SXEU31 DWAV 011800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.11.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Anfangs noch einzelne stürmische Böen an der Ostseeküste Vorpommerns, sonst
ruhiges Spätherbstwetter ohne markant zu bewarnende Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland unter einem blockierenden Höhenhoch, das durch
einen breiten, zum kaspischen Meer gerichteten Trog flankiert wird. Die
Frontalzone liegt relativ weit nördlich und erstreckt sich vom Raum Island über
Südskandinavien hinweg zum Wolga-Don-Gebiet. Ein darin eingelagerter breiter
Trog überquert den Ostseeraum und stößt bis Samstagfrüh zur Ukraine vor. Die
Kaltfront des mit diesem Trog korrespondierenden Bodentiefs erfasst am Abend den
Küstenbereich und dringt bis Samstagfrüh bis zu einer Linie Oberlausitz – Harz –
südliches Emsland vor. Präfrontale kräftige Kaltluftadvektion dämpft die
Wetterwirksamkeit dieser Front, so dass allenfalls an der Nordsee und in Oder-
und Neißenähe 1 bis 2 mm Niederschlag zusammenkommen können. Meist macht sich
die Frontpassage nur in Form einer Winddrehung von West auf nördliche Richtungen
und einem leichten Auffrischen bemerkbar. Für warnrelevante Böen reicht es
ohnehin nur an der Ostseeküste, an der Vorpommerschen Boddenküste sind bis in
den späten Abend hinein stürmische Böen möglich, bevor, beginnend ab der zweiten
Nachthälfte der Wind auch dort abflaut und ab Samstagfrüh wahrscheinlich keine
warnrelevanten Böen mehr auftreten. Immerhin erfolgt postfrontal ein
Luftmassenwechsel, im Norden und Nordosten Deutschlands klart es verbreitet auf,
aber eine Abkühlung in den Bereich leichten Frostes wird durch den dort noch
vorhandenen Gradienten unterbunden.
Ansonsten bleibt die feuchte Grundschicht unangetastet, die aktuell eine
Mächtigkeit zwischen 800 und 1000 m aufweist. Dort, wo sich der tiefe Stratus
nicht aufgelöst hat, dürfte sich dieser bis Sonntagfrüh verdichten. Im Süden
konnten sich größere Auflockerungen einstellen. In diesen Gebieten entsteht dann
wieder teils dichter Nebel mit Sichtweiten unterhalb von 150 Metern.

Samstag … verlagert sich das blockierende Hoch von Deutschland weg ein wenig
nach Westen. Ein hiervon ausgehender breiter Rücken wölbt sich, gestützt durch
kräftige Warmluftadvektion, in Richtung Island auf. An der Ostflanke des Rückens
kräftigt sich das korrespondierende Bodenhoch. Absinken, das durch
Kaltluftadvektion induziert wird, ergibt einen neuen Schwerpunkt des Bodenhochs
über dem Nordosten Deutschlands. An dessen Südwestflanke kommt eine östliche
bodennahe Windkomponente zustande, warnrelevante Böen sind unwahrscheinlich.
Die weiter oben beschriebene Kaltfront kommt nur noch wenig nach Südwesten vor
und reißt, unter antizyklonalen Einfluss kommend, auseinander. Deren
Wetterwirksamkeit beschränkt sich dann im Wesentlichen auf etwas kompaktere
St/Sc-Bewölkung im Bereich der Mittelgebirgsschwelle.
Für die westlichen und südlichen Landesteile bleibt ein Luftmassenwechsel aus.
Auflockerungen sind am ehesten an den Westflanken der Mittelgebirge und
Höhenzüge vorstellbar, die Gipfellagen der Mittelgebirge wie auch höhere Lagen
der Alpen liegen oberhalb der feuchten Grundschicht. Darunter können sich Nebel
und tiefe St-Bewölkung vielfach den ganzen Tag über halten. Mit
Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad und um 6 Grad bei besonders zähem
Nebel ist es noch relativ mild.

In der Nacht zum Sonntag läuft an der Nordostflanke des sich weiter aufwölbenden
Rückens ein aus einer Warmfrontwelle resultierendes Tief nach Südosten ab.
Warmluftadvektion, die mit der Warmfront dieses Tiefs in Verbindung steht, lässt
ausgangs der Nacht im Küstenbereich mehrschichtige Bewölkung aufziehen. Weiter
landeinwärts kommt die eingeflossene Polarluft vollends zur Ruhe, es klart
verbreitet auf und es stellt sich leichter Frost ein. In Erdbodennähe dürfte
eine Abkühlung in den Bereich mäßigen Frostes erfolgen.
Im Westen und Süden wird die tiefe St-Bewölkung erneut dichter, teils entsteht
auch wieder Nebel mit Sichtweiten unterhalb von 150 Metern. Unter der
schützenden St-Decke bleibt es mit 6 bis 1 Grad frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … streift die Warmfront des in der Frontalzone über Mittelskandinavien
und Estland hinweg südostwärts ziehenden Tiefs den Nordosten Deutschlands. Deren
Wetterwirksamkeit beschränkt sich auf mehrschichtige Wolkenfelder weitgehend
ohne Niederschläge. Mit Frontpassage frischt im Nordosten der Wind wieder etwas
auf, wahrscheinlich reicht es nur an der Vorpommerschen Küste für ein paar
Windböen Bft 7. Weiter landeinwärts ist der Wind nicht warnrelevant. Die
Kaltfront dieses Tiefs wird durch ein nördlich an Island vorbeiziehendes Tief
bereits über Südskandinavien rückläufig.
Derweil hat sich die Lage des wetterbestimmenden breiten Höhenrückens kaum
geändert. Im Bereich des korrespondierenden Bodenhochs, das sich von der
südlichen Nordsee bis zur bulgarischen Schwarzmeerküste erstreckt, sind die
Luftdruckgegensätze über dem Vorhersagegebiet gering.
Bedingt durch großräumiges Absinken im Bereich dieses ausgedehnten Bodenhochs
schrumpft die feuchte Grundschicht, wodurch Auflockerungen und auch längere
sonnige Abschnitte wahrscheinlicher werden als an den Vortagen. In einigen
Regionen Süddeutschlands, wie der Donauniederung, dem Bodenseegebiet und zum
Teil auch am Oberrhein, dürfte sich ganztägig Nebel oder tiefe St-Bewölkung
halten. In diesen Gebieten werden kaum 7 Grad erreicht, wogegen sonst 9 bis 14
Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Montag wird durch einen auf den nahen Ostatlantik
übergreifenden breiten Trog die Achse des Höhenrückens etwas nach Osten gedrückt
und erstreckt sich Montagfrüh von den Zentralalpen über den Westen Deutschlands
hinweg ins Nordmeer. Das Bodenhoch ändert seine Lage nur wenig, so dass die
Luftdruckgegensätze weiterhin gering sind. Großräumiges Absinken bewirkt einen
weiteren Verlust der Mächtigkeit der feuchten Grundschicht, zudem macht sich
auch in den westlichen und südlichen Landesteilen eine zunehmende Austrocknung
bemerkbar. Somit ist ein nächtliches Aufklaren auch in diesen Gebieten
wahrscheinlicher als in den Nächten zuvor.
Dort, wo es aufklart, stellt sich leichter Frost oder zumindest Frost in
Bodennähe ein. Im Küstenbereich und in den westlichen und südwestlichen
Landesteilen, wo sich noch Reste der kalten Grundschicht halten und nach
vorübergehendem Aufklaren relativ rasch Nebelbildung erfolgt oder sich noch
vorhandene tiefe St-Bewölkung verdichtet, bleibt es noch weitgehend frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann