S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.08.2024 um 10.30 UTC

Teils ruhiger, teils zu Schauern und Gewitter neigender Wettercharakter, im
Nordseeumfeld windig bis stürmisch, im Süden und Südosten ab Sonntag
Stark-/Dauerregen, zwischenzeitlich sehr warm bis heiß.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.08.2024

Schaut man sich die Wetterlagenklassifikation des IFS genauer an, so startet der
mittelfristige Zeitraum am Donnerstag noch antizyklonalen Strukturen. Dabei ist
die dominierende Wetterlage SWa. Ganze 10 Member weisen eine Brücke über
Mitteleuropa aus. Demnach sollte der Donnerstag noch recht ruhig werden. Im
weiteren Verlauf der Mittelfrist ändert sich die Verteilung aber signifikant.
Mit der Wetterlage Trog Westeuropa kommt ein starker zusätzlicher Player ins
Spiel. Dieser würde wieder eher für einem unbeständigen, zu Schauern und
Gewittern neigenden Wettercharakter stehen. Die Wetterlage SWa hat keine Aktien
mehr, dafür kann die Brücke Mitteleuropa noch an Gewicht zulegen und schließlich
die meisten Member auf sich vereinen. Was dies alles für das Wetter hierzulande
bedeutet, werden wir nun genauer unter die Lupe nehmen.

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Donnerstag ist rund um Island ein
kräftiger Höhentiefkomplex zu verzeichnen. Auf dessen Südflanke werden dabei
wiederholt Kurzwellentröge herumgeführt. Einer dieser Kurzwellentröge nähert
sich von Frankreich an und überquert den Norden Deutschland ab dem Abend bei
reduzierter Amplitude. Bodennah korreliert der Trog mit einem Bodentrog, in
welchem ein teils okkludierter Frontenzug eingebettet ist. Dieser hängt jedoch
zurück und erreicht den äußersten Nordwesten Deutschlands mit etwas Regen wohl
erst im Verlauf der Nacht. Tagsüber ist vorab noch ein schwacher Rücken wirksam,
der ein Hochdruckgebiet über Polen stützt und somit hierzulande nochmals
freundliches Wetter generiert. Interessant ist zudem eine südwärtige
Amplifizierung des Haupttroges über dem Ostatlantik, sodass die Strömung langsam
aufsteilt. Somit gelangt von Süden allmählich auch wärmere Luft ins Land. In 850
hPa ergeben sich Temperaturen zwischen 8 Grad im Nordosten und bis 19 grad an
den Alpen. Der Wind lebt mit Annäherung der Front sowie einer
Gradientverschärfung auf und erreicht im Nordseeumfeld sowie in Gipfellagen
steife bis stürmische Böen.

Am Freitag liegt Deutschland komplett auf der Vorderseite des Langwellentroges
über dem Nordostatlantik und den Britischen Inseln. Bodennah korreliert dabei
ein kräftiger Randtrog westlich von Irland mit einem kleinen Tief über
Nordengland. Ausgehend von diesem zieht sich ebenfalls ein Frontenzug
südwestwärts, der langsam die vorlaufende Front einholt. Aber auch beide
zusammen schaffen es noch nicht auf Deutschland durchgreifend überzugreifen, was
in einer Randtiefbildung zwischen England und Frankreich begründet ist, sodass
die Front stromaufwärts zunächst leicht retrograd wandert. Demnach wird der
Nordwesten zwar von dichten Wollen überzogen, nennenswerter Niederschlag ist
aber noch nicht zu verzeichnen. Der Rücken des Vortages hat sich unter
Verstärkung ostwärts verlagert und liegt nun über dem Balkanraum, Rumänien und
der Ukraine. Bodennah kann aber die großräumige Hochdruckzone noch bis nach
Deutschland reichen und somit vor allem in der Südosthälfte das Wetter noch
beeinflussen. Dennoch kann es im Alpenraum durch orografische Unterstützung und
diabatischen Schub blubbern. Die Folge sind nahezu stationäre Schauer und
Gewitter mit Starkregenpotential. Die Temperaturen in 850 hPa steigen weiter
etwas an und liegen von Nord nach Süd etwa zwischen 10 und 20 Grad. Resultierend
muss im Süden und im Osten mit Sonnenunterstützung erneut mit einem
Hochsommertag mit Werten um oder über 30 Grad gerechnet werden. Der Wind weht
spürbar und an der Nordsee sowie auf den Berggipfeln auch weiter mit steifen bis
stürmischen Böen.

Am Samstag kann sich der Langwellentrog unter Verkürzung der Wellenlänge
deutlich südwärts amplifizieren und reicht nun schon bis auf die Iberische
Halbinsel. Einhergehend kann sich durch WLA auf der Vorderseite der Rücken
ebenfalls aufplustern und das gesamte östliche Europa überdecken. Deutschland
liegt zwischen den Stühlen in einer zunehmend kräftigen südwestlichen
Grundströmung. Mit dieser kann weiter sehr warme Luft das Land erreichen und
sich nordwärts ausbreiten. Entsprechend werden in 850 hPa nun schon 12 bis 21
Grad erwartet. Durch die südwärtige Amplifizierung verspürt auch der Frontenzug
zunähst kaum eine östwärtige Verlagerung, sodass dieser tagsüber anfangs weiter
über der Nordsee, Benelux und Nordfrankreich verharrt und erst ab dem Nachmittag
auf Deutschland übergreift. Getriggert durch PVA und diabatischen Prozessen
besteht aber auch vor der Front schon das Potential für teils kräftige Schauer
und Gewitter mit Starkregen, Unwetter möglich. In der Nacht überquert
schließlich der Frontenzug das Land und liegt am Morgen etwa vom Südwesten bis
zur Oder. Der Wind frischt auf und erreicht auch abseits von Gewittern starke
bis steife, an der See und in Hochlagen auch stürmische Böen.

Am Sonntag liegt Deutschland nach den neusten Berechnungen des IFS weiter auf
der Vorderseite des Haupttroges, dessen Achse von England über Westfrankreich
bis nach Spanien reicht. Gleichzeitig sind aber in er dominierenden
Südwestströmung kurzwellige Anteile eingelagert. Bodennah ist der zu einem
Kurzwellentrog gehörende Bodentrog schon nordwärts bis zum Baltikum gewandert.
Die Kaltfront erreicht nun den Alpenraum und beginnt dort zu schleifen.
Resultierend würden von den Alpen bis zur Oder und Neiße sowie Ostbayern länger
anhaltende und kräftige, teils gewittrige Regenfälle auf der Agenda stehen.
Ansonsten kann sich schon wieder das Azorenhoch vom Atlantik breit machen und
potentiellen Hebungsantrieben die Kraft nehmen. Zudem fließt hinter der
Kaltfront deutlich stabilere und kühlere Luft ein, sodass die Temperaturen in
850 hPa nur noch zwischen 5 und 14 Grad liegen. Dennoch reichen im Nordseeumfeld
die vertikalen Umlagerungen aus, um einzelne Schauer zu induzieren. Der Wind
lässt etwas nach und erreicht nur noch an der See sowie einzelnen Gipfellagen
steife bis einzelne stürmische Böen.

Auch am Montag will der Frontenzug im Südosten noch nicht weichen. Grund ist
eine Tiefentwicklung im Golf von Genua, die den Frontenzug quasi stationär hält.
Entsprechen sind von den Alpen bis zur Neiße weiter teils kräftige und länger
anhaltende Regenfälle möglich. Ansonsten kann der an Wellenlänge und Amplitude
eingebüßte Trog auf Deutschland übergreifen, wird aber von einem ausgeprägten
Höhenhoch über Ostpolen und Weißrussland geblockt. Der Hebungsantrieb reicht
aber aus die Front nochmals zu intensivieren, aufzunehmen und nordwärts zu
verlagern. Resultierend schieben sich auch die kräftigen, teils gewittrigen
Niederschläge zunehmend nach Ostdeutschland. Trogbasiert sind zudem im
Nordseeumfeld weitere Schauer zu verzeichnen. Vom Westen in den Nordosten bleibt
es dagegen weitgehend trocken. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen sich zwischen
5 und 11, direkt an den Alpen bis 14 Grad. Der Wind weht nur noch im
Nordseeumfeld in Böen stark.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der großskaligen Geopotential- und Luftdruckstrukturen sind
grundsätzlich als gut anzusehen. Allenfalls im Details ergeben sich zwischen den
letzten IFS-Läufen geringe Abweichungen.
Am Donnerstag weisen die neusten beiden Läufe im Vergleich zum gestrigen
00-UTC-Lauf nur über dem östliche Europa einen weniger stark amplifizierten Trog
auf, was jedoch auf das Wetter hierzulande keinen Einfluss hat.
Am Freitag und Samstag ist bezüglich der neusten beiden Läufe zum gestrigen
00-UTC-Lauf beim Langwellentrog über Nordwest- und Westeuropa ein geringer
Phasenunterschied zu erkennen. Demnach verlagert sich dieser beim gestrigen
00-UTC-Lauf etwas rascher ostwärts, sodass auch die korrelierende bodennahe
Front den neusten Vorgaben etwas vorauseilt. Die neusten Berechnungen sehen
entsprechend ein langsameres Übergreifen der Kaltfront ab etwa
Samstagnachmittag. Inwieweit sich vor der Front, eingebettet in eine schwache
Tiefdruckrinne, eine Konvergenzlinie bildet, ist derzeit noch recht unsicher.
Zudem hatte der gestrige 00-UTC-Lauf über der Ukraine ein Höhentief im Programm,
was die neuen Läufe nicht simulieren.
Am Sonntag zeigen die neusten beiden Berechnungen weiter vergleichbare Felder.
Dabei bleib Deutschland noch auf der Trogvorderseite, während sich bodennah aber
schon hoher Luftdruck vom Ostatlantik bis nach Deutschland ausbreitet.
Resultierend sind im Südwesten und Süden eher konvektive Niederschläge im
Programm. Der gestrige 00-UTC-Lauf ließ den Trog am Sonntag schon durchschwenken
und zeigte an den Alpen eine schleifende Kaltfront mit teils kräftigen
Regenfällen.
Ab Montag nehmen die Unterschiede weiter zu, sodass die Konsistenz kaum noch
vorhanden ist. Für das Wetter hierzulande wäre jedoch ein Kurzwellentrog
bestimmend, der von den vergangenen Läufen übereinstimmend, aber mehr oder
weniger stark amplifiziert gezeigt wird. Da der neuste Lauf ein blockierendes
Höhenhoch über Osteuropa ausbildet und den Trog mit der größten Amplitude
versieht, sind hierzulande nach den neusten Berechnungen eher kräftige
Niederschläge möglich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle simulieren die großskalige Geopotential- und
Luftdruckverteilung vergleichbar. Bis Sonntag sind mit Fokus auf Mitteleuropa
kaum nennenswert Abweichungen zu verzeichnen. Das UK10 amplifiziert den Trog ab
Freitag stärker und es treten geringe Unterschiede bei der
Verlagerungsgeschwindigkeit des Troges sowie auch der bodennahen Kaltfront auf.
Demnach ist das GFS etwas schneller als die anderen Modelle unterwegs. Ab Montag
nehmen die Unterschiede deutlich zu. Vor allem das UK10 zeigt die intensivste
Entwicklung bei der auch im Norden ausreichend Hebung für Schauer und Gewitter
vorhanden sind. Den Schwerpunkt der kräftigen und länger anhaltenden
Niederschläge weisen aber alle im Süden und Südosten auf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums am Donnerstag bei einem geringem Spread der Temperatur
in 850 hPa und des Geopotentials in 500 hPa ein hohe Vorhersagegüte. Während
beim Geopotential der Spread auch am Freitag noch vergleichsweise gering bleibt
spreizt sich dieser bei der Temperatur langsam. Vor allem am Samstag und Sonntag
wird der Kaltfrontdurchgang von den Membern abweichend gezeigt, sodass der
ENS-Raum größer aufgespannt ist. Das Geopotential spreizt sich ab Samstag stetig
auf, wobei vor allem zu tieferem Geopotential einzelne Ausreißer den Spread
deutlich erhöhen. Abgesehen von dem Zeitpunkt des Kaltfrontdurchgangs ist aber
auch aufgrund eines gut ausgeprägten Bereich großer Auftrittswahrscheinlichkeit
derzeit von einer ordentlichen Vorhersagegüte auszugehen.

Die Einordnung der IFS-EPS-Läufe in verschiede Grundmuster liefert im Zeitraum
von +72 bis +96h vier Lösungen, die allesamt komplett dem Schema einer positiven
NAO zugeordnet sind. Grundsätzlich sind im betrachteten Zeitraum die
Abweichungen gering. Einfluss auf die Verlagerungsgeschwindigkeit des Troges hat
auch der vorderseitige Rücken, der etwas unterschiedlich in der Intensität und
Lage abgebildet wird. Das erste Cluster mit Haupt- und Kontrolllauf präsentiert
zunächst eine typische Brücke Mitteleuropa. Die anderen Cluster weisen schon
einen stärker nach Süden amplifizierten Trog auf, was wiederum einen stärkeren
Rücken über dem östlichen Mitteleuropa induziert.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden nur noch drei Grundmuster benötigt, um
alle Unsicherheiten des EPS-Raums ausreichend zu beschreiben. Alle Cluster
werden dabei weiter dem Schema einer positiven NAO zugeordnet. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich ebenfalls weiter im ersten Cluster. Die Unterschiede
zwischen den Lösungen beziehen sich auf den Trog und dessen Amplifizierung nach
Süden. Die zweite Lösung weist dabei die stärkste Amplitude und resultierend
auch den stärkten Rücken auf der Vorderseite auf. Gefolgt wird diese Lösung von
Cluster 1, wo die Achse jedoch etwas zurückhängt. Die geringste Amplitude ist in
Cluster 3 zu finden. Desto geringer die Amplitude desto stärker kann sich schon
das Azorenhoch ostwärts ausbreiten. Auffällig ist zudem, dass die erste Lösung
die schwächste Tiefdruckrinne aufweist. Cluster 2 und 3 sind diesbezüglich
intensiver unterwegs, was wiederum auch Einfluss auf potentielle Gewitter sowie
di Niederschlagsintensität hat.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h werden nur noch drei Cluster
gebraucht, um de Unterschiede im EPS-Raum zu erklären. Dabei verbleibt nur noch
die dritte Lösung im Schema einer positiven NAO. Das erste Cluster zeigt
komplett ein blockierendes Schema und das zweite Cluster wechselt rasch von der
pos. NAO zum Blocking. Haupt- und Kontrolllauf stützen das Blocking in Cluster

  1. Cluster 1 und 3 haben ein Cut-Off Tief bei Sizilien im Programm, Cluster 2
    allenfalls einen Trog über dem östlichen Mittelmeerraum. Auch die potentiellen
    Randtröge werden bei den Clustern in Phase und Intensität verschieden
    abgebildet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt für Donnerstag über der Nordsee und am Freitag im äußersten
Nordwesten sowie im Nordseeumfeld etwas überdurchschnittliche
Windgeschwindigkeiten. Die Windspitzen am Donnerstag an der Nordsee werden von
der Probabilistik mit Wahrscheinlichkeiten von 15 bis 70% für stürmische Böen
oder Sturmböen auf den Inseln sowie in Nordfriesland gestützt. Für Freitag weist
die Probabilistik auf den Nordseeinseln und der direkten Küste 10 bis 40%, am
Samstag 5 bis 20% für stürmische Böen oder Sturmböen aus.

Des Weiteren zeigt der EFI am Freitag und Samstag in der Südosthälfte des Landes
im Vergleich zum Modellklima etwas überdurchschnittliche Temperaturen.

Beim Niederschlag wird es ab Sonntag spannend, wenn sich die Kaltfront quasi
stationär über den Süden und Südosten legen soll. Das IFS-EPS weist im
24h-Zeitraum Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 25% für Mengen über 30 l/qm und 2
bis 6% für Mengen über 50 l/qm aus. Die det. Läufe des IFS, UK10 und des ICON
zeigen regional übereinstimmend 30 bis 50 l/qm/24h. Bei Betrachtung des
48h-Zeitraums von Sonntagmorgen bis Dienstagmorgen ergeben sich 5 bis 40% für
Mengen über 40 l/qm und 2 bis 15% für Mengen über 60 l/qm. In Verbindung mit
Gewittern können am Samstag und Sonntag 15 bis 25 l/qm pro Stunde auftreten,
lokal sind auch Mengen bis 40 l/qm/h möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, anfangs auch det. IFS/ICON, TT auch MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel