SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.08.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im Norden und Nordwesten unbeständig und „nur“ mäßig warm; im Nordseeumfeld
sowie auf einigen Mittelgebirgsgipfeln (v.a. Brocken) stürmische Böen, am
Freitag vorübergehend auch (schwere) Sturmböen.
Im Rest des Landes überwiegend ruhige Hochdruckrandlage mit vor allem am Freitag
wieder hochsommerlichen Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … steht nach Passage eines durchaus markanten Höhentroges samt
korrespondierender Kaltfront des inzwischen zum Baltikum abgezogenen Teiltiefs
„TABEA II“ (eher „TABEA III“, denn es handelt sich um ein weiteres Wellentief)
erst einmal wieder eine Wetterberuhigung ins Haus. Verantwortlich dafür ist ein
flacher Höhenrücken, der – gestützt durch WLA auf der Vorderseite eines
kräftigen und hochreichenden Zentraltiefs knapp südlich von Island (Kerndruck am
Donnerstag, 06 UTC vorrausichtlich 967 hPa) von der Nordsee her im Laufe der
Nacht auf das Vorhersagegebiet übergreift. Die Kaltfront hat inzwischen auch den
Südosten Bayerns überquert und die Trogachse befindet sich aktuell ebenfalls
bereits knapp östlich des Vorhersagegebietes, so dass auch im Nordosten die
letzten Schauer abklingen und die letzten kurzen Gewitter, soweit überhaupt noch
vorhanden. in Bälde der Vergangenheit angehören sollten.
Während sich postfrontal ein Keil des Azorenhochs vor allem über den Süden und
die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts ausweitet, setzt im Bordwesten im Laufe
der zweiten Nachthälfte aber bereits wieder Druckfall ein. Verantwortlich dafür
ist die Annäherung der mit Überlaufen des Rückens zusehends schwächer werdenden
Warmfront des Zentraltiefs.
Insgesamt fächert der anfangs noch veritable Gradient an der Nordflanke des
vorstoßenden Höhenrückens über dem Norden und Nordosten des Landes aber bereits
aktuell von Westen her deutlich auf und der West- bis Nordwestwind schwächt sich
ab. Am längsten dürfte es an der Ostseeküste noch für steife, exponiert
stürmische Böen (Bft 7 bis 8) geben. Im Nordwesten dreht er mit Annäherung der
Warmfront später auf Südwest zurück und frischt wieder auf, über der offenen
Nordsee morgens mit ersten steifen Böen Bft 7.
Ansonsten steht aber eine wettertechnisch ruhige Nacht ins Haus. Im Norden
bleibt es überwiegend bewölkt – zunächst noch rückseitig des abziehenden Troges,
später macht sich zunehmend WLA-Bewölkung bemerkbar – und vor allem an den
Küsten fällt hier und da noch etwas Regen oder Nieselregen (morgens markante
Inversion in etwa 700 hPa). Auch über die Mitte ziehen im Laufe der Nacht
vorübergehend mal etwas dichtere hohe und mittelhohe Wolkenfelder hinweg. Im
Südwesten und Süden bleibt es hingegen gering bewölkt. Innerhalb der
eingeflossenen maritimen Subpolarluft (T850 hPa zwischen 5 Grad im Norden und 11
Grad an den Alpen) kühlt es vor allem in der Mitte und im Süden auf herbstlich
frische 12 bis 7 Grad ab (in einigen Senken eventuell auch darunter), während es
im Norden und Osten mit 15 bis 10 Grad (an den Küsten etwas darüber) nicht ganz
so frisch wird.

Donnerstag … verabschiedet sich der flache Höhenrücken bereits wieder ins
östliche Mitteleuropa. Aus dem Azorenhochkeil im Bodenfeld etabliert sich eine
eigenständige Hochdruckparzelle („OTTO“) über dem Alpenraum, die nicht allzu
robust aufgestellt ist und sich zudem allmählich ostwärts verlagert, so dass
sich auch über der Südhälfte schwacher Druckfall etabliert. Dennoch beschert sie
weiten Teilen der Mitte und dem Süden Deutschlands einen überwiegend locker bis
gering bewölkten, nach Südwesten zu überwiegend sonnigen Tag. Im Warmsektor des
Zentraltiefs kann sich die Luftmasse nicht nur diabatisch, sondern auch advektiv
erwärmen, die 850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte zwischen 8 Grad
(nahe der schleifenden Kaltfront) im Norden und 15 bis 16 Grad an den Alpen.
Im Norden fällt der Druckfall stärker aus, da sich einerseits das Zentraltief
ohne sich großartig aufzufüllen langsam ostwärts verlagert und andererseits die
Kaltfront bis zum Abend die westliche und mittlere Nordsee überquert hat. In
diese ist übrigens der Ex-Tropensturm „ERNESTO“ bereits am Vortag als frontale
Welle eingebettet gewesen, somit ist ihm keinen großen Einfluss mehr auf den
Wetterablauf in West- und Mitteleuropa beschert.
Mit Annäherung der Front und der damit einhergehenden Gradientverschärfung nimmt
der Südwestwind vor allem im Nordwesten wieder zu mit steifen Böen im
Nordseeumfeld (samt angrenzendem Binnenland) und stürmischen Böen vor allem im
Bereich der Halligen und Nordfriesischen Inseln, auf Helgoland sind auch
Sturmböen möglich. Dazu halten sich im Norden, bis in die Norddeutsche Tiefebene
und auch bis in den Norden von NRW, recht dichte Wolkenfelder, aus denen vor
allem im Nordseeumfeld etwas Regen fällt.
Während es dort mit Höchstwerten zwischen 20 und 23 Grad – im Nordseeumfeld 18
bis 20 Grad – maximal mäßig warm wird, liegen die Höchstwerte sonst zwischen 23
und 27 Grad, im südlichen Oberrheingraben eventuell bis 28 Grad.

In der Nacht zum Freitag kommt das sich nur langsam auffüllende Zentraltief noch
ein kleines Stück Richtung Norwegische See voran, ehe es nach Norden abdreht. An
dessen Südflanke verschärft sich die westsüdwestliche Höhenströmung über West-
und dem nördlichen Mitteleuropa weiter, wobei ein darin eingebetteter markanter
kurzwelliger Randtrog bis Freitagfrüh den Norden Irlands überquert und auf
Schottland übergreift.
Im Bodenfeld gerät die Kaltfront mangels Schubkomponente in etwa über dem
Nordteil der Deutschen Bucht und Dänemark ins Schleifen und kommt kaum weiter
südostwärts voran. Gleichzeitig interagiert der markante Randtrog mit einer
Frontalwelle, die über Irland hinweg ostnordostwärts zieht, zunehmend in den
Bereich des linken Jetausgangs gerät, sich noch etwas vertiefen kann und morgens
als Randtief („URSULA“) in etwa über dem Nordosten Englands aufschlägt.
Somit bleibt es über dem Nordwesten und Norden Deutschlands meist stark bewölkt
bis bedeckt und vor allem nahe der Kaltfront, von Ostfriesland bis nach
Schleswig-Holstein fällt immer wieder etwas Regen, während es sonst höchstens
hier und da etwas nieselt. Dazu schwächt sich der Wind nur vorübergehend ab. Mit
Annäherung des Randtiefs beginnt sich der Gradient später wieder zu verschärfen,
zumal sich auch die über die Alpen bis nach Südosteuropa reichende Hochdruckzone
wieder etwas verstärken kann. Somit gibt es im Nordseeumfeld weiterhin steife
bis stürmische Böen (morgens auf Helgoland und Sylt eventuell auch Sturmböen).
Im Laufe der zweiten Nachthälfte frischt der Wind dann auch in den Gipfellagen
einiger Mittelgebirge auf, insbesondere auf dem Brocken sind morgens Sturmböen
möglich.
In der Mitte und im Osten verläuft die Nacht aufgelockert, im Süden überwiegend
gering bewölkt oder gar wolkenlos. Dort kühlt es nochmals auf 14 bis 8 Grad ab
(in einigen Kamm- und Gipfellagen oberhalb der Inversion bleibt es milder),
während die Minima im Norden und Westen meist zwischen 18 und 14 Grad liegen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … hat sich gegenüber den Ausführungen in der Spätübersicht nichts
Wesentliches geändert.
Unser Randtief „URSULA“ zieht rasch über die mittlere Nordsee ostnordostwärts
und schlägt bereits abends über dem Oslo-Fjord auf, wobei es sich kaum mehr
vertieft. An dessen Südflanke erfasst das Sturmfeld vorübergehend auch das
Nordseeumfeld mit Böen Bft 8 bis 9 aus Südwest, vereinzelte Böen Bft 10 (schwere
Sturmböen) sind auch nach den neuesten Modellsimulationen nach wie vor nicht
ausgeschlossen.
Noch weit landeinwärts, eigentlich in der gesamten Nordwesthälfte bis in die
Leelagen der mittleren Landesteile gibt es steife, in freien und höheren Lagen
vereinzelt auch stürmische Böen, in einigen Gipfellagen Sturm- und auf dem
Brocken schwere Sturmböen.
Bereits zum Abend hin flaut der Wind aber rasch wieder ab, zunächst im
Binnenland, am späteren Abend dann auch an den Küsten.
Die schleifende Kaltfront des Wellentiefs wird über Nordwestdeutschland
quasistationär und bringt dort neben dichterer Bewölkung nur wenig Regen bzw.
einzelne Schauer (für Gewitter reicht die Labilitätsfläche voraussichtlich nicht
hoch genug). Eine eventuelle Wellentiefpassage ab Samstagfrüh wird noch mit
größeren Modelldifferenzen simuliert.
Während sich die Höchstwerte gegenüber dem Vortag unter den dichten Wolken im
Nordwesten kaum ändern (19 bis 24 Grad), wird es bei teils voller Einstrahlung
vor allem im Süden und Südosten bei 15 bis 18 Grad in 850 hPa noch eine Spur
wärmer als am Vortag mit Höchstwerten zwischen 25 und 30, vielleicht 31 Grad.
Auch die Nacht zum Samstag fällt milder aus als die Vornächte mit Minima
zwischen 19 Grad im Westen und Nordwesten sowie in höheren Lagen und 12 Grad in
einigen Tälern der süddeutschen Mittelgebirge.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikanten
Modellunterschiede ableiten.
Nach wie vor gibt es noch kleinere Differenzen bzgl. der Zugbahn und Intensität
des Randtief am Freitag, was geringe Auswirkungen auf die simulierten
Windgeschwindigkeiten hat. Die letzten drei ICON-EU-Läufe unterscheiden sich
aber nur noch wenig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff