#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 24.09.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.09.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Wechselhaft und mäßig warm mit einzelnen gewittrigen Episoden. Im Südwesten ab
der Nacht zum Donnerstag anhaltender und teils ergiebiger Dauerregen mit
Unwetterpotenzial im Schwarzwald. Bergland markante Böen aus Südwest, zum
Donnerstag exponiert auch unwetterartige Böen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … überquert den Nordosten die agile Okklusion mit skaligen und teils
konvektiv durchsetzten Niederschlägen, wobei die jüngsten Stundensummen zwischen
1 und punktuell 10 l/qm pendeln. Diese Niederschläge, entlang der östlichen
Flanke teils gewittrig, verlagern sich bis zum Abend in den äußersten Nordosten,
sodass es eingangs der Nacht nur noch im Bereich Rügen bis Usedom regnen sollte.
In 6 Stunden fallen hier recht verbreitet 10 bis 15 l/qm, in konvektive
verstärkten Niederschlagsanteilen auch deutlich mehr, was auch in den Radarloops
zu erkennen ist. Diese zeigen, dass die Advektion durch die Verlagerung nahezu
ausgeglichen wird und effektiv die Verlagerungsgeschwindigkeit konvektiver
Anteile deutlich herabgesetzt wird. Die Numerik behält die Mengen im
Übergangsbereich zu einer markanten mehrstündigen Starkregenwarnung, allerdings
mit sehr inhomogen verteilten Spitzen, sodass eine umfangreiche Warnung eher
über das Ziel hinausschießen würde. Schwerpunkte werden u.a. durch
Gewitterwarnungen abgedeckt.
Postfrontal trocknet es durch kompensatorisches Absinken nur vorübergehend ab,
bevor von Westen Schauer und einzelne Gewitter aufziehen, die bei mäßiger
Scherung um 10 m/s und rund 500 J/kg MUCAPE pulsierend und somit kurzzeitig auch
etwas kräftiger ausfallen können (unterste markante Stufe bezüglich Böen und
Regen lokal nicht ausgeschlossen). Dies betrifft vor allem die Mitte bis nach
Berlin/West-Mecklenburg (gekoppelt an eine thermische Blase mit 500 hPa Werten
um -20 Grad).
Anhaltende WLA/positive Schichtdickenadvektion in einer zyklonal geprägten
westsüdwestlichen Strömung mit geringer Labilität und PWs um 25 mm sorgen bis
zum Abend für rege Konvektion, in Weststaulagen der westlichen zentralen
Mittelgebirge regnet es teils auch für längere Zeit mit 4 bis 8 l/qm Nass in
wenigen Stunden, in Staulagen um 10 l/qm.
Zum Abend muss zudem aus den Alpen heraus mit Schauern und einzelnen Gewittern
gerechnet werden, wobei die kräftigsten Entwicklungen eher nur den direkten
östlichen Alpenrand betreffen (Mangfallgebirge bis ins Berchtesgadener Land).
Die abendlichen Werte liegen meist zwischen 15 und 18 Grad, in Richtung
Rheinland-Pfalz (RP) und Saarland teils um 13 Grad. Im oberen Bergland wird es
mit 7 bis 11 Grad etwas kühler.
Der Südwestwind weht mäßig bis frisch, im Bergland böig bis stürmisch (Bft 7 bis
8).
In der Nacht zum Mittwoch wenig Änderung. Es bleibt dank eines zyklonal
geprägten Einschlags der Höhenströmung über der Mitte und dem Norden
wechselhaft, wobei die meisten Schauer, in Staulagen auch länger anhaltende
Niederschläge, in einem Streifen von der Eifel bis nach Unterfranken/ins
Nordhessische Bergland zu erwarten sind (5 bis 10 l/qm in 12h). Sonst fallen die
Niederschläge im Norden meist geringer aus. Zwischen Main und Alpen bleibt es
meist trocken, nachdem am Alpenrand die letzten Schauer nach Osten abgezogen
sind.
Das lokale Gewitterrisiko nimmt im Verlauf der Nacht ab, besonders über der See
sind aber weiterhin sporadisch Entladungen denkbar.
Die Tiefstwerte liegen im Süden zwischen 10 und 7 Grad und sonst zwischen 14 und
11 Grad.
Der Südwestwind weht im Bergland weiterhin böig, exponiert stürmisch oder mit
Sturmböen und auch über der Deutschen Bucht sind Bft 8 Böen zu erwarten. Sonst
kommt der Wind meist nur mäßig aus Südwest.
Mittwoch … ändert sich tagsüber noch wenig, denn Deutschland verbleibt
peripher des Langwellentroges in einer zyklonal geprägten und leicht labil
geschichteten südwestlichen Höhenströmung, in der wiederholte Kurzwellenpassagen
für regionale Hebungsvorgänge sorgen.
Somit entwickeln sich tagsüber im Westen und Norden immer wieder Schauer, die
zum Nachmittag dank etwas Labilität und guter Scherung (bis 20 m/s 0-6 km und 15
m/s in den untersten 3 km) auch kräftiger ausfallen können, ggf. auch hier und
da von Blitz und Donner begleitet. Natürlich darf man nicht zu viel
hineininterpretieren, doch möchte man morgen Nachmittag z.B. Richtung NRW die
Geschwindigkeitsfelder im Radar nicht ganz aus den Augen lassen, da ausreichend
0-3 km Labilität/SRH und Scherung überlappen bei LCLs um 500 m. Einzelne
markante Böen (Bft 8) sind möglich und ein „non zero“ Tornadorisiko ist
ebenfalls vorhanden (wenngleich die Labilität wirklich grenzwertig niedrig
ausfällt, in solchen Lagen aber nicht selten durch die Scherung ausgeglichen
wird). Es gibt allerdings noch Diskrepanzen, wie schnell es von Westen mit
kräftiger WLA wieder stabilisiert, was EZ angetriebene Modelle etwas
zurückhaltender sehen. Summa summarum sollte man von NRW bis nach Vorpommern am
Nachmittag die Konvektion ein bisschen verfolgen.
Im Süden überwiegt zwar meist dichte Bewölkung, besonders in Richtung Bayern
(Donau-Alpen) dürfte der Tag aber sogar recht freundlich und vor allem trocken
über die Bühne gehen.
Die Maxima liegen von Nordwest nach Südost zwischen 17 und 23 Grad und auch beim
Wind gibt es nicht viel Neues zu berichten: böig/stürmisch im oberen Bergland,
sonst mäßig bis frisch.
Und dann kommt die Nacht zum Donnerstag.
Gehen wir kurz einen Zeitschritt zurück und schauen aktuell auf den
Nordatlantik. Ein umfangreiches Höhentief bei 35N/65W führt seit geraumer Zeit
eine tropische Luftmasse mit TPWs um 45 bis 55 mm nordwärts, die bei rund 40-45N
auf eine modifizierte Polarluft trifft, welche von einem weiteren Höhentief bei
50N/35W südwärts geführt wird. Diese umfangreiche Massenflusskonvergenz wird in
Form einer ausgedehnten Feuchteschliere ostwärts nach Europa geführt. Diese
Luftmasse leuchtet im EFI IVT zum Mi/Do in Westeuropa mit einer ungewöhnlich
breiten Schliere von maximal ausgereizten Werte auf, inkl. SOTs von 0.5 bis über
- In der Folge legt sich diese EFI Schliere zum Donnerstag über ganz
West-/Mitteleuropa und hebt somit eine extrem feuchte Luftmasse hervor, in der
auch der EFI Niedersachlag mit überregional erhöhten Werten auffällt. Die TPWs
um 40 mm über Frankreich erreichen uns zwar nicht, doch verbleiben die Werte mit
rund 30 mm in einem für die Jahreszeit sehr beachtlichen Bereich. Darin
eingelagerte Fronten und Wellen sorgen auch in Teilen Deutschlands für einen
sehr nassen Witterungsabschnitt.
In der Nacht zum Donnerstag wird diese Luftmasse postfrontal eines
teilokkludierten Frontenzugs (ggf. peripher eines Okklusionspunktes) in den
gesamten Westen geführt, was mit anhaltenden skaligen Niederschlägen einhergeht.
Vorhersageprofile deuten eine hochreichend feuchte/gesättigte und geringfügig
labile (geringe MUCAPE) Luftmasse an, wobei die Schichtungsprofile auch etwas
geneigte Labilitätsfreisetzung (CISK) zu fördern scheinen. Entsprechend sind
innerhalb der Numerik im skaligen Niederschlag auch immer wieder bandförmige
konvektive Strukturen eingelagert, die die effektiven Regenraten wiederholt
kurzzeitig erhöhen (> 5 l/qm/h). Diese Raten fallen auch abseits konvektiver
Unterstützung dank einer über 3km hochreichenden/gesättigten warmen
Wolkenschicht inkl. des dominanten „collision coalescence“ Prozesses eh schon
effektiv aus.
Zusammengefasst wird es also von Hamburg bis zum Schwarzwald kräftig regnen mit
12-std. Mengen von 10 bis 20 l/qm, in Staulagen bis 30 l/qm und besonders im
Stau vom Schwarzwald sind unwetterartige Mengen von 40 bis 60 l/qm recht
wahrscheinlich. Allerding gibt es noch geringe zeitliche/räumliche Diskrepanzen
bei der Lage der Feuchteschliere, die in GFS nördlicher, in IFS etwas später
herangeführt wird, während ICON/UK10 eine recht aggressive Schiene fahren. Die
Mengen für das Gesamtereignis entnehmen Sie bitte dem Abschnitt „Donnerstag“.
Der Südwestwind legt im Bergland zu, erreicht exponiert im Hochschwarzwald und
auf dem Brocken teils schwere Sturmstärke bis orkanartige Stärke (Bft 10/11) und
auch sonst können über der Mitte bis in tiefe Lagen einzelne Böen Bft 7 aus
Südwest auftreten. Besonders im Norden und südlich der Donau kommt der Wind
jedoch nur mäßig aus Süd bis Südost.
Die Minima liegen in der marinen Luftmasse bei milden 14 bis 10 Grad, im
Bergland geringfügig darunter.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … dauert die zyklonal geprägte Südwestlage weiter an mit TPWs von
25 bis knapp über 30 mm, wobei die Luftmasse nur darauf wartet, ausgequetscht zu
werden.
Dies geschieht zunächst einmal entlang der ostwärts ziehenden Okklusion, deren
Regenfälle unter Abschwächung bis zur Mittagszeit noch den Osten beeinflussen
und meist nur wenige l/qm Niederschlag bringen.
Der Blick richtet sich dann jedoch zügig in den Südwesten des Landes, wo eine
schleifende Kaltfront sukzessive in eine nordwärts drückende Warmfront übergeht
stromab einer von Frankreich nahenden Welle. Diese Front sollte bis zum Abend in
etwa eine Linie vom Saarland bis nach Franken erreichen. Somit regnet es im
Südwesten anhaltend, teils auch konvektiv verstärkt mit markanten bis
unwetterartigen Mengen im Schwarzwald (40 bis 80 l/qm in 12h) und auch sonst
fällt selbst abseits der Orografie recht flächig 10 bis 25 l/qm Nass.
Zwei Schwerpunkte kristallisieren sich aus heutiger Sicht heraus. Einmal der
Stau im Schwarzwald, ggf. mit einem Maximum bis nach Oberschwaben reichend und
dann das direkte Umfeld der schleifenden Front (Südpfalz bis ins nördliche
Baden-Württemberg), wo jeweils markante bis punktuell unwetterartige Mengen
auftreten können.
24-std. Mengen, aufsummiert bis Donnerstag 18Z, heben den südlichen Schwarzwald
durchweg mit unwetterartigen Mengen hervor: ICON/IFS und GFS, sowohl
deterministisch, wie auch im Ensemble mit Mengen von 50 l/qm (unterste
Unwetterschwelle und von GFS/IFS gestützt) bis knapp 130 l/qm (extremes
Unwetter) von ICON. UK10 lässt rund 80 l/qm Nass fallen, hebt jedoch zudem den
Norden Baden-Württembergs in Frontnähe mit ähnlichen 24-std. Spitzen hervor. Da
bei solchen Lagen die Auflösung der Orografie bedeutend ist und die schleifende
Front bzgl. ihrer Dynamik sicherlich in den weniger hoch aufgelösten Modellen
unterschätzt wird, sollte man bei dieser Luftmasse eher zu den aggressiveren
Varianten tendieren, sodass die Ausgabe einer Unwetterwarnung vor Dauerregen für
den Hochschwarzwald als recht sicher angesehen werden kann.
Abseits der Orografie fallen 24-std. meist 20 bis 40 l/qm, was für große
Bereiche Südwestdeutschlands zutrifft.
Im Südosten Bayerns bleibt es wohl meist trocken und auch im Norden hält sich
die Schaueraktivität am Nachmittag in Grenzen. Die Luftmasse erwärmt sich dabei
trotz bedeckten Himmels auf 18 bis 22 Grad. Der Südwestwind kommt im Bergland
mit markanten Böen daher (je nach Ausgesetztheit Bft 8 bis Bft 10,
prädestinierte Gipfellagen auch Bft 11) und über der Mitte treten recht
verbreitet Bft 7 Böen aus Südwest auf. Ansonsten weht der Südwestwind nur
schwach bis mäßig.
In der Nacht zum Freitag regnet es südlich der Donau längere Zeit (5 bis 10
l/qm/12h), während sonst zahlreiche kräftige Schauer und einzelne Gewitter von
Südwest nach Nordost durchziehen. In der Fläche fällt dabei recht wenig
Niederschlag (2 bis 5 l/qm, in Staulagen bis 10 l/qm), doch können sich entlang
von Schauerstraßen regionale Schwerpunkte bis in den markanten Bereich ausbilden
(15 bis 35 l/qm in 12h).
Je nach Modell erreichen die Winde in 850 hPa teils über 55kt, sodass im
Bergland allgemein Sturm zu erwarten ist (Bft 8 bis 9), exponiert teils mit
orkanartigen Böen, auf dem Brocken auch mit Orkanböen (Bft 11 bis 12).
Allerdings auch im (bei Südwest anfälligen) Saarland bis nach RP rein sind dann
markante Böen Bft 8 bis 9 nicht ausgeschlossen. Es ergeben sich jedoch noch
recht große Diskrepanzen bei den Windspitzen, sodass die Druckentwicklung
weiterhin verfolgt werden muss. Im Norden und Südosten weht der Südwestwind
weiterhin nur mäßig.
Die Tiefstwerte verbleiben im milden Bereich zwischen 14 und 10 Grad, im
Bergland etwas darunter.
Modellvergleich und -einschätzung
Die grobe Entwicklung wird recht gut erfasst, allerdings ergeben sich im Verlauf
der Kurzfrist in der dynamischen Hintergrundströmung zunehmende Diskrepanzen bei
der Platzierung und Intensität von kurzwelligen Anteilen, was sich wiederum auch
auf die genaue Lage u.a. der schleifenden Front am Donnerstag auswirkt.
Letztendlich kommt es dabei auch zu Unsicherheiten bei der Windentwicklung inkl.
eines möglichen Windmaximums in der Nacht zum Freitag, wobei die Diskrepanzen
bis jetzt jedoch recht überschaubar ausfallen. Alles in allem heben alle Modelle
einen sehr nassen und zunehmend windigen Witterungsabschnitt hervor.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy