#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 02.09.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.09.2024 um 10.30 UTC
Wechselhaft und warm bei gebietsweisen teils kräftigen Schauern und Gewittern.
In der nächsten Woche weiterhin warm und Hochdruckeinfluss möglich.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.09.2024
Ist die Hitze ein Auslaufmodell? Ging es nach den gestrigen Berechnungen der
Modelle, so sollte die Hitze in der ab Donnerstag beginnenden Mittelfrist
verschwinden und auch nicht bis in die erweiterte Mittelfrist bis Mitte nächster
Woche zurückkehren. Die neuesten Berechnungen der Modelle von heute 0 UTC
sprechen zwar eine „wärmere“ Sprache, lassen es aber auch geringfügig abkühlen,
sodass die Hitze wohl ebenfalls weichen muss…
So zeigt der neueste 0 UTC-Lauf des EZMW für den kommenden Donnerstag zum Beginn
der Mittelfrist ein Höhentiefkomplex mit ein bis zwei Kernen, der sich von den
Britischen Inseln bis ins westliche Mittelmeer erstreckt. Bodennah geht dies mit
einem Tief mit Zentrum über Süddeutschland einher, auf dessen Nordostflanke
heiße subtropische Luftmassen mit T850 hPa von 11 bis 18 Grad aus dem Südosten
zu uns gelangen. Die tags zuvor den Westen erreichende Luftmassengrenze wird mit
der südöstlichen Strömung wieder nach Westen weggedrückt, insbesondere im Westen
und Südwesten bleibt die Luft allerdings feucht mit der Neigung zur Konvektion.
Die notwendige Hebung wird durch einen den südlichen Teil des Höhentiefkomplexes
umrundenden Randtrog in Form von PVA generiert, PPW’s von 30 bis 40 mm und nicht
allzu hohe Zuggeschwindigkeiten lassen auf lokale Unwetter bezüglich Starkregen
schließen.
Am Freitag formt sich der Höhentiefkomplex von seiner meridionalen Ausrichtung
zu einer zonalen Ausrichtung um. Dabei wandert das nördliche Drehzentrum in die
Biskaya, während es das südliche, eher stationäre Drehzentrum über
Zentralfrankreich umkreist. Infolgedessen verlagert sich das Bodentief über
Süddeutschland mit der Strömung in den Ärmelkanal, hinterlässt jedoch quer über
der Mitte Deutschlands eine Luftmassengrenze. Nördlich davon hält die
südöstliche Strömung an mit weiterer Zufuhr subtropischer Luftmassen von T850
von 12 bis 17 Grad, südlich davon wird aus Südwesten etwas kühlere Luft mit T850
hPa von 8 bis 12 Grad herantransportiert. Vor allem entlang der Luftmassengrenze
ist die Luft weiterhin feucht, womit immer noch Gewitter mit lokalem Starkregen
bis in den Unwetterbereich möglich sind.
Am Samstag wandert das eine Drehzentrum von der Biskaya zu den Pyrenäen und
vereinigt sich dort mit dem zweiten Drehzentrum, das von Zentralfrankreich den
Weg dorthin findet. Das Tief über dem Ärmelkanal verschwindet mangels Support
dann zwar, die Luftmassengrenze bleibt aber über Deutschland erhalten und kommt
nur marginal nach Norden voran. Darüber hinaus erreicht ein kleines Höhentief
von Osten her den Norden Deutschlands. Gebietsweise treten daher im Norden
Schauer und Gewitter auf. Entlang der Luftmassengrenze nimmt das (Unwetter-)
Potenzial für Starkregen bei Schauern und Gewittern ab, da die Luftmassegrenze
mehr und mehr abgebaut bzw. „ausgequescht“ wird. Das zeigt sich auch in den
Temperaturen, die im Süden in 850 hPa meist wieder über 10 Grad steigen.
Am Sonntag formiert sich mit dem über der westlichen Ostsee liegenden Höhentief
unter Einschluss der feuchten Luft der ehemaligen Luftmassengrenze über
Nordostdeutschland ein schwaches Bodentief (Kerndruck nur knapp unter 1010 hPa).
Insbesondere dort gibt es folglich Konvektion, aber auch in anderen Landesteilen
ist gebietsweise feuchte Luft für einzelne Schauer und Gewitter gut. Die
Unwettersignale sind eher gering, weil die Luftmasse nicht mehr ganz so feucht
ist und aus der Höhe kaum Unterstützung kommt. Die T850 liegen bei 11 bis 14
Grad.
Am Montag wird das Höhentief über der Ostsee von einem Randtrog eingefangen und
zieht in der Folge mit ihm Richtung Osten weiter. Gleichzeitig wölbt sich
östlich der Britischen Inseln ein Rücken auf, der ein Bodenhoch an ähnlicher
Stelle stützt und an dessen nordöstlichen Rand eine nordwestliche Strömung bei
uns induziert wird. Damit trocknet die Luft ab, lediglich im Stau der Alpen
bleibt es feucht mit der Neigung zu konvektiven Aktivitäten. Bei T850 hPa von 9
bis 13 Grad kühlt es sich leicht ab.
In der erweiterten Mittelfrist ab nächster Woche Dienstag setzt sich das in die
Nordsee wandernde Hoch bei uns durch, wobei die warme Luftmasse erhalten bleibt
und es weiterhin nur im äußersten Süden zu nennenswerten synoptischen
Ereignissen in Form von Schauern und Gewittern kommt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen 0 UTC-Lauf des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist sehr schlecht. Alles steht und fällt mit dem Höhentief (-komplex)
westlich von uns, das (der) in den gestrigen Läufen komplett anders abgebildet
wurde und das bereits mit Beginn der Mittelfrist am Donnerstag. Details zu
erklären würde den Rahmen dieser Kategorie sprengen. Es ergeben sich teils
deutliche Unterschiede bezüglich zu erwartender Niederschläge (räumlich und
quantitativ). Auch bei den Temperaturen sind die Differenzen erquicklich, zum
Teil betragen sie mehr als 10 Kelvin. Vor allem der gestrige 12 UTC-Lauf kam mit
einer sehr „kalten“ Lösung daher, während die beiden 0 UTC-Läufe auf der warmen
bis sehr warme Schiene fahren.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Kaum verwunderlich ist, dass auch die Unterschiede beim Vergleich des EZMW mit
anderen Modellen erheblich sind und sich beim Höhentief (-komplex) westlich von
uns spalten. GFS ist dabei der gestrigen 12 UTC-Lösung des EZMW nah (kalt),
während die anderen Modelle (KI-Modelle wie AIFS eingeschlossen) eher warme
Lösungen mit zumindest Ähnlichkeiten zum heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW
bevorzugen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für verschiedene deutsche Städte
bereits ab Donnerstag einen großen Spread, der aber vor allem durch wenige
Ausreißer jeweils nach unten hin geöffnet wird. Der Hauptlauf dagegen bleibt auf
der warmen Seite/beim hohen Geopotenzial meist nahe am Median. Erst ab Montag
läuft der Hauptlauf beim Geopotenzial aus dem Median an den oberen Rand. Das
deutet darauf hin, dass der Hochdruckeinfluss Anfang nächster Woche keineswegs
sicher ist. Recht sicher bleibt es aber warm, auch wenn die Temperaturen vom
Anfang der Mittelfrist bis zum Beginn der erweiterten Mittelfrist um etwa 3 bis
5 Kelvin sinken. Die ganz große Hitze ist damit jedoch vorbei.
Bei den Niederschlagssignalen gibt es insbesondere bei Städten in der Mitte und
im Süden Ausschläge an diversen Tagen, im Norden sind sie dagegen sporadisch.
CLUSTER:
Für Freitag bis Sonntag werden 6 Cluster benötigt, um die Varietät des Ensembles
zu beschreiben. Alle gehören dem Blocking-Regime an, für den für uns relevanten
Bereich sind die Unterschiede gar nicht so groß. Alle zeigen ein Höhentief
(-komplex) westlich von uns, mit allerdings Unterschieden in der
Zugbahn/zeitlichen Verlauf. Zum Teil könnte es etwas näher an uns heranrücken
und nur aus einem Kern bestehen, oder aber als Cut-Off zur Biskaya bzw.
Iberischen Halbinsel wandern. Bei C5 schwenkt das Drehzentrum über
Zentralfrankreich nach Deutschland, was deutlich stärkeren zyklonalen Einfluss
bringen würde und wahrscheinlich auch deutlich sinkende Temperaturen.
Für Montag bis Mittwoch nächster Woche werden ebenfalls 6 Cluster ausgegeben,
wobei das Blocking-Regime in allen 6 Clustern bestehen bleibt. Die Unterschiede
fallen deutlich aus: Hochdruckeinfluss herrscht bei C1 mit 23 Mitgliedern
inklusive dem Hauptlauf, ansonsten bei C2 bis C6 mit den restlichen 28
Mitgliedern Trogeinfluss. Hochdruckeinfluss ist also etwas weniger
wahrscheinlich als Trogeinfluss.
FAZIT:
Das warme und wechselhafte Wetter mit gebietsweisen teils kräftigen Schauern und
Gewittern vor allem in der Mitte und im Süden ist recht sicher. Dabei sind
insbesondere anfangs lokal Unwetter durch Starkregen möglich. Das
Temperaturniveau sinkt im Laufe der Woche um etwa 3-5 Kelvin ab, sodass die ganz
große Hitze weicht. Ob es in der nächsten Woche bei ähnlichen Temperaturen zu
Hochdruckeinfluss kommt, ist unsicher. Die Chancen dafür sind etwa genauso groß
wie weiterhin eher zyklonaler Einfluss.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER:
EFI zeigt nur am Donnerstag leicht erhöhte Werte für überdurchschnittlich viel
CAPE über Deutschland. Angesichts hoher PPW’s sind an diesem Tag lokal Unwetter
durch Starkregen zu erwarten. In den Folgetagen nimmt das Unwetterpotenzial bei
Schauern und Gewittern in alternder Luftmasse ab.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler