S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.09.2024 um 10.30 UTC

Nach Hochdruckwetterlage zu Beginn deutliche Umstellung der Großwetterlage. Im
Laufe der kommenden Woche Übergang zu zunehmend herbstlich kühler, unbeständiger
und windiger Witterung.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.09.2024

Am Samstag beginnt die stabile Hochdruckbrücke, die sich vom Atlantik bis nach
Osteuropa erstreckt, an ihrer Westflanke etwas zu schwächeln. Der Grund dafür
liegt an einem Höhentief, das mit seinem Zentrum knapp südlich von Irland liegt
und seinen Einfluss etwas nach Norden ausweitet. Damit kippt das Höhenhoch etwas
in Nordwest-Südosterstreckung.
Große Auswirkungen auf Deutschland hat die Entwicklung zunächst noch nicht. Im
Osten und Nordosten sorgt trockene Luft für ganztägigen Sonnenschein. Im
Alpenvorland können sich zunächst Nebel- und Hochnebelfelder halten. Im
Tagesverlauf gibt es im Süden, wie im Westen einige Quellwolken. Wenn überhaupt,
kann es im Schwarzwald und den Alpen einzelne Wärmegewitter oder Schauer geben
(gedeckeltes CAPE).

Am Sonntag nähert sich das Höhentief etwas an und verlagert seinen Schwerpunkt
zur Bretagne. Auch das osteuropäische Höhentief mit Zentrum über der Westukraine
wird durch eine sich kräftigende Frontalzone geschwächt. Damit herrscht auch am
Boden Druckfall und der Hochdruckeinfluss nimmt immer weiter ab. Für große Teile
Deutschlands wird noch ein freundlicher Tag erwartet, wenngleich die
Quellbewölkung zunimmt. Von Westen und Südwesten verdichten sich die
Wolkenfelder in der zweiten Tageshälfte und zum Abend schieben sich
schauerartige Niederschläge und eingelagerte Gewitter in den äußersten Westen
und kommen in der Nacht noch etwas landeinwärts voran. Sie sind gekoppelt an
eine Bodentiefdruckrinne mit eingelagerter Windkonvergenz. Die Maxima liegen wie
an den Vortagen bei 20 bis 25 Grad.

Am Montag rückt uns das Höhentief immer mehr auf die Pelle. Sein Zentrum liegt
nun über der Biskaya, kommt in der Nacht bis nach BeNeLux voran und wird
nachfolgend in die Frontalzone als Kurzwellentrog eingebunden. Am Boden kann
sich ein Tief mit Zentrum über der Nordsee ausbilden. Das davon ausgehend
Feuchtband kann als Okklusion analysiert werden und überquert Deutschland
langsam im Tagesverlauf (morgens über der Mitte, abends im Osten). Damit
verbunden sind schauerartige Niederschläge und auch einzelne eingelagerte
Gewitter. Aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit und ppw-Werten über
30 mm kann auch mal ein Starkregen eingelagert sein. Nachts kann es vor allem im
Alpenvorland länger Zeit regnen, im Anstau der Alpen auch mal kräftiger und bis
Dienstag anhaltend. Derzeit gibt es (noch) keine Hinweise auf eine
Überschreitung von Warnkriterien. Grund für die Niederschläge dort sind
Hebungsprozesse auf der Vorderseite der Trogspitze. Länger sonnig ist es noch
nach Osten und Nordosten. Nochmal 19 bis 24 Grad.

Am Dienstag überquert uns zunächst der Kurzwellentrog, ehe wir im Anschluss auf
die Vorderseite einer neuen kräftigeren Austrogung bei den Britischen Inseln
gelangen. Zum Mittwoch bildet sich daran gekoppelt ein umfangreiches und
kräftiges Orkantief, das von England langsam ostwärts zur Nordsee zieht. Das
daran gekoppelte Frontensystem erfasst Deutschland am Mittwoch. Die Kaltfront
überquert Deutschland bis Donnerstagmorgen. Vor allem der Westen und Nordwesten
werden im Tagesverlauf vom Windfeld des Tiefs erfasst. Das Temperaturniveau geht
bis zum Mittwoch etwas zurück auf 17 bis 22 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist werden wir von dem umfangreichen Trogkomplex
beeinflusst, der dann große Teile von Europa im Griff hat und mehrere Randtröge
aufweist. Unbeständiges, kühles und windiges bis stürmisches Herbstwetter wäre
die Folge.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die grundlegende Entwicklung mit der Umstellung der Großwetterlage im Laufe des
Mittelfristzeitraums wird konsistent gezeigt. Wie dies aber funktioniert, da
nehmen die Unsicherheit mit steigendem Vorhersagehorizont zu. Das betrifft vor
allem die Entwicklung zu Beginn der neuen Woche (Mo,Di). So haben die beiden
Vorläufe (00 und 12 UTC von gestern) noch kein so rechtes Einbinden des
Höhentiefs in die Frontalzone gezeigt. So ließ sich auch am Dienstag noch ein
Höhentief über Frankreich finden. Als Folge kamen die Feuchtefelder viel
langsamer in Richtung Deutschland voran. Der neueste ECMWF-Lauf ist da viel
progressiver mit dem KW-Trog im Westen Deutschlands am Dienstag.
Nachfolgend zeigen alle Läufe den Aufbau eines umfangreichen Trogkomplexes über
West- und Mitteleuropa. Vor allem der gestrige 12 UTC Lauf und der heutige 00
UTC Lauf sind sich da sehr ähnlich. Natürlich zeigen sich noch Unterschiede
bezüglich eingelagerter Störungen in Form von Kurzwellentrögen. Auch die
Entwicklung eines möglichen Sturmfeldes weist noch Unterschiede auf.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Beim Vergleich der verschiedenen Vorhersagemodelle, wir die Umstellung der
Großwetterlage ebenso einheitlich vorhergesagt. Wie ECMWF-modellintern, gibt es
auch modellübergreifend noch Diskrepanzen ob und wie schnell der Kurzwellentrog
zu Beginn der neuen Woche übergreift. Das ICON ist da schon recht ähnlich dem
ECMWF, wenn auch ein wenig langsamer, da der Trog etwas aufgeweicht ist
(größerer Isohypsenabstand). GFS und UK sind dagegen deutlich ausgebremst, da
beide auch am Dienstag noch ein eigenständiges Höhentief zeigen. Gerade GFS
wirkt dabei im gesamten Erscheinungsbild (Höhe und Boden Verteilung Hochs und
Tiefs) recht seltsam und wenig vertrauenswürdig.
Der nachfolgend sich entwickelnd umfangreiche Höhentief- und Trogkomplex wird
dann wieder in allen Modellen gezeigt, natürlich mit den gegebenen
Unsicherheiten bzgl. Kurzwellentrögen und Randtiefs. GFS zeigt ein kleines
Sturmtief am Freitag kommender Woche über Westdeutschland. Aber ist halt Tag 9
und ist halt GFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen ein sehr einheitliches Bild. Der Hauptlauf
verläuft im Bereich des Medians der Ensemblemember, die bis zu Beginn der neuen
Woche auch einen ziemlich gebündelten Verlauf zeigen. Während die
Niederschlagsignale zunächst noch verhalten sind (einzelne Member), nehmen die
Signale am Montag und Dienstag deutlich zu. Nachfolgend ist ein allmählicher
Abfall der Geopotentials und der 850 hPa Temperatur zu erkennen. Allerdings
nimmt die Streubreite mit jedem weiteren Tag immer mehr zu.

Das Clustering zeigt im Zeitraum +120 h (Mo00) bis +168 h (Mi00) drei
Lösungsmöglichkeiten. Die Unterschiede für Deutschland ergeben sich in Bezug auf
den Kurzwellentrog. Cluster 2 zeigt die progressive Variante des Hauptlaufes.
Cluster 1 das Zurückhängen durch ein noch aktives Höhentief über Frankreich, das
nicht so recht in die Frontalzone eingebunden wird. Cluster 3 ist noch
defensiver. Demnach würde Deutschland noch keine richtige Umstellung erwarten,
Im Zeitraum +192 h (Do00) bis +240h (Sa00) werden wieder drei Cluster angeboten.
Alle Lösungen zeigen den großräumigen Trogkomplex. Unterschiede ergeben sich in
der Ausrichtung. Also: Gibt es eine Haupttrogachse (Cluster 1 inkl. Hauptlauf).
Oder ist der Trog eher breit aufgestellt mit einer lebhaften zonalen Strömung an
seiner Südflanke (für DE Übergang zu Westwetterlage, Cluster 2 und 3 in
unterschiedlicher Ausprägung und Phase).

Das Ensemble des GFS zeigt bis Montag/Dienstag einen recht gebündelten Verlauf.
Im Anschluss nimmt der Spread aber deutlich zu. Während ein Clusterbündel
zusammen mit dem Kontrolllauf einen deutlichen Geopotentialanstieg zeigt,
simuliert der Hauptlauf mit anderen Membern die Troglage mit auch zurückgehender
850 hPa Temperatur. Der Grund für das hohe Geopotential bei einigen Member ist,
dass der Trog/Höhentief deutlich weiter nach Norden verschoben ist und damit
auch deutlich weniger Einfluss auf Deutschland nehmen kann.

FAZIT: Die Umstellung der Großwetterlage im Laufe der Mifri ist gesichert. Nach
noch meist antizyklonalem Wochenende greift zur neuen Woche zunächst das als
Kurzwellentrog in die Frontalzone eingebundene westeuropäische Höhentief auf
Deutschland über. Wie schnell und in welcher Ausprägung das geschieht ist noch
unsicher. Nachfolgend formiert sich zur Wochenmitte ein umfangreicher
Trogkomplex, der große Teile von West- und Mitteleuropa in den Fokus nimmt und
einen herbstlich unbeständigen, kühlen und auch windig bis stürmischen
Witterungsabschnitt einleitet. Es besteht das Potential für eine
Sturmtiefentwicklung. Wie nachhaltig der Trogeinfluss besteht, ob die
Frontalzone nachfolgend zonalisiert oder sich gar weiter noch Norden
zurückzieht, ist noch nicht geklärt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zunächst gibt es im Mittelfristbereich keine markanten Wettererscheinungen. Am
Montag kann es mit Passage der Front einzelne (durch Starkregen) markante
Gewitter geben, so denn der progressivere Verlauf sich durchsetzt.
In der Nacht auf und am Dienstag selbst gibt es schwache Signale für markanten
Dauerregen im Südosten (Ostalpen).

In der erweiterten Mittelfrist steigt das Potential für Sturm, auch eine
markante Sturmtiefentwicklung durch eine Randtiefentwicklung ist nicht ganz
ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer