SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Eingangs der Nacht abnehmende Gewittertätigkeit.
Mittwochfrüh im Südwesten, vereinzelt auch im Norden erneut starke Gewitter,
ganz vereinzelt Unwetter.
Am Nachmittag und Abend vor allem von der Mitte bis nach Nordwestdeutschland
aufkommende starke Gewitter, örtlich eng begrenzt Unwetter durch heftigen
Starkregen.
Am Donnerstag im Südwesten noch Gewittergefahr bei abnehmender Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … gibt es in der flauen südlichen bis südwestlichen Strömung in der
wetterwirksamen potentiell instabilen Luftmasse örtlich Schauer oder teils
kräftige Gewitter. Nur im äußersten Osten und Nordosten ist die Luft zu trocken
für die Entwicklung von Schauern und Gewittern. Dabei wirkt das Höhentief bei
den Hebriden mit Bodentief weiter nördlich in Zusammenarbeit mit dem Höhenhoch
über dem Baltikum und dem nordwestlichen Balkan sowie dem Bodenhoch über
Nordosteuropa steuernd.

Das Höhentief bei den Hebriden ist durch ein Abtropfprozess am Vortag entstanden
und verlagert sich nachts etwas weiter nach Süden. Ein scharfer Randtrog reicht
bis nach Spanien und ein weiterer, diesmal flacher Randtrog wird über
Südostfrankreich Richtung Westalpen und Südwestdeutschland gesteuert. Die
Höhenströmung steilt weiter auf und vorderseitig kann durch PVA nun vor allem im
Südwesten des Landes etwas dynamischer Hebungsantrieb generiert werden.
Im Bodenfeld kommt die wellende Kaltfront des Nordmeertiefs über der Nordsee und
dem Ärmelkanal allmählich etwas nach Osten voran und greift auch auf Benelux
über. Vorderseitig verstärkt sich noch einmal die Advektion feuchter Luftmassen
aus Südwesteuropa, so dass die PPWs verbreitet (außer ganz im Osten) auf 35 bis
44 mm steigen.
Eingangs der Nacht schwächen sich die vorhandenen Gewitter allerdings erst
einmal tagesgangbedingt ab. Für die zweite Nachthälfte deuten die Konvektion
erlaubenden Modelle dann allerdings unisono das Übergreifen eines oder mehrere
Multizellensysteme, vielleicht auch eines MCS von Frankreich her auf das
westliche Baden-Württemberg, das Saarland und Rheinland-Pfalz an. Dabei steht
der Starkregen im Fokus, (ICON-D2-EPS). Nunmehr gibt es nur noch geringe
Wahrscheinlichkeiten für unwetterartige Regenmengen.
Scherung ist nach wie vor kaum vorhanden, dennoch können – je nach Organisation
des Systems – durchaus auch mal stürmische Böen mit von der Partie sein. Wie
weit die Gewitter nach Nordosten genau vorankommen, ist noch unklar, eventuell
könnten sich in den Frühstunden auch im Norden einige starke Gewitter bilden,
wie es ICON-D2 zeigt.
Sonst sollten sich die Gewitter aber weitgehend auflösen. Vor allem dort, wo es
Gewitter gab, können sich flache Nebelfelder ausbreiten. Die Minima liegen meist
zwischen 19 und 12 Grad.

Mittwoch … Macht der Cut-Off-Prozess bei den Britischen Inseln weitere
Fortschritt, bis Tagesende zieht das sich eindrehende Höhentief in den Raum
Wales und nördlich davon steigt das Geopotential zwischen dem atlantischen
Höhenhoch und der hoch reichenden Antizyklone über Fennoskandien an. Dabei wird
das kräftige Bodenhoch über Nordwestrussland gestützt. Somit wird weiterhin
jegliches Vorankommen atlantischer Frontensysteme über dem westlichen
Mitteleuropa blockiert und auch die sich von Tschechien bis zur südlichen Ostsee
reichende, sich etwas verstärkende Tiefdruckrinne kommt nicht weiter nach Osten
voran. Dagegen kann die verwellende Kaltfront über Benelux allmählich auf den
Westen des Landes übergreifen, eventuell auch in Form einer flachen
Frontalwelle. Neben der frontalen Hebung kommt nun auch mit Annäherung des
Höhentroges zumindest vorübergehend verstärkt dynamische Hebung ins Spiel.
Präfrontal ändert sich zudem an der Luftmasse nur wenig, die PPWs bleiben hoch
(um 40 mm) und – natürlich abhängig von der Einstrahlung – können im Bereich der
Rinne bzw. knapp westlich davon, etwa von Bayern bis ins östliche Niedersachsen
bzw. nach Westmecklenburg und nach Schleswig-Holstein erneut 500 bis über 1500
J/kg ML-Cape generiert werden. Weiter östlich, etwa von Vorpommern bis nach
Ostsachsen, kann die trockene Festlandsluft dagegen weiterhin nicht verdrängt
werden, so dass sich wettertechnisch dort gegenüber dem Vortag nur wenig ändern

sollte. Weiterhin scheint meist die Sonne bei 29 bis 33 Grad, an der Ostsee bei
auflandigem Wind etwas darunter.
In den Westen sickert dagegen mit der wellenden Front und auch schon etwas
präfrontal bereits stabilere und nicht mehr ganz so warme Meeresluft. Mit
Passage einer eventuellen Frontalwelle kann es dort allerdings gebietsweise
länger anhaltend regnen mit Mengen zwischen 5 und 15 l/qm, örtlich um 20 l/qm.

In den Regionen dazwischen allerdings ist mit einer gegenüber den Vortagen
deutlich zunehmenden Gewitteraktivität zu rechnen, Weiterhin steht der
Starkregen (bis hin zu Unwetter, eventuell extrem) im Fokus. Höhenströmung und
Verlagerungsgeschwindigkeit ändern sich nur wenig. Lediglich nach Nordwesten zu
kommt eventuell auch etwas Scherung ins Spiel, so dass dort vielleicht
organisierte Systeme nicht ausgeschlossen sind.
Ab dem Nachmittag entwickeln sich auch in den Alpen Schauer und Gewitter, die
sich abends ins Alpenvorland verlagern. Auch hier ist teils unwetterartgier
Starkregen möglich, da die Niederschlagszellen langsam ziehen.
Unter der meist dichten Bewölkung im Westen werden bei auf 14 bis 10 Grad
zurückgehenden 850 hPa-Temperaturen nur 20 bis 24 Grad erreicht mit den
niedrigen Werten bei Regen. Ansonsten bleibt es im Bereich der Rinne und knapp
westlich mit 24 bis 29 Grad schwülwarm, weiter östlich (siehe oben) trockenheiß.

Der Wind weht meist nur schwach bis mäßig, im Osten aus östlichen Richtungen,
sonst aus West bis Nord.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … verlagert das Cut-Off-Tief sein Drehzentrum zur Biskaya, während
der Haupt-Rand-Trog vom Löwengolf zu den Westalpen und nach Oberitalien zieht.
Nördlich dieses Komplexes etabliert sich eine langgestreckte und hochreichende
Hochdruckzone, die vom Westen Russlands über Südskandinavien und dem Norden der
Britischen Inseln bis zu den Azoren reicht. Dabei kann sich ein nach
Norddeutschland gerichteter Höhenkeil vorübergehend noch etwas verstärken und
südwärts ausweiten, so dass die ostsüdöstliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet eine deutlich antizyklonale Kontur annimmt. Ein nicht wirklich
wetterwirksames kleinräumiges Höhentief erreicht von Osten her in den
Abendstunden die Ostseeküste von Vorpommern.
Im Bodenfeld hat sich die ehemalige Tiefdruckrinne über Nord- und Ostdeutschland
aufgefüllt und ist deutlichem Druckanstieg gewichen, während im Südwesten mit
Annäherung des Randtroges Druckfall einsetzt mit einer von der Pfalz bis zum
Alpenvorland reichenden Tiefdruckrinne. Mit dem sich dadurch deutlich
verschärfenden Druckgradienten frischt der Wind vielerorts aus östlichen
Richtungen auf und kann in einigen Regionen (östliches Bayern, Sachsen,
Thüringen, Ostsee, Mittelgebirge) auch warnrelevant werden.
Mit dem Ostwind wird die trockenwarme Luftmasse kontinentaler Prägung in weite
Teile des Vorhersagegebietes advehiert, was sich vor allem anhand der
zurückgehenden PPWs (20 bis 25 mm, im Westen um 30 mm) manifestiert. Somit setzt
sich verbreitet die Sonne durch, vor allem im Nordosten bleibt es vielerorts
wolkenlos. Ausgenommen davon bleiben der Südwesten des Landes. Hier hält sich
starke Bewölkung und lediglich vom Bodensee und vom Hochrhein bis nach Süd- und
Mittelbaden, später bis zum Saarland, gibt es noch örtlich Schauerartigen Regen
und einzelne Gewitter. Eventuell ist auch das südwestliche Rheinland-Pfalz und
die Eifelregion betroffen (s. GFS und IFS). Die Unwettergefahr ist dabei nicht
mehr so groß wie am Vortag.

Was die Temperaturen angeht kann auf den Vorbericht verwiesen werden.

In der Nacht zum Freitag kommt die Tiefdruckrinne im Südwesten mit
schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen auf deren Rückseite ein wenig
weiter nordwärts voran, wie weit genau, ist aber noch unklar. Ansonsten verläuft
die Nacht störungsfrei mit Minima zwischen 20 und 12 Grad. Die höchsten Werte an
der Ostsee, die niedrigsten rückseitig der Rinne im südwestdeutschen Bergland.

Modellvergleich und -einschätzung

Bei den synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikanten
Modellunterschiede ableiten. Im Detail gibt es einige Unterschiede in der
Regenverteilt, die teils oben erwähnt wurden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden