S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.10.2024 um 10.30 UTC

Anfangs im Norden noch leicht wechselhaft, überwiegend aber störungsfreies
Hochdruckwetter. Dabei teils sonnig, teils aber zäher Nebel/Hochnebel. Mild, im
Dauergrau kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 31.10.2024

Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum erwartet uns ein überwiegend antizyklonal
geprägter, weitgehend störungsfreier Witterungsabschnitt mit herbstlicher
Grundschichtproblematik in Form von teils ausgedehnten und zähen
Nebel-/Hochnebelfeldern. Abseits davon kann sich häufiger die Sonne zeigen,
insbesondere in Leelagen (meist Nordränder) der Mittelgebirge und der Alpen.
Insgesamt ist es dabei überwiegend mild, mit Sonne auch sehr mild, im Dauergrau
kühlt die Luftmasse aber peu à peu aus und die Tageshöchstwerte werden dort kaum
noch die 10-Grad-Marke erreichen. Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag und
Montag schwenken über den Norden noch Trogreste und Ausläufer der
nordeuropäischen Tiefdruckzone mit Bewölkung und zeitweise geringem Regen, aber
auch dort setzt sich im weiteren Verlauf Hochdruckeinfluss durch.

Am Sonntag findet über Westeuropa das endgültige Abtropfen des Troges in
Richtung Iberische Halbinsel/westliches Mittelmeer statt. Das Trogresiduum
streift mit Bewölkung und gelegentlich etwas Regen über die nördlichen
Landesteile, unter Druckanstieg nimmt die Wetterwirksamkeit aber ab. Sonst
dominiert die sich bildende Geopotenzialbrücke. Am Boden herrschen nach wie vor
geringe Luftdruckgegensätze mit Tendenz zu steigendem Druck: das Bodenhoch dehnt
sich ostwärts über Frankreich auch in unsere Richtung aus. Aus der Nacht heraus
gibt es recht verbreitet Nebel/Hochnebel, der sich teils sehr langsam oder auch
gar nicht auflöst. Gebietsweise scheint aber auch die Sonne, vor allem in
Leelagen der Mittelgebirge (meist Nordränder) und am leicht föhnigen Alpenrand.
Nachts breiten sich Nebel/Hochnebel erneut aus oder verdichten sich.

Am Montag schwenkt im Norden das Trogresiduum und ein nachfolgender, flacher
Troganteil samt Ausläufer eines Tiefs über Nordeuropa durch. Damit gehen
Wolkenfelder und gelegentlich etwas Regen einher. Die Wetterwirksamkeit ist aber
stark limitiert. Im Verlauf etabliert sich der Hochschwerpunkt über Deutschland,
in der Höhe befindet sich eine Geopotenzialbrücke. Damit herrscht
schwachgradientiges, weitgehend störungsfreies Herbstwetter. Nebel und Hochnebel
halten sich erneut gebietsweise recht zäh und breiten sich in der Folgenacht aus
oder verdichten sich. Abseits von Nebel und Hochnebel kann die Sonne länger
scheinen.

Am Dienstag steigt das Geopotenzial zwischen der recht weit nördlich
verlaufender Frontalzone und dem Cut-off-Tief im Bereich der Iberischen
Halbinsel/Nordafrika noch etwas. Eine umfangreiche Hochdruckzone reicht von den
Britischen Inseln über Mitteleuropa bis nach Ost-/Südosteuropa. Norddeutschland
befindet sich noch am nächsten zur Frontalzone, daher sind ggf. einige Wolken
unterwegs. Unter weiter steigendem Luftdruck und Absinken dürften sie sich
zunehmend auflösen, Niederschläge sind nicht zu erwarten. Insgesamt muss bei
geringen Luftdruckgegensätzen und damit fehlender Luftbewegung weiterhin mit
teils zähem Nebel/Hochnebel gerechnet werden. Wie an den Vortagen bestehen die
größten Sonnenchancen in Leelagen (meist Nordränder) der Mittelgebirge und
direkt an den Alpen.

Am Mittwoch ändert sich in der Konstellation wenig: Es dominiert hohes
Geopotenzial und eine Bodenhochzone, deren Divergenzachse von den Britischen
Inseln in Richtung Schwarzes Meer gerichtet ist. Abseits von teils anhaltendem
Nebel und Hochnebel ist es sonnig und mild, im Dauergrau kühl.

Am Donnerstag ist die Entwicklung noch recht unsicher. Die Vorläufe setzten auf
Persistenz von hohem Geopotenzial und hohem Bodendruck. Der neueste
IFS-Modelllauf verlagert dagegen den Schwerpunkt des Hochs gen Südosteuropa, von
Nordwesten kann sich damit die Vorderseite des atlantischen Troges samt
Bewölkung und evtl. etwas Regen annähern. Im Großteil des Landes würde aber noch
störungsfreies Wetter, d.h. abseits von Nebel und Hochnebel auch sonniges
Wetter, dominieren.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich zum Ende der Woche (Freitag/Samstag)
zumindest im aktuellen IFS-Modellauf das Übergreifen eines markanten Troges über
Westeuropa an. Damit würde es wieder allgemein wechselhafter werden. Rückseitig
wird von Norden das Einströmen deutlich kühlerer Luft bis an die Alpen
simuliert, was mit einem potenziellen Wintereinbruch in Verbindung gebracht
werden müsste, bevor sich das Wetter unter Druckanstieg rückseitig wieder
zunehmend antizyklonal präsentieren würde. Diese Entwicklung ist aber hochgradig
unsicher, da die Vorläufe noch deutlich andere Lösungen (eher antizyklonal und
deutlich milder) parat hatten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist insgesamt ganz gut, wobei
der aktuellste Modelllauf von heute 00 UTC noch etwas antizyklonaler aufgestellt
ist, als seine Vorgänger. Größere Unsicherheiten ergeben sich erst zum Ende der
Mittelfrist bzw. im Übergang zur erweiterten Mittelfrist.

Zum Ende der Mittelfist deutet der aktuellste Lauf dann allmählich die
Umstellung zu wechselhafterem, von Nordwesten zunehmend zyklonalerem Wetter an,
die Vorläufe gingen eher in Richtung Persistenz der antizyklonalen,
störungsfreien Witterung. Diese Unsicherheiten setzten sich in der erweiterten
Mittelfrist fort, in welcher aktuell eine markante Austrogung über Westeuropa ab
Ende nächster Woche (Fr/Sa) gezeigt wird, die uns überquert und rückseitig zum
Zustrom deutlich kühlerer Luft bis an die Alpen führt, damit stünde ein
Wintereinbruch an. Rückseitig steigt dann der Luftdruck auch wieder, d.h.
Wetterberuhigung, allerdings auf deutlich niedrigerem Temperaturniveau… Diese
Entwicklung ist insgesamt aber noch sehr unsicher, die Vorläufe hatten da noch
deutlich andere (weniger zyklonale und deutlich mildere) Lösungen parat.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Andere Globalmodele wie ICON und GFS zeigen sehr ähnliche Entwicklungen. Leichte
Unterschiede hinsichtlich Timing und Amplitude ergeben sich zu Beginn der
Mittelfrist beim Durchgang des Trogresiduums im Norden. Auch zum Ende der
Mittelfrist ergeben sich Unterschiede zum aktuellen IFS-Modelllauf: GFS setzt
ähnlich wie die Vorläufe des IFS noch weiter auf die Erhaltung der antizyklonal
dominierten und damit einer Fortsetzung der eher milden Witterung. Ein
potenzieller Wintereinbruch deutet sich momentan also nicht an.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Vorhersagezeitraum von
Sonntag 00 UTC bis Montag 00 UTC (+72 bis +96 h) sechs Cluster mit 13, 12, 8, 7,
7 und 4 Membern, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Es zeigt sich jeweils
eine leicht unterschiedliche Positionierung des Trogresiduums (mehr oder weniger
markant und südwärts ausgreifend) bzw. des Cut-off-Tiefs im Bereich der
Iberischen Halbinsel. Insgesamt dränt sich aber für unser Vorhersagegebiet keine
Prognoserelevanz auf. Im Folgezeitraum von Dienstag 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC
(+120 bis +168 h) sind es fünf Cluster mit 20, 14, 8, 5 und 4 Membern, Hauptlauf
in Cluster 4, Kontrolllauf in Cluster 1. Insgesamt dominiert dabei für unseren
Vorhersagezeitraum hohes Geopotenzial, Unterschiede zeigen sich in der
Austrogung über dem Atlantik. Das Übergreifen auf unser Vorhersagegebiete, so
wie es der aktuelle, operationelle Lauf sieht, findet in der Mehrzahl der
EPS-Member und Cluster nicht statt. Die Mehrheit setzt auf Fortbestand der
antizyklonal geprägten Witterung. In der erweiterten Mittelfrist werden
ebenfalls fünf Cluster angeboten, auch hier liegt der deterministische IFS-Lauf
im Außenseiter-Cluster 5 mit lediglich 4 Membern. Etwas ähnlich, aber nicht ganz
so „kalt“ zeigt sich Cluster 2 mit insgesamt 14 Membern. Die Mehrheit setzt auf
tendenziell zyklonalem Einfluss im Norden mit Trogdurchgang, nach Süden hin
weiterhin leicht antizyklonal und insgesamt eher milde West- bis
Südwestströmung.

Auch die Rauchfahnen zeigen eine recht belastbare Vorhersage auf relativ hohem
Geopotenzialniveau in 500 hPa: der Spread ist bis einschließlich Mittwoch
relativ gering. Nach Norden hin zeigt sich ein etwas höheres
Niederschlagsrisiko, insgesamt sind die Signale aber recht spärlich und nehmen
erst in der erweiterten Mittelfrist wieder etwas zu. Dann weitete sich auch der
Spread beim Geopotenzial in 500 hPa und der Temperatur in 850 hPa sehr stark und
der Hauptlauf kratz eher am unteren Rand der Geopotenzial- und
Temperaturkurvenschar.

Fazit: Entwicklung zum Ende der Mittelfrist bzw. in der erweiterten Mittelfrist
noch unsicher, deutlicher Temperaturrückgang (oder auch Wintereinbruch) aus
heutiger Sicht aber nicht sehr wahrscheinlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Abseits von Nebel und Hochnebel deuten sich keinerlei markante Wetterereignisse
an.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger