S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.10.2024 um 10.30 UTC

Anfangs an den Alpen teils föhnig und im Erzgebirge Böhmischer Wind. Sonst
überwiegend ruhiges, mildes und leicht unbeständiges Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.10.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Donnerstag befindet sich ein
umfangreicher Rücken mit seiner Achse bereits östlich von Deutschland. Er wird
flankiert von einem Langwellentrog über Osteuropa und einem weiteren Trog über
dem Atlantik, dessen Achse sich von Irland über die Biskaya bis nach Spanien
erstreckt. Am Boden liegt das zum Rücken gehörende Hochdruckgebiet mit seinem
Schwerpunkt über Belarus und hat vor allem noch Einfluss auf das Wettergeschehen
in der Osthälfte Deutschlands, wo häufig die Sonne scheint. An der Vorderseite
des sich westlich von uns befindlichen Trogs wird warme Luft nach Mitteleuropa
geführt, was aufgrund der WLA allerdings in der Westhälfte mehrschichtige
Bewölkung aufziehen lässt. Zudem greift ein schwaches Frontensystem auf den
Westen über, sodass es dort auch gebietsweise etwas regnet.

Am Freitag entwickelt sich aus dem Rücken eine eigenständige Hochdruckzelle, die
sich allerdings nordostwärts von uns entfernt. Der westliche Trog verlagerte
sich in der Nacht nach Frankreich und tropft schließlich über dem westlichen
Mittelmeer ab. Gleichzeitig stößt ein neuer Trog über dem Atlantik südwärts vor
und liegt am Abend westlich von Großbritannien. Im Bodendruckfeld befindet sich
ein umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem nahen Ostatlantik. Deutschland liegt
zwischen den genannten Druckgebieten in einem gradientschwachen Bodendruckfeld.
Teils scheint die Sonne, teils ziehen Wolkenfelder mit etwas Regen durch und es
ist nicht mehr ganz so mild wie am Vortag.

Am Samstag zieht der atlantische Trog mit Verkürzung seiner Wellenlänge über
Großbritannien hinweg Richtung Nordsee, während das Bodentief unter Verstärkung
nordwestwärts nach Island zieht. Die dazugehörige Kaltfront erfasst die
Westhälfte Deutschlands mit etwas Regen. Die Front verdrängt auch die wärmste
Luft ins östliche Mitteleuropa. Durch stärkere Durchmischung ändert sich bei den
Temperaturen am Boden aber nur wenig. Interessanter ist allerdings eine neue
Tiefdruckentwicklung über dem Atlantik. Entwicklungsgünstig auf der Vorderseite
eines neuen Trogs, der von Neufundland auf den Atlantik ostwärts zieht, kommt es
ausgehend von einem Wellentief am Freitag bis Samstagabend zu einer rapiden
Zyklogenese. Dieses Sturmtief wird zusammen mit dem Sturmtief bei Island in
einen umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem Atlantik integriert.

Am Sonntag zieht das Sturmtief Richtung Island. Gleichzeitig verlagert sich das
Hoch, das schon zu Beginn der Mittelfrist für das Wetter in Teilen Deutschlands
verantwortlich war, wieder westwärts zurück. Dies liegt vor allem daran, dass
das nach Nordosteuropa abgezogene Höhenhoch sich wieder südwestwärts verlagert
und zwischen dem abgetropften Trog über dem Mittelmeer und dem Trog über dem
Atlantik Kontakt zum Azorenhoch aufnehmen kann. Somit erwartet uns auch am
Sonntag eher ruhiges Wetter mit Sonne und Wolken und recht milden Temperaturen.

Am Montag wandert das Höhenhoch weiter westwärts und erreicht schließlich
Mitteleuropa. Das Bodenhoch bleibt aber östlich von uns über dem östlichen
Mittel- und Osteuropa. Der Jet liegt derweil über bzw. nördlich von
Großbritannien, sodass die Tiefdrucktätigkeit sich weit nördlich bzw.
nordwestlich von uns abspielt. Demnach bleibt uns das eher ruhige Herbstwetter
erhalten und auch die Temperaturen bewegen sich auf überdurchschnittlichem
Niveau.

In der erweiterten Mittelfrist vollzieht sich voraussichtlich entweder der
Übergang zu einer nördlichen Westlage oder die Blockadelage mit einem Rücken
über Mittel- und Nordeuropa bleibt bestehen. In beiden Varianten ist über
Mitteleuropa eher ruhiges Herbstwetter zu erwarten, wobei wir im Einflussbereich
milder Luftmassen bleiben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Samstag simulieren die letzten IFS-Läufe eine ähnliche Entwicklung,
wobei sich die beiden 00UTC-Läufe ähnlicher sind als der 12UTC-Lauf. Bei
letzterem war der Trog, der am Samstag über Großbritannien hinwegschwenken soll,
etwas progressiver. Ab Sonntag ergeben sich größere Unterschiede. Im gestrigen
00UTC-Lauf schnürte sich über Deutschland ein Kaltlufttropfen ab, der in der
Höhe verhindert, dass die Hochdruckzelle über Osteuropa Kontakt zum Azorenhoch
aufnehmen kann. Im 12UTC-Lauf und dem heutigen 00UTC-Lauf ist der KLT nicht mehr
zu finden. Die Achse der Hochdruckzone über Mittel- und Westeuropa liegt im
heutigen 00UTC weiter nördlich als im gestrigen 12UTC-Lauf.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ein Vergleich mit den anderen Globalmodellen liefert keine wesentlichen neuen
Erkenntnisse. Die Modelle simulieren die großräumige Druckverteilung relativ
ähnlich. Der KLT vom gestrigen 00UTC-IFS-Lauf wird von keinem der Globalmodellen
gezeigt und nimmt wahrscheinlich eine Außenseiterlösung ein.

FAZIT:
Erstmals seit langer Zeit scheint sich mal wieder eine blockierende Wetterlage
einzustellen, bei der das Hoch bzw. der Rücken über Ost- und Mitteleuropa
verhindert, dass die atlantischen Tröge auf Mitteleuropa übergreifen können.
Lediglich schwache Frontensysteme schaffen es nach Deutschland und gestalten das
Wetter leicht unbeständig. Durch die geringen Druckunterschiede im
Bodendruckfeld spielt Wind keine größere Rolle und die Temperaturen bewegen sich
auf leicht überdurchschnittlichem Niveau.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bei den Rauchfahnen zeigt sich, dass die Temperaturen von Donnerstag bis Sonntag
im Mittel sinken und anschließend wieder ansteigen. Ein ähnlicher Trend zeichnet
sich auch beim Geopotential ab. Auffällig ist zum einen, dass sich das
Geopotential des Hauptlaufs zu Beginn der kommenden Woche im oberen Bereich des
Spreads befindet. Zum anderen fällt auf, dass v.a. bei der Temperatur der Spread
bereits ab Freitag deutlich auffächert, was bei der eigentlich recht guten
Modell-internen als auch Modell-externen Konsistenz etwas überrascht.
Möglicherweise liegt dies an KLT, die evtl. noch nicht vom Tisch sind.

Bei den Clusteranalysen werden die Ensembles im Zeitraum t120h-168h in drei
Cluster eingeteilt, wobei bei allen die Blocking-Lage andauert. Die wesentlichen
Unterschiede resultieren aus der Intensität und genauen Lage der wesentlichen
Protagonisten (Trog über dem Atlantik, Rücken/Hoch über Europa.

Im Zeitraum t192h-240h werden vier Cluster angeboten. Diese zeigen, dass die
Wetterentwicklung in der erweiterten Mittelfrist noch recht unsicher ist.
Cluster 1 und 3 zeigen den Übergang zu einer positiven NAO, wobei Mitteleuropa
eher antizyklonal geprägt sein dürfte und die Strömung in Cluster 1 am zonalsten
erscheint (nördliche Westlage). Cluster 2 und 4 lassen die Blocking-Lage
bestehen, wobei ein Rücken über Mittel- und Nordeuropa blockierend wirkt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Anfangs ist es am Alpenrand noch leicht föhnig und auch in Sachsen bläst noch
der Böhmische Wind auf den Erzgebirgsgipfeln und in einigen anfälligen Tälern.
Ansonsten sind keine signifikanten Wettererscheinungen im mittelfristigen
Zeitraum zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel