S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.08.2024 um 10.30 UTC

Überwiegend ruhiges und warmes bis sehr warmes Spätsommerwetter, lediglich am
Freitag mit Passage einer schwachen Kaltfront vorübergehend unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.08.2024

Nachdem sich am Sonntag ein durchaus markanter Luftmassenwechsel vollzogen hat,
geht es in der kommenden Woche mit der Temperatur rasch wieder bergauf, dazu
stehen ein paar wettertechnisch ruhige Tage ins Haus.

Am Montag gilt es aber noch, die Passage des Höhentroges, dem die den
Luftmassenwechsel eingeleitete Kaltfront vorgeschaltet ist, abzuarbeiten. Diese
vollzieht sich nämlich schleppend, da der Trog starke Tendenzen zeigt, nach
Süden abzutropfen. Dieser Cut-Off-Prozess vollzieht sich nämlich erst in der
Nacht zum Dienstag mit einem kleinen Höhentief über Oberitalien, während das
nördliche Trogresiduum sich erst am Dienstagvormittag nach Polen verabschiedet
hat.
Im Bodenfeld befindet sich das Vorhersagegebiet allerdings schon am Montag im
Einflussbereich einer von den Azoren über Mitteleuropa bis weit in den Westen
Russlands reichenden Hochdruckzone. Somit bleibt es in weiten Teilen des Landes
bereits sonnig bzw. locker bewölkt und die eingeflossene Meeresluft kann sich
auf 850 hPa-Werte zwischen 7 Grad im Nordwesten und 11 Grad im Süden erwärmen,
was in Höchstwerten zwischen 18 Grad an der See bzw. im Bergland und 25,
vielleicht 26 Grad an Rhein und Untermain bzw. in der Osthälfte mündet. Dazu
gibt es vor allem mit Passage des Trogresiduums im Nordwesten und Norden noch
einzelne Schauer, während im Südosten die dort aufgrund der Zxklogenese über
Norditalien zurückhängenden Kaltfront bis in die Nacht zum Dienstag noch
schauerartige, eventuell auch gewittrige Regenfälle bringt.

Von Dienstag bis Donnerstag steigt dann das Geopotenzial über Mitteleuropa von
Tag zu Tag etwas an, gestützt durch WLA vorderseitig eines sich immer wieder
regenerierenden Langwellentrogkomplexes vor Westeuropa. Dabei etabliert sich
über dem Baltikum bis in den Westen Russland reichend ein umfang- und
hochreichendes Hochdruckgebiet. Bodennah fällt dagegen an der Südwestflanke des
Hochs (Kerndruck am Mittwoch um 1030 hPa oder etwas mehr)) der Druck über dem
Vorhersagegebiet bereits wieder leicht. Zwar gelangt von Südosten her sehr warme
und relativ trockene Festlandsluft ins Vorhersagegebiet (T850 hPa steigt bis
Donnerstag auf etwa 15 bis 18 Grad), allerdings lässt sich bei hoher
Isohypsenauflösung eine flache, von der Nordsee bis in den zentralen
Mittelmeerraum reichende Potenzialrinne ausmachen. Somit stellt sich zwar im
Großen und Ganzen ruhiges, aber nicht ganz störungsfreies Spätsommerwetter ein.
Während sich am Dienstag vereinzelte Gewitter wohl lediglich auf den Alpenrand
beschränken, kann es am Mittwoch und Donnerstag auch im übrigen
Mittelgebirgsraum (am ehesten wohl in den östlichen und zentralen
Mittelgebirgen) einzelne, dann aber kräftige Gewitter geben. Im überwiegenden
Teil des Landes bleibt es aber trocken und bei viel Sonnenschein steigen die
Höchstwerte von 23 bis 28 Grad am Dienstag auf 26 bis 31, vielleicht 32 Grad am
Donnerstag. Lediglich an den Küsten (bei Seewind) und in höheren Lagen wird es
nicht ganz so warm.

Ab der Nacht zum Freitag rückt uns dann der Langwellentrog über Westeuropa mehr
und mehr auf die Pelle. Da sich vom mittleren Nordatlantik ein weiterer
Trogvorstoß andeutet, setzt weiter stromabwärts dieser sich nämlich in Bewegung
und verlagert sein Drehzentrum von den Hebriden (Freitag, 00 UTC) ins Seegebiet
südöstlich von Island bis Samstag, 00 UTC. Die an Wellenlänge einbüßende und
zunehmend markante Trogachse überquert dabei am Freitag die Britischen Inseln
und in der Nacht zum Samstag auch die Nordsee ostnordostwärts und streift dabei
auch den Nordwesten bzw. Norden Deutschlands. Insgesamt stellt sich somit eine
recht flaue, im Nordwesten vorübergehend etwas schärfere südwestliche
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ein.
Im Bodenfeld greift die Kaltfront des mit dem Trog interagierenden Zentraltiefs
bereits Freitagfrüh auf den Nordwesten Deutschlands über, kommt aber in einem
insgesamt eher antizyklonalen Umfeld (von Westen her weitet sich erneut eine
flache Hochdruckbrücke nach Nordwest- und Norddeutschland aus und sorgt für
Druckanstieg) nur langsam südostwärts voran und schwächt sich dabei ab. Dennoch
dürfte es für Schauer und vor allem präfrontal (im Osten und Süden) – je nach
Luftmasse – auch einzelne kräftige Gewitter reichen. Irgendwo über der Mitte des
Landes wird die Kaltfront dann quasistationär. Ihr folgt subpolare Meeresluft,
bis Samstagfrüh sinkt die 850 hPa-Temperatur in der Nordhälfte auf 6 bis 9 Grad,
während sie im Süden und Südosten kaum zurückgeht (12 bis 17 Grad).

In der erweiterten Mittelfrist baut sich ein flacher Rücken über Mitteleuropa
auf, dessen Achse im weiteren Verlauf zunehmend zonal orientiert ist und bis
weit nach Osteuropa reicht. Somit verstärkt sich auch im Bodenfeld erneut der
Hochdruckeinfluss über dem Vorhersagegebiet, der Schwerpunkt des Hochs etabliert
sich bis Sonntag über der südlichen Ostsee. Somit kommt die warme Luft über
Süddeutschland allmählich wieder nach Norden voran, vor allem entlang der
Luftmassengrenze sowie über dem Bergland kann es an beiden Tagen noch einzelne
Gewitter geben, ansonsten dominiert aber erneut ruhiges und warmes
Spätsommerwetter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Während der gestrige 00 UTC-Lauf des IFS bis Donnerstag dem aktuellen Lauf sehr
ähnelt, lässt der gestrige 12 UTC-Lauf das Höhentief am Dienstag nicht über
Oberitalien, sondern über Südwestdeutschland abtropfen und im weiteren Verlauf
langsam nach Norden ziehen, wobei es bis Donnerstag als Randtrog wieder Teil des
Langwellentroges über Westeuropa wird. Das hätte an allen Tagen eine gegenüber
den beiden 00 UTC-Läufen erhöhte Gewitteraktivität zur Folge bei vielleicht
nicht ganz so hohen Temperaturen, scheint aber eher eine Außenseiterlösung
darzustellen.
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag hat der gestrige 12 UTC-Lauf aus diesem
Grunde die Trogpassage über der Nordsee deutlich markanter und weiter nach
Nordwestdeutschland reichend, allerdings gegenüber dem aktuellen Lauf etwas
verzögerter auf der Agenda. Nach dessen Lesart stünde am Freitag tatsächlich
eine durchaus markante Gewitterlage uns Haus und bis Samstagnachmittag überquert
die Kaltfront das gesamte Vorhersagegebiet mit deutlicher Abkühlung, aber rasch
wieder zunehmendem Hochdruckeinfluss.
Nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes nistet sich der Höhentrog über GB ein,
was hierzulande in einer zunehmend zyklonalen Südlage münden würde mit
Tiefdruckrinne und teils kräftigen Gewittern in schwülwarmer Luft.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die externen Globalmodelle unterscheiden sich bis einschließlich Donnerstag
lediglich in Nuancen.
Am Freitag ähnelt das ICON dann dem gestrigen 12 UTC-Lauf des IFS mit einer
etwas markanteren und verzögerten Front- und Trogpassage (also eher in der Nacht
zum Samstag), während GFS den Trog westlich der Biskaya abtropfen lässt, so dass
der Einfluss des Fennoskandienhochs dominant bleibt, die Luftmasse von Südosten
her allerdings zum Wochenende hin etwas feuchter wird.
Die Kanadier (GEM) ähneln hingegen eher dem IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis Mittwoch bzw. Donnerstagfrüh zeigen die Rauchfahnen verschiedener Städte im
Vorhersagegebiet einen eng gebündelten Kurvenverlauf der 850 hPa-Temperatur der
verschiedenen EPS-Member. Niederschlagssignale treten nur sporadisch auf, was
darauf schließen lässt, dass die Cut-Off-Lösung des gestrigen 12 UTC-Laufes
(siehe weiter oben) offensichtlich von nahezu keinem Member präferiert wird.
Danach wird der Spread dann deutlich größer, wobei sich der Hauptlauf für die
süddeutschen Gitterpunkte teils deutlich oberhalb, im Norden eher etwas
unterhalb des Medians bewegt, was darauf hindeutet, dass gar nicht so wenige
Member eine durchaus markante Frontpassage am Freitag/Nacht zum Samstag auf der
Agenda haben. Das zeigen auch die Niederschlagspeaks einiger Member an beiden
Tagen.

Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 51 Member auf vier Cluster, die
sich für Mitteleuropa aber allesamt ähneln und sowohl den sich regenerierenden
Langwellentrog über West- und Nordwesteuropa (Großwetterlagenregime entsprechend
NAO positiv) als auch das sich aus der Brücke etablierende Fennoskandienhoch auf
der Agenda haben.

Im nächstfolgenden Cluster (120 bis 168 Stunden, 3 Cluster) wird dann das
„Blocking“ über Mittel- und Osteuropa dominant. CL 1 (22 Member) und CL 2 (19
Member, zuzüglich Hauptlauf) deuten zum Ende, also zum Freitag hin ein
Übergreifen des Westeuropatroges immerhin auf die Nordsee an, während nach CL 3
(10 Member), ähnlich, wie im gestrigen 00 UTC-Lauf des IFS, der Block dominant
bleibt und sich der Höhentrog über den Britischen Inseln quasi einnistet.

Auch in der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, 3 Cluster) dominiert
das Großwetterlagenregime „Blocking“. CL 1 (24 Member, inklusive Hauptlauf)
deutet aber immerhin die Passage eines flachen Troges über Norddeutschland (und
weiter nördlich) an und lässt entsprechend auch im Bodenfeld eine Kaltfront am
Wochenende das gesamte Vorhersagegebiet südostwärts passieren, mit anschließend
rasch wieder zunehmenden Hochdruckeinfluss.
CL 2 (14 Member) ähnelt dem GFS mit Hochdruckeinfluss „open end“, während CL 3
(13 Member) immerhin die Passage eines kleinen Randtroges zumindest über den
Westen und Nordwesten des Landes andeutet, was eine erhöhte Gewitteraktivität,
aber keinen wirklichen Luftmassenwechsel zur Folge hätte.

FAZIT:
Bis einschließlich Donnerstag steht dem ruhigen Spätsommerwetter eigentlich
nichts im Wege – mal abgesehen von einzelnen Gewittern, hauptsächlich im
Bergland.
Aber auch danach ist kein nachhaltiger Wetterumschwung in Sicht. Zwar deuten der
Hauptlauf, vor allem aber auch einige Member und der Hauptlauf des ICON, die
Passage einer Kaltfront am Freitag und/oder Samstag an. In weiterer Folge soll
sich mit dem persistenten Blocking über Osteuropa rasch wieder Hochdruckeinfluss
aufbauen, wenngleich einige Modelle (GFS) bzw. Member dann die Advektion etwas
feuchterer Luftmassen von Südosten her und somit eine eventuell leicht erhöhte
Gewitteraktivität auf der Agenda haben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

An signifikanten Wettererscheinungen steht – was eigentlich typisch für den
Spätsommer ist – nur wenig auf der Agenda. Am Montag kann es im Südosten mit der
dort sich nur zögernd auflösenden Kaltfront eventuell noch für einzelne markante
Gewitter (Starkregen) reichen.
Bis Donnerstag sind dann quasi an allen Tagen bevorzugt im Bergland einzelne
kräftige Gewitter (Starkregen, Hagel, stürmische Böen, Unwetter aufgrund von
Starkregen möglich) nicht ausgeschlossen, bleiben aber eher die Ausnahme.
Wie sich dann eine eventuelle Kaltfrontpassage am Freitag/Nacht zum Samstag im
Detail abspielt bzw. ob es präfrontal eventuell doch für eine etwas
größräumigere Gewitterlage reicht, steht noch in den Sternen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff