SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ruhige und milde Hochdruckrandlage mit erhöhter Nebelneigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland an der westlichen Flanke eines umfangreichen
Höhenrückens, der sich vom Ionischen Meer über das östliche Mitteleuropa bis
nach Skandinavien erstreckt. Über Rheinland-Pfalz liegt dagegen ein
Kaltlufttropfen, der durch eine südliche Strömung allmählich nordwärts gesteuert
wird und heute im Bereich des Jura sogar einzelne Gewitter auslösen konnte. Dies
ist bemerkenswert, da zwar oberhalb der Grenzschicht durch den Kaltlufttropfen
ein durchaus starker vertikaler Temperaturgradient vorhanden ist und auch recht
viel Feuchte zur Verfügung steht, aber bei etwa 900 hPa eine starke Inversion
liegt, die eine Auslösung von unten nur sehr schwer möglich macht. Vielleicht
hat aber hier die Höhe des Jura gerade so ausgereicht, um oberhalb der Inversion
den entsprechenden Hebungsimpuls zu erzeugen, da dieser aus der Synoptik nicht
zu erwarten ist.

Im nahen Atlantik befindet sich dagegen ein Langwellentrog, aus dem westlich der
Biskaya ein Höhentief abtropft. Dies ist mit einer Zyklogenese südwestlich von
Irland verbunden. Gleichzeitig hat sich Bodenhoch Xelat nach Ost- und Südeuropa
zurückgezogen, was über unserem Land für die oben schon erwähnte südliche
Strömung sorgt. Mit dieser ist auch niedertroposphärisch eine sehr milde
Luftmasse (mS) zu uns gelangt, in der in 850 hPa vielfach 8 bis 12°C zu messen
sind. Da aber in der Südhälfte die oben schon erwähnte Inversion zu finden ist,
konnte sich unterhalb dieser vielfach dichter Hochnebel halten. Lediglich im
Südwesten in der Zugbahn des Kaltlufttropfens löste sich im Südwesten der
Hochnebel auf, obwohl wie schon erwähnt die Inversion bestehen blieb. Dort
wurden dann teils bis 19°C erreicht, während es im Grau nur um 12°C waren.

Im Norden dagegen war keine so ausgeprägte Inversion zu finden und die dortigen
Nebelfelder lösten sich rasch auf, so dass es dort viel Sonne gab bei
Höchstwerten meist zwischen 14 und 17°C. Dort ist auch der südöstliche Wind
etwas stärker. Warnwürdige Böen gibt es aber nicht mal im Erzgebirge, wo etwas
Böhmischer Wind eingesetzt hat, der aber selbst in den Kammlagen nur starke Böen
gebracht hat.

In der Nacht zum Freitag setzt sich der Abtropfprozess im nahen Atlantik rasch
fort. Das Höhentief zieht dabei leicht südostwärts in die westliche Biskaya. Das
recht kräftige Bodentief verbleibt an der Südküste Irlands. Mit dem zügigen
Abtropfen setzt sich weit im Norden Europas der Hauptast der Frontalzone wieder
durch und damit sehr weit von uns entfernt.

Der Höhenrücken östlich von uns kommt noch etwas nach Osten voran, das Bodenhoch
verlagert sich dagegen kaum noch. In der südlichen Strömung wird der
Kaltlufttropfen weiter nordwärts geführt und erreicht bis zum Morgen
Westfriesland. Auf seinem Weg nach Norden labilisiert er die Luftmasse über
Belgien, den Niederlanden und den deutschen Regionen westlich des Rheins. Bei
ausreichend Feuchte steht oberhalb der Grenzschicht auch etwas CAPE zur
Verfügung. Vom Boden her ist keine Auslösung zu erwarten, möglicherweise können
aber oberhalb der Grenzschicht Schauer ausgelöst werden. Die vorderseitige PVA
im Norden des Kaltlufttropfens kommt hierfür nicht in Frage, denn dort ist die
Schichtung noch zu stabil. Möglicherweise reicht aber die rückseitige
Warmluftadvektion für eine Auslösung von Schauern aus, die tatsächlich von den
vorliegenden Modellen mehr oder minder stark simuliert werden und zumindest die
Regionen westlich des Rheins treffen könnten. ICON bietet sogar mal ein
Gewittersymbol an. Auf jeden Fall ist aber mit dem Kaltlufttropfen etwas
hochreichende Bewölkung verbunden, die über den Westen nordwärts zieht.

Ansonsten bleibt es trocken und wir starten klar oder neblig in die Nacht. Im
Verlauf der Nacht bilden sich dann wieder neue Nebel- und Hochnebelfelder bzw.
jene aus der südlichen Mitte werden teilweise auch etwas nach Norden verlagert.
In den Frühstunden dürfte es dann in vielen Regionen trüb sein und
wahrscheinlich werden auch wieder großflächige Nebelwarnungen nötig.

Der Wind kommt weiterhin schwach, vielleicht auch mal mäßig aus Südost. Die
Temperaturen bleiben insgesamt recht mild mit Tiefstwerten zwischen 9 und 4°C,
an der See bleibt es etwas milder.

Am Freitag … kommt das Höhentief nur wenig nach Osten voran. Vielmehr dehnt es
sich etwas nach Süden aus, sein Zentrum verbleibt aber in der Keltischen See und
damit in senkrechter Achse zum Bodentief, welches sich dann auch schon wieder
aufzufüllen beginnt. Der Rücken im Osten verlagert sich langsam weiter nach
Osten. Weil aber der Kaltlufttropfen jetzt nordostwärts Richtung Dänemark zieht,
kann vorderseitig des Höhentiefs durch WLA das Geopotential über Benelux
steigen, so dass sich der Rücken im Westen regeneriert.

Da sich auch das Bodenhoch im Südosten und Osten Europas etwas abschwächt,
fächert der Gradient über Deutschland auf und der südöstliche Wind schwächt sich
vor allem in der zweiten Tageshälfte deutlich ab. Die Zufuhr von Warmluft aus
dem Süden hält aber weiter an und in 850 hPa verbleiben wir bei 8°C über dem
Norden und 12°C über dem Süden.

Die mit dem Kaltlufttropfen verbundenen etwaigen Schauer ziehen morgens
vielleicht noch übers Emsland, später dann aber auf die Nordsee hinaus. Mit
ihnen zieht auch die mehrschichtige Bewölkung ab. Allerdings driften im
Tagesverlauf wieder einzelne hohe und mittelhohe Wolkenfelder aus Süden herein.

Bei dem insgesamt schwachen Wind dürften es die Nebel- und Hochnebelfelder im
Süden unter einer weiterhin vorhandenen recht starken Inversion schwer haben,
sich aufzulösen. Hier scheint die Mehrheit der Modelle etwas zu optimistisch zu
sein (auch die deutschen). UK10 sieht dagegen etwas realistischer aus, auch die
MOS-Sonnenscheindauern bestätigen einen recht trüben Tag im Süden.

Über dem Norden, bei kaum ausgeprägter Inversion, können sich dagegen die Nebel-
und Hochnebelfelder besser auflösen und oftmals steht dann ein sonniger Tag auf
dem Programm. Das wird ebenso vom MOS unterstützt.

Aus Südwesten gelangt aber eine noch etwas feuchtere Luftmasse (mit ppw’s um 25
l/qm) in den Westen Deutschlands (vor allem NRW und Westniedersachsen). Da
oberhalb der Grenzschicht nach wie vor ein recht starker vertikaler
Temperaturgradient zu finden ist, stehen dann den ICON-Prognosen zufolge teils
mehrere hundert J/kg CAPE zur Verfügung. Zur Auslösung von Schauern dürfte es
aber nach allen Regeln der Synoptik nicht mehr kommen, denn für eine Auslöse von
unten ist die Grenzschicht zu stabil. In höheren Schichten gibt es dagegen
überhaupt keine Hebungsantriebe, so dass auch dort keine Auslösung zu befürchten
ist und es trocken bleibt, was auch die vorliegenden Modelloutputs zeigen.

Überall wo die Sonne länger zum Vorschein kommt, wird es mit oftmals 15 bis 21°C
teils ordentlich warm. Die höchsten Werte werden dabei im Lee der westlichen
Mittelgebirge erreicht. An den Küsten soll es dagegen etwas kühler bleiben und
bei Dauernebel bleiben wir sicherlich wieder bei um 12°C hängen. Insgesamt
erscheinen die MOS-Prognosen aber etwas zu hoch, denn in Regionen, in denen es
erst am späten Vormittag sonnig wird, sollte es bei dem schwachen Wind nicht für
Werte um 18°C reichen.

In der Nacht zum Samstag schwenkt das langgezogene Höhentief über der Biskaya
langsam nach Osten. Ein aus dem Bereich Islands und Grönlands nach Süden
vorstoßender Trog nimmt dabei allmählich wieder Kontakt mit diesem auf. Auf der
Vorderseite verstärkt sich dagegen der Rücken in seinem westlichen Teil über
Deutschland weiter.

Zudem kommt es auf der Trogvorderseite zu leichtem Druckfall über Frankreich, wo
ein flaches Tief entsteht. Das hat zwar keinen Einfluss auf die Stärke des
Gradienten bei uns, allerdings dreht der Wind leicht Richtung Ost.

Mit der südlichen Strömung ziehen weiterhin einige hohe und mittelhohe
Wolkenfelder über Deutschland hinweg. Bodennah bilden sich bei schwachem Wind
wieder recht verbreitet Nebel- und Hochnebelfelder. Großflächig nebelfrei bleibt
es nur in höheren Lagen und an den West- und Nordwestseiten einiger
Mittelgebirge. Niederschläge sind dabei nicht zu erwarten. Die Tiefstwerte
liegen meist wieder bei 9 bis 4°C.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Der Samstag … wurde in der Frühübersicht hinreichend beschrieben. Abgesehen
von den nächtlichen und morgendlichen Nebelfeldern bleibt es warnfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle zeigen keine für Mitteleuropa relevanten Unterschiede
bis zum Samstag, wenn man von den oben schon erwähnten Unsicherheiten bei der
Bewölkungsprognose absieht. Allerdings wird das Tief südlich Irlands sowie das
zugehörige Höhentief und dessen Interaktion mit dem neuen Langwellentrog von
unterschiedlichen Modellen durchaus unterschiedlich behandelt. Dies führt dann
zu Unterschieden ab Sonntagmorgen, weil noch nicht ganz klar ist, wann und mit
welcher Stärke die nächste Kaltfront nach Deutschland vordringt. Nach IFS soll
es z.B. schon am Sonntagmorgen regnen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann