S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.08.2024 um 10.30 UTC

Anfangs weitgehend störungsfrei, Donnerstag/Freitag vorübergehend deutlich
wechselhafter, dabei lokal kräftige Gewitter. Zum Wochenende wieder
Wetterberuhigung. Mittwoch/Donnerstag verbreitet über 30 Grad.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.09.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch verabschiedet sich allmählich das zuvor
wetterbestimmende Hoch und Deutschland gelangt wieder auf die Vorderseite eines
atlantischen Troges und der korrespondierenden Bodentiefzone, die von einem Tief
südlich von Island ausgeht und sich in eine Tiefdruckrinne bis zur Iberischen
Halbinsel erstreckt. Mit einer zunehmend südlichen Höhenströmung steigt die
Temperatur in 850 hPa auf 10 bis 15, im Süden teils auf 18/19 Grad. Somit können
verbreitet Höchstwerte von 28 bis 31 Grad erwartet werden, am Oberrhein auch
etwas darüber, direkt an der See etwas darunter. Das Wetter gestaltet sich nach
Frühnebel weitgehend freundlich und störungsfrei, abgesehen von einem geringen
Schauerrisiko im Alpenraum/am Alpenrand. Der Wind weht schwach, an der Ostsee
mäßig bis frisch aus Ost bis Südost. In der Nacht zum Donnerstag meist gering
bewölkt oder klar, stellenweise Nebelbildung. Im Norden streift evtl. ein
kurzwelliger Randtrog, der auf der Vorderseite des Haupttroges nordwärts abläuft
und kann so insbesondere im Küstenumfeld für etwas mehr Bewölkung und eventuell
einzelne Schauer sorgen.

Am Donnerstag greifen Trog und Tiefdruckrinne allmählich auf Deutschland über.
In der Tiefdruckrinne kann sich wahrscheinlich über den mittleren Landesteilen
eine Konvergenz ausbilden, die vorderseitig der Kaltfront des Tiefs bei Island
für Hebung sorgen kann. Dadurch können sich im Tagesverlauf zunächst über dem
südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen) und dann auch über den mittleren
Landesteilen örtlich Schauer und Gewitter entwickeln, die aufgrund langsamer
Verlagerung und ppws um 25 bis 30 mm auch mit lokalem Starkregen (Unwetter nicht
ausgeschlossen) einhergehen können. Aufgrund der trockenen Grundschicht sind
Sturmböen (Bft 8 bis 9) möglich. In der trogvorderseitig weiter auf Süd
drehenden Höhenströmung gelangt weiterhin Subtropikluft mit 850 hPa-Temperaturen
von 15 bis 18 Grad vor allem in die mittleren und östlichen Landesteile. Damit
wird erneut verbreitet eine Höchsttemperatur zwischen 28 und 31 Grad erwartet,
vor allem im Osten teils um 33 Grad. Bei etwas hartnäckigerem Frühnebel und an
der See bleibt es bei etwas gedämpfteren Höchstwerten. Im Laufe des Abends
erreicht dann die Kaltfront des Westen Deutschlands (T850 hPa auf unter 10 Grad
zurückgehend) mit schauerartigen, anfangs auch gewittrigen Niederschlägen.
Lokaler Starkregen und starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) sind möglich.
Die frontalen Niederschläge breiten sich in der Nacht zum Freitag ostwärts aus,
wahrscheinlich vor allem nach Süden hin unter Abschwächung (von Südwesten unter
Druckanstieg abklingend) und nach Osten zurückgehendem Gewitterrisiko.

Am Freitag sorgt der Trogdurchgang im Norden für weitere Schauer, vor allem mit
Unterstützung des warmen Wassers von Nord- und Ostsee und der damit verbundenen
zusätzlichen Labilisierung können auch einzelne Gewitter auftreten. Auch im
Südosten ist die Front noch nicht abgezogen bzw. die Luftmasse ausgetauscht
(Temperatur in 850 hPa nach wie vor um 15 Grad), weiterer Druckanstieg dürfte
die Wetterwirksamkeit aber dämpfen, dennoch ist es häufiger bewölkt und mit
Unterstützung des Berglandes sind auch dort örtlich Schauer und einzelne
Gewitter möglich. Dazwischen wechselnd bewölkt und trocken, im Tagesverlauf
weiter zunehmende Sonnenanteile. Im Norden liegen die 850 hPa-Temperaturen bei 6
bis 10 Grad. Die Höchstwerte gehen gegenüber den Vortagen etwas zurück: 22 Grad
im Nordwesten, an der Nordsee noch darunter, bis 28 Grad in der Lausitz.

Am Samstag weitere Wetterberuhigung, kaum noch Schauer im Norden unter
zunehmendem Luftdruck und Absinken. Anfänglich Restschauer ziehen mit dem Trog
nach Nordosten ab und die Hochdruckzone mit Schwerpunkt im Bereich des
Ärmelkanals dehnt sich weiter nach Deutschland aus. Im südlichen und
südöstlichen Bergland sind in Hochrandlage im Tagesverlauf noch örtlich
Schauer/einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Sonst meist locker bewölkt bis
wolkig bei Höchsttemperaturen zwischen 20 Grad im Norden und bis zu 27 Grad im
Südosten/Osten.

Am Sonntag unter weitgehendem Hochdruckeinfluss, der Luftdruck steigt weiterhin
etwas an, überwiegend trocken und freundlich. In einer etwas feuchteren,
labileren Luftmasse und mit Hilfe der Orografie bilden sich im Süden im
Tagesverlauf einige Quellwolken und im Alpenraum besteht ein geringes
Schauerrisiko.

Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich ein Fortbestand des Hochdruckgebietes
über Westeuropa an, wo genau ist noch nicht ganz klar. Es zeigen sich aber
Tendenzen zu einer Blockierung der westliche Zirkulationsmuster, so dass
weitgehend störungsfreies Spätsommerwetter im Bereich des Möglichen wäre.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann insgesamt als gut
bezeichnet werden, auch wenn sich naturgemäß im Laufe der Mittelfrist einige
Amplituden- und Timingdifferenzen einschleichen. Diese sind aber recht
überschaubar.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ein Blick auf andere Globalmodelle zeigt am Mittwoch relative Einigkeit, bereits
im Laufe des Donnertages jedoch einige Unterschiede: ICON simuliert einen
deutlich markanteren Trogdurchgang im Norden (erhöhte Scherung und ppws, daher
auch bezüglich Starkregen im Nordwesten mit Unwetterpotenzial). Und auch der
Trogdurchgang wird deutlich verzögert simuliert. Zwar steigt in Bodennähe
ebenfalls der Luftdruck, der Trog wird aber durch Amplifizierung nach Süden in
der Verlagerung nach Osten gehemmt und verbleibt diagonal von Südwest nach
Nordost über Deutschland hängen und dürfte so immer wieder mal für Schauer und
potenziell auch kräftige Gewitter sorgen. Dies stellt aktuell aber eine
Einzellösung dar, andere Modelle zeigen eine solche Entwicklung nicht. GFS führt
lediglich einen Randtrog über den Norden und belässt den Haupttrog mit einem
Höhentief vor der Iberischen Halbinsel und zeigt das nachfolgende Bodenhoch mit
Schwerpunkt eher nördlich von uns. Insbesondere in der erweiterten Mittelfrist
ist damit das IFS am antizyklonalsten (optimistischsten) aufgestellt…

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den erste Zeitraum von Mittwoch 00 UTC
bis Donnerstag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei Cluster (26, 17 und 8 Member, Haupt-
und Kontrolllauf in Cluster 1), die vor allem den ostatlantischen Trog
unterschiedlich simulieren. Dabei wird der oben beschriebene Kurzwellenanteil
unterschiedlich gesehen und könnte vor allem im Nordwesten auch etwas mehr
Einfluss ausüben als im operationellen Hauptlauf gezeigt. Im Folgezeitraum von
Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC (+120 bis + 168 h) gibt es zwei Cluster,
Haupt- und Kontrolllauf im Cluster 1 mit insgesamt 30 Membern. Hier wird
weiterhin der Trog, der vor allem über den Norden Deutschlands geführt wird,
unterschiedlich markant simuliert. In Cluster 2 entwickelt sich sogar ein
Höhentief über der mittleren Ostsee, das Timing ist ansonsten recht ähnlich.
Auch der sich rückseitig aufwölbende Keil zeigt sich unterschiedlich weit nach
Norden ausgreifend, dabei ist Cluster 1 (inkl. des Haupt- und Kontrolllaufes)
etwas antizyklonaler aufgestellt, der Keil greift weiter nordwärts aus. Für die
erweiterte Mittelfrist werden nahezu ausnahmslos Blockingvarianten gezeigt,
allerdings in insgesamt vier Clustern mit 18, 16, 9 und 8 Membern, Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1. Und auch wenn das Blockingregime deutlich überwiegt,
deutet sich für unseren Vorhersageraum doch die eine oder andere Störung in Form
eines streifenden, durchziehenden Troges an, zumindest für Teile des Landes
(tendenziell den Norden).

Die Rauchfahnen sind bis einschließlich Donnerstag ganz gut gebündelt, der
Niederschlagsschwerpunkt wird von den Ensemblemembern meist zwischen der zweiten
Tageshälfte des Donnerstages und Samstag, im Süden teils auch bis in den Sonntag
hinein gezeigt. Ab Freitag weitet sich allerdings der Spread zunehmend und
insbesondere nach Norden zeigt sich ein gewisses Auf und ab beim Geopotenzial
und der Temperatur in 850 hPa, während der Süden eher im Bereich etwas höheren
Geopotenzials und Temperatur in 850 hPa verbleibt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER/STARKREGEN/WIND:
Einzelne Gewitter können vom Alpenraum leicht ins Vorland ausgreifend am
Mittwoch nicht ganz ausgeschlossen werden. Aufgrund geringer
Verlagerungstendenzen wäre dann ganz lokal auch Starkregen nicht ganz
ausgeschlossen, die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ gering.
Am Donnerstag im Tagesverlauf zunächst im südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen)
und dann auch über die Mitte hinweg einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen und
aufgrund der trockenen Grundschicht Böenpotenzial Bft 8 (evtl. vereinzelt 9
nicht ausgeschlossen). Ab dem Abend von Westen aufkommend und über die Nacht zum
Freitag ostwärts ausbreitend schauerartiger Regen, vorderseitig mit
eingelagerten Gewittern (nach ICON mit Unwettergefahr, IFS deutlich
zurückhaltender).
Am Freitag geringes Gewitterrisiko im Norden mit Trogdurchgang und zusätzlicher
Labilisierung durch warme Nord- und Ostsee sowie im Südosten und vor allem an
den Alpen. Dabei nur geringes Risiko für markante Entwicklungen. Auch am Samstag
geringes Gewitterrisiko an den Alpen, zum Sonntag weiter abnehmend.

EFI liefert bis auf Signale für erhöhte Tageshöchstwerte am Mittwoch und
Donnerstag sowie erhöhte CAPE-Werte vor allem am Donnerstag und im Südosten noch
am Freitag keine Hinweise auf markante Wetterereignisse.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger