S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.09.2024 um 10.30 UTC

Entwicklung einer Vb-Wetterlage mit gebietsweise kräftigen Regenfällen im
Südosten Bayerns und in Ostsachsen, am Wochenende im Osten und Südosten teils
windig, in den Bergen stürmisch. Sonst eher ruhiges, aber kühles Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 16.09.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Donnerstag befindet sich
Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentrogs, welcher richtig
herbstliches Feeling zur Folge hat. Flankiert wird der Trog einerseits von einem
Rücken über dem Atlantik und einem weiteren Hoch über Russland. Das herbstliche
Gefühl liegt zum einen an einer Kaltfront, die zu einem Tief über der
Norwegischen See gehört und die vor allem im Süden sowie in Teilen des Ostens
Deutschlands Regen bringt und zum anderen an der Kaltluft, die Deutschland
hinter der Kaltfront flutet. Bei 850hPa-Temperaturen zwischen 0 und 3 Grad
werden nur noch HÖCHSTwerte zwischen 10 und 16 Grad erreicht, also Temperaturen,
die teils deutlich unter den TIEFSTwerten der vergangenen Tage liegen werden. In
der Kaltluft können sich zudem ein paar Schauer bilden. In den Alpen sinkt
außerdem die Schneefallgrenze mit Erreichen der Kaltfront unter 1500 m.

Am Freitag bleiben wir im Bereich des Trogs. Das Hauptdrehzentrum verlagert sich
über der Norwegischen See nordwärts. Gleichzeitig bildet sich über Mitteleuropa
ein weiteres Drehzentrum, das sich südwärts verlagert und schließlich südlich er
Alpen abtropft, sodass sich dort ein klassisches Tief über dem zentralen
Mittelmeerraum bildet. Diese Genuazyklone zieht im Tagesverlauf zur Adria und
bildet dabei einen zweiten Tiefkern über Slowenien, Österreich und Ungarn, wie
es bei Vb-artigen Zugbahnen nicht unüblich ist. Daher halten im Süden und Osten
Bayerns, vielleicht auch im Osten Sachsens, die (teils kräftigen) Regenfalle an,
während der Rest des Landes von einem Hoch profitiert, das sich von Westen her
zu uns hereinschiebt. Mit 11 bis 17 Grad bleibt es weiterhin kühl, im Dauerregen
an den Alpen verharren die Temperaturen sogar im einstelligen Bereich.

Am Samstag setzt sich die Vb-Situation fort. Das Höhentief zieht über der Adria
zum Balkan, während das Bodentief zum Grenzbereich Ukraine-Polen zieht. Demnach
halten die Regenfallen über dem Südosten Bayerns und Ostsachsen an bzw.
intensivieren sich sogar, sodass dort unwetterartiger Dauerregen nicht
unwahrscheinlich ist. Im Rest des Landes macht sich eine Hochdruckzone
bemerkbar, die sich vom Atlantik und der Biskaya über Frankreich bis nach
Skandinavien erstreckt.

Am Sonntag verlagert sich das Vb-Tief nur recht langsam nord- bzw. norwestwärts
und weist mehrere Kerne auf. Demnach könnte der äußerste Osten Deutschlands
weiterhin von den Regenfällen gestreift werden, was aber aus heutiger Sicht noch
nicht sicher ist. Die beschriebene Hochdruckzone spaltet sich wieder zu zwei
Hochdruckgebieten auf, von denen sich das eine über dem Atlantik, das zweite
über Russland und Nordskandinavien befindet. Die Temperaturen in 850 hPa steigen
wieder geringfügig an, v.a. im Osten Deutschlands, wo möglicherweise die
Warmluft des Vb-Tiefs hereinschwappt. Dennoch bleibt es mit Höchstwerten meist
unter 20 Grad eher herbstlich kühl.

Am Montag dreht nach Lesart des heutigen IFS-Laufs das Vb-Tief ostwärts ein und
erreicht am Abend den Nordosten Deutschlands. Damit würden die Regenfälle über
der Nordhälfte Deutschlands westwärts ausgreifen. Ob es tatsächlich dazu kommt,
ist allerdings noch sehr unsicher. Andere Modelle zeigen eher eine Verlagerung
nach Norden, sodass in letzterem Fall das Vb-Tief an Einfluss verliert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag kann eine gute Konsistenz festgehalten werden. Danach
weicht der gestrige 12UTC-Lauf und der heutige 00UTC-Lauf vom gestrigen
00UTC-Lauf zunehmend ab. Erstere schlagen ein klare Vb-Zugbahn ein, während beim
gestrigen 00UTC-Lauf das Genuatief ostwärts nach Rumänien abziehen sollte.
Demnach gleichen sich die neueren IFS-Läufe den anderen Globalmodellen an, die
bereits am gestrigen Sonntag teils die Vb-Wetterlage auf der Agenda hatten. Wie
schnell das Vb-Tief am Wochenende nach Norden zieht, ist ebenfalls noch
unsicher. Der heutige 00UTC ist hierbei progressiver, sodass die Niederschläge
über Bayern rasch abklingen und am Sonntag nur noch (wenn überhaupt) der
äußerste Osten Deutschlands vom Regen betroffen wäre. Beim gestrigen 12UTC-Lauf
würde hingegen bis in den Sonntag hinein über der Südhälfte Bayerns
unwetterartiger Dauerregen anhalten. Die weitere Zugbahn des Tiefs zu Beginn der
kommenden Woche ist noch völlig unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS, ICON und UK10 haben ebenfalls die Vb-Wetterlage auf der Agenda. Für eine
derartige Wetterlage werden die Geopotential- und Druckverteilungen
vergleichsweise konsistent simuliert. Die Auswirkungen auf das Wetter sind aber
noch mit größeren Unsicherheiten behaftet, v.a. was eine genaue Regionalisierung
der Regenfälle in der Südosthälfte und die Regenmengen anbelangt. Am Wochenende
und zum Beginn der neuen Woche driften die Lösungen der Modelle immer weiter
auseinander, was v.a. Einfluss auf die Zugbahn des Vb-Tiefs hat. Nach IFS zieht
das Tief am Montag in den Nordosten Deutschlands, nach ICON nordwärts zur Ostsee
und nach GFS ostwärts zur Ukraine.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die beschriebenen synoptischen Entwicklungen. Nach dem
Kaltfrontdurchgang am Mittwoch/Donnerstag bewegt sich die 850hPa-Temperatur auf
niedrigem Niveau, wobei v.a. in der Nordwesthälfte Deutschlands der Spread
bereits ab Samstag deutlich zunimmt. Im Südosten Deutschlands zeigen die
Rauchfahnen deutliche Signale für Dauerregen in Verbindung mit dem Vb-Tief,
während es in den übrigen Regionen deutlich trockener sein soll. Ab Sonntag
steigt die 850hPa-Temperatur tendenziell wieder an, beim Geopotential gibt es
aber einen enormen Spread, sodass die Wetterentwicklung in der kommenden Woche
noch sehr unsicher ist.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h vier Cluster angeboten,
die alle dem Blocking-Regime zugeordnet werden, was durch den umfangreichen
Rücken über Osteuropa begründet ist.

Im Zeitraum t192h-240h werden noch drei Cluster angeboten, die weiterhin durch
die Bank dem Blocking-Regime zugeordnet werden. Die Antizyklone über Osteuropa
hat weiterhin Bestand. Für Mitteleuropa gibt es aber dennoch große
Vorhersage-Unterschiede, was auf die genauen Geopotentialverteilungen
zurückzuführen ist. Der Hauptlauf befindet sich im kleinsten Cluster mit nur 13
Membern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Markante Wetterereignisse werden vor allem in Verbindung mit dem Vb-Tief
erwartet.

DAUERREGEN:
Ab Donnerstag setzen von den Alpen über den Bayerwald bis nach Ostsachsen
voraussichtlich mehrtägige Dauerregenfälle ein. Bis einschließlich Samstag sind
dort gebietsweise Mengen zwischen 50 und 100 l/qm in 72h wahrscheinlich. Am
Alpenrand sowie mit geringer Wahrscheinlichkeit in Ostsachsen sind auch
unwetterartige Mengen zwischen 100 und 150 l/qm möglich, die höchsten Mengen
voraussichtlich im östlichen bayerischen Alpenraum. Das Ereignis ist noch mit
größeren Unsicherheiten behaftet, jedoch gibt es hierfür auch nicht zu
vernachlässigende Wahrscheinlichkeiten bei de EPSen, v.a. bei COSMO-LEPS am
Alpenrand.

SCHNEEFALL:
Mit Erreichen der Kaltfront sinkt an den Alpen am Donnerstag die
Schneefallgrenze zeitweise unter 1500 m, sodass dort am Donnerstag und an den
Folgetagen gebietsweise markante Schneefälle möglich sind, v.a. in den östlichen
bayerischen Alpen.

WIND/STURM:
Am Wochenende frischt an der Westflanke des Vb-Tiefs der Wind auf. Vor allem in
den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen kommt es zeitweise zu Sturmböen.
Vorübergehend sind auch im Osten bis in tiefe Lage starke bis stürmische Böen
(Bft 7-8) möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel