#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 29.10.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.10.2024 um 10.30 UTC
Meist ruhiges Hochdruckwetter. Etwas kälter als zuvor. In den Nächten
gebietsweise Bodenfrost, zu Beginn auch vereinzelt Luftfrost.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.11.2024
Zum Monatswechsel am kommenden Freitag und damit dem Beginn der Mittelfrist
liegen weite Teile Deutschlands im Einflussbereich einer langgestreckten
Hochdruckzone. Sie reicht von Island über Westeuropa hinweg bis in den Südosten
Europas und wird gestützt durch eine umfangreiche Höhenantizyklone mit
Schwerpunkt über dem Nordosten Frankreichs.
Dieser Hochdruckzone gegenüber steht eine ebenso umfangreiche Zone tiefen
Geopotentials über dem Norden Europas. Davon ausgehend schwenkt ein Randtrog
über Skandinavien hinweg ost-/südostwärts und erreicht in der Nacht zum Samstag
bereits das Baltikum bzw. den Nordwesten Russlands. Das korrespondierende
Bodentief befindet sich Freitagmittag mit einem Kerndruck knapp unter 975 hPa
über Westrussland. Dessen Kaltfront greift ab dem Abend von Norden auf
Deutschland über und kommt bis Samstagfrüh etwa bis in die mittleren Landesteile
voran. Da die Frontpassage in einem antizyklonalen Umfeld erfolgt, bleibt sie
wenig wetteraktiv ohne nennenswerte Niederschläge. Postfrontal gelangt ein
Schwall maritimer Polarluft zu uns, in der die Temperatur in 850 hPa auf Werte
zwischen 0 und knapp minus 5 Grad absinkt. Am Rande des Tiefs ist der
Druckgradient erhöht, sodass es präfrontal sowie mit Frontpassage an der Ostsee
stürmische Böen Bft 8 geben kann.
Am Samstag kann sich der Höhenrücken über Westeuropa weiter stärken, bzw. weitet
sich die abgeschlossene Höhenantizyklone Richtung Britische Inseln aus. Dadurch
gestützt hat sich bereits in der Nacht zum Samstag über der Nordsee ein
umfangreiches Hoch mit über 1030 hPa etabliert. Es verlagert seinen Schwerpunkt
im Tagesverlauf südostwärts und reicht schließlich von England und Wales über
Deutschland hinweg bis in das östliche Mitteleuropa.
Die Kaltfront erreicht weiterhin ohne nennenswerte Wetteraktivität den Süden
Deutschlands, wo sie sich schließlich auflöst. Die ihr nachfolgende maritime
Polarluft wird mit dem sich verstärkenden Hochdruckgebiet rasch wieder nach
Osten abgedrängt. Die Temperatur in 850 hPa verbleibt bei etwa 1 bis 8 Grad. So
erwartet uns weiterhin teils sonniges, teils neblig-trübes Wetter bei etwas
niedrigeren Höchstwerten als zuvor. Je nach Bewölkungsverhältnissen kann es in
der Nacht zum Sonntag Bodenfrost, vereinzelt auch Luftfrost geben.
An den darauffolgenden Tagen verbleiben wir im Einflussbereich der
Hochdruckzone, wobei sich der bisherige Hochschwerpunkt Richtung Südosteuropa
verabschiedet, sich aber gleichzeitig ein neues Hoch nordwestlich von uns
aufbaut. Somit setzt sich das ruhige Wetter in weiten Teilen des Landes fort,
wenngleich sich oft zäher Nebel und Hochnebel hält. Der Norden und Osten werden
zeitweise von schwachen Tiefausläufern gestreift, was sich vornehmlich durch
dichtere Bewölkung bemerkbar macht. Niederschlag ist kaum zu erwarten. Am
Temperaturniveau ändert sich wenig. Somit muss in den Nächten teils mit
Bodenfrost gerechnet werden. Luftfrost bleibt weiter die Ausnahme.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells kann über den gesamten Zeitraum als sehr gut
bezeichnet werden. Kleinere Unterschiede im Strömungsmuster oder in der
Luftdruckverteilung haben keine signifikante Änderung des Wetterablaufs zur
Folge.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich der Globalmodelle zeigt eine sehr große Übereinstimmung in
der Mittelfrist. Kleinere Unterschiede gibt es, wie weit die 0-Grad-Isotherme in
850 hPa im Norden und Osten landeinwärts vorankommt. Aber auch das ist aufgrund
des antizyklonalen Umfeldes nur von geringer Bedeutung. Erst zum Ende der
Mittelfrist ergeben sich Unterschiede bzgl. des Hochschwerpunktes. Während sich
dieser nach EZMW allmählich Richtung Skandinavien aufmacht und wir eher auf die
kalte Seite des Hochs rutschen würden, wandert dieser nach ICON Richtung
Südosteuropa, sodass wir auf der warmen Seite liegen würden. All das vollzieht
sich aber weiterhin ohne Niederschlagsgeschehen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für ausgewählte Stationen in Deutschland zeigen einheitlich den
Kaltluftvorstoß zu Beginn der Mittelfrist. Allerdings ergibt sich diesbezüglich
doch noch ein recht großer Spread, sodass noch unsicher ist, wie weit die
Temperatur in 850 hPa tatsächlich zurückgeht. So schwankt diese für Hamburg
beispielsweise am Samstag zwischen plus 5 und minus 5 Grad. Der Hauptlauf liegt
etwa in der Mitte bei minus 1 Grad. Für München deuten einige Member einen nur
ganz leichten Rückgang an, sodass noch fraglich ist, ob die Kaltfront und damit
die kältere Luft überhaupt den Süden erreicht. Nachfolgend wird der Spread
wieder geringer und es erfolgt übereinstimmend wieder eine Temperaturzunahme in
850 hPa.
Niederschlagssignale sind mit Frontpassage für die nördlichen Stationen zu
erkennen. Sonst deuten nur wenige Member auf Niederschläge hin.
Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden zwei
Cluster, die dem Regime „Atlantic Ridge“ zugeordnet werden können. Signifikante
Unterschiede sind für Mitteleuropa nicht zu erkennen. Für den Zeitraum t+120 bis
168 Stunden gibt es drei Cluster, allesamt mit „Blocking“ Muster und nur
geringfügig unterschiedlichem Hochschwerpunkt. Nachfolgend gibt es in die
erweiterte Mittelfrist hinein nur einen Cluster, bei dem das Hoch seinen
Schwerpunkt Richtung Südosteuropa verlagert, was der ICON Lösung entsprechen
würde. Ein nachhaltiger Kaltlufteinbruch ist demnach erstmal nicht zu erwarten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag sind an der Ostseeküste stürmische Böen
Bft 8 aus Nordwest wahrscheinlich.
Sonst sind keine signifikanten Wetterereignisse zu erwarten. Allerdings muss ab
der Nacht zum Sonntag je nach Bewölkungsverhältnissen gebietsweise mit
Bodenfrost, vereinzelt auch mit Luftfrost gerechnet werden.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger