S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.10.2024 um 10.30 UTC

Am Donnerstag vielleicht Ex „Kirk“ mit schwerem Sturm.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 12.10.2024

Eingangs der Mittelfrist am nächsten Dienstag liegen wir vorderseitig eines
großen Troges über Westeuropa in einer südlichen bis südwestlichen Strömung, mit
der warme Luft subtropischen Ursprungs zu uns gelangt. Bei mehr als 10°C in 850
hPa liegen die 2m Temperaturen oft über 20°C. Die Ausläufer eines Zentraltiefs
bei Irland gestalten den Wetterablauf wechselhaft, ziehen tagsüber zur Ostsee
ab.
Eine nachfolgend wellende Kaltfront bringt eventuell über dem Westen und Norden
länger anhaltenden und teilweise kräftigen Regen, der auch warnrelevant werden
kann. In den Alpen wird es vorübergehend föhnig mit Sturmböen auf den Gipfeln.
Über dem Atlantik nähert sich derweil ein Sturmtief, das aus dem Major Hurrikan
Kirk hervorgegangen ist. Die Umwandlung in ein außertropisches Tief birgt
erhebliche prognostische Unsicherheiten, die in der Folge auch für uns wichtig
werden.
Am Mittwoch zieht der Sturm Ex „Kirk“ wahrscheinlich über die Biskaya nach
Nordfrankreich, wo er abends aufschlagen könnte. Die Entwicklung wird aber sehr
unsicher. Davor wird auch nach Abzug der Tiefausläufer bei uns durch weitere
Warmluftadvektion in der feuchten Luft Hebung ausgelöst, sodass in großen Teilen
Deutschland wolkenreiches Wetter überwiegt und gebietsweise, besonders in der
Nordwesthälfte Regen fällt.
Am Donnerstag könnte der Sturm, der Züge einer Shapiro Keyser Zyklone aufweist,
aus der Nacht heraus tagsüber über den Westen und Norden in Richtung Schweden
ziehen. Dabei ist eine, eventuell schwere Sturmlage möglich, von der nach
aktuellem Stand am wenigsten der Südosten betroffen ist. Mehr Details sind wegen
der anhaltenden großen Unsicherheiten noch nicht möglich. Gebietsweise regnet
es, zum Teil kräftig, eventuell in Verbindung mit Gewittern.
Am Freitag und Samstag dreht nach Abzug des Sturms Richtung Nordskandinavien,
die Strömung nach Westen und es gelangt kühlere Meeresluft nach Mitteleuropa.
Kurzwellige Tröge bringen unbeständiges Schauerwetter, auch mit kurzen Gewittern
und teilweise böigem Westwind. Zum Wochenende kann auch es auch über die Nordsee
zu einem Trogvorstoß nach Mitteleuropa kommen, verbunden mit einem Schwall
frischer Meeresluft polaren Ursprungs. Es bliebe unbeständig mit einem weiteren
Temperaturrückgang.
In der erweiterten Mittelfrist beruhigt sich das Wetter unter Hochdruckeinfluss
wahrscheinlich nur vorübergehend.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells gerät durch die Einbeziehung des
Hurrikans Kirk in der Frontalzone und die anschließende Umwandlung in einen
außertropischen Sturm rasch ins Straucheln. Am Donnerstag kann er auch
Deutschland treffen. Die Zugbahn und Stärke des Sturms variieren noch erheblich.
Von einer Lösung als (markanter) Randtrog eines Nordseetiefs bis zu einer
Zugbahn über Nordwestdeutschland mit gebietsweise schweren Sturmböen hatten die
letzten Läufe einiges zu bieten.

Auch die Entwicklung in der Folge geht nach antizyklonaler Tendenz gestern 00z
aktuell eher in Richtung Tiefdruckeinfluss.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch hier bleiben große Unsicherheiten was die Sturmentwicklung zum Donnerstag
angeht. Die Gründe wurden erwähnt. Wenn man mal von der etwas zögerlich Lösung
(Kerndruck, Böen) von UK mit Zugbahn über der Mitte Deutschlands nach Osten
absieht, haben die meisten anderen Modelle eine markante Sturmlage im Programm
mit der Zubahn des Sturmtiefs über Nordwestdeutschland oder die angrenzende
Nordsee nach Nordosten. Nimmt man dazu die Timing- und Intensitätsschwankungen
sind das noch Unwägbarkeiten genug. Der Trend geht aber zu einer Sturmlage, wie
geartet auch immer.

Das Niederschläge rund um das Sturmereignis auch nicht sicher sind, soll an
dieser Stelle auch noch mal kurz erwähnt werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen der Ensembles bestätigen in großen Zügen die Lösung des
Hauptlaufs. Die Streuung bleibt bis zum Ende in überschaubarem Rahmen. Es gibt
immer wieder Niederschlagssignale und die Temperaturen und Geopotential gehen
nach unten. Der Sturm zum Donnerstag wird u.a. in einem Temperaturpeak nach oben
(850 hPa) und dem Luftdruckverlauf angedeutet, wobei hier nicht alle Member
mitziehen und erwähnten Unsicherheiten zu finden sind. Bei zwar großem Spread
zeichnet sich aber auch in der 10m Windgeschwindigkeit das Maximum für den
Donnerstag ab, 15 Tage EPSgramme. Da tauchen dann auch Median Werte für das 24h
Mittel von 8 bis 10 m/s auf.

Die 5 Cluster im ersten Zeitschritt bis 96h und die 3 Cluster danach,
unterscheiden sich nicht in dem Maße, das daraus wesentliche neue Erkenntnisse
folgen. Fürs Ende der Mittelfrist gibt es 6 Cluster, die von Blocking bis zur
Westlage alles anbieten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Hinweise auf eine, vielleicht schwere Sturmlage in der Nacht zum Donnerstag
und tagsüber haben sich verdichtet, auch wenn erhebliche Unsicherheiten bleiben.
EFI liefert inzwischen Hinweise auf ein deutlich vom Klimamittel abweichendes
Wind-/Sturmereignis über großen Landesteilen mit Schwerpunkt über der Mitte und
dem Südwesten. Die probabilistischen Verfahren stützen das mit geringen
Wahrscheinlichkeiten für Böen 10 bis 12.

Darüber hinaus regnet es gebietsweise kräftig. Am Dienstag über der Westhälfte
mit Signalen auf Dauerregen, bei Passage des Sturms am ehesten auf dessen Spur
oder an dessen Nordflanke, wo auch immer die durchzieht. Dazu wären dann noch
vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS + EPS, sowie Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner