S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.10.2024 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft und ziemlich mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.10.2024

Keine Frage, im Vergleich zur Kurzfrist – Stichwort Ex-KIRK – hat die heutige
Mittelfrist nur wenig zu bieten. Sie fällt vor allem dadurch auf, dass die
Konsistenz der aufeinanderfolgenden Modellvorhersagen nicht gerade berauschend
ist. Signifikante Wettererscheinungen oder besonders auffällige klimatologische
Abweichungen werden kaum angeboten.

Starten wir am kommenden Samstag, Länderspielpause und offizieller Beginn der
Mittelfrist. Die großräumige Potenzialverteilung zeigt einen vom Europäischen
Nordmeer bis nach UK/Irland reichenden Trog, dem sich ein abgeschlossenes und
hochreichendes Tief knapp westlich von Portugal anschließt. Dieses Tief versucht
via Frankreich feuchte und milde Luft aus dem westlichen Mittelmeer zu uns zu
pumpen, während im Gegenzug ein Sturmtief westlich der Lofoten bemüht ist,
polare Kaltluft nach Süden zu schaufeln. Ein Stück weit frontogenetisch das
Ganze, auch wenn vielleicht kein klassisches Viererdruckfeld vorliegt. Zwei
Hochs sind trotzdem vorhanden. Zum einen in Form einer langgestreckten
meridionalen Zone über dem nahen Atlantik, zum anderen ein „normales“ Hoch mit
Zentrum über dem östlichen Mitteleuropa. Letzteres bestimmt außer im Südwesten
(dort aufkommender Regen) unser Samstagswetter (tagsüber), bevor der Einfluss in
der Nacht zum Sonntag deutlich schwindet. Dann breitet sich der Regen aus dem
Südwesten ost-nordostwärts aus, während gleichzeitig schauerartiger Regen von
der Nordsee landeinwärts vorankommt.

Am Sonntag überquert uns der Höhentrog ostwärts. Gleichzeitig strömt rückseitig
eines über Südskandinavien Richtung Baltikum ziehenden Tiefs ein Schwall
maritimer Polarluft in weite Teile des Landes (T850 um 0°C). Nur im Süden halten
sich Reste der milderen Luftmasse (T850 4 bis 8°C). Die Regenfälle ziehen nach
Osten ab bzw. sich unter Abschwächung an die Alpen zurück. Im Norden entwickeln
sich Schauer, zudem frischt der Nordwestwind insbesondere an der Nordsee stark
bis stürmisch auf.

Die neue Woche startet mit Zwischenhocheinfluss. Die Rede ist von der o.e.
Hochdruckzone, die sich inzwischen vom nahen Atlantik bis nach Mitteleuropa
vorgearbeitet hat. Weiter westlich scharren aber schon die nächsten zyklonalen
Systeme mit den Hufen und tatsächlich deutet sich im Tagesverlauf neuer Regen im
Westen an. Absender ist ein markanter, recht scharf geschnittener Randtrog
vorderseitig eines hochreichenden Zentraltiefs südwestlich von Island. Dieser
Randtrog hat es offensichtlich nicht besonders eilig und braucht für die Strecke
von der Biskaya über Nordfrankreich und Benelux bis zur südlichen Nordsee volle
drei Tage (Montag bis Mittwoch). Dabei „schiebt“ er eine Bodenrinne zu uns rein,
wodurch sich die Hochdruckzone langsam nach Nordosten verlagert. Kurzum, bis
Mittwoch kommt es zu zeitweiligen Regenfällen, deren Intensität und räumliche
Verteilung aus dem o.e. Grund (schlechte Konsistenz, zudem Modellvergleich) aber
noch größere Fragezeichen aufwerfen. Dagegen spricht Vieles dafür, dass sich von
Südosten bis Osten her milde Luftmassen durchsetzen, in denen T850 laut IFS auf
rund 7°C an der Küste bis 14°C im höheren Alpenvorland steigt (Mittwoch 12 UTC).

In der erweiterten Mittelfrist bis Samstag, 19.10. soll es laut IFS mild bis
sehr mild und leicht wechselhaft, aber nicht durchweg unfreundlich weitergehen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Um es noch mal zu wiederholen, die Konsistenz von IFS (ECMF) ist derzeit wenig
berauschend. Zwar laufen die einzelnen Modellläufe nicht diametral auseinander,
was gänzlich voneinander abweichende Wetterszenarien zur Folge hätte. Trotzdem,
Phase, Raum, Intensität, Amplitude, Geometrie usw. der wetterbestimmenden
Systeme sehen jedes Mal etwas anders aus, so dass die Vorhersage ähnlich wie
gestern auch heute wieder auf viele Allgemeinplätze zurückgreifen muss.
Insgesamt deutet sich in der neuesten Version von heute 00 UTC ein etwas
stärkerer Tiefdruckeinfluss und damit auch mehr Regen an, während die
Zwischenhochs einige Anteile verlieren. Erkennbar ist auch, dass in der nächsten
Woche milde Luftmassen den Ton bei uns angeben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Angesichts der Beobachtungen zur Modellkonsistenz verwundert es nicht, dass auch
beim Modellvergleich Diskrepanzen unübersehbar sind. Zwar sieht das Gesamtmuster
überall ähnlich aus, im Detail offenbaren sich aber schon Unterschiede. So fällt
beispielsweise auf, dass der o.e. Randtrog in keinem anderen Globalmodell so
markant und für unseren Raum so wetterwirksam ausfällt wie bei IFS. Oder anders
ausgedrückt, die anderen Modelle trauen dem Hoch etwas mehr zu und lassen es
weniger regnen. Auf mild sind sie in der nächsten Woche mehr oder weniger alle
gepolt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen zeigen bis Samstag einen eng gebündelten Verlauf, um
danach aufzufächern. Dabei ist der Spread am Ende der nächsten Woche nicht viel
größer als am kommenden Sonntag. Trotz Streuung lässt sich beim Geopotenzial 500
hPa ein leidlich definierter Median finden, der nach der Talsohle am Sonntag auf
Werte zwischen 570 und 580 gpdm und somit auf ein relativ hohes Niveau steigt.
Hoch ist das Niveau auch bei der Temperatur, die nach dem Minimum am Sonntag
(bei dem nicht alle Ensemblelösungen den Hauptlauf stützen) kontinuierlich
wieder ansteigt. Wirklich kalte Lösungen mit T850 < 0°C sind außer
Sonntag/Montag selbst im hohen Norden nicht zu finden. Interessant ist das
leichte Rauschen der RR-Signale, bei dem aber erkennbar ist, dass viele
Ensemblemitglieder nur wenig oder sogar überhaupt keinen Regen auf der Agenda
haben.

Bei den IFS-EPS-Clustern ist die interessanteste Erkenntnis, dass für den
Zeitraum T+120…168h (Montag bis Mittwoch) satte sechs Cluster angeboten werden,
die zum Ende aber alle dasselbe Muster aufweisen: über dem nahen Atlantik ein
Potenzialtrog mit zentralsteuerndem Tief, knapp östlich von uns ein Rücken mit
korrespondierendem Bodenhoch. Die Unterschiede rekrutieren sich im Wesentlichen
aus der genauen Positionierung der Systeme (mal sind wir näher am Trog/Tief, mal
am Rücken/Hoch) sowie deren Amplituden. Die vergleichsweise zyklonale Lösung des
Hauptlaufs findet sich im Außenseitercluster 5 (7 Fälle) wieder. Ab Donnerstag
(T+192…240h) reduziert sich Anzahl der Cluster auf vier, von denen zwei (CL 1
und 3 mit insgesamt 29 Fällen) den Vorhersageraum zwischen den Stühlen lassen.
CL 2 (14 Fälle) favorisiert eindeutig den Hochdruckeinfluss (omega-ähnliche
Konfiguration), während CL 4 (8 Fälle) den Trog übergreifen lässt.

FAZIT:
Die Prognose ist sowohl auf deterministischer (Modellvergleich, Konsistenz) als
auch auf probabilistischer Basis mit Unsicherheiten behaftet. Das geht schon am
Sonntag los (wie viel Regen fällt wo, wie stark kühlt es vorübergehend ab) und
setzt sich in der nächsten Woche fort. Der Trend geht in Richtung mild bis sehr
mild (ziemlich sicher) und leicht wechselhaft (voraussichtlich etwas weniger
Regen als vom HRES (IFS) angeboten).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Auf dem Terrain signifikanter Wettererscheinungen ist mittelfristig trotz der
geschilderten Prognoseunterschiede nicht viel zu ernten. Am ehesten fällt noch
der Wind an der Nordsee am Sonntag ins Auge, der an der Küste sowie im
küstennahen Binnenland aus Nordwesten kommend vorübergehend stark bis stürmisch
auffrischen kann. Exponiert (Inseln) sind einzelne Sturmböen 9 Bft nicht
ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Modellmix mit MOS-Mix und IFS-EPS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann