S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.09.2024 um 10.30 UTC

Nach unwetterartigem Dauerregen vor allem am Montag erste „Herbstgrüße“ in Form
eines deutlich kühleren und zunächst unbeständigen Witterungsabschnitts.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.09.2024

Der Montag steht ganz im Zeichen eines großräumigen und nachhaltigen
Luftmassenwechsels, der die bis dahin noch vorherrschende schwül-warme
Witterungsphase endgültig beendet. Verantwortlich dafür ist ein sich
ausdehnender Langwellentrog über Mitteleuropa. Dieser befindet sich eingekeilt
zwischen zwei ausgedehnten blockierenden Hochdruckgebieten über dem Atlantik und
Russland. Für Deutschland sind hierbei zwei Bodentiefdruckgebiete maßgeblich.
Ein zunächst noch steuerndes Tief zieht von Nordfrankreich und Benelux in den
Westen Deutschlands und führt dabei deutlich kühlere Meeresluft heran (T850
sinkt auf unter 10°C), schwächt sich aber im Verlauf ab oder löst sich sogar
allmählich auf. Auf der warmen Vorderseite ist eine markante Tiefdruckrinne
wirksam, die ein Druckminimum über Ostdeutschland vorweisen kann. Die dabei
entstehende Luftmassengrenze ist dementsprechend wetterwirksam. Mit diesem nun
entlang der Trogvorderseite langsam nach Norden ziehenden Randtief kommt es zu
gebietsweise erheblichen Dauerniederschlägen. Dabei stehen unwetterartige Mengen
von 60 bis 80, stellenweise eventuell sogar bis 100 mm Niederschlag im Raum, die
innerhalb von etwa 24 Stunden ab Sonntagabend bis Dienstagmorgen fallen.

Am Dienstag ist das Randtief voraussichtlich bis zum Morgen im Ostseeraum
angekommen und hat sich im Laufe der Nacht noch etwas verstärkt. Es zieht im
Tagesverlauf weiter nordostwärts ab. Bis dato regnet es zunächst noch weiter
sehr kräftig im Nordosten und Teilen des Nordens. Voraussichtlich bis zu den
Mittagsstunden lassen die meisten Niederschläge bereits deutlich nach. Mit dem
nun näher rückenden Trog sowie der Annäherung des nächsten Zentraltiefs über dem
Nordmeer fließt weiter gestaffelt polare Meeresluft ein. Die Temperaturen in 850
hPa sinken kontinuierlich weiter und unterschreiten allmählich die Marke von
5°C. Entsprechend erreichen die Tagestemperaturen nicht mehr das Niveau dieser
Woche und liegen nur noch im Bereich von etwa 17 bis 20°C. Die einfließende
Kaltluft führt zu einer Labilisierung, sodass es gebietsweise zu Schauern und
eventuell auch zu einzelnen Gewittern kommt. Vor allem im Umfeld von Nord- und
Ostsee sind die Wahrscheinlichkeiten dafür erhöht. Zudem nimmt mit Annäherung
der nächsten Tiefausläufer der Druckgradient erneut zu. Damit wird es vor allem
im Norden wahrscheinlich relativ windig bis hin zu möglichen Sturmböen vor allem
an der Nordseeküste.

Am Mittwoch liegt die Kaltfront des zentralen Tiefdruckgebietes vor Norwegen nun
über Deutschland und lenkt einen weiteren Schwall Kaltluft in den Nordwesten.
Zwar schafft es die 0°C-Isotherme in 850 hPa nicht ganz bis zu uns, liegt aber
wohl nicht weit entfernt vor der Nordseeküste. Auch in größerer Höhe gelangt mit
dem Trog Kaltluft bis zu uns, die mit 500 hPa-Temperaturen von bis zu -30°C
weiteres Potential für Labilisierung liefert. In der Folge kommt es mit dem
Tagesgang landesweit zur Bildung zahlreicher Schauer und erneut einzelner
Gewitter. Vor allem im Küstenbereich bleibt es weiterhin windig. Auch die
Temperaturen nehmen weiter ab und steigen tagsüber auf Werte von meist zwischen
15 und 18°C.

Am Donnerstag amplifiziert der Langwellentrog weiter und erstreckt sich nun von
Skandinavien über Deutschland bis in den nordafrikanischen Raum. Die Kaltfront
ist bereits vollständig durchgezogen und das Land nun vollständig mit maritimer
Polarluft geflutet. Weitere Temperaturabnahme ist die Folge, das Thermometer
steigt oft nur noch auf Werte um 15°C. Bodennah macht sich, vor allem durch die
bis dahin andauernde Kaltluftadvektion gestützt, nun zunehmend Hochdruckeinfluss
in Form einer Brücke aus Richtung Atlantik bemerkbar. Gleichzeitig kommt es
südlich der Alpen im Bereich der dort weiterhin liegenden Trogvorderseite zu
erneuter Zyklogenese im Warmluftbereich. Daraufhin stellt sich ein relativ
starker Druckkontrast zwischen Alpennord- und -südseite. Es stellt sich
markanter Nordföhn ein, der je nach Ausprägung auch schon zu ersten
nennenswerten Stauniederschlägen an der Alpennordseite führen könnte.

Am Freitag liegt der Langwellentrog noch immer über Zentraleuropa und zeigt nun
mit zunehmendem Alter erste Tendenzen zum Abtropfen. Eine Progression findet
nicht statt, denn weiterhin wirken die anfangs erwähnten großskaligen
Hochdruckgebiete blockierend. Nach Deutschland gelangt dabei weiterhin polare
Kaltluft. Die geschieht unter zunehmendem bodennahen Hochdruckeinfluss, der die
Schauertätigkeit zunehmend unterdrückt und für Wetterberuhigung sorgt. Es stellt
sich ein gradientarmes, meridional ausgerichtetes Strömungsmuster ein. Inwiefern
es stau- bzw. föhnbedingt zu weiteren Niederschlägen an den Alpen kommt, scheint
hierbei noch nicht ganz klar. Glaubt man den aktuellen Prognosen, so scheint
diese insgesamt eher schwach auszufallen, da sich der Hochdruckeinfluss bis in
den Alpenraum erstrecken soll. Inneralpin gibt es aber wohl relativ sicher
Niederschläge. Bei 850 hPa-Temperaturen von weiterhin nur knapp über 0°C ist
hierbei der erste nennenswerte Schneefall der Wintersaison in den Hochlagen
spätestens ab 2000 m absehbar.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der generell beschriebene Trend zur ersten herbstlichen Abkühlung in Verbindung
mit der Großwetterlage wird von allen Läufen einheitlich gezeigt. Bis mindestens
Mitte der kommenden Woche steht der Fahrplan quasi einheitlich, erst danach
zeigen sich erste größere Differenzen. Diese gehen mit einer uneinheitlichen
Simulation des dann beginnenden Abtropfprozesses über Zentraleuropa einher. Dies
hat Einfluss auf das sich einstellende meridionale Zirkulationsmuster und damit
vor allem auf die Ausprägung des einsetzenden Nordföhns.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Grundsätzlich stützen die weiteren Globalmodelle wie GFS, ICON, UK10 die zu
erwartende Wetterentwicklung. Unsicherheiten gibt es en detail noch bei der
Ausprägung und Verteilung der heftigen Regenfälle am Montag, wobei sich in den
letzten Läufen eine grundsätzliche Tendenz zur Osthälfte als Schwerpunkt zeigt.
Fraglich ist, inwiefern Ostbayern betroffen sein wird. Hier zeigt z.B. ICON
deutlich ostwärts verschobene Signale über Tschechien.
Im weiteren Verlauf ist die Tendenz zum Trog Mitteleuropa in Verbindung mit
weiterer Abkühlung eindeutig. Mit deutlichen Fragezeichen ist dagegen der
weitere Abtropfprozess des Troges zum Wochenende behaftet. Dieser findet z.B. in
ICON so gar nicht statt, was einen weiteren atlantischen Kaltluftvorstoß
behindert. Damit sind mögliche Zyklogenesen über Oberitalien noch unklarer
Natur. Diese Lage könnte dahingehend noch Überraschungen in Form von Vb-artigen
Entwicklungen bergen. Auch die noch unklare Ausprägung des zu erwartenden
Nordföhns hat darauf Einfluss.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles sowohl von ECMWF als auch GFS zeigen den eindeutigen Trend zur
Abkühlung bis zur Wochenmitte. Erst danach stellen sich zunehmende
Unsicherheiten ein. Am Ende der kommenden Woche suggerieren die Rauchfahnen
wieder eine Temperaturzunahme in der Höhe in Kombination mit deutlich steigendem
Geopotential. Hierbei zeigt sich der 00 UTC-Hauptlauf als ausgesprochen kühler
Vertreter. Gut möglich also, dass sich der Hochdruck noch rascher und intensiver
durchsetzt und eine ostwärtige Verlagerung der zugehörigen Divergenzachse rasch
für Milderung sorgt.

Die Cluster des ECMWF zeigen recht mannigfaltige Lösungen, was sich in einer
großen Anzahl von Clustern wiederspiegelt. Ab 120h werden gleich vier Lösungen
angeboten, von denen die große Mehrheit erst von +NAO nach -NAO umschwenkt, um
anschließend eine Rückkehr zum Blocking zu favorisieren.
Auch darüber hinaus (192-240h) wird Blocking favorisiert. Nur das Cluster #2 mit
immerhin 14 Membern sieht eine persistente positive Geopotentialanomalie über
dem Golf von Biscaya und damit einhergehend eine Rückkehr zu +NAO.

Fazit:
Nach zunächst anstehender Unwetterlage mit Dauer- und eingelagertem Starkregen
in Verbindung mit kräftigen Gewittern anschließend deutlich kühler und zunächst
unbeständig mit Schauern und einzelnen Gewittern, dazu windigem Wetter an der
Küste. Ende der Woche zunehmend freundlicher, aber weiterhin kühl. Im alpinen
Hochgebirge wahrscheinlich erste nennenswerte Schneefälle, dazu teils kräftiger
Nordföhn.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Montag teils heftige, unwetterartige Regenfälle mit Schwerpunkt in der
Osthälfte des Landes. Hierbei etwa 24-stündige Mengen zwischen 40 und 60, in
besonderen Schwerpunkten 60 bis 80 l/qm. Auch einzelne Summen von bis zu 100
l/qm nicht ausgeschlossen. Die genaue räumliche Verteilung ist hierbei noch
unsicher. Insbesondere ist unklar, ob das östliche Bayern hiervon betroffen ist.

In die Regenfälle entlang der warmen östlichen Flanke sind teils schwere
Gewitter eingelagert. Hierbei innert kurzer Zeit teils heftige, unwetterartige
Starkregenfälle möglich. Im Westen und Südwesten im kühleren Bereich einzelne
kräftige Gewitter mit Starkregen gering wahrscheinlich.
Am Dienstag allmählich nachlassende Niederschläge, hierbei vor allem im
Nordosten markante Regenmengen gering wahrscheinlich.
Am Mittwoch recht verbreitet einzelne Kaltluftgewitter in Verbindung mit
Sturmböen gering wahrscheinlich. An der Küste auch abseits von Gewittern
Sturmböen gering wahrscheinlich.
Auch am Donnerstag noch an der Nordsee Sturmböen gering wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ICON, GFS nebst jeweiligen EPS; MOSMIX; UK10; COSMO-LEPS

VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch