SXEU31 DWAV 281800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.08.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Sonniges und heißes Spätsommerwetter. Mit Kaltfrontpassage bis Freitag im Norden
Abkühlung, aber kaum Regenfälle oder Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … zeigt sich der Himmel über Deutschland nahezu komplett blankgeputzt.
Insofern überwiegt folglich großflächiges Absinken, was sich beim Blick auf die
Höhenkarte auch anhand einer umfangreichen, blockierenden Hochdruckzone, die vom
Baltikum bis nach Ostspanien reicht, sofort ins Auge springt. So floss in weiten
Landesteilen ein weiterer heißer Tag in die Sommerstatistik 2024 ein.
Spitzenreiter des Tages sind Bad Kreuznach mit 33.0°C, Andernach mit 32.9°C und
Jena (Sternwarte) mit 32.8°C.

Bodennah hört das Hoch über dem Baltikum auf den Namen PIET II, von Westen
schiebt sich unterdessen eine flache, nahezu wetterinaktive Tiefdruckrinne im
Laufe der Nacht in den äußersten Westen Deutschlands. Die nachfolgende Kaltfront
des Tiefdruckkomplexes zwischen Island und Schottland bleibt über der Nordsee
und dem Ärmelkanal noch weitgehend außen vor. In der schwachen südlichen
Strömung ist in Teilen des Südens und Südwestens, vor allem aber in den Gebieten
östlich der Elbe potentiell instabile und energiereiche Luft mit Theta850 um
60°C gelangt (PPW’s um 35 mm). Selbst in den Vorhersagetemps für 0z kommende
Nacht wartet die Schichtung mit ML CAPE Werten bis 1000 J/kg auf. Gleichzeitig
ist diese aber auch stark gedeckelt, die Temperaturen liegen in 900 hPa bei
20°C, in 950 hPa bei 25°C bei gleichzeitig starker langwelliger Ausstrahlung in
den inzwischen doch wieder recht langen Nächten Ende August führt das zu einer
satten nächtlichen Inversion. Die CIN-Werte sind verbreitet dreistellig,
erreichen teilweise Werte bis 300 J/kg. Da braucht es dann schon einen Antrieb
aus der Höhe, der aber – wenn überhaupt – allenfalls Richtung Ostsee greift, wo
die Hochbrücke eine kleine Schwachstelle in Form eines kleinen, nordwärts
schwenkenden Höhentiefs aufweist. Dort ist die Luftmasse aber weniger labil.
Somit sind insgesamt vereinzelte Schauer nicht ausgeschlossen, aber sehr
unwahrscheinlich. GFS wirkt übertrieben.

Bleiben noch vereinzelte Quellungen über den Bergen im Süden des Landes, die in
der Nacht rasch in sich zusammenfallen. In der teilweise schon recht feuchten
Grundschicht (Taupunkte knapp 20°C) bildet sich entlang der Flüsse gebietsweise
dichter Nebel. Laut WarnMos ist die Wahrscheinlichkeit für Nebel mit Sichtweiten
unter 150 m etwa zwischen Ingolstadt und München am größten.

Die Tiefstwerte streuen sehr stark zwischen 20°C an der Nordsee, mitten im
Ruhrgebiet oder entlang der Oder beispielsweise und angenehmeren 10 bis 13°C in
Mittelgebirgstälern und den Nebelgebieten.

Donnerstag … wird der Block über dem Baltikum nur unwesentlich ostwärts
verschoben und damit kaum abgedrängt. Kurzwellige Troganteile laufen vor allem
von den Britischen Inseln bis nach Südnorwegen und weiter nördlich ab. Bei uns
überwiegt hohes Geopotential. Zwar kann man gerade in der ersten und damit
entwicklungstechnisch ungünstigen Tageshälfte eine schmale Rinne in der Höhe
entlang von Oder und Neiße erkennen, diese wird aber im Tagesverlauf ostwärts
abgedrängt und nachfolgend kann sich der Rücken von Ostspanien über
Ostfrankreich bis nach Deutschland wieder kräftigen.

Während aus der Höhe also weiterhin kein wesentlicher Antrieb zu erwarten ist,
ist die Konstellation am Boden durchaus vielversprechend mit einer sich von
Nordwesten annähernden Kaltfront, einem vorgelagerten „Gewittersack“ in einer
heißen und teils auch schwülen Luftmasse.

Am äußersten Vorderrand des Gewittersacks, in den eine doch recht markante
Windkonvergenz eingelagert ist, zündet es vor Übergreifen schwacher NVA aber
selbst in den konvektionserlaubenden Modellen auf Polnischer und Tschechischer
Seite nur vereinzelt. Hierzulande schließt sich über Vorpommern,
Berlin/Brandenburg und Sachsen bis nach Franken dagegen eher ein Bereich mit
zahlreichen Trockeneinschüben an (spezifische Feuchte teils deutlich unter 10
g/kg), in dem die HKN’s mit teils > 2500 m extrem hoch sind. Auch einzelne
Sperrschichten finden sich noch, die kaum abgebaut werden dürften und allenfalls
mithilfe der Orographie punktuell und kurzlebig überwunden werden könnten.

Bleibt schließlich noch der wahrscheinlich interessanteste Bereich an und
unmittelbar vor der Kaltfront, die bis zum Abend Schleswig-Holstein,
Ostwestfalen und die Eifel erreicht. Der leicht auffrischende Nordwestwind, der
kühlere und stabilere Meeresluft heranführt, läuft allerdings im Tagesverlauf
der Front etwas voraus, weshalb vereinzelte Konvektion wohl vorläufig ebenfalls
nur sehr punktuell von den zentralen und westlichen Mittelgebirgen ausgeht. Erst
zum Abend und eingangs der Nacht könnte die Annäherung des rechten Jeteingangs
von Benelux her etwas mehr Hebungsantrieb versprechen, womit vor allem über NRW
etwas größerflächigere, teils schauerartige Regenfälle zu erwarten sind.

Sonst scheint erneut längere Zeit die Sonne, nur im Bereich der Kaltfront sind
die meist noch recht hochbasigen Wolkenfelder zeitweise dichter. Dazu wird es
vielerorts wieder heiß bei Höchstwerten zwischen 30 und lokal 36°C.

In der Nacht zum Freitag wird das stationäre, aber noch nicht komplett
abgetropfte Trogresiduum im Bereich Kap Finisterre von einem neuerlichen Anteil
aus Westen gespeist. Vorderseitige WLA bis nach Irland bewirkt den Aufbau eines
Keils, der die Verbindung zum, Zentraltief bei den Faröer kappt. Dieses kann
sich nun etwas stärker Richtung Norwegen orientieren und den Block über
Osteuropa deutlicher ostwärts abdrängen.

Die Kaltfront über Deutschland kann sich dadurch im Norden recht flott ostwärts
verlagern, wird aber spätestens über der Landesmitte zurückgehalten bzw. als
Warmfront rückläufig mit Anbindung an das flache Biskayatief. Postfrontal setzt
sich rasch Druckanstieg durch und ein neues kräftiges Hoch QUENTIN mit deutlich
über 1020 hPa etabliert sich über UK und der südlichen Nordsee.

Mit Frontpassage fällt aus der mehrschichtigen Bewölkung nur stellenweise etwas
Regen. Die zunehmende Entfernung zum Höhentrog sowie überlagerte schwache KLA
schlägt hier hemmend zu Buche. Etwas kräftiger könnte es von NRW und dem
nördlichen Rheinland-Pfalz bis nach Nordhessen regnen, was allerdings extrem von
der Ausprägung des rechten Jeteingangs und der zyklonalen Krümmung der
Höhenströmung über Benelux und Westdeutschland abhängt. Wie gesagt, am Boden
herrscht bereits wieder Druckanstieg. Ein gewisses Gegenstromsetup (flache
Zufuhr kühlerer Luft aus Nord und feucht-warm in der Höhe aus Südwest) ist
ebenfalls förderlich. ICON-D2 EPS hat zwar immer noch geringe
Wahrscheinlichkeiten für > 25 mm und punktuell sogar > 40 mm binnen 12h für die
Nacht zum Freitag im Gepäck, rechnet diese aber von Lauf zu Lauf zunehmend
zurück. Die Gefahr, dass es in diesem Zusammenhang noch zu eingelagerten
Gewittern kommt, ist sicherlich am warmen Südrand am größten.

Von der Lausitz bis nach Süddeutschland bleibt es unterdessen vielfach gering
bewölkt oder klar und trocken. An Donau, Naab und Inn kann sich örtlich wieder
Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen im Nordwesten sowie im klaren Süden bei 16
bis 10°C, unter den Wolken in der Mitte bei 20 bis 15°C.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … *die Kaltfront verbleibt als quasistationäre Luftmassengrenze etwa
über der Landesmitte und trennt kühle, stabile Meeresluft im Norden von
schwül-heißer Luft im Süden. Bei vielfach überlagertem Hochdruckeinfluss bleibt
die Wetteraktivität limitiert. Am warmen Rand der LMG sowie über den Bergen
Süddeutschlands kann es vereinzelte Gewitter geben. Eine große Gewitterlage
droht aber weiterhin nicht. Vor allem in Ballungsräumen im Süden und Südwesten
bleibt die Wärmebelastung hoch.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis auf geringe Unterschiede in der Niederschlagsakzentuierung ergeben sich
keine nennenswerten Modelldiskrepanzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen