S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.09.2024 um 10.30 UTC

Sommer ist vorbei. Wechselhaft, Freitag Gefahr einer Sturmlage, danach merkliche
Abkühlung, zu Wochenbeginn wahrscheinlich leichte Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.09.2024

Am Donnerstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der sich vom
Nordmeer über Schottland hinweg nach Galizien erstreckt. Dieser Trog wird von
einem Höhenrücken über Westrussland flankiert. In der hieraus über Mitteleuropa
resultierenden Südwestströmung werden wellende Frontenzüge über Deutschland
hinweg nordostwärts geführt, die zu zeitweisen, im südwestdeutschen Bergland und
in der Nacht zum Freitag auch an den Alpen teils kräftigen Niederschlägen
führen. Dabei bleibt es im Osten und Süden Deutschlands noch mild.
Am Freitag schwenkt der südliche Teil des o.g. Troges über die Bretagne hinweg
nach Südfrankreich und zu den westlichen Pyrenäen. Kurzwellige, nach Nordosten
ablaufende Anteile generieren Zyklogenesen, die Randtiefs entstehen lassen.
Eines dieser Tiefs verlagert sich vom Kattegat nach Südschweden, ein weiteres,
das an einer herumgeholten Okklusion entsteht, ins Emsland. An der Südflanke
beider Tiefs erfolgt eine markante Gradientzunahme, wodurch neben der Küste dann
auch im westlichen Binnenland sowie die mittleren Regionen und dort bis in tiefe
Lagen stürmische Böen und in den dortigen Mittelgebirgen schwere Sturmböen
auftreten können. Welches Sturmtief dann hinsichtlich einer möglichen Sturmlage
die entscheidende Rolle spielt oder ob es sich dabei um ein mehr oder weniger
geschlossenes Starkwindfeld handelt, ist noch nicht sicher. Ein ausgewachsener
Herbststurm mit Orkanböen ist jedoch unwahrscheinlich. Rückseitig einer
Kaltfront, die bis Samstagfrüh die Alpen überquert hat, fließt spürbar kühlere
Luft ein.
Am Samstag setzt sich von Frankreich her zögernd Zwischenhocheinfluss durch.
Staubedingt fällt im Süden noch zeitweise Regen, der sich zu den Alpen
zurückzieht. Ansonsten stellt sich im Bereich eines breiten,
auseinanderreißenden Troges kühles Schauerwetter mit Höchsttemperaturen meist
unter 15 Grad, aber auch mit Auflockerungen, ein. In der Nacht zum Sonntag kommt
die eingeflossene Polarluft im Bereich des Zwischenhochs zur Ruhe, verbreitet
klart es auf, so dass dann vielerorts niedrige einstellige Temperaturminima zu
erwarten sind.
Am Sonntag hält sich das Zwischenhoch, dessen Schwerpunkt sich allmählich ins
östliche Mitteleuropa verlagert. Die Luftmasse kann sich trotz nahezu
ungehinderter Einstrahlung nur zögernd erwärmen, so dass kaum Temperaturmaxima
über 15 Grad zu erwarten sind. In der Nacht zum Montag stellt sich in unteren
Troposphärenschichten an der Vorderseite eines hochreichenden Tiefs über der
irischen See bereits wieder eine südwestliche Strömung ein, wodurch im Westen
ein Wolkenaufzug erfolgt und ausgangs der Nacht Regen einsetzen kann.
Am Montag verlagert sich das Tief nach Mittelengland, dessen Frontensystem lässt
Niederschläge von Westen her auf die Mitte und nahezu den gesamten Norden
übergreifen. Zudem frischt der Wind im westlichen Bergland auf. Von
Südwesteuropa wird dann wieder etwas mildere Luft herangeführt.
Im erweiterten mittelfristigen vorhersagezeitraum verlagert sich das Tief unter
beginnender Auffüllung über den Norden Deutschlands hinweg ostwärts, was wieder
mit häufigeren Niederschlägen einhergeht. Böen bis Sturmstärke sind jedoch auf
die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge beschränkt. Zur Wochenmitte hin
setzt sich erneut Hochdruckeinfluss durch, wobei das Temperaturniveau zwar
unterhalb des vieljährigen Mittels, aber etwas höher ist als am Wochenende
zuvor. In den Nächten wird es dann auch nicht mehr so kalt wie bisher.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Donnerstag sind die aktuellen Prognosen gegenüber denen des
Vortages relativ konsistent. Am Freitag werden vom aktuellsten Lauf die o.g.
Randtiefs stärker betont, ohne dass sich eine ausgewachsene Sturmlage ergibt. Am
Samstag verlagert sich der Trog nach der heutigen Simulation etwas rascher nach
Osten, folglich wird das Zwischenhoch nicht mehr so ausgebremst. Die
Beschleunigung der Entwicklung wird am Montag noch deutlicher. Hatte der
gestrige 00 UTC-Lauf noch voll auf antizyklonalen Einfluss gesetzt, der durch
einen Höhenrücken gestützt wird, brachten die beiden nachfolgenden Modellläufe
die südwestliche Strömung mit neuen Niederschlägen ins Spiel. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum kann von Konsistenz keine Rede mehr sein.
Dann lässt sich der Wettercharakter am ehesten als wechselhaft, aber mild,
bezeichnen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Bereits in der Nacht zum Freitag wird durch einen
kurzwelligen Sekundärtrog von GFS und UK10 ein Schnellläufer generiert, der sich
nach UK10 rasch abschwächt, nach GFS aber als markanter Bodentrog in der Nacht
zum Samstag den Süden Deutschlands überquert. Nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes verschwindet dieser Bodentrog bereits über Ostfrankreich. UK10
lässt dann ein weiteres kleinräumiges Tief entstehen, dass sich über
Mittelfrankreich auffüllt. Von beiden Entwicklungen ist weder bei ICON noch bei
EZMW etwas zu sehen.
Ab dem Wochenende sind die Modelle durchweg wieder auf einer Linie.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung, prägt den
Zwischenhocheinfluss am Wochenende jedoch etwas schwächer aus als oben
beschrieben. Weitgehend niederschlagsfrei wäre es demnach lediglich am Sonntag.
Das Temperaturniveau würde ab Wochenbeginn leicht unter dem langjährigen Mittel
verbleiben. Dann wird auch der Spread des EPS rasch größer, wobei dann nicht
mehr das Temperaturniveau erreicht wird wie es noch Ende September der Fall war.

Das EPS des EZMW stützt weitgehend die Aussagen des deterministischen Laufes.
Allerdings wird hier der Zwischenhocheinfluss am Wochenende nicht so rasch
abgebaut wie oben beschrieben. Danach stellt sich eher ein zyklonale West- bis
Südwestlage ein. Signale für einen längeren stabilen Witterungsabschnitt sind
nicht zu finden. Wie beim EPS des GFS stellt sich auch zu Wochenbeginn bei
merklich zunehmendem Spread ein leicht unternormales Temperaturniveau ein.
Gemäß dem Clustering nach Großwetterlagen ergibt sich nur am Sonntag und Montag
eine antizyklonale Lage, bevor die Strömung danach wieder auf „West zyklonal“
dreht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag besteht in höheren Berglagen die Gefahr von Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln sind schwere Sturmböen möglich. Darüber hinaus ist im
südwestdeutschen Bergland und nachfolgend auch an den Alpen Dauerregen nicht
ganz auszuschließen.
Am Freitag sind großflächig abgesehen vom Südosten bis in tiefe Lagen verbreitet
stürmische Böen Bft 8 aus Südwest zu erwarten, in höheren Berglagen und ab dem
Abend an der Küste nach Winddrehung auf Nordwest treten mit hoher
Wahrscheinlichkeit Sturm- und schwere Sturmböen bis Bft 10 auf. Zudem gibt es im
Küstenbereich zum Teil wiederholt kurze Gewitter mit Böen bis Sturmstärke (Bft
9).
Am Samstag setzt sich zögernd Zwischenhocheinfluss durch, daher können mit
geringer werdender Wahrscheinlichkeit an einigen Küstenabschnitten noch
stürmische Böen aus Nordwest bis West auftreten. An den Alpen fällt noch längere
Zeit Regen, markanter Dauerregen ist jedoch nur noch wenig wahrscheinlich. Am
Sonntag und auch am Montag sind sehr wahrscheinlich keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann