SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Wechselhafte Südwestlage mit teils kräftigen Regenfällen. Einzelne Gewitter
nicht ausgeschlossen. Alpen Südföhn und zuletzt naht noch Ex-KIRK zum Ende der
Kurzfrist.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … wird keine Zeit verschwendet, denn die akute Kurzfrist bietet zu
viele meteorologische Brennpunkte. Um den Überblick zu behalten, wird in der
Folge kurz die Entwicklung auf der synoptischen Wetterbühne skizziert.

Heute Abend liegt ein umfangreiches/kräftiges und vertikal ausgerichtetes Tief
mit dem Namen GERDA westlich von Irland und zieht bis zum Mittwoch unter
Auffüllung und im IFS-ENS gut gebündelt in Richtung Seegebiet Forties/Dogger,
bevor es sich in eine umfangreiche Rinne öffnet. In der Höhe markiert GERDA nur
die Südflanke eines umfangreichen Langwellentroges, der sich von der
Norwegischen See in Richtung Südwesten erstreckt. Flankiert wird dieser Trog von
mehreren Randtrögen, wobei der prominenteste heute Abend über der Biskaya
liegend in der Folge ostwärts gen Mitteleuropa schwenkt und morgen eine diffuse
Bodenzyklogenese über dem westlichen Alpenbogen induziert.
Der Haupttrog verbleibt derweilen über Nordwesteuropa, was nicht nur der
Tatsache geschuldet ist, dass er zu einem umfangreichen quasi-stationären
kanadisch-eurasischen Wellenzug mit einer intensiven Blockierung über Grönland
gehört (deutlich negative NAM/NAO), sondern auch, dass immer wieder vom
subtropischen Nordatlantik in den Trog hineinlaufende Störungen den Haupttrog
regenerieren. Somit behält er seine insgesamt leicht positive Neigung während
der gesamten Kurzfrist bei. So nebenbei: Eine dieser in den Trog eingebundenen
Störungen ist der Ex-Hurrikan KIRK (963 hPa bei 42 Grad Nord und 38 Grad West),
der zum Schluss noch kurz betrachtet wird. Durch dieses eingefahrene
Wellenmuster verbleibt Deutschland durchweg in einer südwestlich dominierten
Höhenströmung, die sich die Kurzfrist über ostwärts ausweitet. Das Bodenhoch
URBAN mit begleitendem Keil wandert nach Osteuropa und spielt bei uns keine
große Rolle mehr.

Heute Nachmittag und Abend sorgt ein mäßiger Südföhn dank eines cross-alpinen
Druckgradienten von 6 bis 7 hPa (Stand 13Z Bozen-Innsbruck) für reichlich
Sonnenschein südlich der Donau (bis Sonnenuntergang). Die abendlichen Werte
liegen dabei im südbayerischen Föhnfenster zwischen 16 und 18 Grad. Markante
Böen sollten zumeist im inneralpinen Bereich verbleiben, jedoch sind einzelne
Föhnböen Bft 7/8 aus Süd bis Südwest am exponierten Alpenrand nicht
ausgeschlossen.

Ansonsten arbeitet sich die Warmfront eines von England nordostwärts in die
Nordsee ziehenden Teiltiefs von GERDA (GERDA II) mit teils konvektiv verstärkten
(jedoch nicht warnwürdigen und sich insgesamt auch abschwächenden)
Niederschlägen in den Osten Deutschlands voran. GERDAs II wetterinaktive
Kaltfront (eh nur durch Abtrocknung der postfrontalen Luftmasse auffallend, da
sonst von WLA überlaufen) gerät dabei über der nördlichen Mitte zunehmend ins
Schleifen und richtet sich zonal aus. Sie wird im Übergangsbereich zur Nacht zum
Dienstag als eine markante Warmfront erneut nach Norden geführt.

Zusammengefasst bedeutet das bis zum Abend im Norden einzelne post(kalt)frontale
Schauer, im Osten ein ostwärts ausgreifendes größeres, aber sich abschwächendes
Niederschlagsgebiet und im Südosten bis zum Abend wolkenarm und trocken. Was zum
späten Nachmittag/Abend im Südwesten einsetzt behandeln wir der Übersicht wegen
im Abschnitt „Nacht zum Dienstag“.

Die abendlichen Werte liegen abseits des Südostens in der von Südwesten
einfließenden feucht-milden Luftmasse zwischen 15 und 19 Grad, im Umfeld der
Oder um 13 oder 14 Grad.

In der kommenden Nacht zum Dienstag richten sich alle Augen auf die Luftmasse
rückseitig der Warmfront, wobei diese Luftmasse zwischen einer sich
strukturierenden Warmfront entlang der zentralen Mittelgebirge und einer
schleifenden/zögernd ostwärts ziehenden Kaltfront über dem Osten Frankreich
liegt und zunächst den Südwesten Deutschlands voll erfasst.

Dabei etabliert sich von Ostfrankreich, Vogesen ausgehend bis in den Bereich
Südpfalz/Hessen eine markante barokline Zone, verschärft durch adiabatisch
erwärmte Föhnluft über Süddeutschland (850 hPa Temperatur dort um 15 Grad, über
Frankreich etwas unter 10 Grad). Eine über den Pariser Großraum gen Holland
ziehende Welle interagiert mit diesem schleifenden Frontenzug, wobei
hochreichend frontogenetische Prozesse wirksam werden (cross sections bis 500
hPa hochreichend). Die Luftmasse präfrontal der Front ist hochreichend feucht
und fußt in eine subtropische Luftmasse über dem westlichen Mittelmeer (EFI
Feuchtefluss um 1 mit SOT +1) sowie mit TPWs um 150% bezüglich der
Hintergrundklimatologie und PWATs von 30-35 mm. Man könnte jetzt wieder auf die
positiven SST Anomalien hinweisen, aber deren Einfluss wurde bereits zur Genüge
in früheren Analysen erörtert. Positive differentielle Temperaturadvektion im
vorherrschenden WLA Regime sorgt auch für etwas Labilität, allerdings im
überschaubaren Bereich. Einzelne Gewitter über dem Osten von Frankreich
bestätigen dieses Szenario (Stand: 13Z).

Entsprechend sollten von den Abendstunden von den Vogesen ausgehend konvektiv
verstärkte kräftige Niederschläge auf das Saarland, die Südpfalz bis zum
Südpessart/Südhessen ausgreifen. Auch eingelagerte Gewitter sind wahrscheinlich.

Aus aktueller Sicht setzt sich dieses Ereignis aus einem gewittrigen Cluster
zusammen, der zum späten Nachmittag und Abend von Ostfrankreich in Richtung
Rheingraben bis ins Kraichgau und zur Hohenloher Ebene (Westen/Norden von
Baden-Württemberg) zieht. An der Spitze stärkster WLA wird dieser Cluster
nordostwärts vorangetrieben und läuft im Verlauf der Nacht der Labilität und
stärksten Hebung davon (ergo: Abschwächung in Richtung Franken). Bis dahin
fallen im genannten Streifen kräftige Niederschläge mit 6-std. Starkregenmengen
von 20 bis 35 l/qm. Eingelagerte Gewitter sind besonders am Südrand des Clusters
möglich und können dank hervorragender Scherung anfangs auch noch organisiert
daherkommen (Labilität zwischen 1 und 5 km AGL über einer recht stabilen
Grenzschicht). Von daher sollte besonders der Starkregen (in kurzer Zeit) bei
Gewitterpassage im Fokus stehen.

Eine entsprechende mehrstündige Starkregenwarnung wurde für diesen Bereich
ausgegeben.

Zusätzlich wird auch der Bereich Saarland/südliches Rheinland-Pfalz bis nach
Südhessen im Verlauf der Nacht noch konvektiv verstärkte Niederschläge mit der
aktivierten schleifenden/bzw. langsam ostwärts ziehenden Front erleben, sodass
wenigstens für die Südpfalz und das Saarland bis ins südliche Hessen ebenfalls
eine markante Starkregenwarnungen bis in die 2. Nachthälfte ausgegeben wurde
(Anknüpfung an die labilste Luftmasse, die gen Hessen stabiler daherkommt). Auch
hier sind eingelagerte Gewitter mit Starkregen (kurzzeitig) zu erwarten, wobei
sich dieses Potenzial die Nacht über bis nach NRW/Nordhessen und das westliche
Thüringen erstreckt und abschwächt (hier eher lokale Akutwarnungen „Gewitter mit
Starkregen“).
Auch nach Auslaufen der Starkregenwarnung wird es peripher der schleifenden
Front über dem Südwesten weitere, teils kräftige Schauer geben, ggf. gehen die
Niederschläge ausgangs der Nacht in Richtung Saarland/Südpfalz gar in skaligen
Regen über (dann wohl aber eher leichter Intensität).

Bis zum Ende der Nacht breiten sich diese Niederschläge (nicht warnwürdig) in
den Norden Deutschlands aus.

Im Südosten hält der Südföhn die Niederschläge fern (markante Föhnböen auf
exponierten Alpengipfeln, deren Häufigkeit am östlichen Alpenrand insgesamt
jedoch zunimmt).
Im Osten regnet es nur zeitweise leicht bei insgesamt stark bewölkten
Verhältnissen.

Bei einem schwachen, im Südwesten mäßigen und im Bergland teils böig
auffrischenden Südwestwind liegen die Tiefstwerte im Südwesten um 12 Grad, im
wolkenarmen Südosten um 8 Grad und im Norden je nach Bewölkungsverteilung
zwischen 11 und 8 Grad. Sturmböen auf dem Brocken sind natürlich auch mit von
der Partie (Bft 9 aus Süd). Im Norden präfrontal der Warmfront weht ein
schwacher kalter Jet aus Südost.
Im Nebensatz sei noch der Böhmischer Wind erwähnt, der entsprechend mit Böen Bft
7, exponiert Bft 8 bewarnt wurde (bis weit in den Dienstag).

Dienstag … ebbt die Spannung nicht ab. Der den Löwengolf erreichende Trog
induziert dort eine diffuse Bodenzyklogenese, die am Dienstag in Richtung
Norditalien driftet. Der wellende Frontenzug erhält nun rückseitig der zur
Deutschen Bucht ziehenden Welle einen Push nach Osten (ergo:
Kaltfrontcharakter). Die Front weist jedoch dank der einsetzenden Zyklogenese
über Norditalien eine sehr hohe Richtungsscherung auf (niedertroposphärisch aus
Nordwest, darüber durchweg Süd bis Südwest), und wird als markantes
Niederschlagsgebiet von Südwesten im Tagesverlauf in den gesamten Süden und
Osten Deutschlands geführt.

Interessant ist, dass die Vorhersagesoundings zunehmend ein Profil aufweisen,
das günstig ist für die Bildung/Freisetzung symmetrischer Instabilität, was
besonders zum Abend den Osten Deutschlands betrifft.

Aber der Chronik folgend breiten sich zunächst von der Früh weg vom Südwesten
Deutschlands skalige Niederschläge ostwärts aus, die bis zum Mittag vorerst eher
die Marke „schwache Intensität“ aufweisen. Zum Nachmittag/Abend weitet sich das
Niederschlagsgebiet rasch ost-/nordostwärts aus und mit der angesprochenen
Instabilität ist auch die Entwicklung eingelagerter konvektiv verstärkter
(ungewittriger) Bänder mit stündlichen Mengen von über 5 l/qm denkbar. Und um
die Spannung ins Unermessliche zu treiben: auch aufwärts gerichtete Labilität
ist peripher der Frontalzone auf regionaler Ebene nicht ausgeschlossen, die mit
effektiveren Hebungsraten für einzelne Gewitter gut sein kann. Ein bisschen im
Blickfang dafür liegt der Bereich östlich von München-Nürnberg sowie das Allgäu,
wo dank Föhn etwas erhöhte Labilität vorhanden sein sollte.

12-std. fallen im Südwesten/Alpenrand und über der Mitte flächig 10-20 l/qm mit
lokal höheren Mengen bei eingelagerter (ungewittriger [CISK] und/oder
gewitteriger [CAPE]) Konvektion oder durch Staueffekte. Die Mengen sollten
jedoch nicht durch umfangreiche Warnungen auffallen (ggf. am Alpenrand mit
verstärkter/schleifender Konvektion regional mehrstündiger Starkregen oder
Gewitter mit Starkregen).

Im Osten sorgt die nordwärts verwehte und abgehobene Mischungsschicht mit
deckelnden T850 hPa Werten um 14 Grad für einen freundlichen und trockenen Tag
(Niederbayern sowie Erzgebirge bis zur Oder) und auch postfrontal im Nordwesten
entwickeln sich im Tagesverlauf nur einzelne Schauer.

Der Föhn oszilliert bezüglich der Stärke, erreicht aber direkt vor der Kaltfront
seine intensivste Phase mit einem cross-alpine Druckgradienten von 8 bis 10 hPa,
was in dem Fall den prädestinierten Föhntälern Bft 7-Böen und den exponierten
Gipfeln markante Böen Bft 9-10 aus Süd bringen würde (übrigens mit ähnlichen
Spitzen im Bergland beim Durchschwenken der Kaltfront und Drehung auf West).

Der Wind weht sonst meist schwach bis mäßig aus Südwest bis West, im Osten aus
Südost mit einzelnen Böen Bft 7 im oberen Erzgebirge.

Die Höchstwerte liegen im Osten bei sehr milden 19 bis 22 Grad, lokal sicherlich
auch darüber (ungewöhnlich mild) und auch sonst mit 16 bis 19 Grad im milden bis
sehr milden Bereich.

In der Nacht zum Mittwoch breiten sich die genannten Niederschläge in den
gesamten Osten Deutschland aus. Inklusive der genannten günstigen
Hintergrundbedingungen für schräge Instabilität sind stärkere konvektive (nicht
gewittrige) Bänder in den skaligen Niederschlag eingebettet und können regional
für Stundenwerte jenseits der 5 l/qm gut sein. 12-std. fallen bis zum Morgen im
Osten somit 10 bis 20 l/qm, in Staulagen und am östlichen Alpenrand lokal auch
mehr.

In den Westen Deutschlands zieht im Verlauf der Nacht eine kleine Welle und
bringt dort dem Westen Deutschlands ebenfalls etwas Regen. Mit PWATs um 20 mm
kann binnen weniger Stunden 4 bis 10 l/qm Nass fallen.
Auch wenn somit weite Bereiche Deutschlands üppig beregnet werden, sollte ggf.
nur das Ereignis im Osten Deutschlands mit einer mehrstündigen Starkregenwarnung
(markant) zu bewarnen sein. Das jüngste ID2-EPS hebt diesen Bereich immerhin mit
15 bis 30% in 6h für mehr als 20 l/qm hervor (z.B. bis 03Z).

In einem Streifen von der Elbmündung über Unterfranken bis zum Bodensee bleibt
es postfrontal meist trocken mit gelegentlichen Auflockerungen.

Die Minima liegen bei meist starker Bewölkung zwischen 14 und 10 Grad, im
Südwesten auch etwas darunter.

Der Südwestwind weht mäßig, im Bergland frisch und kommt im Nordosten meist nur
schwach daher.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … tagsüber halten wir uns kurz und knapp, denn der Spannungsbogen
erreicht ja mit Ex-KIRK im Verlauf der Nacht zum Donnerstag erst noch seinen
Höhepunkt.

Im Osten klingen die skaligen Niederschläge der Nacht bis zum Mittag rasch ab
bzw. gibt es auch einige Modelle, die den Niederschlag schon ostwärts über die
Oder gedrückt haben.
Über den Nordwesten wird ein thermischer Höhentrog (T500 unter -20 Grad)
gedrückt, was mit moderater Grenzschichtfeuchte für 200-400 J/kg MUCAPE gut ist.
In den labilsten Bereichen herrscht jedoch deftiges Absinken auf synoptischer
Skala vor, sodass es wenig verwundert, dass die Numerik recht inaktiv mit Blick
auf mögliche Gewitter an den Start geht (ICON etwas forscher). Geringe
Verschiebungen des kurzanteiligen Wellenmusters mit entsprechend mehr Hebung
kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, was bei mäßiger Scherung (um 15 m/s
hochreichende Scherung und gekrümmten Hodographen) nicht so ganz uninteressant
wäre. Stand jetzt aber treten im Nordwesten einige, sonst im Norden nur einzelne
Schauer auf.

Im Südwesten kommt im Tagesverlauf skaliger Niederschlag auf, der in Verbindung
mit dem nahenden Ex-KIRK steht. Dieser drückt eine markante Warmfront in den
Westen mit PWATs um 30 mm, sodass der skalige Regen mäßiger Intensität sein
dürfte. Doch dazu (als Gesamtereignis) gleich mehr. Im Süden und Osten bleibt es
hingegen meist freundlich und trocken dank einer sich verstärkenden südlichen
Föhnkomponente (mit entsprechend warnrelevanten Böen im exponierten alpinen
Bergland).

Die Höchstwerte bleiben unverändert hoch mit 17 bis 22 Grad von West nach Ost.

Und nun zur Nacht zum Donnerstag und zum Ex-Hurrikan KIRK.

Aktuell weist Ex-KIRK ein stark geschertes Aussehen auf. Der Prozess der
außertropischen Umwandlung (ET) ist im vollen Gange und wird mittlerweile
innerhalb der Numerik recht gut erfasst. Am Mittwoch schlägt Ex-KIRK als ein
außertropisches Tief über der südlichen Biskaya auf, erfasst zum Abend den
Westen Frankreichs, gegen Mitternacht dann grob den Pariser Raum und greift
ausgangs der Nacht auf den Westen Deutschlands/Benelux über.

Phasendiagramme heben bis zu diesem Zeitpunkt einen weiterhin recht intakten
warmen Kern hervor, der zunehmend vertikal an Mächtigkeit einbüßt und eher
asymmetrisch/seicht auf uns übergreift.
Glück ist, dass Ex-KIRK von einem eher mauen kurzwelligen Troganteil eingefangen
wird, der im IPV Feld eher breit/diffus abgebildet wird und Ex-KIRK dann zu uns
lenkt. Vermindertes Einbinden PV-reicher Luftmassen dürfte die
Intensivierungsrate trotz hyperbarokliner Verhältnisse insgesamt im
überschaubaren Bereich belassen und das System mit einem Kerndruck von etwas
über oder unter 980 hPa zu uns bringen. Innerhalb der cross sections ist dank
agiler Konvektion eine imposante niedertroposphärische und diabatisch erzeugte
PV Signatur auszumachen, was sich auch im Druckfeld durch einen dort vorhanden
intensiven Druckgradienten bemerkbar macht.

Mit der Umwandlung in eine Shapiro-Keyser typische Struktur unterhalb einer
gekoppelten und sehr höhendivergenten Strömung wird besonders eine markante
Warmfront forciert, die bereits am Mittwoch tagsüber im Westen Deutschlands
niederschlagstechnisch ansetzt und dort die Nacht über und allmählicher
Verlagerung nach Norden für weitere intensive Niederschläge sorgt. PWATs um 35
mm mit immer stärkerer Frontogenese und allmählich einsetzender hochreichender
Konfluenz im Deformationsbereich nördlich (und besonders nordwestlich über
Nordfrankreich/Belgien) des Zentrums lassen bei uns im Westen 12-std.
Niederschlagsmengen von 20 bis 40 l/qm regional recht wahrscheinlich auftreten.
Leider schwanken die Schwerpunkte mit der noch flatternden Zugbahn von Ex-KIRK
noch recht deutlich. Das Saarland bis ins Ruhrgebiet liegen hier bis 06Z im
Fokus (und bilden den östlichen Rand eines Streifens mit noch deutlich höheren
Regenmengen über Nordfrankreich/Belgien). Schauen wir bis in den
Donnerstagvormittag, kann aber ganz klar für den Westen regional nicht das
Erreichen unwetterartiger Dauerregenmengen ausgeschlossen werden!

Bezüglich des Windes weist der Abdruck im Bodendruck von Ex-KIRK eine klassische
Signatur von einem in den Südwestbereich des warmen Kerns vorstoßenden kalten
Jets auf, was einen markanten Druckgradienten im Südwestbereich von Ex-KIRK zur
Folge hat. Der häufig verwendete „sting jet“ kann sicherlich noch nicht gänzlich
ausgeschlossen werden, doch deuten weder die überschaubare Intensivierungsrate
(bzw. nach einigen Modellen bereits nach Mitternacht einsetzende Auffüllrate),
noch jüngste cross sections mit einem dry slot bis rund 500/600 hPa darauf hin
(werden doch absteigende Trajektorien aus entsprechenden Höhenbereichen
benötigt). Zudem sollte immer der kalte Jet namentlich mit eingebunden werden,
der zeitlich, wie räumlich meist dominiert. Abseits dieser Feinheiten lässt sich
zusammenfassen, dass der Südwestwind im Verlauf der Nacht im Südwesten rasch und
dramatisch an Geschwindigkeit zulegt, da wir es hier mit einem fokussierten
Windfeld zu tun haben.

Fazit: Nach Mitternacht von Südwesten bis zu den zentralen Mittelgebirgen
ausgreifend im Bergland rasch zunehmend markante Böen, im Verlauf im
Hochschwarzwald auch zunehmend unwetterartige Böen. In tiefen Lagen des
Südwestens im Verlauf der 2. Nachthälfte dann zunehmend Bft 8/9 Böen aus
Südwest. Im Norden vorerst keine warnrelevanten Windgeschwindigkeiten aus Südost
bis Südwest.
Aus heutiger Sicht steht dann dem Südwesten unter zögernder Abschwächung über
die Kurzfrist hinaus bis Donnerstagvormittag ein klassisches „cold jet event“
bevor mit markanten Böen Bft 8 bis 9 im Tiefland und schweren Sturmböen bis
Orkanböen im Bergland (Bft 10 bis 12). Feinheiten werden sicherlich in folgenden
Kurzfristanalysen herausgearbeitet.

Abseits dieses Tiefs verläuft die Nacht im Osten wechselnd bewölkt mit etwas
Nass, im Norden zunehmend mit anhaltenden Niederschlägen und dank des Föhns am
Alpenrand im Südosten trocken.

Die Minima liegen zwischen 14 und 9 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle Modelle zeigen bis zum Eintreffen von Ex-KIRK eine recht homogene
Verlagerung der großräumigen Wellen, wobei es kleinere Diskrepanzen bei den
Kurzwellen gibt.

Ex-KIRK wird mittlerweile recht gut erfasst, was vor allem daran liegt, dass die
außertropische Umwandlung nun im vollen Gange ist und die Numerik nun erkennt,
welcher Trog den Sturm aufnehmen und ostwärts führen kann. Leider variiert die
Intensität bzw. dessen weitere Entwicklung innerhalb der Numerik noch etwas.

EZ bleibt seiner recht nördlichen Linie im deterministischen Lauf treu
(ausgenommen dem aktuellen 06Z Lauf). Schaut man sich das IFS-ENS an, dann ist
eine recht deutliche Bifurkation erkennbar mit sub-980 hPa Lösungen, die in
Richtung Benelux ziehen und 980-985 hPa Lösungen, die in den Westen Deutschlands
driften. Auch ICON-EPS beherbergt noch einige sub-970 hPa Member über Benelux.
Dies hängt mit der jeweils initialisierten und erwarteten Signatur (u.a. auch
vertikal betrachtet) des warmen Kerns, aber auch mit der Intensität des Ex-KIRK
ostwärts drängenden Troges zusammen.

GFS hat in den jüngsten 10 Modellläufen die Progressivität von Ex-KIRK erst
verringert, um ihn nun seit 2 Läufen wieder zügiger nach Deutschland zu führen.
Dies hängt mit einer konstanten Auffüllung von Ex-KIRK zusammen (von anfangs 965
hPa auf nun etwas über 980 hPa für Donnerstag 06Z).

ICON wies innerhalb der jüngsten 10 Läufe starke along track Diskrepanzen auf
(teils von Holland zur Normandie springend), zeigt nun aber in den jüngsten 5
Läufen eine recht stabile Zugbahn in den Westen Deutschlands (ähnlich GFS, nur
etwas intensiver).

IFS (deterministisch) war recht stabil, sprang nun im 06Z Lauf jedoch unter
deutlicher Auffüllung (10 hPa schwächer) nach Osten und soll zu 06Z über der
Mitte Deutschlands liegen.

Wahrscheinlich nehmen die Feinheiten erst in den kommenden Läufen weiter zu, vor
allem dann, wenn Ex-KIRK aufs Festland trifft.

Vergleicht man die Ensembles und deterministischen Läufe, dann kann leider noch
keine richtige Tendenz ausgemacht werden, auch wenn die Deterministik insgesamt
eher am schwächeren östlichen Quadranten der jeweiligen Memberwolken (der
Ensembles) anzutreffen ist. Ein weiterhin sehr hoher
Spread im Ensemble hebt das Potenzial in jede Richtung in dieser sehr
dynamischen Lage hervor (besonders bezüglich der Intensität). Auch wenn momentan
einiges für eine überschaubare Sturmlage spricht, so sollte man noch einige
Modellläufe abwarten und hoffen, dass sich alsbald eine einheitliche Tendenz
herauskristallisiert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy