S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.09.2024 um 10.30 UTC

In die Mittelfrist hineinreichende Dauerregenlage im Südosten, am östlichen
Alpenrand Unwetter möglich. Weiterhin frühherbstlich temperiert mit einem leicht
wechselhaften Charakter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.09.2024

Samstag … bestimmt das auch schon in der Kurzfrist sehr relevante Cut-Off-Tief
über dem nördlichen Balkan das Wettergeschehen in großen Teilen Mittel- und
Südosteuropas. Nach dem aktuellen Lauf von IFS positioniert sich das Höhentief
zum Mittagstermin über dem Grenzgebiet zwischen Ungarn und Serbien und geht in
der Nacht zum Sonntag in eine leicht dipolförmige, meridionale Ausrichtung über.
Die Tiefdruckzone am Boden erstreckt sich vom südöstlichen Polen bis nach Moldau
und dem östlichen Schwarzen Meer. Dabei wird auf deren Vorderseite warmfeuchte
Mittelmeerluft herumgeführt und trifft auf die über Mitteleuropa weiterhin
wetterbestimmende, etwas erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs. In 850 hPa
werden in Südostbayern Werte um 0 Grad erreicht, sonst sind diese leicht
positiv. Der Schwerpunkt der durch das Vb-artige Tief ausgelösten
Aufgleitregenfälle wird zu Beginn der Mittelfrist nun über dem südlichen Polen,
Tschechien und Ober- sowie Niederösterreich gezeigt. Südostbayern, das
Erzgebirge und die Oberlausitz sind davon aber am Rande von den Aufgleit- und
Stauniederschlägen betroffen.

Bereits in der Kurzfrist regnet es am Alpenrand länger anhaltend, wobei die
Schneefallgrenze dort bei etwa 1300 bis 1500 liegen wird. In den Samstag hinein
weiten sich die Niederschläge im Detail schließlich mit der herumgeholten
Warmluft auch auf Lausitz, Ostsachsen, Erzgebirge und Ostbayern aus. IFS rechnet
im aktuellen Lauf jedoch in den sächsischen Regionen bereits am Nachmittag mit
einem Abklingen der Regenfälle, in Südostbayern bleiben diese länger anhaltend
und in den Staulagen des östlichen Alpenrandes auch intensiv. Eingangs der Nacht
werden diese aber auch dort deutlich schwächer und klingen abseits des
unmittelbaren Alpenrandes meist ab.

In diesen betrachteten 24 Stunden rechnet IFS mit akkumulierten
Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 l/qm am östlichen Alpenrand, in den
anderen Regionen Südostbayerns mit 15 bis 30 l/qm. Im Erzgebirge sind die
dazukommenden Regenmengen gering. Die Schneefallgrenze liegt in den Frühstunden
bei etwa 1200 bis 1300 m und steigt im Tagesverlauf auf 1500 m an. Im
Berchtesgadener Land kann es aber durchaus auch unter 1000 m schneien. GFS und
ICON zeigen ähnliche Entwicklungen, die erwarteten Niederschlagsmengen sind bei
ICON allerdings geringer, bei GFS ein wenig höher. Die Lage hat sich damit
augenscheinlich für das deutsche Gebiet eingependelt, sodass am östlichen
Alpenrand mit den in der Kurzfrist fallenden Mengen Warnungen vor ergiebigem
Dauerregen wahrscheinlich sind. In den anderen Regionen Südostbayerns kann
eventuell mit markanten Warnungen gearbeitet werden.

Ansonsten wird zunehmend ein vom Ärmelkanal nach Norddeutschland gerichteter
Höhenrücken wetterbestimmend, der ein Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Nordfrankreich stützt. Diese Hochdruckrandlage beschert dem Südwesten sowie der
Nordwesthälfte meist trockene Verhältnisse, wenn man von einzelnen Schauern
absieht. Da und dort ist auch längerer Sonnenschein möglich. Es bleibt aber
frühherbstlich mit Nachmittagswerte zischen 7 Grad am östlichen Alpenrand und 17
Grad im Nordwesten. In der Nacht sinkt die Temperatur auf +1 Grad auf der
Westalb und bis 12 Grad an der Küste. Der Wind ist besonders in der
Nordosthälfte sowie im Südosten mäßig bis frisch, in Böen stark aus Nordwest.
Auf den dortigen Bergen kommt es zu Sturmböen. In der Nacht zum Sonntag schwächt
sich der Wind etwas ab.

Sonntag … weitet sich der Nordteil des dipolartigen Höhentiefs etwas nach
Nordwesten aus. Mit diesem in Verbindung steht am Boden ein Teiltief über dem
südlichen Polen, das die WLA von Osten her nochmals verstärkt. Dieses und die
Achse des Höhentiefs induzieren dabei von der Lausitz über die östlichen
Mittelgebirge bis zum östlichen Alpenrand neue Regenfälle, die aber bei weitem
nicht mehr so intensiv ausfallen. T850 steigt außerdem auf +3 Grad an, sodass
sich die Schneefallgrenze auf etwa 1800 m zurückzieht. In der Nacht zum Montag
hält diese Lage an, wobei in den 24 Stunden bis dahin in den beschriebenen
Regionen 5 bis 10, am östlichen Alpenrand um 15 l/qm zusammenkommen. Der
Höhenrücken über Norddeutschland bleibt in seiner Lage konstant, auch das
Bodenhoch über Nordfrankreich verändert sich kaum. Damit ist es abseits des
Südostens überwiegend trocken mit sonnigen Abschnitten, wobei deren Schwerpunkt
aber noch nicht klar ist. An der Nordsee muss aber im Bereich eines über der
Nordsee lagernden Höhentroges mit einer erhöhten Schauertätigkeit gerechnet
werden. Die Marke von 20 Grad wird aber höchstens vereinzelt erreicht. In der
Nacht zum Montag sinken die Temperaturen im Nordwesten auf 13 bis 10 Grad, sonst
bis 4 Grad. Der Wind schwächt sich etwas ab, ist in den östlichen Landesteilen
aber weiterhin mäßig bis frisch mit starken Böen aus Nordwest. Auf den dortigen
Bergen bleibt es zunächst stürmisch.

Montag … baut sich der vom nahen Ostatlantik nach Deutschland gerichtete
Höhenrücken etwas auf und stützt weiterhin das westeuropäische Bodenhoch. Für
Deutschland bedeutet dies eine Hochdruckrandlage, die im Südosten des Landes
aber weiterhin durch das über dem Balkan lagernde Höhentief etwas eingeschränkt
wirkt. Dies resultiert dort in stärkerer Bewölkung, zeitweise fällt auch etwas
Regen. Sonst ist es wolkig und meist trocken. Die Regenfälle im äußersten
Südosten ziehen sich bis in die Nacht zum Dienstag hinein, warnrelevante Mengen
werden aber nicht erwartet. Die Höchstwerte reichen von 15 bis 20 Grad, die
Tiefstwerte in der Nacht liegen zwischen 12 bis 6 Grad. Der Wind ist meist
schwach bis mäßig aus Nordwest, auf hohen Alpengipfeln sind einzelne stürmische
Böen möglich.

Dienstag und Mittwoch … zieht sich der Höhenrücken aus Mitteleuropa zunehmend
zurück und orientiert sich meridional ausgerichtet über dem Westen des
Kontinents. Das macht den Weg frei für den Vorstoß eines skandinavischen
Höhentroges, der am Mittwoch Kontakt mit dem weiterhin vorhandenen Höhentief
über Südosteuropa aufnimmt und schließlich abtropft. Gleichzeitig baut sich
zwischen Großbritannien und Skandinavien ein umfangreiches Bodenhoch aus.
Mitteleuropa und damit auch Deutschland wird von diesem jedoch nur im äußersten
Nordwesten tangiert. Denn mit dem Vorstoß des Troges wird ein flaches Tief von
Norden her nach Deutschland geführt und später in die osteuropäische
Tiefdruckzone eingebunden. Damit wird zur Mitte der nächsten Woche eine
wechselhafte Witterung mit zeitweiligen Regenfällen erwartet, die
Schneefallgrenze befindet sich aber wieder im Hochgebirge. Mit 15 bis 21 Grad
bleibt es frühherbstlich, ab und zu wird sich aber die Sonne zeigen. Der Wind
spielt wahrscheinlich keine große Rolle.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe ist zu Beginn der Mittelfrist mittlerweile
als gut zu bezeichnen. Das Höhentief wird zwar immer noch etwas verschieden
positioniert, die Unsicherheiten halten sich allerdings in Grenzen. Ab Dienstag
schaut dies allerdings schon etwa anders aus. Während der gestrige 00Z-Lauf das
Zurückkommen des Höhentiefs in Richtung Mitteleuropa simulierte, baute der
letzte 12Z-Lauf auf einen stärkeren Einfluss des Höhenhochs über Nordwesteuropa.
Der neueste Lauf setzt auf den beschriebenen Rückzug des Höhenhochs und das
Übergreifen eines keinen Höhentiefs von Norden her.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Globalmodellen wurden zum Teil schon
im Haupttext behandelt. Generell ergeben sich zu Beginn der Mittelfrist nur
geringe Unterschiede in den synoptischen Basisfeldern. Auch die Lageänderung des
Höhentiefs ist in anderen Modellen zu finden, allerdings nicht bei GFS. Außerdem
setzt GFS bereits am Montag auf ein abtropfendes Höhentief über Nordwesteuropa
als Außenseiterlösung. ICON und IFS schreiten dagegen großskalig einen
einheitlichen Weg ein, wobei das am Dienstag abtropfende Höhentief über Schweden
von ICON nicht gezeigt wird. Bezüglich der Luftmassencharakteristik gibt es
ebenfalls keine großen Abweichungen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Städte in Deutschland stützen zu Beginn der
Mittelfrist die deterministischen Aussagen. In den Samstag hinein wird das
Minimum T850 mit Werten um 0 Grad erreicht, bevor diese an den Folgetagen unter
Aufweitung der Unsicherheit wieder ansteigt. Der Hauptlauf schlägt dabei im
Norden einen defensiven, im Süden einen progressiven Anstieg im Vergleich mit
den Ensemblemembern ein. Ab Dienstag wird die Unsicherheit aber erheblich, denn
das abtropfende Höhentief sorgt für einen großen Spread der Simulationen.
Wahrscheinlich handelt es sich dann aber nur um einen kurzen Rückgang der T850.
Sporadisch sind auch Niederschlagssignale vorhanden, intensiver ist das Rauschen
in Richtung Alpen. Es kristallisiert sich damit heraus, dass die Temperaturen
wieder ansteigen, es aber leicht wechselhaft bleiben könnte.

CLUSTER:
+120 … 168h: Es liegen drei Cluster vor, alle sind dem Muster „Blocking“
zuzuordnen. Dabei weisen die verschiedenen Cluster einige Gemeinsamkeiten auf.
Allerding ist für Deutschland die genaue Lage des Höhentiefs über Südosteuropa
und die Orientierung des sich aufbauenden Rückens über West und eventuell
Nordwesteuropa entscheidend. Die Tendenz geht dabei zu einer positiven
Geopotentialabweichung von Großbritannien bis nach Westrussland und einem
leichten Einfluss des Höhentiefs im Süden des Landes.

+192 … 240 h: Die Clusteranzahl reduziert sich auf zwei, weiterhin „Blocking“.
Allen Zeitschritten ist gemein, dass sich eine positive Geopotentialanomalie
über Nordwesteuropa ergibt. Hoch Großbritannien bzw. eine bis nach Skandinavien
reichende Hochdruckzone wäre die Folge. Besonders C2 mit 22 Membern belässt den
Hochdruck aber primär über Großbritannien. Das Höhentief mäandriert außerdem
weiterhin über dem westlichen Mittelmeer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

DAUERREGEN:
Am Samstag aus der Kurzfrist heraus in Südostbayern anhaltender Regen, bis
Sonntagfrüh deutlich abschwächend. Akkumuliert bis dahin am östlichen Alpenrand
60 bis 90 l/qm, in den Staulagen teils über 100 l/qm. Am westlichen Alpenrand
sowie östlich der Isar 40 bis 60 l/qm. In der Oberlausitz ebenfalls bis 60 l/qm.
Besonders am östlichen Alpenrand erhöhte Wahrscheinlichkeiten (60 bis 80%) für
mehr als 100 l/qm (sowohl IFS-EPS, als auch ICON-EPS und COSMO-LEPS). Unwetter
vor ergiebigem Dauerregen dort wahrscheinlich, in den angrenzenden Regionen
markante Warnungen.

WIND:
Am Samstag und Sonntag auf den Bergen des Südostens einzelne Sturmböen aus
Nordwest.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (det./prob.), MOSMIX

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri