SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Von Südwesten in die Mitte und am Dienstag in den Nordosten ausbreitend
gebietsweise Starkregen, lokal Unwetter nicht ausgeschlossen. Allmählich
zunehmender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines langlebigen
Höhentiefs über den südöstlichen Britischen Inseln, das durch eine vom Nordmeer
nach Schottland gerichtete Austrogung wieder von der Höhenströmung bzw.
Frontzalzone eingefangen wird. Das markiert die Einleitung des Übergangs zu
deutlich herbstlicherem Wetter, als es vergangene Woche bzw. am Wochenende der
Fall war. So gestaltet sich das Wetter dieser Woche zunehmend regnerisch, windig
und kühler, am Freitag könnte der erste (kleinere) Herbststurm des Jahres
aufziehen.
Zuvor allerdings gilt es erst einmal, das Tagesgeschäft zu erledigen, womit wir
zurück zum Wetter der Nacht zum Dienstag kommen. Knapp nördlich des Höhentiefs
findet man am Boden Tief BRIGITTA, das über ein Frontensystem mit einem weiteren
Tief knapp westlich von Korsika verbunden ist. Okklusion bzw. Kaltfront haben
den Westen, Nordwesten, die Mitte und den Südwesten Deutschlands mit
gebietsweisen leichten Schauern und vereinzelten Gewittern erreicht. In den
Nachmittags- und Abendstunden haben sich die Niederschlagssignale von Südwesten
her verstärkt, was mit zunehmenden Hebungssignalen (vor allem durch PVA; rechter
Eingang eines Jetmaximums) eines das Höhentiefs umlaufenden und insbesondere in
höheren Atmosphärenschichten schärfer werdenden Randtrogs auf der diffluenten
Vorderseite des Höhentiefs einherging. Die Achse des Randtrogs erreicht bei
weiterem Durchschwenken nach Osten bzw. Nordosten in den Morgenstunden den
Westen und Südwesten Deutschlands. Die stärksten Hebungssignale auf der
Vorderseite der Achse ziehen damit über das südliche und mittlere
Baden-Württemberg im Laufe Nacht nach Bayern und in die östliche Mitte
Deutschlands. Das Frontensystem verlagert sich mit diesem Prozess ebenfalls
weiter in den Osten und Südosten Deutschlands. Während die Front im Norden und
in der Mitte zunächst weiterhin nur leichte Schauer (vereinzelt noch mit Blitz
und Donner) bringt, gibt es im Süden und in der zweiten Nachthälfte auch in der
östlichen Mitte (Thüringen, westliches Sachsen, südliches Sachsen-Anhalt)
stärkere Niederschläge (Verclusterung von Schauern und Gewittern). Etwas MU-CAPE
ist in der Nacht vorhanden, sodass es auch noch zu einzelnen Gewittern kommen
kann. Dabei sind sowohl punktuell einstündige Regenmengen von 15 bis 25 l/qm als
auch gebietsweise von 20 bis 35 l/qm in wenigen Stunden möglich. Das
Überschreiten der Unwetterschwelle mit mehr als 35 l/qm in wenigen Stunden ist
vereinzelt nicht ausgeschlossen. Im Laufe der Nacht nehmen die
Niederschlagssignale geringfügig ab, was hauptsächlich dem fehlenden Tagesgang
geschuldet ist.
Präfrontal ist es im Osten (Vorpommern bis Lausitz) bis zum Morgen noch trocken
mit Auflockerungen. Postfrontal trocknet es ebenso ab, was zum Morgen hin für
eine Linie Nordsee – Bodensee gilt. Gebietsweise gibt es dort Auflockerungen,
lokal kann sich aber Nebel bilden. Ganz im Westen und Südwesten
(Rheinland-Pfalz, Saarland und Oberrhein) kommen in den Morgenstunden neue
leichte Schauer auf, die dem herannahenden Höhentief zuzuordnen sind.
Eine weitere Randnotiz ist der Wind. Postfrontal zeigt sich über Teilen der
Mitte und über dem Süden Bayerns ein Druckanstieg (2-3 hPa in 3 Stunden),
welcher steife Böen um 55 km/h (Bft 7) hervorbringen könnte. Das bringen vor
allem die deutschen Modelle, während externe Modelle nicht mitziehen und unter
der Warnschwelle bleiben. Mit den Nachmittagsläufen wurden die Hinweise für
stärkere Böen aber immer geringer, daher sind stürmische Böen um 65 km/h (Bft 8)
nur noch gering wahrscheinlich. Im Rest des Landes weht schwacher, nach Süden
hin teils mäßiger Wind aus unterschiedlichen Richtungen.
Die Luft kühlt sich auf 15 bis 12 Grad an der See, sonst auf 13 bis 8 Grad ab.

Dienstag … schwenkt der Randtrog über Deutschland hinweg nordostwärts. Bis zum
Abend kommt die Achse bis auf eine Linie Deutsche Bucht – Sachsen – Tschechien
voran. Die stärksten Hebungssignale verlagern sich damit in den Nordosten, wobei
sie abends Vorpommern erreichen. Die nun vollständig okkludierte Front von Tief
BRIGITTA III (mittlerweile aus 3 Kerne bestehend) mit Zentrum über Westpolen
wandert ebenfalls in nordöstliche Richtung über Deutschland hinweg.
Das Regengebiet der Nacht mit eingelagerten Gewittern steuert folglich die
östlichen Landesteile an, während es über Bayern nach Osten abzieht. Die
Wahrscheinlichkeiten für 15 bis 25 l/qm in einer Stunde bzw. 20 bis 35 l/qm in
wenigen Stunden liegen bei 10 bis 50% und sind damit etwas geringer als in der
Nacht. Für das Überschreiten der Unwetterschwellen gibt es weiterhin noch
geringe Wahrscheinlichkeiten bis 30%, sodass lokale Unwetter nicht
ausgeschlossen sind.
Postfrontal trocknet es ab und die Wolken lockern zum Teil auf. Die Schauer im
Westen und Südwesten breiten sich im Tagesverlauf mit Hereinschwenken des
Höhentiefs/Höhentrogs allerdings in die Mitte und ab dem Mittag auch in den
Norden aus. Vornehmlich nach Osten und Südosten hin, dort steht noch ein wenig
ML-CAPE zur Verfügung, sind auch einzelne Gewitter dabei. Zum Abend hin
verstärkt sich der Regen in der westlichen Mitte, was einem kleinen
Hebungsmaximum an einem Sekündartog in tieferen Atmosphärenschichten (gut
sichtbar in 700 hPa) zugeschrieben werden kann. Bei abnehmenden CAPE-Werten
nimmt der Regen teils skaligen Charakter an. Die Regenmengen liegen außer im
Osten allgemein zwischen 0,5 und 10 l/qm. Im Süden, vor allem südlich der Donau,
ist es nach Abzug der Niederschläge größtenteils trocken mit zeitweiligem
Sonnenschein.
Mit der tagsüber aufflammenden Konvektion nimmt auch der Wind zu, der zudem von
einem etwas sich verschärfenden Gradienten befeuert wird. Insbesondere bei
kräftiger Konvektion ist daher mit steifen Böen bis 60 km/h aus Südwest zu
rechnen. Im Bergland treten allgemein steife bis stürmische Böen bis um 65 km/h
(Bft 7-8), im Hochschwarzwald und Hochharz Sturmböen um 80 km/h (Bft 9) auf.
Ansonsten weht im Norden schwacher, sonst häufig mäßiger und böiger Südwestwind.

Die Temperaturen steigen auf 13 Grad in der Eifel bis 22 Gad an der Oder.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Randtrog vollständig nordostwärts ab,
während der Sekundärtrog in tieferen Atmosphärenschichten über die Mitte nach
Osten wandert und zum Morgen hin Deutschland nach Osten hin ebenfalls verlässt.
Die Hebungsprozesse nehmen im Laufe der Nacht ab. Nichtsdestotrotz schwenkt die
Kaltfront von Tief BRIGITTA I mit Zentrum morgens über Südnorwegen über den
Norden Deutschlands hinweg.
Folglich verlagern sich die Niederschläge in der westlichen Mitte unter
Abschwächung nach Osten, dort lassen sie aber immer mehr nach. Im Nordwesten und
Westen tauchen dafür die mit der Kaltfront verbundenen Niederschläge auf, bis
zum Morgen erreichen sie eine Linie Vorpommern – Thüringen – Saarland. Auf der
anderen Seite lassen die tagsüber im Norden aufkommenden Schauer nachts mangels
Support wieder nach. Im Süden bleibt es, bis auf einzelne mögliche Schauer
direkt an den Alpen, weitgehend trocken mit Auflockerungen und örtlichem Nebel.
Die Regenmengen betragen allgemein weiterhin 0 bis 10 l/qm, sodass keine
Warnrelevanz besteht.
Der Wind nimmt im Nachtverlauf etwas ab, womit es nur noch auf höheren Gipfeln
für steife Böen um 60 km/h (Bft 7) aus Südwest reicht. „Ganz oben“ könnten noch
stürmische Böen bzw. exponiert Sturmböen bis 80 km(h (Bft 8 bis 9) auftreten.
Darüber hinaus sorgt der zunehmende Gradient etwa ab Mitternacht an der Nordsee,
im weiteren Verlauf auch an der Ostsee für steife Böen um 55 km/h (Bft 7).
Ansonsten weht im Süden schwacher, sonst oft mäßiger Südwestwind.
Die Temperaturen sinken auf 14 bis 9, bei längerem Aufklaren im Süden auf 12 bis
7 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … geht das Konzept der Frühübersicht auch im neuesten 12 UTC-Lauf von
ICON noch ohne größere Diskrepanzen auf. Das kleine Bodentief über England samt
sich entwickelnden Ableger über der Nordsee ist weiterhin im Programm, wobei die
Windentwicklung erneut zurückhaltend gezeigt wird. GFS und vor allem Uk10
prognostieren mit dem 0 bzw. 6 UTC-Lauf stärkere Windentwicklungen insbesondere
in der Nacht zum Donnerstag, sodass dies weiter unter Beobachtung stehen sollte.
Bei den Regenmengen wurde von ICON im Allgemeinen geringfügig „draufgesattelt“,
in den Spitzen bleiben die Regenmengen aber gleich (lokal markanter Dauerregen
im west- oder südwestdeutschen Mittelgebirgsstau möglich). Weitere Details siehe
Frühübersicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle liefern vergleichbare Ergebnisse, Unterschiede im Detail sind
naturgemäß. Am Mittwoch/in der Nacht zum Donnerstag bestehen bezüglich des
Randtiefs/Schnellläufers noch Unsicherheiten, vornehmlich bei der
Windentwicklung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler