SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Meist spätsommerlich warme und recht ruhige Ostlage mit etwas Wind im Süden und
etwas Nebelneigung in den Nächten. Ab Donnerstag Kaltlufttropfen mit
Gewittergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … hat sich eine starke Blocking-Situation eingestellt, respektive eine
high-over-low-Lage. Dabei liegt hohes Geopotential vom nahen Atlantik über die
Britischen Inseln bis nach Südskandinavien und Russland hinein. Diesem gegenüber
steht niedriges Geopotential über dem gesamten Mittelmeerraum bis zur
Schwarzmeerregion, wobei ein Höhentief nahe Korsika seine Kreise dreht. Ein
weiterer Kaltlufttropfen macht sich am Rande der Bodenhochdruckzone von Belarus
auf den Weg nach Westen. Diese Bodenhochdruckzone mit den Schwerpunkten Serkan
über Südskandinavien und Quentin über Russland sorgt über Deutschland für einen
mäßig starken Gradienten und Luftzufuhr aus dem Osten. Tiefer Luftdruck befindet
sich erwartungsgemäß über dem Süden Europas mit einem Tief über Spanien. Die
eigentliche Frontalzone befindet sich weit im Norden und steuert Tiefs über
Island hinweg ins nördliche Nordmeer und Nordpolarmeer.

Nicht nur die Druckgebilde stehen auf dem Kopf, sondern auch die Luftmassen. In
der nördlichen Hälfte Deutschlands liegt eine Mischluft der mittleren Breiten
(xSp), die von Osten her zunehmend durch eine Kontinentalluft (cSp) ersetzt
wird. Über dem Süden liegen dagegen immer noch die Reste der Ende der
vergangenen Woche eingeflossenen maritimen Polarluft, die sich mittlerweile
etwas erwärmt und in eine mPs umgewandelt haben.

In dieser haben sich heute entlang der Donau und Schwäbischen Alb noch einige
Schauer entwickelt, teilweise ist aber auch im Süden jetzt wieder die Sonne
hervorgekommen und scheint auf das Hochwasser, das die vergangene Dauerregenlage
hervorgebracht hat, welches hierzulande aber gottlob nicht so dramatisch
ausfällt wie in den östlichen Nachbarländern.

Auch in der Nordhälfte schien heute vielfach die Sonne in der wärmeren
Luftmasse, teilweise hielt sich aber unterhalb einer markanten Inversion bei
etwa 950 hPa auch zäher Hochnebel. Dann wurden oftmals keine 20°C erreicht, bei
Sonnenschein dagegen im Berliner Raum wieder spätsommerliche 25°C.

Ein Blick geht auch noch auf den oben erwähnten mäßig starken Gradienten. Dieser
sorgt für vielfach mäßigen Wind aus Ostnordost, über den Bergen gab es auch
schon erste steife Böen, auf dem Feldberg stürmische Böen.

Kommen wir zur Nacht: Über die Großwetterlage brauchen nicht viele Worte
verloren werden. Diese ändert sich kaum. Der niedertroposphärische Druckgradient
nimmt aber noch zu, so dass in 850 hPa über Süddeutschland der Wind 50 bis 70
km/h aus Ost erreicht, teils auch noch etwas mehr. Damit dürften auf den von der
Grenzschicht abgekoppelten Bergkuppen steife bis stürmische Böen auftreten, die
aber in den exponierten Lagen meist noch unterhalb des Warnradars laufen.
Lediglich der etwas höhere Schwarzwald liegt mit seinen Kammlagen voll in der
Strömung, so dass dort auch Sturmböen auftreten können, auf dem Feldberg auch
schwere Sturmböen. Deshalb hat der geschätzte Kollege mit südwestdeutscher
Lokalkenntnis auch schon eine entsprechende Sturmwarnung ausgegeben. Auch
bodennah nimmt der Gradient etwas zu, sollte aber innerhalb der sich
stabilisierenden Grenzschicht für keine Windzunahme sorgen, allerdings schläft
der Wind heute Nacht auch keineswegs ein.

Im Süden bleibt es regional nach Abklingen der restlichen Schauer noch stärker
bewölkt, von der Nordsee ziehen im Nachtverlauf zunehmend mehr hohe und später
auch mittelhohe Wolkenfelder ins Land. Zudem lenkt der Ostnordostwind feuchte
Luft von der Ostsee her ins Binnenland, so dass sich von Mecklenburg-Vorpommern
südwestwärts bis NRW wieder ausgedehnte Hochnebelfelder bilden und ausbreiten
können. Abseits der genannten bewölkten Regionen bleibt der Himmel dagegen oft
auch klar und bietet einen Blick auf den Vollmond, die Polarlichter, Sterne,
Planeten, ISS und was sich sonst noch so außerhalb des Zuständigkeitsbereichs
der Meteorologen herumtreibt.

Trotz des Windes kann sich zumindest in geschützten Tallagen und teilweise auch
im Alpenvorland, wo der Nordostwind für stetige orographisch erzwungene Hebung
sorgt, in der zweiten Nachthälfte Nebel ausbreiten. Die Tiefstwerte sind an den
Küsten mit um 15°C am wenigsten tief, in der Nordhälfte sind es vielfach 13 bis
10°C. In der kühleren Luftmasse im Süden werden es dagegen meist 11 bis 7°C, bei
klarem Himmel kann es an den Alpen auch auf 3°C runter gehen.

Am Mittwoch … setzen sich der Schwerpunkt des Höhen- und Bodenhochs über
Südnorwegen fest. Das Höhentief über dem Süden bewegt sich kaum und eiert
weiterhin im Bereich Korsikas herum. Dagegen erreicht der Kaltlufttropfen gegen
Abend den Südwesten Polens. Hierzulande bleibt es bodennah und in der Höhe bei
der östlichen Strömung. Zunehmende Durchmischung im Tagesverlauf sorgt für
vertikalen Impulsaustausch, so dass der niedertroposphärische Wind etwas abnimmt
und auf den Bergen die Böengefahr leicht zurückgeht. Insbesondere sollte es für
keine schweren Sturmböen mehr auf dem Feldberg reichen, einzelne Sturmböen sind
aber in den Schwarzwaldkammlagen noch drin. In tieferen Lagen legt dagegen der
Ostnordostwind im Südwesten mit dem Tagesgang zu und sorgt in einem Streifen vom
Schwarzwald über die Schwäbische Alb und Nordschwaben bis ins Erdinger Moos für
einzelne steife Böen. Damit unterscheidet sich die Lage von einer klassischen
Bisenlage, bei der der stärkste Wind weiter südlich erwartet würde. In den
genannten Regionen kann es an etwas exponierteren Punkten auch mal eine
stürmische Bö geben. Auch in den übrigen Landesteilen frischt der Wind wieder
etwas auf, im Süden allgemein mäßig bis frisch, in der Nordhälfte nur schwach
bis mäßig.

Etwaige Nebel- und Hochnebelfelder sollten sich im Tagesverlauf allmählich
auflösen, wobei es im Süden aufgrund des stetigen Ostnordostwindes, der immer
für leichte Hebung im Alpenvorland sorgt, etwas langsamer gehen soll als im
Norden. Allerdings zeigt auch UK10 lange geschlossene Bewölkung über der Ostsee,
die bis ins Binnenland reichen soll (ähnliches Bild wie aktuell, deswegen
vielleicht gar nicht so unrealistisch). Insgesamt zeigt der Modellvergleich
durchaus, dass bei der morgigen Bewölkungssituation noch ein paar Fragezeichen
bleiben. Für die Auflösung der tiefen Wolken spricht allerdings, dass die
Absinkinversion in allen Regionen schwächer ausfallen soll als heute. Die hohe
und mittelhohe Bewölkung soll dagegen keine große Rolle mehr spielen und in den
morgens schon sonnigen Regionen ist es tagsüber dann auch anhaltend sonnig oder
gering bewölkt. Regen spielt keine Rolle mehr.

Mit viel Sonne werden in der Nordhälfte teils sommerliche Werte zwischen 25 und
27°C erreicht, vor allem am Niederrhein und im Nordosten. Bei länger anhaltender
Bewölkung werden es wohl teils nur knapp über 20°C. Im Süden hält sich weiterhin
die etwas kühlere Luftmasse, die sich nur zögernd erwärmt, zumal die Auflösung
des Nebels schon viel Energie verbraucht. Vor allem in Alpennähe werden deswegen
auch nur 16 bis 20°C erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag beginnen dann der schon erwähnte Kaltlufttropfen und
das Höhentief allmählich zu interagieren, ja geradezu miteinander zu tanzen.
Während ersterer dann beschleunigt nach Westen zieht und von Tschechien her in
den Frühstunden den östlichen deutschen Mittelgebirgsraum erreicht, zieht das
Höhentief wieder nach Osten, erstmal bis zu den Abruzzen. Wer bei einem
Kaltlufttropfen gleich an Unwetter denkt, dem sei gesagt: Der Sommer ist vorbei.
Zwar labilisiert es ordentlich, denn in 500 hPa sinkt die Temperatur unter -20°C
(bei um +9°C in 850 hPa), allerdings liegt das geringe erzeugte CAPE oberhalb
einer sehr stabilen Grenzschicht und dort oben gibt es keine Impulse zur
Gewitterauslösung, da die PVA des Höhentiefs durch KLA kompensiert wird.
Allenfalls einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder ziehen dann von Osten auf,
mehr ist aber nicht.

Interessanter sind in der Nacht zum Donnerstag dagegen wieder die
Grenzschichtphänomene, denn diese können zumindest wieder für mehr Bewölkung
sorgen. Dabei zeichnen sich wieder die bekannten Regionen ab: Zum einen hält die
Zufuhr etwas feuchterer Luft aus dem Ostseeraum in den Norden und Nordwesten
Deutschlands weiter an, so dass dort wieder Hochnebelfelder entstehen und sich
ausbreiten können. Zudem sind auch weiterhin die Regionen im Alpenvorland
benachteiligt, wo die Ausgangsluftmasse schon feuchter ist und der Wind für
stetig leichte Hebung auf der schiefen Ebene sorgt. Somit können auch dort
wieder ausgedehntere Nebel- und Hochnebelfelder entstehen, wobei das Absinken
die Inversion runterdrückt und damit die Wolken aus den Alpentälern fernhält.
Abgesehen von den genannten Wolkenregionen gibt es wieder oftmals eine klare
Nacht. Die Temperaturen verteilen sich ganz ähnlich wie in der Nacht zuvor mit
Tiefstwerten zwischen 16°C an der Nordsee und 4°C in den klaren Alpentälern,
wobei das Gros der Bevölkerung morgens bei 13 bis 8°C das Haus verlassen dürfte.

Noch ein Satz zum Wind: Der nimmt tagesgangsbedingt bodennah wieder etwas ab, so
dass die Warnungen auslaufen können. Er bleibt aber aufgrund des allenfalls
leicht abnehmenden Gradienten weiter spürbar und trägt seinen Teil dazu bei,
dass es in vielen Regionen auch nebelfrei bleiben kann. Dagegen schlägt auf den
höheren Bergen wohl wieder der nächtliche Low-Level-Jet zu, so dass in den
Kammlagen des Schwarzwaldes sogar wieder schwere Sturmböen möglich sind, von MOS
derzeit auf der Hornisgrinde bevorzugt. In den übrigen Mittelgebirgen sollte es
dagegen nicht für warnwürdigen Wind reichen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Der Donnerstag … wurde von meinem Vorschreiber schon kurz beschrieben. Neue
Erkenntnis ergibt sich auch im Spätdienst nicht. Die gestellte Frage sei aber in
dieser Stelle beantwortet: Natürlich Köln!

Modellvergleich und -einschätzung

Auf der synoptischen Skala sind keine nennenswerten Unterschiede zwischen den
Modellen auszumachen. Bezüglich des Windes am morgigen Mittwoch besteht ebenso
eine hohe Einigkeit, nämlich dass wir recht flächendeckend an der Grenze
zwischen 6 und 7 Bft liegen werden. Die Bewölkungsprognose ist dagegen durchaus,
wie oben schon beschrieben, mit etwas größeren Unsicherheiten behaftet, so dass
zumindest diese ausreichend Anlass zu Fehlprognosen bietet, die aber dann
zumindest nicht warnrelevant sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann