S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.08.2024 um 10.30 UTC

Meist sehr warm bis heiß. Zunächst nur einzelne, ab Montag häufiger Schauer und
Gewitter oder schauerartiger Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.09.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag liegt Deutschland im Bereich eines
Höhenrückens, der vom zentralen Mittelmeerraum bis zum Europäischen Nordmeer
reicht und dort ein umfangreiches Hoch stützt. Von diesem Hoch ausgehend reicht
ein Keil Richtung Nord- und Ostdeutschland. In den Westen und Süden Deutschlands
hingegen erstreckt sich ausgehend von einem Tiefkomplex über Nordwesteuropa über
Frankreich hinweg eine flache Tiefdruckrinne. Angeschlossen an diese
Tiefdruckrinne verläuft eine Luftmassengrenze in einem Bogen vom Nordwesten bis
in den Osten Deutschlands hinweg und mündet schließlich in einem Tief über dem
Süden Finnlands. Sie trennt eine nur mäßig warme (T850 hPa um 11 Grad) und
trockene Luft im Norden und Nordosten Deutschlands von einer sehr warmen bis
heißen und feuchten Luftmasse (T850 hPa 14 bis 19 Grad) in den weiteren
Landesteilen. Die Wetteraktivität an der Front ist im antizyklonalen Umfeld nur
gering. Dennoch gibt es dort einen Streifen mit dichterer Bewölkung, aus der
vereinzelt etwas Regen fällt. Abseits davon ist es oft sonnig. Einzig im
Bergland könnte es für die Auslöse lokaler Schauer und Gewitter reichen. Durch
eine langsame Verlagerung und relativ hohe CAPE-Werte stehen dann Starkregen und
Hagel als Begleiterscheinungen im Fokus.

Am Montag kommt der westeuropäische Tiefkomplex etwas weiter Richtung Britische
Inseln voran und wir gelangen zunehmend auf eine Trogvorderseite. Im
Bodendruckfeld setzt auch hierzulande Druckfall ein und die Rinne kommt von
Frankreich bis in den Nordwesten und Norden Deutschlands voran. Im Bereich der
Rinne entwickeln sich im Tagesverlauf vom Nordwesten bis in den Südosten Schauer
und Gewitter, die lokal unwetterartig ausfallen können. Gebietsweise kommt es
auch zu schauerartig verstärktem und ungewittrigem Regen. Die Niederschläge
verlagern sich in der Nacht zum Dienstag unter Abschwächung Richtung
Osten/Nordosten. Die Wetteraktivität an einer nachfolgenden Kaltfront, die in
der Nacht auf die Westhälfte übergreift, ist dann voraussichtlich nur noch
gering.

Die Kaltfront erreicht am Dienstag auch den Osten und Südosten, wo sie durch
Wellenbildung und einer strömungsparallelen Ausrichtung ins Schleifen gerät.
Somit kann es dort gebietsweise mal länger anhaltend regnen, wobei bislang keine
Signale für warnwürdige Mengen vorhanden sind. Präfrontal können sich im
äußersten Osten und Südosten nochmal teils kräftige Schauer und Gewitter
entwickeln.
Postfrontal fließt in den Westen und Norden eine kühlere Luftmasse ein mit
Temperaturen in 850 hPa zwischen 13 und 7 Grad. Schauer sind dort nur vereinzelt
zu erwarten, denn der Trog verbleibt weiter westlich von uns.

Daran ändert sich am Mittwoch und Donnerstag wenig. Vielmehr weitet sich der
Trog ausgehend von den Britischen Inseln weiter Richtung Süden aus. Dadurch
steilt die Strömung vorderseitig auf und die wellende Front wird allmählich
wieder rückläufig und erreicht schließlich am Donnerstag wieder den Westen und
Norden des Landes. Da die Front leicht wellt, kann es gebietsweise mal längere
Zeit schauerartig verstärkt regnen, teils mit Gewittern durchsetzt. Präfrontal
entwickeln sich auch im Osten und Süden einzelne Schauer und Gewitter. Mit
Vorankommen der Front, kann sich die Warmluft wieder ausweiten und die
15-Grad-Isotherme erreicht am Donnerstag wieder den äußersten Nordwesten und
Norden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Wetterentwicklung der kommenden Woche scheint die Modelle weiterhin vor
große Herausforderungen zu stellen. Bereits ab Montag lässt die Konsistenz
deutlich nach und auch die Unterschiede zu den anderen Modellen nehmen zu. Somit
ist für die Mittelfrist ab Montag weiterhin keine sichere Aussage bezüglich der
Temperatur- und Niederschlagsentwicklung möglich.
Die Frontpassage mit schauerartigem Regen und Gewittern, die gestern für Montag
angedacht war, verschiebt sich nun noch einen Tag weiter nach hinten. Zudem
kommt die Front nach dem heutigen 00 UTC des EZMW doch zunächst weiter bis in
den Südosten Deutschlands voran, bevor sie wieder rückläufig wird.
Das Tief, in das die rückläufige Front mündet, wurde gestern über Frankreich
gezeigt. Seit dem gestrigen 12 UTC Lauf befindet es sich bei den Britischen
Inseln. Dadurch, dass die Front zunächst bis in den Südosten und Osten
vorankommt, bevor sie wieder rückläufig wird, dauert es etwas länger als im
gestrigen Lauf, bis die sehr warme Luft den Nordwesten wieder erreicht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Frontpassage am Dienstag wird von GFS und UK10 zunächst weitgehend gestützt.
ICON hingegen lässt die Front nicht so weit Richtung Osten und Südosten
vorankommen und zeigt im Grunde die gestrige Lösung des 00 UTC Laufs des EZMW
mit dem Tief über Frankreich. So findet bei ICON keine Abkühlung im Westen und
Nordwesten statt. Diese erfolgt erst am Mittwoch und Donnerstag, wenn sich von
der Nordsee und Großbritannien ein Hochkeil zu uns hereinschiebt und wir unter
eine nordwestliche Strömung gelangen.
Dort, wo ICON das Hoch zeigt, liegt bei EZ das Tief, sodass wir wie beschrieben
auf der warmen Seite verbleiben.
GFS hat noch eine andere Lösung im Angebot und lässt den Trog deutlich näher
herankommen mit einem Tiefdrucksumpf über Deutschland. Dabei kommt es zu
deutlich kräftigeren Niederschlägen und die kühlere Luft kommt weiter Richtung
Osten und Süden voran.
Aufgrund der noch großen Modellunterschiede basiert die Mittelfristvorhersage
heute wieder auf EZMW und MOS-EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In der Rauchfahne am Beispiel von Offenbach spiegelt sich die Unsicherheit der
Vorhersage ab Dienstag in Form eines deutlich zunehmenden Spreads sowohl bei der
Temperatur als auch beim Geopotential wider. Der Hauptlauf liegt dabei jeweils
am oberen Rand. Allerdings folgt auch die Mehrheit der Member dem Hauptlauf. Die
Ausreißer nach unten sind in der Unterzahl. Niederschlagssignale sind zunächst
kaum vorhanden, nehmen aber ab Montag deutlich zu und bleiben auch im weiteren
Verlauf der Woche erhalten. Insofern scheint doch die EZ-Lösung mit einem
unbeständigen Charakter bei weiterhin meist sehr warmen bis heißen Temperaturen
die Wahrscheinlichere zu sein.

Dafür spricht auch die Clusterung des EZMW. Sie zeigt für den Zeitraum von t+120
bis 168 Stunden sechs Cluster. Bei nahezu allen bleibt aber der Trog weit
westlich von uns und wir somit auf der warmen Seite. Einzig Cluster 4 ähnelt der
ICON-Lösung, beinhaltet aber auch nur eine geringe Anzahl an Membern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind zunächst nur im Westen, Süden und Osten ausgehend vom Bergland
einzelne Schauer und Gewitter mit Starkregen und Hagel wahrscheinlich. Lokal
können diese unwetterartig ausfallen.

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag kommen vom Nordwesten über die Mitte bis
in den Süden gebietsweise häufiger Schauer und Gewitter auf, teils mit
Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit, Hagel und Sturmböen Bft 8. Lokal sind
Unwetter wahrscheinlich. Teils ist auch mehrstündiger ungewittriger markanter
Starkregen nicht ausgeschlossen mit Mengen um 30 l/qm in 3 bis 6 Stunden.

Am Dienstag verschiebt sich die Wetteraktivität in den Süden und Osten mit
Schauern und Gewittern, teils auch mehrstündiger Starkregen nicht
ausgeschlossen.
Am Mittwoch dann wieder im Westen und Norden Schauer und Gewitter, teils auch
mehrstündiger Starkregen nicht ausgeschlossen. Im Osten und Süden gibt es dann
nur noch vereinzelt Gewitter. Die Begleiterscheinungen sind jeweils ähnlich zu
Montag.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS und MOS-EZMW

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger