SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.08.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
In der Südhälfte dauerhaft hochsommerlich (>30 Grad), einzelne Hitzegewitter im
Bergland. Über der nördlichen Mitte Kaltfront mit deutlich kälteren Luftmassen
nördlich davon. Im Bereich der Front einzelne kräftige Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges. Dessen
Achse weist über den Britischen Inseln nach Süden, in der Nacht kommt sie weiter
nach Osten voran und erreicht die Nordsee. Das zugehörige Höhentief über dem
Nordatlantik korrespondiert mit einem Bodentief über dem Nordmeer. Von diesem
erstreckt sich ein Frontensystem über Südskandinavien, den Nordwesten
Deutschlands, Nordfrankreich und bis zur Biskaya. Während die Front über
Skandinavien recht rasch nach Osten vorankommt und schon ausgangs der Nacht die
Ostsee erreicht, ist sie weiter südlich und damit auch über Deutschland
zögerlicher unterwegs. Letztendlich läuft sie dort auch gegen eine schwache
Hochdruckbrücke an, die sich von den Azoren über Deutschland hinweg bis nach
Russland erstreckt. In der Folge beginnt die Front zu schleifen, bis zum Morgen
erreicht sie etwa eine Linie vom Niederrhein bis nach Vorpommern. Präfrontal
erkennt man im Bodendruckfeld eine schwache Tiefdruckrinne, die sich von
Rheinland-Pfalz bis ins südliche Niedersachsen erstreckt und an der sich lokal
kräftige Schauer und Gewitter bilden/gebildet haben. Dazu kommen lokale Gewitter
im südlichen Bergland. Starkregen (auch Unwetter) ist bei den Gewittern bis in
die Nacht hinein eine Option, da unter den gegebenen gradientschwachen
Bedingungen kaum eine Verlagerung der Zellen zu erwarten ist. Die trockenen
Grundschicht führt obendrein niedertroposphärisch verbreitet zur Ausbildung
einer inversen V-Struktur mit einem gewissen Sturmböenpotential.

Mit Fortschreiten der Nacht sollte das Gewitterproblem sich ohnehin allmählich
erledigen. An bzw. vorderseitig der Kaltfront und somit auf der warmen Seite
bildet sich ein Streifen heraus, dem die Modelle durch Aufgleiten und ein hohes
Maß an niederschlagbarem Wasser auf eine Niederschlagsaffinität zuschreiben.
Laut ICON (D2 wie auch EU), aber auch nach IFS soll der Niederschlag von Benelux
her übergreifen und bis nach Ostwestfalen vorankommen. Die schon am Tage
niederschlagsgeprägten Modelle wie AROME oder GFS sehen eher eine durchgehende
Linie vom Westen bis in den Nordosten. Wie auch immer, die erwarteten
Regenmengen sind gering, 12-stündig sind ein bis zwei, in der Spitze auch mal
fünf l/qm zu erwarten. Es sei denn, es mischt sich doch mal ein Gewitter in den
Regen, dann ist auch deutlich mehr bis in den Starkregenbereich drin.

In den übrigen Gebieten verläuft die Nacht ruhig und warnfrei. Es gibt kaum
Wolken, vereinzelt kann sich aber mal ein dichtes Nebelfeld bilden. Vor allem im
Süden. Im Südosten, wo die Luftmasse insgesamt etwas trockener ist und im
Nordwesten, wo Kaltluft einsickert bzw. einströmt, werden Minima von 14 bis 10°C
erwartet. Sonst bleibt es warm mit 19 bis 15°C, in den Ballungsräumen kann es
für eine Tropennacht nicht unter 20°C reichen.

Freitag … bleibt die Kaltfront nahezu ortsfest über dem Norden des Landes,
etwa von der belgischen Grenze bis ins östliche Mecklenburg-Vorpommern
ausgerichtet, wobei sie insbesondere über dem Nordosten etwas nach Süden
vorankommt. Auf ihrer Rückseite steigt der Druck durch ein Hoch, das sich von
den Britischen Inseln über die Nordsee hinweg intensiviert. Der Trog, der bisher
für die Schubkomponente und auch die Aktivierung der Front gesorgt hat, wandert
über dem Norden ostwärts weiter, womit auch die Aktivität der Front im
Tagesverlauf immer mehr nachlässt. Vor allem in der ersten Tageshälfte kann es
aber im Westen noch einzelne Gewitter und örtlich Starkregen geben. Später
sollen im Bereich der Kaltfront dann überwiegend schauerartige Niederschläge zu
erwarten sein, die sich mit der zurückgehenden Dynamik immer weiter abschwächen.
Aber diesbezüglich sind die Modelle unterschiedlich schnell. Während UK10 oder
ICON-D2 auch am Nachmittag noch Gewittersignale an der Front generieren, soll es
laut ICON-EU um die Mittagszeit, laut IFS schon am Vormittag mit der Gewitterei
vorbei sein.

Auf der warmen Seite kann es wieder einzelne Wärmegewitter geben, die die
Unterstützung der Orographie benötigen. Die Luftmasse ist zwar sehr
energiereich, aber eben auch ziemlich gedeckelt. Gewisse Signale für Gewitter
gibt es im Südschwarzwald, sowie vom Bayerwald bis zu den zentralen
Mittelgebirgen. Die Gewitter sind dann wie üblich von Starkregen und Sturmböen
(Bft 8/9) begleitet und nicht sehr langlebig.

Viel mehr gibt es für den Tag nicht zu berichten. Die Luftmassengegensätze sind
beachtlich. Während im Bereich der Warmluft erneut hochsommerliche Spitzenwerte
zwischen 28 und 34°C erwartet werden, sind es im Bereich der Luftmassengrenze
(warme Seite, aber durch Wolken nur wenig Sonne) 25 bis 28°C und nördlich davon
(wieder verbreitet sonnig aber einfließende Kaltluft) nur 20 bis 24°C.

In der Nacht auf Samstag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss. Das Bodenhoch
weitet sich von der Nordsee bis in den Norden Deutschlands aus, und auch der
korrespondierende Höhenrücken über dem Nordatlantik kräftigt sich. Die
Luftmassengrenze liegt weiter weitgehend zonal orientiert über dem Norden
Deutschlands, im Westen kann sie aber etwas Boden nach Norden gutmachen und
erreicht am Abend wieder das südliche Emsland, im Osten schiebt sich sind etwas
nach Süden bis zum Oderbruch. Ob die moderate räumliche Dynamik an der Front auf
ihrer Südflanke zu nennenswerten Niederschlägen führt, wird von den Modellen
recht unterschiedlich eingeschätzt. Während AROME oder IFS durchaus (gewittrige)
Starkregensignale anbieten, die im Falle von IFS auch von der Probabilistik
gestützt werden, ist die deutsche Modellkette diesbezüglich zurückhaltender. Die
Wahrscheinlichkeiten für einstündigen Starkregen von mehr als 15 l/qm liegt bei
ICON-D2 über die Nacht hinweg nicht höher als 10%.

Weiter nach Süden/Südosten und auch nördlich der Luftmassengrenze ist es oft nur
gering bewölkt oder klar. Über der breiten Mitte liegen die Minima laut MOSMIX
zwischen 20 und 15°C, im trockeneren Süden zwischen 16 und 12°C und nördlich der
Luftmassengrenze zwischen 14 und 7°C.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … Im weiteren Verlauf liegt Deutschland unter zumeist hohem
Geopotential, wobei die Geopotentialgegensätze gering sind. Die Luftmassengrenze
bleibt uns erhalten, sie kommt dabei insbesondere über der Westhälfte etwas nach
Norden voran und erreicht zum Sonntagmorgen wieder die Nordsee. Das lokale
Gewitterrisiko bleibt in der heißen, aber teils auch stark gedeckelten Luftmasse
zumindest lokal erhalten, insbesondere über dem Bergland.

Weitere Details finden sich in der synoptischen Frühübersicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Bezüglich der großräumigen synoptischen Entwicklungen agieren die Modelle
ähnlich. Die lokalen Unterschiede sind aber teils beträchtlich, insbesondere
bezüglich der Stärke und Verteilung der Niederschläge an der Kaltfront.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas