S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.11.2024 um 10.30 UTC

Wetter auf Sparflamme dank Dauerhochdruck: (Hoch-)Nebel, Sonne, meist trocken,
örtlich Nachtfrost.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 09.11.2024

Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Dienstag liegen wir unter einem
Höhenrücken, der sich vom zentralen Mittelmeerraum über unsere Köpfe hinweg bis
nach Grönland erstreckt. Flankiert wird er von einem Langwellentrog über
Osteuropa, der dort den Winter eingeläutet hat und einem weiteren, zwar
langgestreckten aber recht schwächlich daherkommendem Trog über West- und
Südwesteuropa. Auf der Bodenwetterkarte findet man folgerichtig eine großräumige
Hochdruckzone über Mittel-, Süd- und Südosteuropa mit Zentrum irgendwo im Raum
Rumänien. Zwar erstreckt sich das Hoch auch über Südwesteuropa hinaus, dort
sorgt dann aber doch der angesprochene Trog für ein paar „Schönheitsflecken“.

Letztere gibt es auch in Deutschland und heißen im Klartext: Nebel und
Hochnebel. Beides wird uns die gesamte Mittelfrist über begleiten, denn an der
gradientschwachen, hochdruckgeprägten Wetterlage ändert sich kaum etwas. Am
Mittwoch versucht uns zwar der angesprochene Höhentrog von Westen her zu
überqueren, löst sich dabei aber auf und nachfolgend wölbt sich bereits der
nächste Rücken von den Kanaren bis in den Westen Skandinaviens auf. Eventuell
reicht der Trog aber noch aus, um mit etwas Bewölkung mal für einen vielleicht
geringfügig anderen Grauton am Himmel zu sorgen oder mit letzter Kraft besonders
in der Westhälfte etwas Sprühregen aus dem Hochnebel zu quetschen – das war es
aber auch schon.

Jetzt ist es aber natürlich nicht so, als ob man verbreitet Tage lang in der
grauen Suppe steckt. Vielerorts werden sich Nebel und Hochnebel im Tagesverlauf
lichten, sofern sie sich überhaupt gebildet haben. Besonders den Hochlagen
dürften oberhalb der Inversion auch einige durchweg sonnige und sehr milde Tage
ins Haus stehen. Besonders in den (Fluss-)Niederungen der Mitte und des Südens
wird man mancherorts aber wohl wirklich überlegen, ob man sich mangels
Sonnenschein nicht doch einen Vorrat an Vitamin-D-Tabletten hätte anschaffen
sollen.

Nochmals zurück zu den großskaligen synoptischen Strukturen: Am Donnerstag
positioniert der „neue“ Rücken irgendwo zwischen Norddeutschland und
Südskandinavien ein eigenständiges Höhenhoch. Über Südeuropa und dem
Mittelmeerraum ziehen dagegen Reste des sich ansonsten aufgelösten Troges nun
als Kaltlufttropfen ihre Bahnen. Ihr Einfluss auf unser Wetter in Deutschland
bleibt aber sehr limitiert bis nicht existent.

Am Freitag verlagert sich das Höhenhoch ins östliche Mitteleuropa und verbleibt
dort auch am Samstag. Von Westen kann sich dabei ein atlantischer Langwellentrog
nähern, der aber auch nicht so wirklich etwas gegen das Hochdruckbollwerk
ausrichten kann und am Samstag über Südwesteuropa abtropft.

Das Temperaturniveau liegt niedertroposphärisch über den gesamten Zeitraum meist
zwischen 7 und 12 Grad, was mit Sonnenunterstützung durchaus Höchstwerte von bis
zu 15 Grad (lokal auch etwas mehr) zulässt. Im Dauergrau wird man dagegen wohl
im einstelligen Bereich verharren. Dort, wo die Nächte längere Zeit klar
verlaufen, kann es leichten Luftfrost geben.

Auch in der erweiterten Mittelfrist setzt der aktuelle IFS-Lauf auf ruhiges,
herbstliches und mildes Hochdruckwetter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-Laufs kann als sehr gut bezeichnet werden.
Hoher Luftdruck sorgt für ruhiges, mildes, meist trockenes und zu Nebel und
Hochnebel neigendes Wetter. Erst am Samstag weicht der gestrige 12-UTC-Lauf von
seinen beiden Nachbarläufen ab und simuliert das Übergreifen eines
Kaltlufttropfens samt Frontensystem eines Nordseetiefs und in der Folge
schauerartigen Regenfällen auf den Südwesten. Im jüngsten Lauf ist das aber
schon wieder vom Tisch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen an dieser Stelle betrachteten Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) sind
nicht ganz so einverstanden mit dem bundesweiten Dauerhochdruck. GFS und UK10
lassen zum Beispiel den schwächelnden Trog am Mittwoch über der Nordsee
abtropfen und den entstandenen Kaltlufttropfen in der Folge entweder südwärts
Richtung Jura ziehen (UK10) oder in die Zirkulation eines nachfolgenden Troges
übergehen und als Randtrog über Nordwestdeutschland steuern (GFS). Demnach
könnte es in den westlichsten und nordwestlichsten Landesteilen im Laufe der
zweiten Wochenhälfte auch mal etwas Regen geben. ICON lässt am Freitag am
Südrand des Höhenhochs einen Kaltlufttropfen über die Mitte Deutschlands
westwärts hinwegwandern und diesen später ebenfalls als Randtrog eines
nachfolgenden Troges über unseren Nordwesten ziehen. Außer etwas mehr Bewölkung
soll diese Entwicklung aber ansonsten recht geräuschlos, sprich trocken
verlaufen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigen die beschriebene
Wetterentwicklung des IFS-Hauptlaufs. Der Spread beim Geopotenzial und der
Temperatur in 850 hPa ist zunächst sehr eng, beginnt ab Freitag aber allmählich
aufzufächern. Hier spielen vermutlich Kaltlufttropfen eine Rolle, die südlich
bzw. ab Samstag westlich des Höhenhochs umherziehen könnten. Tendenziell nimmt
das Temperaturniveau leicht ab.
Die ersten nennenswerten Zuckungen bei den Niederschlagskurven sind im Norden ab
Samstag und über der Mitte erst in der erweiterten Mittelfrist erkennbar. Im
Süden sind die Signale selbst dann noch sehr spärlich bis nicht vorhanden. Eine
ähnliche Entwicklung zeigen übrigens auch die Ensembles von ICON und GFS.

Beim Clustering zeigen sich im Zeitraum von Donnerstag bis Samstag drei, recht
gleich verteilte Gruppierungen, die wenig überraschend allesamt dem
Blocking-Regime zuzuordnen sind. Unterschiede gibt es allenfalls in der genauen
Form des über uns thronenden Rückens und den ihn umrandenden Trögen, was für das
Wetter in Deutschland allerdings kaum prognoserelevant ist.
Für die erweiterte Mittelfrist ergeben sich nur zwei Cluster, die ebenfalls dem
Blocking-Regime angehören. Dabei sind nun durchaus schon Randtröge oder
Kaltlufttropfen über uns oder zumindest in unmittelbarer Nähe erkennbar in der
ansonsten weiterhin sehr hochdruckgeprägten Umgebung.

FAZIT: Dem herbstlichen Hochdruckeinfluss scheint weiterhin nichts wirklich
seinen Platz streitig zu machen. Zwar zeigen andere Globalmodelle ab der zweiten
Wochenhälfte Lösungen, in denen zumindest die westlichsten Landesteile mal etwas
Regen abbekommen könnten, mit Blick in die jeweiligen Ensembles ist die
Wahrscheinlichkeit dafür aber recht gering. Erst ab Samstag mehren sich die
Hinweise, dass es „immerhin“ im Norden mal wieder etwas wechselhafter werden
könnte. Bis dahin bleibt es aber wohl bundesweit bei einem (meist) trockenen und
milden Sonne-Nebel-Mix.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Es sind keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS(-EPS), UK10, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz