S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.09.2024 um 10.30 UTC

Insgesamt unbeständig: Gebietsweise Dauerregen, im Alpenraum Schneefall.
Gebietsweise stürmisch. Kühl, zu Wochenbeginn leicht ansteigende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.09.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland unter einem Trog über
Mitteleuropa, der langsam in Richtung Südosteuropa abtropft. Am Boden steigt
zwar der Luftdruck durch die Ausweitung des Azorenhochkeils allmählich leicht
an, allerdings liegt die Trogachse über uns und kurzwellige Anteile können den
Trog auch rückseitig noch umlaufen, so dass es bei wechselnder Bewölkung
wiederholt zu Schauern kommen kann. In der Nord- bis Nordwestströmung kommt es
insbesondere an den Alpen und an den östlichen Mittelgebirgen zu Staueffekten,
so dass es dort zeitweise auch etwas länger regnen kann. Der Gradient nimmt
etwas zu, da sich der Vb-artige Tiefdruckkomplex mit seinem Zentrum von Italien
in Richtung Südosteuropa/östliches Mitteleuropa verlagert. Im östlichen Bergland
und auf den Alpengipfel und an der Ostsee lebt daher der Wind stark bis
stürmisch auf, exponiert auch mit Sturmböen. In der nördlichen Höhenströmung
gelangt weiterhin eine Luftmasse polaren Ursprungs ins Vorhersagegebiet (850
hPa-Temperaturen 0 bis 2 Grad), so dass im Alpenraum oberhalb etwa 1500 bis 1000
m Schnee fällt. Im Laufe der Nacht zum Samstag tropft das Höhentief ab und über
den nördlichen Landesteilen wölbt sich ein Höhenkeil auf. Mit Ausnahme des
direkten Nordseeumfeldes dürften daher die Schauer meist abklingen. An den Alpen
(evtl. auch im Bereich des Erzgebirges) bleibt die Stausituation erhalten, das
Höhentief liegt mit Kern im Bereich Österreich, Ungarn und Slowakei und nimmt
mit Hebungsprozessen weiter Einfluss auf den Alpenraum. Am Alpenrand und
eventuell in Ostsachsen sind daher um 30 bis 40 l/qm in 24 Stunden (markante
Dauerregenschwelle) nicht ganz ausgeschlossen, ein Teil fällt in den Alpen dann
ggf. auch als Schnee.

Am Samstag ändert sich wenig an der Grundkonstellation. Der schmale Höhenkeil
liegt über dem Norden und Nordwesten, das Höhentief mit seinem Drehzentrum über
Südosteuropa/östlichem Mitteleuropa. Am herrscht überwiegend leichter
Hochdruckeinfluss mit einem etwas stärkeren Gradienten zum (Vb-) Bodentief mit
Zentrum über Ostpolen. Der Wind weht im Osten daher weiterhin lebhaft aus
nördlichen Richtungen, vor allem im Bergland mit Sturmböen, exponiert auch
schweren Sturmböen. Durch Aufgleitprozesse an der Westflanke des Tiefs über
Polen/Osteuropa kommt es zu andauernden Niederschlägen, die unseren
Vorhersagebereich von Ostsachsen bis zum Alpenrand aber nach aktuellem Stand der
Vorhersagen nur streifen (20 bis 30 l/qm in 24 Stunden im Bereich
Berchtesgadener Land, östlichstes Bayern, Osterzgebirge/Lausitz) möglich. Der
deutlich markantere Niederschlagsschwerpunkt liegt weiter im Osten. Im Rest des
Landes wechselnd bewölkt und meist niederschlagsfrei. Nur zögerliche Umstellung
der Höhenströmung, daher ist noch weiterhin die Luftmasse polaren Ursprungs mit
850 hPa-Temperaturen meist zwischen 0 und 2 Grad vorherrschend. Die
Schneefallgrenze liegt im Alpenraum daher weiterhin um 1300 bis 1500 m.

Am Sonntag verlagert sich das Drehzentrum des Höhentiefs weiter kaum, allerdings
deutet sich ein kurzwelliger Anteil an, der das Höhentief zyklonal umläuft und
daher im Tagesverlauf von Osten her auf unsere östlichen Landesteile übergreifen
kann. Damit greifen die Niederschläge wahrscheinlich etwas weiter nach Westen
aus, der genaue Schwerpunkt ist aber noch sehr unsicher und warnwürdige Mengen
sind nach aktuellem Stand der Prognosen eher unwahrscheinlich. Zudem nähert sich
von Nordwesten ein recht kurzwelliger Trog und auch das Frontensystem eines
Tiefdruckgebietes bei den Britischen Inseln, so dass auf den Nordwesten/Westen
die Bewölkung zunimmt und im Laufe der Nacht zum Montag voraussichtlich
ebenfalls Niederschläge übergreifen können. Dazwischen bleibt es weitgehend
trocken und die Sonne kann sich zeitweise zeigen. Der Wind dreht zunehmend auf
westliche Richtungen, an der Ostsee und im östlichen Bergland weht er teils noch
böig aus Nordwest. Mit zunehmender Drehung der Strömung auf West wird auch
wieder etwas mildere Luft mit 850 hPa-Temperaturen um 5 Grad herangeführt.

Am Montag eiert das Höhentief weiter über Osteuropa, eventuell zieht in dessen
Sphäre ein Kaltlufttropfen/kleines Höhentief von Nord nach Süd über uns hinweg,
im Norden dominiert tiefer Luftdruck, nach Süden hin leichter Hochdruckeinfluss,
der allerdings kaum Wirkung zeigt. Insgesamt gibt es damit zeit- und
gebietsweise Niederschläge, in der nähe zum Höhentief nach Osten hin teils
andauernd und in etwas stärkerer Intensität. Die Unsicherheiten sind insgesamt
noch groß und damit auch die prognostizierten Niederschlagsmengen. Es ist nicht
ganz ausgeschlossen, dass vom Alpenrand bis nach Ostsachsen weiterhin markante
Dauerregenmengen fallen.

Am Dienstag verlagert sich das Höhentief retrograd Richtung West/Südwest, am
Boden herrscht leicht Hochdruckeinfluss. Der Einfluss aus der Höhe dürfte vor
allem im Süden und Osten überwiegen und daher zu unbeständigem Wetter mit
zeitweiligen Niederschlägen führen. Nach Norden kann eventuell die
Geopotenzialbrücke mit weniger Bewölkung und kaum Niederschlägen. Für die
Südosthälfte sind die Niederschlagsmengen noch unsicher, markante Mengen können
nicht ganz ausgeschlossen werden.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich ein weiterer Einfluss des Höhentiefs
für die südlichen Landesteile oder mindestens den Alpenraum an, da es irgendwo
südlich der Alpen oder im Mittelmeerraum weiter aktiv ist. Der norden könnte von
hohem Druck/hohem Geopotenzial profitieren und von weitgehend stabilerem Wetter
profitieren. Die Unsicherheiten sind aber noch groß.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist insgesamt ganz gut, wobei
sich ab Samstag das Trog-Keil-Muster in den neueren Modelläufen allmählich und
geringfügig nach Osten verschiebt. Daher wird das Höhentief und auch die
Vb-artige Tiefdruckentwicklung mit Dauerniederschlägen im Alpenraum und im
weiteren Verlauf über dem östlichen Mitteleuropa etwas weiter östlich simuliert
und würde daher unseren Vorhersagebereich nach aktuellem Stand am Wochenende nur
streifen. Ab Montag laufen die Modelle noch etwas mehr auseinander: Die neueren
Modellläufe verorten das Höhentief über Südosteuropa noch etwas weiter südlich
und im Bodenniveau wird eher eine Hochdruckbrücke simuliert. Insbesondere der
gestrige 00 UTC-Modelllauf zeigte eher eine nordwest-südost-orientierte
Tiefdruckrinne von Skandinavien über Polen Richtung Rumänien und Schwarzes Meer.
Dieser Trend zu eher antizyklonalerer Prägung (Brücke höheren Geopotenzials in
der Höhe und flache Bodenhochzone über Mittel- und Westeuropa) setzt sich am
Dienstag fort, eventuell kann den Nordwesten/Westen die Warmfront eines Tiefs
knapp westlich der Britischen Inseln erreichen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Prinzipiell simulieren auch andere Globalmodelle wie ICON und GFS die
Grundstrukturen sehr ähnlich, im Laufe des Wochenendes zeigt allerdings vor
allem GFS eine westlichere Position des Höhentiefs und evtl. auch einen
kurzwelligen, umlaufenden Anteil, der mit Hebungsprozessen für ein weiter nach
Westen Ausgreifen der Aufgleitniederschläge in unseren Vorhersagebereich sorgen
würde. Dabei werden vom GFS auch nach wie vor höhere Niederschlagssummen
prognostiziert. Das stellt momentan aber auch mit Blick auf die Probabilistik
ein nicht so wahrscheinliches Szenario dar.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt f den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) zwei Cluster und für den Folgezeitraum von
Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) drei Cluster. Es wird
jeweils das Höhentief etwas anders positioniert und die Ausprägung der
Potenzialbrücke über den nördlichen Landesteilen mehr oder weniger stark betont.
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich jeweils in Cluster 1 mit 31 bzw. 27
Membern. Es zeigen sich im Detail also noch einige Unsicherheiten. Und
insbesondere die Auswirkungen auf die Niederschlagstätigkeit müssen weiter
beobachtet werden.

Auch die Rauchfahnen spiegeln die Unsicherheiten wieder: Der Spread des
Geopotenzials ist anfangs gut gebündelt, weitet sich aber stetig. Dabei zeigt
sich auch kaum eine Häufung der Member, sie sind im Bereich der Rauchfahne sehr
verteilt. Von einzelnen Ausreißern kann man also kaum sprechen. Mit Blick auf
die Temperaturen in 850 hPa lässt sich relativ eindeutig der Aufwärtstrend im
Laufe des Wochenendes bzw. nach Süden hin vor allem zu Wochenbeginn ausmachen,
der Spread ist aber auch hier relativ groß. Niederschläge sind im gesamten
Zeitraum möglich, nach Norden hin aber weniger wahrscheinlich als im
Süden/Südosten. Dabei kann man zwei Schwerpunkte ausmachen: Freitag/Samstag und
dann wieder Montag und wohl auch Dienstag. Aber wie erwähnt mit einem großen
Unsicherheitsbereich…

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

DAUERREGEN/SCHNEEFALL:
Warnwürdige Ereignisse stehen wie beschrieben im Zusammenhang mit
Dauerniederschlägen und auch in punkto Schneefall im Alpenraum auf der
Tagesordnung. Der Dauerregen wurde gegenüber den gestrigen Aussagen aber
deutlich reduziert und der Schwerpunkt liegt deutlich weiter östlich. Für
gebietsweise markante Dauerregenmengen kann es aber reichen, vor allem Richtung
Alpenrand und Ostsachsen. Für Freitag werden vor allem im Bereich
Berchtesgadener Land und Ostsachsen 30 bis 40 l/qm in 24 stunden simuliert , die
Wahrscheinlichkeit für größere/unwetterartige Mengen wird derzeit als sehr
gering bzw. recht unwahrscheinlich eingeschätzt. Auch EFI zeigt den Schwerpunkt
deutlich weiter im Osten. Am Samstag rücken die EFI-Signale etwas weiter gen
Westen in Richtung unseres Vorhersagegebietes, die Deterministik zeigt für
Ostsachsen erneut 30 bis 40 l/qm, am östlichen Alpenrand weniger. Am Sonntag
deutet sich weiterer Niederschlag an, Schwerpunkt und Menge sind aber noch
unsicher, die Signale im EFI werden schwächer, greifen aber über dem Osten
Deutschlands aber etwas weiter nach Westen aus. Und auch am Montag liefert EFI
weitere, leichte Signale über den östlichen Landesteilen. Insgesamt sind
markante Dauerregenwarungen vor allem am östlichen Alpenrand und in Ostsachsen
recht wahrscheinlich über 24 bis 48 Stunden vor allem für Freitag/Samstag, und
eventuell wieder ab Montag, aber das ist noch unsicher. Hinweise auf Unwetter
sind nur sehr schwach.
Die Schneefallgrenze liegt am Freitag und Samstag im Alpenraum bei 1500 bis 1000
m, es kommen daher einige cm Neuschnee zusammen. Da der Boden in diesen Lagen
aktuell noch warm ist, bleibt nicht gleich alles liegen. 10 bis 20 cm über zwei
Tage sind aber nicht ganz ausgeschlossen, in exponierten Lagen auch mehr.

WIND:
Insbesondere in den östlichen Landesteilen zeitweise starker bis stürmischer
Nord- bis Nordwestwind, im Bergland Sturmböen (exponiert evtl. schwere
Sturmböen). Zu Wochenbeginn nimmt der Gradient wieder ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger