt dann
recht groß. Dabei gehen die Temperaturen in 850 hPa recht wahrscheinlich
vorübergehend deutlich zurück (der Hauptlauf bewegt sich im Bereich der
gehäuften Lösungen der anderen Member). In der erweiterten Mittelfrist wird das
Temperaturniveau relativ unsicher, der Spread ist recht groß, der Hauptlauf
zeigt zwar eine ansteigende Tendenz, eine deutliche Häufung der Member gibt es
aber nicht mehr. Beim Geopotenzial in 500 hPa bleibt der Spread in der
erweiterten Mittelfrist recht groß, eine Häufung an Membern zeigt sich in
tendenziell höherem Geopotenzial, der Hauptlauf zeigt dagegen vor allem nach
Süden hin ein vorübergehend sinkendes Geopotenzial im Zusammenhang mit dem
erwähnten Kaltlufttropfen.
Fazit: Antizyklonal geprägtes und damit weitgehend störungsfreies Wetter
wahrscheinlich über weite Teile des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes, zum
Ende der Mittelfrist zumindest vorübergehend und gebietsweise wechselhafter mit
möglicher Rückkehr zu antizyklonaler Witterung in der erweiterten Mittelfrist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Abgesehen von der Nebel-/Hochnebelproblematik und gebietsweise leichtem
Nachtfrost werden zunächst keine signifikanten Wetterereignisse erwartet.
Zum Ende der Mittelfrist bzw. zum Übergang zur erweiterten Mittelfrist könnte es
gebietsweise vor allem im Südosten zu leichtem Schneefall vor allem im Bergland
kommen. Hier deuten sich aktuell keine markanten Mengen an, schließlich wäre
Schneefall im Bergland Mitte November auch kein besonderes Vorkommnis (keine
EFI-Signale o.ä.).
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger