S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.10.2024 um 10.30 UTC

Im Westen leicht wechselhaft mit zeitweiligem Regen, nach Osten weitgehend
störungsfrei, teils föhnig/windig. Mild. Zu Beginn der kommenden Woche insgesamt
wechselhaft mit etwas Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 22.10.2024

Zu Beginn der Mittelfrist liegt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges
über Westeuropa, der peu à peu etwas ostwärts ausgreift, am Boden korrespondiert
eine Tiefdruckrinne. Über Osteuropa liegt ein Bodenhoch, die Achse des
Höhenkeils liegt östlich von uns. Das Vorhersagegebiet befindet sich also im
Übergangbereich zwischen einer antizyklonalen Beeinflussung in den östlichen
Landesteilen und leicht zyklonalem Einfluss im Westen. Vorderseitig des Troges
herrscht eine südliche Strömung, in der mit 850 hPa-Temperaturen von 10 bis
knapp 15 Grad sehr milde Luftmassen einfließen. Hebungsprozess auf der
Trogvorderseite und im Bereich der Tiefdruckrinne sorgen vor allem in den
westlichen Landestelen für zeitweilige Niederschläge. Der Osten profitiert eher
vom Bodenhoch, es dominiert weitgehend störungsfreies Wetter, am Erzgebirge und
wahrscheinlich auch an den Alpen ist es föhnig. Dabei treten insbesondere am
Erzgebirge sowie am Lausitzer Bergland zeitweise starke bis stürmische Böen um
Süd bis Südost auf.

Am Samstag tropft der Langwellentrog ins zentrale Mittelmeer ab, im Bereich des
Tyrrhenisches Meeres findet eine Zyklogenese statt. Deutschland verbleibt
trogvorderseitig im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne bzw. vorderseitig eines
Tiefausläufers über Westeuropa in einem Bodentrog. In der Höhe entwickelt sich
zwischen dem Cut-off-Tief über dem Mittelmeer und Trogresiduum eine
Geopotenzialbrücke. Dadurch werden Hebungsantriebe gedämpft, nach Süden hin sind
je nach Position des Mittelmeertiefs Aufgleitprozesse bis über die Alpen und
damit in die südlichen Landesteile nicht ganz ausgeschlossen, es kann dort
zeitweise regnen. Sonst bleibt es weitgehend störungsfrei, nach Osten hin auch
freundlich. Vor allem am Erzgebirge/Lausitzer Bergland in der südlichen bis
südöstlichen Höhenströmung auch teils weiterhin föhnig mit starken bis
stürmischen Böen. Bei 850 hPa-Temperaturen um 10 bis 12 Grad bleibt es weiterhin
mild.

Am Sonntag verlagert sich das abgetropftes Höhentief südwärts, der breite
Langwellentrog über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik nähert sich nur
geringfügig. Dazwischen erstreckt sich in der Höhe ein Keil von der Iberische
Halbinsel in Richtung Baltikum. Der mit dem Trog korrespondierende
Bodentiefkomplex befindet sich über dem Nordmeer, das vorderseitig liegende
Frontensystem liegt über Westeuropa. Über Deutschland dominiert
Zwischenhocheinfluss mit einer südlichen bis südwestlichen Strömung. Im Südosten
(v.a. Erzgebirge, evtl. Alpen) ist es wahrscheinlich noch weiter föhnig, teils
mit starken bis stürmischen Böen. Am Abend bzw. in der Nacht zum Montag greift
von Nordwesten das Frontensystem auf Deutschland über, es regnet dann zeitweise.
Mit Annäherung des Frontensystems nimmt der Druckgradient im Nordwesten zu und
lebt insbesondere in exponierten Mittelgebirgslagen im Westen und der Mitte
sowie im Nordseeküstenumfeld böig auf. In SW-Strömung bleibt es mit Temperaturen
zwischen 10 und knapp 15 Grad weiter mild.

Am Montag greift der Trog zunehmend auf unser Vorhersagegebiet über. Das
korrespondierende Frontensystem verlagert sich mit Regen ost-/südostwärts, nach
Süden hängt es zurück, so dass es im äußersten Südosten noch häufig trocken
bleibt. Im Frontbereich Rückseitig des Frontensystems sickert kühlerer Luft ein,
die 850 hPa-Temperaturen gehen auf Werte von 7 bis 2 Grad zurück.

Am Dienstag liegt das Frontensystem noch über dem Süden/Südosten, hängt dort
also etwas zurück und sorgt noch für zeitweilige Regenfälle. Der abflachende
Trog schwenkt im Tagesverlauf über dem Norden allmählich ostwärts durch, im
Norden treten dabei örtliche Schauer auf. Frontrückseitig steigt der Luftdruck,
eine Hochdruckzone über Nordfrankreich greift auf den Südwesten über und auch
nach Trogdruchgang wölbt sich ein flacher Keil auf. Die Zeichen stehen also auf
Wetterberuhigung in einer nun deutlich kühleren Luftmasse mit 850
hPa-Temperaturen zwischen 0 Grad ganz im Norden und 5 Grad im Süden.

Wie belastbar diese Wetterberuhigung in der erweiterten Mittelfrist ist, bleibt
abzuwarten. Hier gibt es durchaus noch größere Unsicherheiten wie zügig und
nachhaltig der rückseitige Druckanstieg ausfällt. Während der Mittwoch nach
Lesart des aktuellsten IFS-Modelllaufes unter Hochdruckeinfluss weitgehend
störungsfrei und nach Nebelauflösung freundlich ablaufen soll, deutet sich im
Verlauf des Donnerstags bereits wieder der Umstieg in eine wechselhafte, zykonal
geprägte Witterungsphase an. Im gestrigen Modellauf ging die Umstellung zur
antizyklonalen Wetterberuhigung langsamer von statten, deutet sich dann aber
durchaus etwas nachhaltiger an…

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann nur zu Beginn der
Mittelfrist am Freitag als gut bis sehr gut bezeichnet werden, bereits im
Verlauf des Samstages nehmen die Amplituden- und Timingunterschiede allmählich
zu. Dabei war der gestrige 00 UTC-Lauf gegenüber den neueren Läufen zunächst
etwas zyklonaler aufgestellt, zum Wochenwechsel/Beginn der kommenden Woche
schwenkte er dann aber auf einen antizyklonaleren bzw. zu Wochenbeginn dann
wieder zögerlicher auf Tiefdruckeinfluss gehenden Kurs um.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Prinzipiell zeigen auch andere Globalmodelle sehr ähnliche Grundstrukturen mit
gewissen Differenzen hinsichtlich Timing und Amplitude. Die Unterschiede sind
insgesamt aber relativ gering und größer gegenüber dem gestrigen IFS-Modelllauf.
Daher kann die Entwicklung entsprechend des aktuelle IFS-Laufes als belastbar
angesehen werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) sechse Cluster mit 12, 11, 9, 8, 6 und 5 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1. Die Cluster zeigen eine
leicht unterschiedliche Orientierung und Ausprägung der Trog-Keil-Struktur und
gewisse Unterschiede im Abtropfprozess. Vom Prinzip her ähneln sie sich aber
alle sehr stark und es ist fraglich, in wie fern sich dadurch prognoserelevante
Aspekt für unseren Vorhersagebereich ableiten lassen. Am prinzipiellen Ablauf
scheint wenig Zweifel. Da das Cut-off-Tief teils mehr in Richtung westliches
Mittelmeer verschoben wird, scheinen relevante Niederschläge, die über die Alpen
auf den äußersten Süden übergreifen noch weniger wahrscheinlich als im
deterministischen IFS-Lauf. Im Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00
UTC (+120 bis +168 h) gibt es drei Cluster mit 23, 15 und 13 Membern, Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 3. Die anderen beiden Cluster (mit insgesamt 38 Membern)
betonen den Einfluss des Keils von der Iberischen Halbinsel in Richtung
Skandinavien etwas mehr und lassen die Frontalzone etwas weiter nördlich bzw.
nordwestlich verlaufen. Wahrscheinlich wäre damit der Frontdurchgang am
Montag/Dienstag vor allem nach Süden hin weniger wetterwirksam. In der
erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch 00 UTC (+192 bis +240 h) werden ebenfalls
drei Cluster simuliert, mit 24, 15 und 12 Membern, Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1. Vor allem Cluster 2 betont mit einem Keil über West- und Mitteleuropa
den antizyklonaleren Einfluss deutlicher.

Die Rauchfahnen zeigen ebenfalls einen tendenziell wechselhaften
Witterungsabschnitt mit zeitweiligen Niederschlägen und einem Niederschlagspeak
allgemein zu Wochenbeginn (mit Frontdurchgang), nach Osten hin sind die
Niederschlagssignale allgemein geringer. Die Bündelung der Temperaturkurven in
850 hPa nimmt stetig, bis Wochenbeginn eher moderat ab, zu Wochenbeginn nimmt
der Spread weiter zu. Tendenziell gehen die Temperaturen allmählich zurück,
starten aber auf recht mildem Niveau. Das Geopotenzial verbleibt wahrscheinlich
insgesamt in einem recht ähnlichen Bereich, zumindest deutet das der Verlauf des
Medians an. Die Bündelung ist allerdings nur zu Beginn der Mittelfrist am
Freitag gut, nachfolgend nimmt der Spread stetig zu und bleibt ab Wochenbeginn
auf einem recht hohen Niveau.

Fazit: Grundtenor einer tendenziell wechselhaften und zunächst milden Witterung
recht klar, Unsicherheiten in genauer Ausgestaltung, zur erweiterten Mittelfrist
zumindest vorübergehend etwas stabiler bei zurückgehenden Temperaturen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Von zeitweiligen Föhnböen (vor allem am Erzgebirge/Lausitzer Bergland, zeitweise
auch an den Alpen) oder einem etwas kräftigerem Luftdruckgradienten im
Nordwesten (vor allem Nordseeumfeld bzw. exponierten Mittelgebirgslagen im
Westen und der Mitte) im Zusammenhang mit der Annäherung des Nordmeertief bzw.
der Frontpassage zu Wochenbeginn abgesehen, deuten sich im Mitelfristzeitraum
keine markanten Wetterereignisse an.

Im Zusammenhang mit dem Cut-off-Tief über dem Mittelmeer werden alpensüdseitige
erhöhte Niederschlagsmengen simuliert (EPS, EFI), beginnend im Laufe des
Freitags, v.a. aber am Samstag. Auch wenn ein Ausgreifen der Aufgleitprozesse
auf den äußersten Süden nicht ganz ausgeschlossen ist, gibt es derzeit keine
Signale für markante Niederschlagsmengen in unserem Vorhersagebereich
(Alpenrand).

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger