S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.09.2024 um 10.30 UTC

Am Sonntag im Westen, im Osten am Montag vorerst letzter Tag mit
spätsommerlicher Wärme bzw. Hitze. Von Westen her deutlich wechselhafter mit
Schauern, Gewittern und schauerartig verstärktem Regen. Dabei regional Stark-
oder Dauerregen bis in den Unwetterbereich möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.09.2024

Sonntag … befindet sich das zunehmend im Mittelpunkt des Wettergeschehens für
Mitteleuropa stehende Höhentief mit seinem Kern über dem westlichen Ausgang des
Ärmelkanals und korrespondiert mit einem mehrkernigen Bodentief über der identen
Region. Auf der Vorderseite wird nochmals von Süden her sehr warme
Mittelmeerluft herangeführt. In 850 hPa reicht die 16-Grad-Isotherme bis nach
Brandenburg, während es im äußersten Westen im Vorfeld der übergreifenden
Kaltfront nur noch für etwa 12 Grad reicht. Damit liegt der Hitzepol auch am
Sonntag im Osten mit bis zu 33 Grad, auch in Südostbayern ist die eine oder
andere „30“ möglich. Sonst ist es sommerlich warm, in der Eifel bleibt die
Temperatur unter 25 Grad. Dies korrespondiert mit der Sonnenscheindauer, die von
der Ostsee bis nach Niederbayern am höchsten ist. Im Westen greift nämlich im
Tagesverlauf die vorhin schon erwähnte Kaltfront des Tiefs über Südengland über.
Dabei kommt es bereits am Vormittag und zu Mittag vom Niederrhein über die Eifel
und Pfalz bis zum Schwarzwald zu Schauern und teils starken Gewitter mit
Starkregen, stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel. Am Nachmittag greifen
diese auf die mittleren Regionen und den Alpenrand über. In der Nacht zum Montag
gehen diese in schauerartig verstärkten, teils gewittrigen Regen über. Dabei
bleibt es wahrscheinlich nur noch im Nordosten trocken. Gebietsweise, bevorzugt
aber in der Südhälfte ist mehrstündiger Starkregen möglich. Die Frühwerte
reichen von 18 Grad an der Ostsee bis 10 Grad in der Eifel. Der Wind dreht
ausgehend von Ost von Westen her auf West, ist aber außerhalb der Schauer und
Gewitter meist schwach, zeitweise auch mäßig.

Montag … positioniert sich das Höhentief über dem östlichen Teil des
Ärmelkanals und den Benelux-Staaten. Die Tiefdruckzone am Boden weitet sich auf
Mittel- und Südosteuropa aus und nimmt Kontakt mit jener über dem Europäischen
Nordmeer auf. Die Kaltfront des Bodentiefs über der südwestlichen Nordsee
erreicht im Laufe des Tages auch die östlichen Bundesländer mit schauerartigem
Regen und einzelnen Gewittern. Dabei besteht weiterhin ein erhöhtes Risiko für
ein- oder mehrstündigen Starkregen. Besonders ICON liefert bereits in der Nacht
zum Montag regional sehr hohe Regenmengen, die sich tagsüber besonders über der
Mitte und im Südosten zu finden sind – auch EZMW schlägt eine ähnliche Richtung
ein, wenngleich die Quantität etwas geringer ist. Vor dem Eintreffen der
Kaltfront steigt die Temperatur im Osten nochmals auf 25 bis 28 Grad, sonst auf
20 bis 24 Grad, in der Eifel sowie im südwestlichen Bergland werden 20 Grad
nicht mehr erreicht. Der Westwind legt vor allem auf den Bergen mit einzelne
starken bis stürmischen Böen zu, im Flachland ist er meist schwach, zeitweise
mäßig, im Süden auch frisch. In der Nacht zum Dienstag nistet sich das Höhentief
nach EZMW direkt über der Mitte Deutschlands ein, in ICON ist dessen Kontur
nicht mehr so stark ausgeprägt. Beiden Modellen ist aber gemein, dass dieses auf
seiner Vorderseite ein sich leicht vertiefendes Tief vom westlichen Tschechien
nach Dänemark lenkt. Die genaue Zugbahn des Bodentiefs unterliegt über
Ostdeutschland hinweg aber noch Unsicherheiten. Damit kommt es besonders in der
Nordosthälfte zu teils starken und länger anhaltenden Regenfällen, während es
sonst nur noch für Schauer reicht. Generell besteht zwischen der Nacht zum
Montag und der Nacht zum Dienstag gebietsweise Unwetterpotential für
Stark-/Dauerregen.

Dienstag und Mittwoch … verliert zunächst das Höhentief über der Mitte weiter
an Kontur und geht in einem schwachen Höhentrog auf, der von der Nordsee nach
Südosteuropa gerichtet ist. Außerdem stößt über Großbritannien ein deutlich
markanterer Trog nach Süden vor und greift am Mittwoch besonders auf den
Nordwesten Deutschlands über. Nachfolgend steilt in der Nacht zum Donnerstag die
Strömung auf, sodass Deutschland in eine südwestliche bis südliche Höhnströmung
gelangt. ICON wandelt am Dienstag auf den Pfaden von EZMW, der Trog tropft aber
früher über Nordwesteuropa ab und positioniert sich mit Kern über der Nordsee.
Damit ist dessen Auswirkung auf Deutschland deutlich größer, außerdem ist die
Aufsteilung der Strömung auf Südwest nicht gegeben. Am Dienstag und in der Nacht
zum Mittwoch kommt es gebietsweise zu Schauern oder schauerartigem Regen, wobei
die genaue Regionalisierung noch nicht festgelegt werden kann. Während sich am
Mittwoch im Süden leicht föhnige Tendenzen zeigen (T850 steigt im Alpenvorland
auf bis zu 10 Grad), rechnet ICON mit einer dominanten Meeresluft subpolaren
Ursprungs mit T850 um 2 bis 4 Grad. Bei EZMW entwickelt sich in der
aufsteilenden Strömung in der Nacht zum Donnerstag eine markante, von Südwest
nach Nord gerichtete Luftmassengrenze mit teils kräftigen Regenfällen. Am
Dienstag sind im Norden und Osten nochmals 20 Grad möglich, im Süden sowie am
Mittwoch liegen die Temperaturen generell unter dieser Marke (Unsicherheiten
bestehen dabei besonders im Süden durch die differente synoptische Lage). In den
Nächten wird es zunehmend einstellig. Der Westwind frischt etwas auf und ist
mäßig, teils frisch. An der Nordsee sind steife Böen aus Nordwest
wahrscheinlich.

Donnerstag … befindet sich Deutschland auf der Vorderseite des nun sehr schmal
konturierten Langwellentroges über Westeuropa. Die Trogachse verläuft zu Mittag
etwa von den Färöer bis zu den Westalpen. Die strömungsparallel liegende
Kaltfront kämpft sich dabei nur langsam nach Osten und Südosten voran und sorgt
dabei von der Mitte nach Osten ausgreifend für teils länger anhaltenden Regen.
Auch starke Gewitter können im Vorfeld dabei sein. Allerdings erübrigt sich eine
weitere Diskussion, da noch Unterschiede im Timing (GFS) und auch bei der
generellen synoptischen Lage bestehen (ICON).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz von EZWM ist akzeptabel. Die Lage des Höhentiefs wird zwar schon
noch unterschiedlich gerechnet (die genaue Position variiert in der Nacht zum
Montag zwischen der Bretagne [00Z von gestern], der Normandie [12Z von gestern]
und dem Ärmelkanal. Es ist also eine leicht östliche Tendenz erkennbar. Daraus
ergeben sich für Deutschland aber nur kleine Unterschiede im zeitlichen Ablauf,
die generelle Tendenz ist gut abgesichert. Die Positionierung direkt über der
Mitte des Landes in der Nacht zum Dienstag ist allerdings neu, bisher war der
Kern des Höhentiefs weiter südlich gerechnet – mit Auswirkungen für die
Niederschlagsprognose. Die genaue Lage des markanten Troges zur Wochenmitte ist
noch sehr diffizil. Bei den beiden älteren Läufen hätte dieser mehr auf den
Westen Deutschlands übergegriffen, damit wäre der Regenschwerpunkt primär im
Südosten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Besonders die Unterschiede zwischen ICON und EZMW wurden im Haupttext bereits
genannt. Allgemein kann der Trend zu zurückgehenden Temperaturen und einem
deutlich wechselhafteren Wettercharakter konstatiert werden. Auch das Potential
für Stark- oder Dauerregen zu Wochenbeginn ist in beiden Modellen gegeben.
Größer werden die Unterschiede ab der Nacht zum Donnerstag mit der
unterschiedlichen Anströmung sowie der Entwicklung der Luftmassengrenze/der von
Westen heranziehenden Kaltfront bei EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Städte in Deutschland stützen im Wesentlichen
die deterministischen Aussagen. Am Sonntag beginnt, kongruent mit dem Abfall des
Geopotentials, die Abwärtstendenz der T850. Zur Wochenmitte pendelt sich diese
bei 6 bis 10 Grad ein, wobei die Unsicherheit nachfolgend deutlich zunimmt. Die
Unsicherheiten bei der Regionalisierung der stärksten Regenfälle pausen sich
auch auf die Niederschlagssignale durch, die allgemein ab Sonntag ein starkes
Rauschen aufweisen. Der Witterungstrend erscheint daher klar, aber auf die
Feinheiten wird es (besonders im Warnwesen) ankommen …

CLUSTER:
+120…168h: Es liegen 5 Cluster vor, die verschiedensten Strömungsmustern
zuzuordnen sind. Allen ist gemeinsam, dass sich ein mehr oder weniger stark
konturierter Trog über Westeuropa ausbildet, dessen genaue Achsenlage
entscheidenden Einfluss auf das mitteleuropäische Wetter ausüben wird.

+192…240h: Es gibt 5 Cluster. Der vorhin schon erwähnte Trog ist weiterhin der
entscheidende Parameter. C1 (17 Member inkl. Hauptlauf) lässt diesen zunehmend
schmäler werden und zum Sonntag nach eine Abtropfvorgang zur Adria abbauen. C2
hat die stärkeren Trogvarianten zusammengefasst und belässt diesen bis Sonntag
mit Schwerpunkt über der Nordsee. Die restlichen Cluster nehmen gewisse
Zwischenpositionen ein – deuten aber alle nicht auf die Rückkehr des sehr warmen
Spätsommers hin.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER/STARKREGEN/DAUERREGEN:
Am Sonntag von Westen her einzelne starke Gewitter, am Nachmittag und in der
Nacht zum Montag auf die Mitte und den Südosten übergreifend. Dabei Starkregen
um 20 l/qm, stürmische Böen um 70 km/h und kleinkörniger Hagel. In der Nacht
zudem besonders in der Südhälfte in schauerartig verstärkten Regen übergehend,
dabei mehrstündiger Starkregen um 30 l/qm in wenigen Stunden gebietsweise
wahrscheinlich. Unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen.

Am Montag anhaltende Starkregenlage mit markanten Regenmengen. Schwerpunkt in
der Nacht zum Dienstag in den Nordosten verlagernd. Regenmengen zwischen 30 l/qm
in 6 bzw. um 40 l/qm in 12 Stunden gebietsweise möglich. Regionale Verteilung
aber noch sehr unsicher. Wahrscheinlichkeiten für mehr als 40 l/qm in 48 Stunden
sind abseits des Nordostens erhöht, bestehen für mehr als 60 l/qm mit bis zu 20%
vor allem in Teilen des Westens und Südens.

Am Dienstag und Mittwoch Schauer und einzelne Gewitter, dabei örtlich um 15 l/qm
in einer Stunde möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZWM (det./prob.), MOSMIX

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri