S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.09.2024 um 10.30 UTC

Kaltfrontdurchgang am Mittwoch, nachfolgend frühherbstlich, in der Südosthälfte
Potential für längeren Regen, sonst Schauer, an der See auch Gewitter. Am
Alpenrand auf 1500 m sinkende Schneefallgrenze. Ab Freitag höhere
Prognoseunsicherheit.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 15.09.2024

Mittwoch … dominiert ein markant ausgeprägter Langwellentrog den
nordwesteuropäischen Raum. Der Schwerpunkt des Höhentiefs befindet sich vor der
Westküste Südnorwegens und interagiert am Boden mit einem Tiefdruckdipol an
identer Stelle. Dabei lenkt das Bodentief eine langgezogene, thermisch gut
ausgeprägte Kaltfront über Mitteleuropa hinweg. Mittwochfrüh ist der Nordwesten
Deutschlands wahrscheinlich schon überquert, am Abend und eingangs der Nacht
erreicht die kühle Meeresluft subpolaren Ursprungs auch Südostbayern. Der
Höhentrog weitet sich gleichzeitig mit erwähnenswerter Höhenkaltluft (500 hPa
bis -28 Grad) ebenfalls auf Deutschland aus. In 850 hPa werden in Südostbayern
präfrontal noch bis +10 Grad erreicht, mit Kaltfrontdurchgang sinken die Werte
auf +2 Grad. In der Nacht zum Donnerstag kommt es über Italien zu einer
Leezyklogenese, die die Kaltfront an den Alpen und in Südostbayern schleifen
lässt. Im Bereich der Front fällt tagsüber teils schauerartig verstärkter Regen,
der in der Nacht im Südosten des Landes länger anhalten kann. Postfrontal ist es
überwiegend trocken, mit dem nachrückenden Trog inkl. Höhenkaltluft entwickeln
sich aber einzelne Schauer, an der Nordsee treten diese häufiger auf, auch
Gewitter können dort dabei sein. Die Schneefallgrenze sinkt während der Nacht
zum Donnerstag im alpinen Raum auf etwa 1500 m. Tagsüber werden Höchstwerte
zwischen 15 Grad an der Nordsee und 20 am unteren Inn erreicht, die Tiefstwerte
der Nacht zum Donnerstag liegen zwischen 4 Grad auf der Westalb und 12 Grad an
der See. Dazu ist es windig mit einzelnen starken Böen, besonders bei
Kaltfrontdurchgang. An den Küsten und auf den Bergen sind stürmische Böen, in
exponierten Lagen Sturmböen wahrscheinlich. Der Wind dreht dabei von Südwest auf
West.

Donnerstag und Freitag … tropft der nun schmal konturierte, klar meridional
ausgerichtete Langwellentrog über der Mitte des Kontinents ab. Freitagnachmittag
positioniert sich das das daraus resultierende Höhentief über Mittelitalien und
verlagert sich in der Nacht zum Samstag langsam in Richtung Westbalkan. Das
Bodentief südlich der Alpen liegt am Donnerstag noch über Oberitalien und
wandert in der Nacht zum Freitag zur oberen Adria und anschließend ebenfalls
weiter zum Balkan. Dabei entwickeln sich zunehmend zwei eigenständige
Druckzentren. Diese Entwicklung sorgt zunächst für eine weiter schleifende Front
im Alpenraum sowie nachfolgend Aufgleitniederschlägen in der Südosthälfte. Am
Nordalpenrand pendelt die Schneefallgrenze bei T 850 hPa um +2 Grad etwa um 1500
m. In der Nacht zum Freitag und am Freitag kann diese durchaus etwas darunter
liegen. Während es im Südosten längere Zeit regnet, bilden sich sonst nur
einzelne Schauer. Nun zum großen ABER: bei ICON tropft der Trog etwas westlicher
ab und das Bodentief südlich der Alpen schlägt daher ebenfalls eine leicht
westlichere Zugbahn ein. Damit wären die Aufgleitvorgänge deutlich stärker
ausgeprägt und der Regen würde weiter nach Baden-Württemberg und
Mitteldeutschland ausgreifen. In der Nacht zum Freitag und am Freitag tagsüber
würde von der Ostsee bis zu den Alpen eine Intensivierung des Regens
stattfinden. An den Alpen hätte dies oberhalb von 1500 markante Neuschneemengen
zur Folge. Da von Osten etwas wärmere Luft herangeführt würde, wäre die
Schneefallgrenze aber leicht im Steigen begriffen. Bis Samstagfrüh würden sich
in Bayern nach ICON verbreitet 30 bis 40 l/qm in 24 Stunden ergeben, in IFS sind
die Mengen deutlich geringer mit Schwerpunkt am östlichen Alpenrand mit bis 50
l/qm. GFS hat eine noch intensivere Lösung im Programm (Vb-Tief) mit kräftigen,
unwetterartigen Regenfällen von Brandenburg bis zum Bayerwald. UK10 schlägt eine
ähnliche Richtung ein, aber mit geringeren Mengen. Die Großwetterlage ist daher
zwar gut abgesichert, die Feinheiten des Abtropfens und die genaue Intensität
und Zugbahn des Bodentiefs werden aber die Musik machen. Die Höchstwerte liegen
in einem Bereich von 10 bis 17 Grad, die Nächte weisen Tiefstwerte zwischen 12
und 4 Grad auf. Der Wind ist schwach bis mäßig aus West bis Nordwest.

Samstag … gehen die verschiedenen Modelllösungen weiter auseinander. Nach IFS
verlagert sich das Höhentief nach Rumänien, das Bodentief unternimmt ebenfalls
den Weg dorthin und verliert damit den Einfluss auf das Wettergeschehen in
Südostbayern. Nachfolgend baut sich über Mitteleuropa, gestützt durch einen sich
nach Dänemark schiebenden atlantischen Rücken, hoher Luftdruck auf. Bei ICON
erreicht das abgetropfte Höhentief erst Mittelitalien, das Bodentief hat dadurch
die Gelegenheit nach Ungarn zu ziehen. Ein markanter Warmlufteinschub über
Ostdeutschland wäre die Folge, an den Alpen würden sich kräftige
Stauniederschläge bei deutlich steigender Schneefallgrenze einstellen. GFS setzt
weiter auf die klassische Vb-Lage. Je nach vorhandener Luftmasse bewegen sich
die Höchstwerte zwischen 12 und 22 Grad, in der Nacht ist es mit 12 bis 4 Grad
herbstlich kühl. Der Wind spielt keine dominante Rolle.

Sonntag … legt sich die Achse des Rückens nach IFS diagonal über Mitteleuropa
(Südfrankreich – westliche Ostsee) und stützt weiterhin die schwache
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. Wetterbestimmend wäre dabei weiterhin mäßig
warme Meeresluft. In der Nacht zum Montag nähert sich schließlich die Kaltfront
eines Tiefs über dem Europäischen Nordmeer dem Nordwesten mit schauerartigem
Regen an. Sonst bleibt es überwiegend trocken bei Höchstwerten zwischen 15 und
22 Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vergangene IFS Läufe ist bis Donnerstag als gut zu
bezeichnen. Entscheidend wird dann der Abtropfvorgang des Höhentroges, der ab
Freitag noch unterschiedlich modelliert wird. Der gestrige 00Z-Lauf lässt diesen
rasch vonstattengehen, der letzte 12Z-Lauf ist ähnlich zum aktuellsten Lauf.
Auch die Positionierung über Oberitalien wäre nicht grundlegend unterschiedlich.
Allerdings verabschiedet sich dieses beim heutigen Lauf rascher südostwärts und
verliert damit an Wettereinfluss, auch auf Südostbayern. Damit ist der Weg frei
für das Aufbauen des Rückens über Mitteleuropa. Es gilt nun abzuwarten, ob sich
dieser Trend fortsetzt oder ob sich wieder eine Annäherung zu ICON einstellt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die ab Freitag markanten Unterschiede der verschiedenen Globalmodelle wurden im
Haupttext bereits skizziert. Besonders hinsichtlich der Niederschlagsmenge ist
ein großer Wertebereich möglich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative deutsche Städte stützen die deterministischen
Aussagen. Mit Kaltfrontdurchgang am Mittwoch geht es mit T850 hPa nochmal eine
Stufe nach unten. Nachfolgend verbleibt diese bei einem relativ geringen
Unsicherheitsbereich knapp über 0 Grad. Das Minimum des Geopotentials wird im
Norden bereits am Mittwoch, im Süden am Donnerstag erreicht. Der Wiederstieg ist
aber dann größeren Unsicherheiten unterworfen. Der Hauptlauf lässt das Potential
schneller und stärker ansteigen als die meisten anderen Member, besonders im
Süden und der Mitte. Die Interaktion zwischen Höhentief über Oberitalien und dem
sich aufbauenden Rücken ist daher noch nicht in trockenen Tüchern. Damit ist die
genaue Wetterlage am kommenden Wochenende noch nicht näher präzisierbar.

CLUSTER:
+120…+168h: Es liegen vier Cluster vor, alle sind dem Strömungsmuster
„Blocking“ zuzuordnen. Es nicht überraschend, dass für Mitteleuropa besonders
das Höhentief südlich der Alpen eine entscheidende Rolle spielt. Auf den ersten
Blicken ergeben sich aber gar nicht so große Unterschiede, aber auf die
Feinheiten der Lage wird es ankommen.

+192…+240h: Die Clusteranzahl reduziert sich auf drei. C1 lässt das Höhentief
unter Abschwächung nach Griechenland ziehen, bei C2 ist dieses zu Beginn etwas
diffuser ausgeprägt, positioniert sich aber zur Mitte der übernächsten Woche
über Mittelitalien. C3 beinhaltet den Hauptlauf und zeigt die Ausbildung der
Geopotentialbrücke über Mitteleuropa. Allerdings ist die Memberanzahl mit 13
gering, sodass die Lösung des Hauptlaufes in der übernächsten Woche zunächst mit
einer Portion Vorsicht betrachtet werden sollte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Mittwoch an der Nordseeküste einzelne Gewitter mit Sturmböen gering
wahrscheinlich.

WIND:
Am Mittwoch an den Küsten zeitweise stürmische Böen aus Südwest bis Nordwest,
auf exponierten Bergen einzelne Sturmböen.

REGEN:
Unsichere Prognostik. Zwischen Mittwochabend und Samstagfrüh Potential für
ergiebigen Dauerregen am östlichen Alpenrand mit 70 bis 100 l/qm (Staulagen),
vom Allgäu bis um Bayerwald 40 bis 70 l/qm. Allerdings Ausweitung des
Niederschlagsgebiets auf größere Teile Bayerns und Sachsens durchaus möglich.

SCHNEE:
Oberhalb von 1500 m zwischen der Nacht zum Donnerstag und Samstagfrüh markante
Neuschneemengen möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW (det./prob.), ICON ist aber nicht zu ignorieren, MOSMIX

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri