S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.09.2024 um 10.30 UTC

Spätsommerlich warm, dabei besonders im Süden und zeitweise auch im Westen
Schauer und Gewitter. Zu Beginn der nächsten Woche im Süden höheres
Niederschlagspotential, allerdings sehr unsicher.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.09.2024

Freitag … befindet sich ein imposantes Cut-Off-Tief etwas westlich der Biskaya
und weist zunächst keine großen Verlagerungstendenzen auf. Außerdem ist
Nordosteuropa weiterhin bestimmt durch das umfangreiche Bodenhoch mit
Schwerpunkt über dem westlichsten Russland. Dieses wird gestützt durch ein
eigenständiges Höhenhoch. Mitteleuropa und damit auch Deutschland befindet sich
zwischen diesen beiden Druckgebilden in einer gradientschwachen südöstlichen
Bodenströmung, dabei wird weiterhin sehr warme Mittelmeerluft advehiert. Die
Temperaturen in 850 hPa erreichen an der der Ostsee um 12 Grad, im äußersten
Süden bis zu 16 Grad. Dies reicht aus, dass verbreitet wieder ein Sommertag mit
Höchstwerten zwischen 25 und 29 Grad ins Haus steht. Im Osten sind nochmals
knapp über 30 Grad möglich, im südwestlichen Bergland bleibt die Temperatur
etwas unter 25 Grad. Während es in der Nordhälfte durch den Einfluss des
Bodenhochs trocken bleibt, sorgt ein in seiner Konturierung noch unsicherer
Randtrog im Süden für einzelne Schauer und Gewitter, die primär vom Bergland
ausgehen werden. Dabei ist vor allem Starkregen wahrscheinlich. In der Nacht zum
Samstag klingen diese überwiegend ab, nachfolgend ist es überall trocken bei
Tiefstwerten zwischen 17 und 11 Grad. Der östliche bis südöstliche und meist
schwache, im Nordosten mäßiger Wind spielt keine große Rolle.

Samstag und Sonntag verlagert sich das Höhentief nur langsam von der Biskaya zur
Bretagne. Das zunehmend mehrkernige, korrespondierende Bodentief überdeckt das
westliche Frankreich und weitet sich ebenfalls langsam nach Cornwall und später
allgemein zum südlichen England aus. Das Bodenhoch über dem westlichen Russland
schwächt sich zwar etwas ab (maximaler Druck nun etwas über 1025 hPa), behält
aber weiterhin seine blockierende Funktion. Die Luftmassentemperatur über
Mitteleuropa bleibt dabei meist unverändert, wird aber, induziert durch die
Tiefdruckzone über Westfrankreich, im Westen Deutschlands etwas feuchter. Dort
und auch im Südwesten und in den alpennahen Gebieten ist das Schauer- und
Gewitterrisiko vor allem am Sonntag deutlich erhöht. Im Südwesten können diese
auch in der Nacht zum Montag anhalten bzw. gehen in schauerartig verstärkten
Regen über. Dabei gibt es aber noch größere Unsicherheiten: Während ICON zwar
ein kleines Höhentief über Polen simuliert (westlicher als bei IFS), bleibt es
nach dessen Lesart in ganz Deutschland überwiegend trocken. GFS nimmt eine
gewisse Zwischenposition ein. Aufgrund der besseren Konsistenz bei IFS wird
zunächst auf dessen Modelloutputs gesetzt. Die Höchstwerte bleiben im
sommerlichen Bereich zwischen 25 und 29 Grad, in der Nacht kühlt es auf Werte
zwischen 17 und 11 Grad ab. Der Wind aus unterschiedlichen Richtungen ist
weiterhin schwach.

Montag … mischt sich das Höhentief nun deutlicher in die mitteleuropäische
Witterung ein. Es geht auf Wanderschaft in südöstliche Richtung und erreicht in
der Nacht zum Dienstag nach Lesart des IFS mit seinem Kern Oberitalien. Bodennah
etabliert sich nun die Tiefdruckzone ebenfalls über Mittel- und Südosteuropa.
Die Luftmasse feuchtet dabei von Süden her weiter an. Schauerartige und teils
gewittrig durchsetzte Regenfälle greifen bereits ausgangs der Nacht von den
Alpen her in den äußersten Süden und später in Richtung Main aus. Dabei nimmt
die Gewitterintensität im Tagesverlauf deutlich zu. Allerdings muss auch hier
auf die erhöhte Unsicherheit eingegangen werden, denn ICON ist diesbezüglich
deutlich defensiver aufgestellt – ist aber im Vergleich zu anderen Modellen eher
alleine. Jedenfalls ist aber die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es in der
Nordhälfte hochdruckbedingt weiterhin trocken bleibt. Die Höchstwerte sind
wenige Kelvin geringer als am Vortag, der spätsommerliche Charakter bleibt aber
noch erhalten. Der Wind ist schwach aus unterschiedlichen Richtungen. In der
Nacht kühlt es im Norden auf 15 bis 8 Grad ab. Im Süden rechnet IFS im Bereich
des Bodentiefs mit teils kräftigen Regenfällen, daher sind die Tiefstwerte
deutlichen Unsicherheiten unterworfen. Die hohen Regenmengen werden aber von
ICON und GFS nicht in der Quantität gestützt.

Dienstag … verbleibt das Drehzentrum des Höhentiefs über Nord- und
Mittelitalien, dabei greift ein Randtrog weiterhin über die Alpen nach
Süddeutschland aus. Die nun sehr komplex aufgestellte mitteleuropäische
Tiefdruckzone bleibt über dem Süden des Landes und Südosteuropa weiterhin
wetterbestimmend. IFS setzt daher in den südlichen beiden Bundesländern
weiterhin auf länger anhaltenden, teils schauerartig und gewittrig verstärkten
Regen. In der Nordhälfte bleibt es dagegen trocken. Die Regenmengen im Süden
müssen jedenfalls im Auge behalten werden, akkumuliert geht nämlich IFS in 48
Stunden von 30 bis 80, stellenweise bis 100 l/qm aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe hat sich wieder etwas verbessert. Der
heutige Lauf sowie jener von gestern 12Z weisen zu Beginn der Mittelfrist eine
hohe Übereinstimmung auf. Die Unsicherheit nimmt allerdings mit der Annäherung
des Cut-Off-Tiefs zu und erreicht zu Wochenbeginn wieder ein diskutierbares Maß.
Je nach genauer Entwicklung der Randtröge wird auch der Teil der
Bodentiefdruckzone nördlich der Alpen beeinflusst (im letzten 12Z-Lauf würde
diese bis nach Norddeutschland ausgreifen). Daher muss die Niederschlagsprognose
noch mit einigen Fragezeichen versehen werden. Erwähnenswert ist aber noch, dass
die Unterschiede zum gestrigen 00Z-Lauf doch erheblich sind.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auf die größeren Unterschiede zwischen den verschiedenen Globalmodellen wurde
bereits im Haupttext eingegangen. Erwähnenswert sind das etwas besser
ausgeprägte Höhentief über Polen am Samstag und Sonntag bei ICON und die genaue
Lage des Höhentiefs über Westeuropa ab Montag. UK10 lässt dieses schon am Montag
zur Lombardei ziehen, wohingegen ICON mit einer langsameren Lösung den
Simulationen von IFS folgt und GFS sich dazwischensetzt. Allerdings belässt es
ICON an den Folgetagen als einzigstes Modell über dem Westen Frankreichs – mit
deutlich weniger Wetteraktivität in Süddeutschland. Die Temperaturverhältnisse
sollten aber im Gegensatz zu den Niederschlägen weitgehend sicher sein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland bestätigen im
Wesentlichen die deterministischen Aussagen. Freitag und Samstag sind bestimmt
durch relative höheres Geopotential, bevor dieses an den Folgetagen sukzessive
abgebaut wird. T850 liegt zwischen 14 und 18 Grad, wobei ein
Unsicherheitsbereich von nur wenigen Kelvin vorliegt. Die Niederschlagssignale
weisen – entsprechend den vereinzelten Schauern und Gewittern – ein
entsprechendes Rauschen auf, wobei die Signale im südlichen Bergland noch am
deutlichsten sind. Ab Montag erfolgt schließlich mit dem stärkeren Abfall des
Geopotentials auch ein Rückgang der Temperatur. Die Unsicherheiten sind zwar
noch relevant, aber die Tendenz geht deutlich in diese Richtung.

CLUSTER:
+120…168h: Es liegen fünf Cluster vor, wobei fast alle Zeitschritte dem
Strömungsmuster „Blocking“ zugeordnet wurden. Für Mitteleuropa natürlich
relevant ist die Lage und die Zugbahn des Cut-Off-Tiefs über Westeuropa. C1
lässt dieses, übereinstimmend mit dem Hauptlauf, in Richtung Oberitalien ziehen
(16 Member). C2 belässt dieses dagegen weiter westlich über Frankreich (12
Member). C3 ist ähnlich zu C1, C4 unterscheidet sich zu C1 und C3 vor allem in
der schwächeren Ausprägung des Höhentiefs. C5 ist wieder sehr ähnlich zu C1.
Summa summarum ist damit der Hauptlauf gut abgesichert.

+192…240h: Die Clusteranzahl reduziert sich auf drei. C1 mit 20 Membern geht
von einer sich entwickelnden Troglage über West- und dem westlichen Mitteleuropa
aus. C2 und C3 sind etwas zonaler, aber der Trogeinfluss ist dort in
abgeschwächtem Maße auch erkennbar.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER/STARKREGEN:
Am Freitag in der Südwesthälfte (ausgehend vom Bergland) einzelne starke
Gewitter, primär mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel. Am Samstag im dortigen
Bergland nur ganz vereinzelte starke Gewitter in ähnlicher Stärke.

Am Sonntag besonders im Westen und im Alpenvorland ansteigendes
Gewitterpotential. Dabei weiterhin Starkregen und kleinkörniger Hagel im Fokus,
vereinzelt auch stürmische Böen. In der Nacht zum Montag im äußersten Südwesten
in schauerartig verstärkten Regen übergehend, am Montag auf die Südhälfte
ausweitend. Dabei sowohl einstündiger, als auch mehrstündiger Starkregen
möglich. Allerdings noch erhebliche Unsicherheiten.

Am Dienstag im Süden weiterhin etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit für
mehrstündigen Starkregen/Dauerregen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (det./prob.), MOSMIX

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri