SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Der Herbst startet unbeständig und mäßig warm voraussichtlich ohne eine
signifikante Warnlage!

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … herrscht noch Ruhe vor … dem Regen! Es wird zwar vorübergehend auch
windiger, aber das Wort Sturm wäre dann doch etwas zu hoch ins Regal gegriffen.
Daher bleiben wir lieber bei dem signifikanteren Wetterphänomen der kommenden
Tage, dem Regen. Der heutige Abend ist auch schnell erzählt, da der langsam
ostwärts driftende Rücken hierzulande noch Hochdruckeinfluss und antizyklonale
Strömungsbedingungen induziert. Entsprechend ist es noch ruhig und trocken.
Erste Vorboten für den Wetterumschwung sind allenfalls die ersten Wind- und
stürmischen Böen in Kammlagen des Schwarzwaldes und auf Helgoland. Da der Rücken
in der Nacht weiter schwächelt und den Weg nach Osteuropa sucht, kann sich in
Mitteleuropa zunehmend ein Trog über Westeuropa bemerkbar machen, der an ein
Höhentief über Wales gekoppelt ist. Bodennah korreliert das Höhentief mit einem
Tief an etwas gleicher Stelle, welches im Verlauf Richtung südliche Nordsee
zieht. Daran gebunden ist eine Warmfront die ostwärts schwenkt und WLA vor sich
her treibt. Genau dieses Aufgleiten sorgt in der Nacht zusammen mit PVA für
ausreichend Hebung, sodass ab der zweiten Nachthälfte teils schauerartig
verstärkte Regenfälle von Benelux und Frankreich auf den Westen und Südwesten
übergreifen. Mit Annäherung des Tiefs nimmt auch der Gradient zu. Einhergehend
lebt der Wind auf, erreicht aber allenfalls in einzelnen Höhenlagen oder an der
Nordsee schon ein warnwürdiges Niveau. Mit dem Tief wird von Südwesten auch
wieder etwas mildere Luft ins Land geschoben, sodass die Temperaturen in 850 hPa
ausgangs der Nacht schon zwischen 0 Grad im Nordosten und bis +9 Grad an den
Alpen liegen.

Montag … ist beim IFS-EPS weiter die Wetterlage Trog Mitteleuropa Trumpf. Für
das Wetter in Deutschland ist dabei das hochreichende Tief über des
südwestlichen Nordsee von besonderem Interesse. Dieses schiebt die Warmfront mit
vorgelagerter WLA nordostwärts über Deutschland hinweg, sodass die teils
schauerartig verstärkten Regenfälle am Abend etwa die Elbe erreichen und nachts
bis zur polnischen Grenze vorankommen. Rückseitig der Warmfront steigen die
Temperaturen in 850 hPa auf 5 bis 9 Grad, wohingegen vorderseitig noch Werte um
2 Grad an der Tagesordnung sind. Bezüglich des potentiellen Warnmanagements muss
man dann aber schon mehr ins Detail gehen. Zwar steht am Montag keine große
Warnlage an, doch auch die gelben und orangenen Flächen für die Warnstufe 1 und
2 für verschiedene Parameter müssen gut überlegt und definiert sein.
Beginnen wir mit dem WIND. Mit dem Tief verstärkt sich der Gradient weiter,
sodass der Wind unstrittig weiter auflebt. Nun muss auf den Nordseeinseln, der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste auf Rügen sowie in den Gipfellagen fast
aller Mittelgebirge mit stürmischen Böen oder Sturmböen zwischen 60 und 85 km/h
gerechnet werden. Zudem gibt es vom Saarland bis zur Eifel, am Nordrand des
Rothaargebirges sowie allgemein von Ostfriesland bis in den Norden Mecklenburgs
die Möglichkeit einzelner Windböen bis 60 km/h. Aber auch sonst sind im Norden,
Westen und Südwesten einzelne Windböen in anfälligen Lagen bei Südost- bis
Südwinden nicht ausgeschlossen. In der Nacht zum Dienstag schwächt sich der Wind
zunächst ab, bevor sich der Westen mit einem zweiten Maximum konfrontiert sieht.
Das Tief nimmt nämlich Kurs auf Benelux sodass das Sturmfeld des Tiefs auf der
Südflanke langsam auf den Westen übergreift. Gleichzeitig setzt sich der Pater
Noster in Bewegung. Mit etwas kälterer Luft in der Höhe und dem Höhentief
oberdrüber labilisiert die Troposphäre. Nachfolgend kommt es zu vertikalen
Umlagerungen. Somit können in potentiellen Schauer und Gewitter (nächster Punkt)
kräftige Winde aus mittleren Höhenschichten zum Boden transportieren.
Entsprechend treten wohl vom Münsterland und Niederrhein über die Eifel bis zur
Mosel Windböen und einzelne stürmische Böen auf. Ansonsten sind noch in
Kammlagen der Mittelgebirge, auf der offenen Nordsee sowie an der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste stürmische Böen oder Sturmböen zu erwarten.

Der zweite interessante Wetterparameter sind potentielle GEWITTER. Auch da muss
eine Unterscheidung zwischen der Auftrittsregion und dem Auftrittszeitraum
gemacht werden. Vom Nachmittag bis in die erste Nachthälfte hinein steht
bevorzugt die Südhälfte im Fokus. Bei Betrachtung der Labilität wären wohl nur
die Regionen südlich der Donau für Gewitter geeignet. Dort steht auch zwischen
200 und 400 MU-Cape zur Verfügung. Hinzu kommt ein ordentlicher Schwung
Scherung. vor allem in dem unteren Kilometer sind 9 bis 15 m/s zu verzeichnen,
zwischen 0 und 6 km werden 20 bis 30 m/s gezeigt. Berücksichtig man nun noch
einen kurzwelligen Anteil, den z.B. ICON-D2 im Programm hat und der sich von
Rheinland-Pfalz bis zum Vogtland verlagert, kommen auch noch die Regionen vom
Saarland und der Pfalz über den Norden Baden-Württembergs und Südhessen bis nach
Nordbayern und Thüringen in die Gewitter-Lostrommel. Grundsätzlich besteht die
Frage der Auslösung. Reicht der dynamische Antrieb, kann die Orografie
unterstützen, hilft die Labilität, …! Wenn aber Gewitter auftreten stehen ihnen
beste Entwicklungsbedingungen zur Verfügung. Als Begleiterscheinungen muss dann
mit Sturmböen und lokal evtl. auch Starkregen (sind ja niedrige Schwellen)
gerechnet werden. In der Nacht verschiebt sich wie schon beim Wind angedeutet in
den Westen und Nordwesten. Auf der Vorderseite des Tiefs labilisiert die Luft
deutlich. Zudem sorgt die etwas kühlere Höhenluft für vertikalen Anschub. Auch
wenn kaum bis kein MU-Cape vorhanden ist, stehen wohl von NRW und dem südlichen
Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Thüringen kräftige Schauer und
einzelne Gewitter auf der Agenda. Die Hauptbegleiterscheinung ist die Sturmböe,
die vielleicht auch mit etwas Graupel einhergehen kann.
Den REGEN sollte man aber noch nicht komplett vernachlässigen. Der erste
Schub rund um die Warmfront und der vorgelagerten WLA ist zwar nicht warnwürdig
und erreicht wohl nirgends die 12h- oder 24h-Warnschwellen von 25 bzw. 30 l/qm.
Doch damit hört der Regen ja nicht auf. Mit dem Tief selber kommt ein zweiter
Schwung schauerartig verstärkter Regen ins Land. Dazu aber im nächsten Absatz
mehr.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … steht dann voll im Zeichen des hochreichenden Tiefs, welches bis
Mittwochmorgen langsam und bei Abschwächung von den Niederlanden nach
Ostwestfalen, Südniedersachsen und Nordhessen wandert. Somit bleiben auch die
Wetterparameter Wind und Regen sowie Gewitter auf der Speisekarte.
Der WIND weht vor allem auf der Südflanke des Tiefs stark bis stürmisch.
Bevorzugt in NRW, Rehinland-Pfalz und das Saarland sowie Teile Hessens sind
Windböen, vereinzelt auch stürmische Böen als Zutat in der Wettersuppe.
Gleichermaßen treten wohl in Kammlagen der Mittelgebirge stürmische Böen,
exponiert auch Sturmböen auf. Dabei weht der Wind aus Südwest. Anders im Norden.
Dort kommt der Wind aus Südost bis Ost und sorgt an der See für Windböen,
auflandig oder auf offener See auch für stürmische Böen. Mit Abschwächung des
Tiefs schläft auch der Wind in der Nacht zunehmend ein.
Die zweite wichtige Zutat auf dem Rezept des Dienstages ist der REGEN. Wie schon
erwähnt sorgt das hochreichend Tief für ausreichend Hebung. Aufgrund der
langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit kann es dabei auch länger kräftig regnen.
Betroffen sind vor allem NRW und Niedersachsen. Als Zeitraum weisen die Modelle
mit gewissen Unsicherheiten meist Montag 18 Uhr bis Dienstag 18 Uhr aus. In der
Nacht zum Dienstag gibt es vom ICON-D2-EPS in NRW und im Stau von Spessart und
Rhön sogar Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 15% für 6-stündigen Starkregen
zwischen 20 und 35 l/qm. Bei den deterministischen Lösungen werden diese Mengen
vor allem vom IFS gestützt. Betrachtet man aber längere Zeiträume steigen die
Wahrscheinlichkeiten für markanten Dauerregen an. Über 12 Stunden weisen die
probabilistischen Ansätze in NRW, Niedersachen, dem nordhessischen Bergland und
dem Harz Werte von 5 und 25% für Mengen über 25 l/qm aus. Für 24h-Dauerregen
sprechen sich in den EPS-Verfahren 5 bis 40% der Member für Mengen über 30 l/qm
aus. Eine genaue räumliche Einordnung ist aber derzeit aufgrund der
Unsicherheiten noch nicht abschließend möglich. Der Schwerpunkt würde derzeit
modellübergreifend vom nördlichen NRW und südlichen Emsland bis nach
Ostwestfalen sowie im Stau des Bergischen Landes und des Harzes liegen.
Der letzte Parameter von Bedeutung sind nochmals die GEWITTER. Mit der
Verlagerung des Tiefs schiebt sich der potentielle Bereich mit der größten
Auftrittswahrscheinlichkeit ostwärts in den Osten. Bei MU-Cape bis 700 J/kg und
einer deutlich labil geschichteten Troposphäre sind am Dienstag Brandenburg,
Sachsen-Anhalt und Sachsen, anfangs auch noch Thüringen prädestiniert.
Allerdings fehlt es an hochreichender Scherung. Dafür ist die Scherung im
unteren km signifikant und das bei ein Wolkenuntergrenze von teils deutlich
unter 1000 Meter. Allerdings passen die Felder noch nicht richtig zusammen, um
schon das T-Wort spruchreif zu kommunizieren.

Modellvergleich und -einschätzung

Grundsätzlich simulieren die Modelle die großskaligen Geopotential- und
Luftdruckstrukturen in der Kurzfrist vergleichbar, sodass die synoptische
Entwicklung weitgehend unstrittig ist. Will man jedoch das Warnmanagement
genauer eintüten bzw. beschreiben, werden durchaus räumliche und zeitliche
Abweichungen sichtbar. Während die Unterschiede am Montag noch als nicht sehr
signifikant bezeichnet werden können, muss man diese am Dienstag schon
aufzeigen. Demnach ist das IFS etwas rascher in der Verlagerung, sodass der
potentielle Dauerregenzeitraum etwa zwischen Mo 12 UTC und Di 12 UTC liegen
würde. Zudem weist das IFS und das COSMO-LEPS auch leicht höhere
Wahrscheinlichkeiten für das Überschreiten der markanten Dauerregenwarnschwelle
aus. Bei der räumlichen Einordnung sind sich die Modelle bei den Schwerpunkten
recht einig. Beim Wind am Dienstag weist das IFS im Vergleich zum UK10 und ICON
ein großräumigeres und regional auch stärkeres Windfeld aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel