S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.10.2024 um 10.30 UTC

Goldener Oktober: In der kommenden Woche kaum Regen, dafür landesweit sehr mild,
an den Alpen und im Erzgebirge in Verbindung mit Föhn.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 18.10.2024

Die neue Woche startet am Montag deutlich ruhiger, als es zuletzt der Fall war.
Insgesamt ist die Wetterlage aber zunächst noch zyklonal geprägt. Tiefem
Geopotential über Nordeuropa steht ein sich aufbauender Hochdruckkeil über
Südeuropa entgegen. Deutschland liegt dabei genau im Bereich der Frontalzone und
einer Luftmassengrenze, die die an diesem Wochenende einfließende subpolare
Luftmasse im Norden von deutlich milderer subtropischer Luft im Süden trennt.
Ein durchziehender schwacher Bodentrog sorgt dabei im Tagesverlauf noch für
etwas Regen.

Am Dienstag baut sich nachfolgend rasch ein Hochdruckgebiet auf. Diese
Entwicklung wird durch großskalige negative Vorticityadvektion gestützt. Diese
rührt von massiver Warmluftadvektion auf dem Atlantik her, die für den Aufbau
eines hochamplitudigen Keils bis in hohe nördliche Breiten sorgt. Dabei hat auch
Ex-Hurrikan „Leslie“ seine Finger mit im Spiel. Dieser befindet sich
mittlerweile zwischen Azoren und portugiesischer Küste und schaufelt fleißig
Warmluft heran. Zurück nach Deutschland: Bereits im Laufe des Tages liegt die
Keilachse über uns. Das bodennahe Hoch befindet sich östlich, sodass mit
bodennaher südlicher Strömung deutlich mildere Luft zu uns geführt wird. Das
reicht sogar für die 20 Grad im Westen, auch wenn wir immerhin schon Mitte
Oktober schreiben.

Im weiteren Verlauf zeigt die Rossbywellenaktivität über Europa eine
vorübergehende Tendenz zum Stationären. Dies manifestiert sich ab Mittwoch durch
zwei sehr hochamplitudige Austrogungen über dem Atlantik und Osteuropa, während
der europäische Hochdruckkeil mit seiner Achse ziemlich genau über uns zum
Liegen kommt. Dabei befindet sich die Keilachse mit größerer Wahrscheinlichkeit
eher östlich von uns. Massive Warmluftadvektion ist die Folge. Bodennah stellt
sich in einer grundsätzlich meridional ausgerichteten Druckkonfiguration
südliche bis südöstliche Anströmung ein. Das führt neben generell sehr milden
Temperaturen zum einen zu einer erneuten Föhnlage an den Alpen mit deutlicher
Erwärmung im Alpenvorland, zum anderen ist die Strömung wohl auf kräftig genug,
um auch am Erzgebirge für föhnige Verhältnisse zu sorgen. Dementsprechend gibt
es auch Hinweise auf überdurchschnittlich kräftigen Böhmischen Wind.

Diese Situation hält auch am Donnerstag noch an, wobei der atlantische
Langwellentrog eine Tendenz zum Abtropfen zeigt, die nun von den Modellen schon
unterschiedlich gehandhabt wird. Am Freitag wird dabei das Übergreifen der
ersten Tiefausläufer im Westen und Nordwesten wahrscheinlich, die dann auch
wieder für die ersten Niederschläge sorgen können, nachdem es unter dem
Hochdruckeinfluss bislang relativ niederschlagsarm geblieben ist. Danach deutet
sich wieder erhöhte atlantische Tiefdruckaktivität an, unter deren Regime es
wohl wieder windiger und wahrscheinlich etwas kühler zugeht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Grundsätzlich zeigen die letzten IFS grundsätzlich eine hohe Konsistenz.
Nennenswerte Unsicherheiten treten erst am Ende der kommenden Woche auf, wenn
das hohe Geopotential abgebaut wird und das Wettergeschehen wieder deutlich
zyklonaler geprägt wird. Deswegen kann auch noch nicht gesagt werden, wie
schnell und wie signifikant die Umstellung auf wechselhaftere Witterung ab
Freitag ablaufen wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Entwicklung wird von allen betrachteten Modellen (ICON, ECMWF, GFS)
gestützt. Unterschiede beziehen sich nur auf nicht sonderlich signifikante
Fragen wie z.B. der Intensität der Föhnentwicklung am Alpenrand.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensemble-Rauchfahnen zeigen einen einhelligen Trend zu hohem Geopotential
und milden Luftmassen im Laufe der kommenden Woche. Das entspricht auch dem in
der Übersicht Beschriebenen. Die bereits erwähnten Unsicherheiten ab dem Ende
der kommenden Woche spiegeln sich ebenfalls wider. Das gilt sowohl für ECMWF als
auch GFS.

Die Clusteranalyse versteigt sich in tiefe Detailfragen. Bereits bis t+96h
werden sage und schreibe sieben(!) verschiedene Cluster angeboten, von denen die
überwältigende Mehrheit zunächst noch dem +NAO-Regime angehört. Signifikante
Unterschiede in der Vorhersage der Potentialanomalien lassen sich dabei kaum
ausmachen.
Das setzt sich auch für den nachfolgenden Vorhersagehorizont fort, der ebenfalls
mit einer ähnlich hohen Zahl an Clustern aufwartet. Das in der Übersicht
beschriebene Blocking Mitte kommender Woche (bis t+120h) wird hier nahezu
durchweg gestützt. Nur ein Cluster mit fünf Membern zeigt ein wesentlich
schnelleres Abziehen des Keils nach Osten und schnelleres Durchgreifen des
nachfolgenden Troges mit insgesamt geringerer Amplitude. Bis t+240h bestehen die
Unterschiede im Wesentlichen in der Trogentwicklung und dem daraus
resultierenden Verhalten des Hochdruckblocks. Hier werden über insgesamt sechs
Cluster verteilt zwei wesentliche Varianten gezeigt: Entweder persistentes
Verhalten mit weiterhin hohem Geopotential über Südeuropa/Nordafrika, oder ein
Abkippen nach Osteuropa. Dabei stünde auch bei uns die Option der Rückkehr zu
Antizyklonalität im Raum. Wahrscheinlicher ist aber das erste Szenario.

Fazit:
Eine goldene Oktoberwoche steht an. Die Temperaturen klettern oftmals in die
Nähe der 20-Grad-Marke, vor allem in der Westhälfte auch gerne darüber. Dabei
fallen kaum Niederschläge. Warm wird es insbesondere auch an den Alpen und
wahrscheinlich im Erzgebirgsvorland: Hier setzt mit südlichem bis südöstlichem
Wind mit großer Wahrscheinlichkeit Föhn ein. Erst ab kommendem Freitag wird es
voraussichtlich wieder unbeständiger.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch und mit geringerer Wahrscheinlichkeit am Donnerstag Alpenföhn mit
Sturmböen auf Gipfeln. Auch in Kammlagen des Erzgebirges sowie im Elbtal und
Umgebung im Zuge von Böhmischem Wind Sturmböen gering wahrscheinlich.
Sonst sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-IFS + ENS, GFS + ENS, ICON + ENS, MOS

VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch