SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ruhige Hochdruckrandlage mit spätsommerlichem Charakter. Am Donnerstag
interessante Passage eines Kaltlufttropfens von Ost nach West mit vereinzelten
Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … thront Hoch SERKAN mit deutlich über 1030 hPa über weiten Teilen
Skandinaviens. An dessen Südflanke gelangt mit einer vor allem über der
Südhälfte doch recht strammen nordöstlichen Strömung (etliche Böen Bft 6-7,
vereinzelt angekratzte Bft 8) warme Kontinentalluft nach Deutschland. An
etlichen Stationen von der Lausitz bis zu Rhein und Mosel wurde heute nochmal
ein Sommertag (>25°C) erreicht. Spitzenreiter: Coschen (BB) mit 26.6°C gefolgt
von Andernach (RPL) und Frankfurt/Main Flughafen mit 26.1°C.

Wobei man festhalten muss, dass die Taupunkte aktuell mit 12 bis 16°C über der
Nordhälfte schon noch ziemlich hoch sind, was wohl vorrangig dem
Nordosteinschlag und Zufuhr bodennaher Luft von Nord- und Ostsee geschuldet ist.
Dort sind dann mitunter auch noch ausgedehnte Stratusfelder zu erkennen, die
sich unterhalb der doch sehr flachen Inversion bei etwa 300 m nachts auch wieder
über der Norddeutschen Tiefebene ausbreiten werden. In Sachen Ausbreitung liegt
ICON wahrscheinlich gar nicht so schlecht, IFS dürfte da doch etwas zu
konservativ sein, GFS ohnehin. Für Nebel kommen allenfalls die Nordränder der
Mittelgebirge mit aufliegenden Wolken in Frage die sogenannte
„Dreiecksnebelregion“ im Allgäu.

Zudem nähert sich von Osten ein kleiner und recht schwach ausgeprägter
Kaltlufttropfen und erreicht zum Morgen das Vogtland. Ausgestattet mit
höhenkalter Luft um -20°C auf 500 hPa reichen Labilisierung und Hebungsantrieb
ohne Energieinput kurz vor dem kalendarischen Herbstbeginn aber nicht aus, um
nennenswerte Niederschläge zu erzeugen.

Die Schauer, die sich eingangs der Nacht vereinzelt von der Niederlausitz über
Erzgebirge und Bayerischem Wald bis nach Mittelfranken, waren teils der
Orographie und dem Tagesgang, aber auch schon einem dem KLT vorlaufendem PVA
Maximum an der Grenze zu Polen und Tschechien geschuldet. Sie sollten sich nach
Sonnenuntergang alsbald auflösen. Kurzum, die Nacht gestaltet sich über den
mittleren und südlichen Landesteilen vielfach klar und niederschlagsfrei.

Im Hochschwarzwald bleibt es stürmisch, einzelne 10er-Böen (LLJ) nicht
ausgeschlossen (MOS favorisiert dieses Mal die Hornisgrinde). Während es direkt
an der Nordsee mit teils 16°C mild bleibt, kühlt es sonst meist auf rund 10°C,
in einigen Alpentälern auf bis zu 4°C ab.

Donnerstag … passiert der KLT die Mitte unseres Landes von Ost nach West in
Richtung Belgien, wo er in den Abendstunden aufschlägt. Die Diagnosefelder
zeigen die klassische Verteilung mit PVA vorder- und NVA rückseitig sowie
vorlaufender KLA (die rückseitige WLA ist nur schwach ausgeprägt bzw. diffus).
Die KLA kompensiert die PVA, weshalb dynamische Hebungsantriebe kaum eine Rolle
spielen. Der KLT bezieht seine Wirkung im Wesentlichen aus der Labilisierung der
Luftmasse (T500 um -20°C, T850 um +9°C) im Verbund mit der Sonneneinstrahlung.
Insgesamt simulieren die Modelle im Tagesverlauf aber nur wenige Schauer und
Gewitter, was natürlich Gründe hat.

Zu erwähnen wäre da hauptsächlich die insgesamt vergleichsweise trockene
Luftmasse sowie die bestenfalls mittelmäßige Überlappung des Labilitätsmaximums
(Mitte) mit der größten Feuchte (Norden). Die dann aber immerhin im
Überlappungsbereich angeboten ML CAPE-Werte können durchaus bis 1000 J/kg
erreichen, sind aber in den meisten Fällen auch leicht gedeckelt. Die schwache
Absinkinversion kann nicht mehr flächendeckend „weggeheizt“ werden. So bedarf es
wohl der Hilfe orographischen Liftings nach Passage der kräftigsten NVA
westwärts. Auf dessen Rückseite beginnt bei den konvektionserlaubenden Modellen
die isolierte Auslöse ab etwa 15-16 Uhr Ortszeit von Erzgebirge und Thüringer
Wand west-/nordwestwärts. Zum Abend hin können dann auch Teile NRW’s, Hessens
und Südniedersachsen von vereinzelten Schauern und Gewittern der Marke „gelb“
betroffen sein. Einzig beim Wind – trockene Grundschicht mit inverser
V-Struktur, leidlicher Gradient – könnte es vielleicht mal für Žne stürmische
Böe 8 Bft und somit für ein markantes Gewitter reichen, was von einigen Modellen
(darunter AROME) auch so signalisiert wird, wohl aber nur den worst case
darstellt. Die Erfahrung des heutigen Tages lehrt, dass auch südlich angrenzend
von Franken bis hinüber zur Mosel vereinzelte Schauer nicht ganz auszuschließen
sind.

Apropos Wind, der kommt nach wie vor aus Ost-Nordost und frischt
tagesgangbedingt erneut mäßig auf, wobei sich noch ein paar konvektive, nicht
zwingend an Gewitter gebundene Spitzen dazugesellen. Eine flächige Warnung
resultiert daraus aller Voraussicht nach nicht, wenngleich im Nachgang für den
heutigen Tag hier und da vielleicht etwas zu konservativ in der Fläche bewarnt
wurde. Im Hochschwarzwald dürfte es bis zum Nachmittag stürmisch bleiben, bevor
der Gradient mit Druckfall aus Süden etwas aufweicht.

Ansonsten gilt es noch zu konstatieren, dass der Tag trotz der angedeuteten
Wechselhaftigkeit keinesfalls unfreundlich wird. Die Sonne scheint nach
Auflösung der Hochnebelfelder auch morgen und warm wird’s mit 20 bis 26°C
(höchste Werte im Rheinland) ebenfalls wieder.

In der Nacht zum Freitag verabschiedet sich der KLT endgültig und es stellt sich
wieder das alte Muster ein, das auch am Freitag noch gültig ist: Hochrandlage
(trotz leicht schwächelnden Hochs) mit trocken-warmer Ostströmung. Durch
leichtes Rechtdrehen des Windes auf Ost wird die unmittelbare Wasserdampfzufuhr
von der Ostsee her abgeschnitten, so dass sich im Norden deutlich weniger
Hochnebel bildet als die Nächte zuvor.

Dafür gibt es im Süden und vielleicht auch in der Mitte ein paar
Hochnebelfelder. Ansonsten aber präsentiert sich die Nacht gering bewölkt oder
klar bei Tiefstwerten zwischen 16°C direkt an der See und bis zu 5°C ganz im
Süden.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … setzt sich das vielfach sonnige Spätsommerwetter fort, auch wenn
sich die Hochdruckzone langsam beginnt abzuschwächen. Im Südschwarzwald bleiben
beständig Signale über mehrere Läufe hinweg, dass dort am Nachmittag der Deckel
vorübergehend mal durchbrochen wird mit lokalen Schauern. Gewitter nicht
ausgeschlossen. Sonst sind die Formulierungen aus der Frühübersicht weiterhin
aktuell.

Modellvergleich und -einschätzung

Hinsichtlich Hochnebelverteilung und Gewittersimulation macht die Deutsche
Modellkette einen plausiblen Eindruck. AROME hat den Hochnebel über der Ostsee
im 12z Lauf unterschätzt und lässt trotzdem im Laufe der Nacht weite Teile
Norddeutschlands „volllaufen“. Zusammen mit den Punkten aus der obigen
Diskussion muss man von flächendeckenden Hochnebelfeldern ausgehen.

Bezüglich der Basisfelder ergeben sich keine nennenswerten Diskrepanzen – auch
nicht bzgl. des KLTs.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen