#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 31.10.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.10.2024 um 10.30 UTC
Ruhiges Spätherbstwetter ohne markante Wettergefahren.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.11.2024
Am Sonntag und Montag liegt Deutschland unter einem blockierenden Hoch, das ein
Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa stützt. Dabei sind die
Luftdruckgegensätze gering. Das Höhenhoch wird durch einen kräftigen, von
Nordwestrussland in den Schwarzmeerraum gerichteten Trog flankiert. Über dem
nahen Ostatlantik ist ein schwächerer Trog zu finden, der sich in den Azorenraum
erstreckt. Somit ergibt sich eine relativ stabile Lage. Großräumiges Absinken,
das sich nicht bis in Bodennähe durchsetzen kann, sorgt oberhalb der
Grundschicht für eine Erwärmung und somit für eine Verschärfung der bodennahen
Inversion.
Im Laufe des Dienstags schwächt sich das blockierende Hoch ab und wandelt sich
in einen breiten Rücken um, der vom Alpenraum bis weit ins Nordmeer hinein
gerichtet ist. Das korrespondierende Bodenhoch hält sich über dem südöstlichen
Mitteleuropa, so dass sich ansonsten vorerst keine Änderung ergibt. Somit hält
sich in einigen Regionen Nebel oder Hochnebel, teils löst sich dieser auf, wovon
die Temperaturentwicklung abhängig ist. Höhere Berglagen liegen meist oberhalb
der Grundschicht.
Am Mittwoch und Donnerstag zieht sich der Höhenrücken ein wenig nach Westen
zurück und regeneriert sich über Westeuropa, gestützt durch kräftige
Warmluftadvektion über dem mittleren Nordatlantik. Hierdurch kommt über
Deutschland eine nordwestliche, aber noch antizyklonal geprägte Strömung
zustande. Auch wenn sich das korrespondierende Bodenhoch über dem Süden
Deutschlands neu bildet, so können doch der Norden und die Mitte von schwachen
Fronten gestreift werden. Nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht,
vereinzelt fällt etwas Sprühregen, selbst im Stau der Mittelgebirge reicht es
nur für 1 bis 2 mm. Insgesamt dominiert an beiden Tagen stärkere Bewölkung,
längere sonnige Abschnitte zeichnen sich dann nur noch in den Höhenlagen
Süddeutschlands ab.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt erneut ein blockierendes
Hoch über Mitteleuropa zustande, wodurch sich das Absinken (das sich wiederum
nicht bis in Bodennähe durchsetzt) verstärkt. Folglich besteht dann wieder eine
größere Chance, dass sich Nebel und Hochnebel auflösen. Die Temperaturen ändern
sich tagsüber nur wenig. In den Nächten ist dann bei Aufklaren vermehrt leichter
Frost zu erwarten.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. Dabei zeigt der aktuellste Lauf das über
Mitteleuropa liegende Hoch zusehends kräftiger. Am Donnerstag ergeben sich
zunehmende Unterschiede. Hatten die beiden gestrigen Modellläufe dann eine
zyklonale Nordströmung im Programm (GFS, siehe weiter unten, lässt grüßen),
zeigt der aktuelle Modelllauf einen breiten Höhenrücken mit einer antizyklonalen
Nordwestströmung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wurde von den beiden
Simulationen des Vortages eine Verlagerung des Bodenhochs nach Weißrussland und
zur östlichen Ukraine gezeigt. Die Folge wäre eine zunehmende südöstliche
bodennahe Windkomponente. Nach dem aktuellsten Lauf verlagert sich der
Schwerpunkt des Bodenhochs weniger weit nach Osten, so dass eine
schwachgradientige Lage bestehen bleibt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.
Einzig GFS lässt am Donnerstag an der Ostflanke des blockierenden Hochs einen
Kaltlufttropfen über Deutschland hinweg nach Süden ablaufen, wodurch dieses
Modell dann auch im Osten geringe Niederschläge im Programm hat. Ein weiterer
Kaltlufttropfen folgt bei GFS auf einer etwas weiter südöstlich liegenden
Zugbahn im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Korrespondierend
hierzu verschiebt sich der Schwerpunkt des Bodenhochs nach Westen, d.h. in die
südliche Nordsee.
Abgesehen hiervon bleibt auch bei GFS wie bei allen anderen Modellen der
antizyklonale Einfluss bis hin zum zweiten Novemberwochenende bestehen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt die Blockierungslage, wobei sich der Schwerpunkt des
blockierenden Hochs von Skandinavien zögernd zur südlichen Nordsee verlagert.
Hinsichtlich der Anomaliefelder des Geopotentials 500 hPa lassen sich keine
Indizien für Kaltlufttropfen, die an der Ostflanke des Hochs nach Süden
ablaufen, finden. Dies ist als Einzellösung des Hauptlaufes und von
Einzelmembern zu sehen. Auch bei Betrachtung der Rauchfahnen ergibt sich dieses
Bild. Nach dem neuesten Lauf dürfte sich das Bodenhoch kräftiger entwickeln als
dies bei weiter zurückliegenden Modellrechnungen der Fall war. Die Rauchfahnen
divergieren im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Erst dann zeigen
sich zaghaft und auch nur von Einzellösungen Niederschlagssignale.
Das EPS des EZMW setzt ebenfalls auf die oben beschriebe Entwicklung, wobei der
Spread bis weit in den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein
sehr gering ist. Mehr zum zweiten Novemberwochenende hin ist das EPS-Mittel eher
noch etwas antizyklonaler geprägt als der Hauptlauf. Zwar greift nach dem
Clustering am zweiten Novemberwochenende ein markanter Trog auf Westeuropa über,
aber knapp über die Hälfte der EPS-Member haben diesen Trog noch nicht im
Programm. Gemäß Großwetterlagen-Cluster wird dieser Trog nur von Einzelmembern
(weniger als 5) gezeigt. Auch Niederschlagssignale sind auf Einzellösungen
beschränkt. Allenfalls im Küstenbereich sowie im Nordstau des Erzgebirges können
über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg ein paar (sehr wahrscheinlich nicht
mehr als 3, maximal 5) mm Niederschlag zusammenkommen. Südlich der
Mittelgebirgsschwelle dürfte es, abgesehen von etwas Nebelnässen, trocken
bleiben. Sehr wahrscheinlich bleibt eine weit nördliche Lage der Frontalzone,
etwa von Schottland über Mittelskandinavien hinweg nach Nordosteuropa gerichtet,
bestehen, so dass allenfalls der Norden Deutschlands von schwachen Frontenresten
gestreift wird. Das erklärt die geringen Niederschläge in diesen Gebieten. Der
EFI zeigt im Alpenraum Indizien für Anomal hohe Temperaturen, was als Hinweis
für eine ausgeprägte Inversionslage zu sehen ist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Markant zu bewarnende Wettererscheinungen sind nicht zu erwarten.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS. Hier ist aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit ein
allmählicher Temperaturrückgang zu beschreiben.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann