S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.10.2024 um 10.30 UTC

Äußerst ereignisarmes Hochdruckwetter. In der Nacht zum Sonntag Frost, insgesamt
tagsüber viel Sonne und/oder Nebel.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.11.2024

Die andauernde Hochdrucklage, die auch schon das Wetter im aktuellen
Kurzfristzeitraum prägt, setzt sich auch bis weit in den Mittelfristzeitraum
hinein fort. Uns erwartet auch weiterhin ein äußerst ereignisarmer
Witterungsabschnitt.

Am Samstag hat sich das aktuell schon wetterbestimmende Hoch etwas retrograd
nach Westen verlagert. Damit kommt ein kräftiger Sturmtiefkomplex über der
Barentssee und Westrussland zum Tragen. Dieser zeichnet verantwortlich für einen
markanten Polarlufteinbruch über großen Teilen Nordosteuropas. Deutschland
bekommt diesen Kaltlufteinbruch nur in Form eines Streifschusses zu spüren, der
vor allem die östlichen Landesteile tangiert. Allerdings liegen diese auch
weiterhin unter Hochdruckeinfluss, sodass damit außer sinkender Temperaturen
kein weiteres nennenswertes Wetter einher geht. Im Verlauf verlagert sich das
Hoch und dessen Divergenzachse wieder ostwärts. In der Kaltluft können die
Temperaturen in der Nacht zum Sonntag bei klarem Himmel verbreiteter unter 0°C
sinken, vor allem Bodenfrost ist ziemlich wahrscheinlich.

Der Rest des Mittelfristzeitraums stellt sich aus synoptischer Sicht ziemlich
einheitlich und ereignisarm dar. Zunächst baut sich am Sonntag in der Höhe ein
omegaartiges Strömungsmuster auf und setzt das vorherrschende Blocking fort.
Bodennah verlagert sich das Hoch zunächst ostwärts, gleichzeitig baut sich über
Nordeuropa ein weiteres neues Hochdruckzentrum auf. Bis zur Wochenmitte
verlagert sich ein in das Omegamuster eingebundenes Höhentief, das bis dato über
Südwesteuropa wetterwirksam war, ostwärts. Dadurch liegt Deutschland zunehmend
in einem Sattelpunkt fernab jeglicher Wellenanteile (Keil nach Norden, Trog nach
Süden). Bodennah hält sich der Hochdruckeinfluss in insgesamt ebenfalls äußerst
gradientschwacher Umgebung.

Auch in der erweiterten Mittelfrist setzt sich der Trend zum großräumigen
Blocking fort. In welcher Form sich das abspielt, ist aber unklar. Von
Russlandhoch mit kalter Ostlage (ECMWF mit über 1050 hPa Kerndruck) bis zum
ausgedehntem Hoch über Großbritannien (würde für uns kühle, antizyklonale
Nordwestlage bedeuten) besteht hier noch jede Menge Spielraum.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des ECMWF ist insgesamt ziemlich hoch bezüglich des generellen
Trends. Das Modell setzt über alle Läufe hinweg auf ein Hoch Osteuropa am Ende
des Mittelfristzeitraums. Die größte Unsicherheit besteht in der Frage, wie das
Hoch abschließend liegt und welche Luftmassenzufuhr damit verbunden ist.
Optionen auf kontinentale Polarluft aus Osten sind nicht ausgeschlossen,
insgesamt aber wohl – insbesondere mit Blick auf die Ensembles –
unwahrscheinlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum Ende der Mittelfrist zeigen sich auch die anderen Globalmodelle mit ICON
und GFS recht einmütig bezüglich der weiteren Entwicklung. Detailfragen wie z.B.
Nebelentwicklung können damit ohnehin nicht beantwortet werden. Interessanter
ist da schon der Blick auf die erweiterte Mittelfrist in der zweiten
Wochenhälfte. Sowohl ECMWF als auf GFS deuten ein erneutes „Wavebreaking“ in der
Deterministik an, was bei uns zur Fortsetzung des Hochdruckwetters führen würde.
ECMWF setzt dabei auf ein Hoch über Nordosteuropa und Russland, während GFS das
Blocking eher über Großbritannien verortet.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Der anfängliche kurze Kaltlufteinbruch spiegelt sich in den Rauchfahnen deutlich
und mit hoher Sicherheit wieder. In der kommenden Woche zeigt die Mehrheit der
Member ein gleichbleibendes Level an Geopotential und Temperatur. Allerdings
fällt auf, dass die Anzahl kühlerer Ausreißer mit der Zeit deutlich zunimmt. Die
Geopotentialentwicklung ist am Ende des 10-Tage-Zeitraums noch sehr unsicher.

Das GFS-Ensemble bewegt sich ebenfalls zunächst auf recht einheitlichem Niveau.
Allerdings ist der deterministische Lauf gegen Ende auffällig warm.
Möglicherweise ist hier das gezeigte Blocking Britische Inseln eine
Außenseiterlösung. Wie bei ECMWF nimmt auch hier die Anzahl kühler Ausreißer zum
Ende des Vorhersagezeitraums deutlich zu.

Die Clusterung der ECMWF-Member ist prinzipiell keine. Es gibt nur eine(!)
einzige(!) Lösung bis t+240(!) mit signifikanten positiven Geopotentialanomalien
über Mitteleuropa. Blocking „open end“. Eine solche Eindeutigkeit sieht man in
der Modellwelt wirklich selten.

Fazit:
Das Hochdruckwetter hält an und nimmt kein Ende. Außer Sonne und Nebel passiert
nichts. In der Nacht zum Sonntag gibt es durch einen Streifschuss Polarluft vor
allem im Osten etwas verbreiteter Nachtfrost. Ansonsten bleibt es tendenziell
eher mild. Interessant ist aus meteorologischer Sicht am ehesten die Frage, wie
es in der zweiten Wochenhälfte weitergeht. Der Hochdruck bleibt, aber ob dabei
feuchte, nebelanfällige Nordseeluft oder vielleicht sogar die eisige
Kontinentalluft aus Osten gewinnt, ist noch offen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Dauerhochdruck ohne Ende. Wir sind von markantem Wetter so weit entfernt wie
schon lange nicht mehr.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ICON, GFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch