SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zyklonaler und teils sehr milder Wochenstart.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … fällt der Luftdruck in Deutschland, womit der weitere Kurs
vorgezeichnet ist: Es wird wieder zyklonaler! Während das Zwischenbodenhoch
URBAN bereits nach Osten durchgereicht wurde, macht sich nun auch der
hinterherhinkende Höhenrücken auf den Weg nach Osten. Am Montagmorgen (06 UTC)
liegt die Achse etwa über den Grenzen zu Polen, Tschechien und Austria. Damit
rücken wir automatisch auf die Vorderseite des hochreichenden Zentraltiefs
GERDA, das heute Abend mit etwas unter 975 hPa im Kern rund 500 km westlich von
Irland liegt. Weit nach Osten ausgreifende WLA, unterstützt von einem ersten,
aus dem Haupttrog herauslaufenden Sekundärtrog (PVA-Maximum), lässt nicht nur
immer dichtere Bewölkung auf Teile des Vorhersageraums übergreifen. Von
Frankreich und Benelux her beginnt es zudem leicht zu regnen (wenige Millimeter
bis zum Morgen). Zwar ist die einfließende mildere Luftmasse oberhalb der
Grundschicht leicht labil geschichtet, die von ICON apostrophierten Gewitter
scheinen aber etwas weit hergeholt.

Nach Osten hin bleibt die Nacht meist trocken, wobei die zähen tiefen Wolken vom
Tage zunehmend hoher und mittelhoher Bewölkung weichen müssen. Nebel bildet sich
am ehesten im Südosten, wo es ähnlich wie in der östlichen Mitte noch für einige
Zeit klar ist. Entsprechend kühlt es dort auch am meisten ab auf 6 bis 2°C
Minimum. Ansonsten stehen 10 bis 5°C, im Westen sogar 13 bis 9°C auf der Karte.

Thema Wind, der kommt aus Südosten und ist vor allem auf der Nordsee spürbar.
Aufgrund der ablandigen Komponente dürften aber nur die freie See und Helgoland
in den Genuss wiederholter steifer Böen 7 Bft kommen. In den Alpen setzt Südföhn
ein, was den höchsten Gipfeln, Kämmen und Kreten erste Sturmböen 9 Bft bringt.
Weiter unten muss eher mit Böen 7 Bft gerechnet werden.

Montag … füllt sich GERDA allmählich auf rund 985 hPa auf, ohne dabei
nennenswert vom Fleck zu kommen. Für etwas Bewegung sorgen lediglich ihre
Fronten, die unter der indifferent bis leicht antizyklonal konturierten
südwestlichen Höhenströmung ost-nordostwärts vorankommen. Obwohl man auch hier
Einschränkungen machen muss. Trifft das auf die zunehmend wetterinaktive
Warmfront (etwas Regen im Norden) noch zu, so wird die nachfolgende Kaltfront
durch eine Wellenbildung über der Biskaya (12 UTC) gebremst. Genau genommen geht
sie nach Südwesten hin in die Warmfront der Welle über, was aber eher von
akademischem Interesse ist. Wichtiger sind die Auswirkungen, die wie folgt
aussehen: am Vormittag ein erstes kleines Regengebiet, das sich von
Ostfrankreich und Luxemburg über den Südwesten bis in die Mitte vorarbeitet. Am
Nachmittag und Abend dann auf ähnlichem Kurs weiterer, nun aber intensiverer
Regen (Anstieg PPW auf 30 bis 35 mm), der sich in der Nacht zum Dienstag
nordostwärts ausbreitet. In den westlichen Landesteilen besteht dann eine
geringe Wahrscheinlichkeit, dass gebietsweise das Starkregenkriterium von mehr
als 20 l/m² innert 6 h gerissen wird. Auch sind einzelne eingelagerte Gewitter
nicht ausgeschlossen.

Zurück noch mal zum Tage, wo der Föhn in den Alpen weiter Fahrt aufnimmt. Böen
9, exponiert 10 Bft sind es ganz oben, 7 bis 8 Bft weiter unten. Ansonsten
spielt der Wind weiterhin nur eine Nebenrolle. Auf der Nordsee, wo sich an der
Okklusion ein kleines Teiltief bildet, dreht der Wind auf Südwest, wodurch die
schleswig-holsteinische Küste am Vormittag kurzzeitig mal anfällig für Böen 7
Bft wird (am ehesten auf den Inseln und den Halligen). Am Nachmittag fächert der
Gradient dann aber deutlich auf.

Vom föhnbeeinflussten Alpenrand über Niederbayern und das Erzgebirge hinweg bis
in den Grenzbereich zu Polen lockert die Wolkendecke stärker auf, was der Sonne
einige Gelegenheiten gibt, sich in Szene zu setzen. Auch im postfrontalen
Nordwesten stehen die Chancen auf etwas Sonne nicht schlecht. Die einfließende
Warmluft (im Süden mS, nach Norden hin mPs; T850 am Nachmittag zwischen 6°C ganz
im Norden bis zu 16°C am Alpenrand) setzt sich dank leidlicher Durchmischung
auch in tieferen Lagen durch, heißt, die Temperatur steigt auf 14 bis 17°C im
Nordosten, auf 17 bis 20°C sonst und auf bis zu 22°C im Süden und Südwesten.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der vom schwächelnden Zentraltief GERDA
ausgehende Potenzial via Iberische Halbinsel zum westlichen Mittelmeer, wodurch
die Höhenströmung bei uns auf Süd-Südwest rückdreht. Die Welle von der Biskaya
schlägt dadurch einen Nord-Nordostkurs ein, der via Nordfrankreich und Benelux
gen südwestliche Nordsee verläuft. Auf die damit verbundene Intensivierung der
Regenfälle bis hin zu möglichen eingelagerten Gewittern insbesondere in der
Westhälfte wurde weiter oben bereits hingewiesen. Im Südosten bleibt es unter
hohen und mittelhohen Wolkenfeldern trocken. In und an den Alpen dauert die
Föhnlage an, ansonsten spielt der Wind lediglich in einigen exponierten
Hochlagen der Mittelgebirge eine halbwegs prominente Rolle (Süd-Südost 7-8 Bft,
Brocken vielleicht 9 Bft). Mit 15 bis 9°C wird es eine ziemlich milde
Oktobernacht. Einzig im trockenen und z.T. nur gering bewölkten Südosten kann
sich die Grundschicht entkoppeln und auf 10 bis 5°C abkühlen (was jetzt auch
nicht wirklich kalt ist).

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … Es gelten im Großen und Ganzen die Ausführungen der heutigen
Frühübersicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die beschriebene Entwicklung sehr ähnlich. Im Grunde
warten sowieso alle nur darauf, was aus dem aktuell noch als Hurrikan
fungierenden KIRK wird, der am Mittwoch Westeuropa erreicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann