S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.09.2024 um 10.30 UTC

Ende der Hochdrucklage. Ab dem Sonntag von Westen her Schauer und Gewitter,
ostwärts ausgreifend. Nachfolgend unbeständig mit Regenfällen. Mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.09.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Sonntag liegen weite Teile
Deutschlands auf der Südwestflanke des für uns bereits bekannten Hochs, das sich
aber mehr und mehr abschwächt und mit seinem Schwerpunkt über dem Baltikum
liegt. Dennoch ist es noch für das Wetter in weiten Teilen Deutschlands
wetterbestimmend. Nicht überall, da sich von Westen allmählich ein Trog nähert,
der sich über Westeuropa befindet und auch mit einer Bodenzyklone verbunden ist,
dessen Kern sich am Abend über dem Ärmelkanal und Südengland befindet. Das Tief
führt allmählich etwas feuchtere Luft in den Westen Deutschlands, was sich zum
einen durch mehrschichtige Bewölkung bemerkbar macht. Zum anderen können sich im
Westen und Südwesten im Tagesverlauf auch einzelne Schauer und Gewitter bilden.

Am Montag wird der Höhentrog zunehmend zur Kurzwelle und das Bodentief verlagert
sich zur Nordsee. Damit kommt auch die feuchtwarme Luft über Deutschland weiter
ostwärts voran, in die man auch eine Okklusion analysieren konnte. Dadurch ist
auch etwas synoptische Hebung vorhanden, sodass sich einige Schauer und Gewitter
bilden können, die auch von Starkregen begleitet sind. Inwiefern die Gewitter
auch auf den Osten übergreifen können, ist aus heutiger Sicht noch unsicher.
Jedoch nimmt der Einfluss des Hochs, das sich nunmehr über Russland befindet,
auch im Osten weiter ab.

Am Dienstag schwenkt der Kurzwellentrog nordostwärts über Deutschland hinweg.
Das dazugehörige Bodentief zieht derweil nach Skandinavien. Die feuchtwarme
Luftmasse kommt in den Osten und Südosten voran, wobei v.a. im Südosten teils
kräftiger, schauerartig verstärkter Regen möglich ist. Im Osten ziehen die
Gewitter aber rasch ab, bevor in der Nordwesthälfte in Verbindung mit dem
durchschwenkenden Trog und etwas Höhenkaltluft neue Schauer und kurze Gewitter
aufkommen, dann aber mit Kaltluftcharakter.

In der Nacht zum Mittwoch entwickelt sich nach Lesart des heutigen IFS-Laufs
über dem Ostatlantik aus einer Frontalwelle ein Tief, das am Mittwoch rasch über
den Ärmelkanal und Südengland zur Nordsee zieht. Damit greift mit dem
dazugehörigen Frontensystem ein weiterer Schwall feuchtwarme Luft auf die
Westhälfte Deutschlands über, wodurch in Verbindung mit der frontalen Hebung
recht kräftige skalige Regenfälle aufkommen und den Tag dort sehr nass
gestalten. Im Osten und Südosten ist nach Abzug des Trogs vom Vortag hingegen
vorübergehend schwacher Zwischenhocheinfluss wetterbestimmend, sodass es dort
tagsüber noch trocken sein sollte und durch die aufziehende mehrschichtige
Bewölkung zumindest anfangs noch die Sonne hindurchkommt.

Am Donnerstag kommt es von Island und den Färöern her zu einem markanten
Kaltluftvorstoß, wodurch sich ein Langwellentrog etabliert, der weite Teile
West- und Mitteleuropas beeinflusst. Das erwähnte Tief zieht nach
Südskandinavien und nimmt zunehmend die Rolle eines steuernden Zentraltiefs ein.
Dessen Frontensystem zieht in der Nacht zum Donnerstag samt Regenfällen auch in
den Osten und dort im Laufe des Donnerstags auch recht rasch ostwärts ab. Im
Süden gerät die Front allerdings ins Schleifen, sodass dort die Niederschläge
länger anhalten und gebietsweise zu warnwürdigen Dauerregen führen könnten.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt uns die Troglage und das unbeständige
Wetter voraussichtlich erhalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Dienstag zeigen die letzten IFS-Läufe eine recht gute Konsistenz, wobei es
kleinere Unsicherheiten gibt, wie weit die Gewitter am Montag ostwärts
vorankommen. Danach nehmen die Unsicherheiten deutlich zu. Im gestrigen
00UTC-Lauf entstand am Dienstag über dem Atlantik ein umfangreiches und
kräftiges Sturmtief, das mit Regen und stürmischen Böen am Mittwoch auch auf
Deutschland übergreifen sollte. Anstelle dieses hochreichenden Tiefs wird seit
dem gestrigen 12UTC-Lauf ausgehend von einer Kurzwelle ein wesentlich
kleinräumigeres Tief simuliert, das von Westen her zwar ebenfalls mit Regen
Deutschland beeinflusst. Ein großflächiges Sturmfeld über Westeuropa, das in
abgeschwächter Form auch Deutschland erfasst, ist aber nicht mehr auf dem
Programm. Nachfolgend entwickelt sich auch dieses Tief zum steuernden
Zentraltief, sodass sich in allen Läufen eine Troglage über West- und
Mitteleuropa etabliert. Die Details (Wie langwellig? Wo liegt die Trogachse und
wie ist sie geneigt? Wo entwickeln sich Tiefs? …) sind aber noch unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zu Beginn der Mittelfrist zeigen auch GFS und ICON ähnliche Entwicklungen wie
IFS. Allerdings fällt auf, dass die feuchtwarme Luft samt Schauern und Gewittern
bei GFS schneller ostwärts ausgreifen als bei den anderen Modellen, sodass
demnach schon Montagnachmittag im Osten verbreitet mit Gewittern zu rechnen
wäre.
Danach nehmen die Unterscheide deutlich zu. Der Trog respektive das dazugehörige
Bodentief am Mittwoch wird bei ICON kräftiger, aber weiter nördlich simuliert
als bei IFS. GFS hat das Tief überhaupt nicht auf dem Programm und simuliert in
der Höhe statt eines Trogs eine recht glatte Westströmung. Diese Unterschiede
setzen sich auch am Donnerstag fort. Gemeinsam haben alle Modelle, dass sich der
unbeständige Witterungscharakter fortsetzt und dass eine Hochdrucklage zunächst
nicht in Sicht ist. Wie genau der Tiefdruckeinfluss aber aussieht ist noch
unklar.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen (am Beispiel Offenbach) stützen die beschriebenen
Wetterentwicklungen. Ab Montag geht nicht nur die Temperatur in 850hPa zurück,
sondern auch das Geopotential und die Niederschlagpeaks nehmen zu. Damit wird
die aktuelle Hochdrucklage mit großer Sicherheit beendet. Dass die weitere
Entwicklung ab Mittwoch noch unsicher ist, zeigt, dass der Spread sowohl bei der
Temperatur als auch beim Geopotential ab diesem Zeitpunkt deutlich auffächert.
Dennoch liegt das Ensemblemittel des Geopotentials deutlich niedriger als
aktuell, sodass eine erneute Hochdrucklage unwahrscheinlich erscheint.

Bei den Clusteranalysen werden für den Zeitraum t120h-168h ganze fünf Cluster
angeboten, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf im Cluster 1 (13 Member) befinden.
Alle Cluster zeigen den Übergang zu einer positiven NAO.

In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden die Ensembleläufe sogar auf
sechs Cluster verteilt, was die Unsicherheit der Vorhersage verdeutlicht.
Allerdings zeigt keines der Cluster den Übergang zu einer erneuten Blockinglage.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Ab Sonntagnachmittag kommen von Westen her erste, am Montag dann verbreitete
Gewitter auf, die sich im Tagesverlauf ostwärts verlagern und gebietswiese mit
Starkregen verbunden sind. Zudem können die Gewitter teilweise verclustern,
wodurch v.a. im Südosten ein gewisses Risiko für mehrstündigen Starkregen
besteht, wenngleich dann nur örtlich und nicht verbreitet. Während diese
Gewitter durchaus nochmals sommerlichen Charakter aufweisen, kommt es am
Dienstag in der Nordwesthälfte Deutschlands mit Durchschwenken eines
kurzwelligen Höhentrogs und damit verbundener Höhenkaltluft zu Schauern und
Gewittern mit Kaltluftcharakter. Bei diesen ist dann weniger Starkregen ein
Problem, dafür kann es einzelne stürmische Böen geben.

Mit dem Übergreifen eines Frontensystems am Mittwoch rückt erneut der Regen in
den Fokus. Teils regnet es recht kräftig und eher nicht-konvektiv, sodass vor
allem in Staulagen örtlich Dauerregenschwellen gerissen werden könnten. Dies ist
v.a. im Süden und Südwesten der Fall, wo die Front ins Schleifen gerät und der
teils kräftige Regen länger anhalten kann.

Zudem frischt der Wind mit dem Frontensystem auf. Vor allem an der Nordsee wird
es zeitweise stürmisch, aber auch in den westlichen Mittelgebirgen und deren
nördlichen Leelagen kann es möglicherweise starke bis stürmische Böen geben.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel